Pfarrkirche Sankt Gilgen

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Pfarrkirche hl. Ägydius (2008)

Die Pfarrkirche Sankt Gilgen steht in der Gemeinde Sankt Gilgen im Bezirk Salzburg-Umgebung im Land Salzburg. Die römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum Dekanat Thalgau in der Erzdiözese Salzburg. Das Patrozinium wird am 1. September, zu Ägidi, am Gedenktag an den hl. Ägidius, begangen.[1] Die Kirche liegt im Osten des Ortskernes am Rand des zum Ufer des Wolfgangsees auf abfallenden Geländes. Sie steht unter Denkmalschutzf3. Die Kirche ist von einem ummauerten Friedhof umgeben.

Geschichte

Urkundlich wird 1376 in St. Gilgen eine Kirche genannt. Im 15. Jahrhundert wurde die Kirche erneuert. Der heutige Bau wurde 1767 begonnen und 1769 geweiht. 1856 wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben. Renovierungen erfolgten 1850 und 1899/1901, Außenrestaurierungen 1926 und 1957, Innenrestaurierungen 1953 und 1967/69.

Architektur

Die Kirche hat ein spätbarockes Kirchenschiff und einen gotischen Westturm, welcher barock erhöht wurde.

Der gotische Westturm aus dem 14. Jahrhundert hat im ehemaligen Schallgeschoß gekuppelte, rundbogige Säulchenarkaden. Die Turmerhöhung baut auf ein barockes Gesims auf, darüber einen Achteckaufbau aus 1705 mit rundbogigen Schallfenstern und einem Doppelzwiebelhelm aus 1728. Im 15. Jahrhundert (Gotik) wurde dem Turm eine quadratische Vorhalle mit einem Walmdach vorgestellt. Sie ist zu den Seiten mit profilierten Spitzbogenarkaden geöffnet. Die Vorhalle mit einer flachbogigen Sitznische hat ein Sternrippengewölbe über durchgängigen Schildbögen und Ecksäulchen. In der Wand zum Turm steht die Jahresangabe 1425. Das abgefaste Spitzbogenportal des Turmes ist vermutlich älter als die Vorhalle. Ebendort ist auch eine rotmarmorne Inschriftgrabplatte mit der Jahresangabe 1585/1587.

Im südlichen Zwickel der Kirche steht die Fürstengruftkapelle über dem ehemaligen Beinhaus (Karner). 1879 wurde die Kapelle als Grabstätte der Fürsten Wrede vom Schloss Hüttenstein erneuert. Die kleine Kapelle mit Fassadenschopfwalm und Rundbogen- und Kreisöffnungen hat ein Tonnengewölbe. Die Kapelle hat ein Wimpergaltärchen von 1846 und eine Christusstatue, die 1884 aus der ehemaligen Schlosskapelle Hüttenstein hierher übertragen worden ist, und einen rotmarmornen Grabstein mit der Jahreszahl 1492.

Das Langhaus, von 1767 bis 1769 erbaut, ist außen schlicht gestaltet. Der wenig eingezogene Chor hat einen flachrunden Chorschluss mit Traufkehlen und seitlichen Wellenbogenfenstern. Im Süden am Chor ist ein zweigeschoßiger Anbau mit Sakristei und Oratorium.

Die gotische Turmhalle ist mit einem Kreuzrippengewölbe ausgestattet. Der breite Saalraum hat eine gedrückte Tonnenüberwölbung über einem einheitlichen umlaufenden Gesims und an den Wänden eine Pilastergliederung. Der flachbogige Triumphbogen ist gering eingezogen. Im Westen ist eine Doppelempore als Flachdecken mit toskanischen Säulen bzw. Pfeilerstützen. Die obere Empore wurde 1911/1912 erweitert. Die vorschwingenden Brüstungen der Emporen haben Stuckrahmenfelder.

Die Deckenmalerei in Stuckfeldern geht wahrscheinlich auf eine Ausmalung des Malers Joseph Beer (1770) zurück und wurde 1899/1900 mit der Aufnahme des hl. Ägydius in den Himmel und Bergpredigt vom Maler Josef Gold übermalt und 1954 und 1967 erneuert.

Ausstattung

Pfarrkirche hl. Ägydius: Innenraum

Die Kirche hat eine spätbarocke Ausstattung mit marmoriertem Holz. Der Hochaltar aus 1768 wurde 1850 und 1900 renoviert und 1969 restauriert und füllt mit Säulenretabeln mit offenen Seitachsen unter Volutenauszügen den breiten Chorschluss aus. Er zeigt das Altarblatt Predigt des hl. Ägydius und trägt die Seitenfiguren der hll. Wolfgang und Nikolaus, wahrscheinlich vom Bildhauer Simeon Frieß. Das Medaillon Dreifaltigkeit im Auszug ist vom Vorgängeraltar aus 1695. Die Seitenaltäre zeigen Altarblätter in der Nachfolge von Paul Troger. Der linke Seitenaltar zeigt die Anbetung der Hirten und trägt die Seitenfiguren der hll. Katharina und Klara und zeigt im Auszugsbild Gottvater und hat einen barockisierenden Tabernakel. Der rechte Seitenaltar zeigt die Anbetung der Könige und trägt die Seitenfiguren der hll. Georg und Florian und zeigt im Auszugsbild den hl. Veit.

Die Kanzel hat einen geschwungenen Korb mit Sitzfiguren der Evangelisten. Es gibt eine barocke Schnitzfigur Maria mit Kind aus der Werkstatt Meinrad Guggenbichler um 1705. Die Kreuzigungsgruppe hat ein Kruzifix stilistisch um 1700, mit der Figur hl. Maria um 1760/1770 hinzugefügt, mit der Figur hl. Johannes Evangelist 1903 vom Bildhauer Johann Piger angeglichen. Es gibt einen Schmerzensmann aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, die hll. Rochus und Sebastian aus dem 2. und 3. Viertel des 17. Jahrhunderts. An der Emporenbrüstung ist eine Sitzfigur des hl. Johannes Nepomuk um 1768 zwischen Szenen aus seinem Leben. Von der Falkensteinkirche sind die Statuetten hll. Rupert und Virgil aus dem 2. Viertel des 17. Jahrhunderts in Verwahrung. Es gibt Statuetten von Kirchenvätern und Bischöfen und der hll. Virgil, Rupert und Simeon um 1768 vom ehemaligen Tabernakel. Im Diözesanmuseum Salzburg sind salzburgische Schnitzfiguren der hll. Maria und Johannes Evangelist von einer Kreuzigung aus dem 4. Viertel des 15. Jahrhunderts. Es gibt ein Ölbild hl. Maria und die Nothelfer aus dem 18. Jahrhundert. Ein Mariahilfbild aus dem 19. Jahrhundert.

Der polygonale Taufstein auf einem Kelchfuß aus dem 15. Jahrhundert ist aus Rotmarmor. Ein beschlagener Opferstock ist mit 1690 bezeichnet. Neben barocken Inschriftgrabstein aus dem 18. Jahrhundert gibt es ein klassizistisches Marmorgrabmal zu Berchtold zu Sonnenburg mit 1801.

Orgel

Rieger-Orgel von 1991

Der Mittelteil des Gehäuses der Orgel stammt von Ludwig Mooser, der 1841 eine neue Orgel errichtet hatte. Diese wurde 1913 von Hans Mertel durch zwei Seitenfelder erweitert.[2] 1937/1938 baute die Firma Dreher und Flamm ein neues Werk ein. Im Jahr 1991 schuf die Firma Rieger eine dreimanualige Orgel, wobei die obere Empore entfernt, und das Orgelgehäuse nach unten gestreckt wurde.[3] Zudem erhielt sie ein Rückpositiv. Das Instrument hat 31 Register auf drei Manualwerken und Pedal.[4]

I Hauptwerk C–g3
1. Bordun 16′
2. Principal 8′
3. Spitzflöte 8′
4. Octav 4′
5. Nachthorn 4′
6. Doublette 2′
7. Mixtur IV 11/3
8. Cornet V 8′
9. Trompete 8′
II Rückpositiv C–g3
10. Gedackt 8′
11. Principal 4′
12. Rohrflöte 4′
13. Nazard 22/3
14. Blockflöte 2′
15. Terz 13/5
16. Larigot 11/3
17. Scharff III 1′
18. Krummhorn 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
19. Holzflöte 8′
20. Gamba 8′
21. Voix céleste 8′
22. Flute octaviante 4′
23. Violine 4′
24. Cornet III
25. Trompette harmonique 8′
26. Basson-hautbois 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
27. Subbaß 16′
28. Principal 8′
29. Bourdon 8′
30. Choralbaß 4′
31. Fagott 16′
  • Koppeln: 6 Normalkoppeln

Glocken

Am 2. März 2008 weihte Erzabt Edmund Wagenhofer fünf neuen Bronze-Glocken, welche in der Glockengießerei Maria Laach gegossen worden waren und nun die unvorteilhaft klingenden Stahlglocken aus dem Jahre 1921 ersetzen.[5]

Literatur

  • Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Salzburg 1986. St. Gilgen, Pfarrkirche hl. Ägydius, S. 347-349.

Einzelnachweise

  1. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 279.
  2. Roman Schmeißner: Die Geschichte der Orgelkunst am Beispiel des Dekanats Thalgau. Diplomarbeit Pädagogische Hochschule Salzburg 1982, S. 48.
  3. Pfarrkirche zum Hl. Ägidius kirchen.net, Pfarrverband Salzkammergut, Leopold Ziller
  4. Zur Disposition
  5. Reinhard Gattinger: Fünf neue Glocken rufen in St. Gilgen zum Gebet Rupertus Blatt, ohne Datumsangabe, abgerufen 11. November 2014

Koordinaten: 47° 46′ 0,3″ N, 13° 21′ 56,9″ O