Powwow

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Grand Entry des Omaha-Powwows 1983

Ein Powwow (auch Pow-Wow oder Pow Wow) ist ein Treffen nordamerikanischer Indianer (oder auch von Indianern mit Nicht-Indianern), um gemeinsam zu tanzen, zu singen, Kontakte zu knüpfen und die indianischen Kulturen zu ehren.[1]

Etymologie

Der Begriff „Powwow“ stammt aus der Narragansett-Sprache, bedeutet spiritueller Führer des Krieges und bezeichnet den Medizinmann. Es wird in manchen Algonkin-Sprache als Ratsversammlung übersetzt. Spätestens im 18. Jahrhundert wurde der Begriff von englisch- und deutschsprachigen Kolonisten übernommen.

Geschichte

Powwow-Tänzer fangen früh an

Die Vorläufer der Powwows entstanden um 1850 bei den Ponca und Omaha als öffentliche Veranstaltungen von Kriegergesellschaften. Der Zweck dieser Veranstaltungen lag u. a. in der Stärkung der Gemeinschaft in psychischer und sozialer Hinsicht. Dies geschah durch die Entwicklung einer eigenen Identität der Gesellschaft in allen Bereichen des traditionellen Lebens und dem bewussten Umgang damit. Nach innen schuf man sich eigene Grundsätze, die man bei bestimmten Anlässen in der Öffentlichkeit demonstrierte. Deshalb wiesen diese Veranstaltungen militärische, religiöse, soziale, wirtschaftliche, rechtliche, didaktische, kulinarische, künstlerische, unterhaltende und andere traditionelle Aspekte auf, die genau auf die betreffende Kriegergesellschaft zugeschnitten waren. Es waren also typische Volksfeste. Verschiedene Kriegergesellschaften anderer Völker übernahmen im Laufe der Zeit diese Bräuche und verbanden sie mit ihren eigenen Bräuchen. Auf diese Weise verbreiteten sich die Powwow-Vorläufer im 19. Jahrhundert über die mittleren, nördlichen und südlichen Plains und Prärien u. a. zu den (Lakota, Cheyenne, Absarokee (Crow) und Blackfoot). Als diese Völker gezwungen wurden, in Reservaten zu leben, verloren die Kriegergesellschaften ihre Bedeutung. Die alten Bestandteile des Volksfestes wurden jedoch beibehalten und weiterentwickelt. Dabei wurden sie in einigen Teilen vereinfacht und in anderen komplexer. Seit der Reservatszeit ist es irrelevant, ob die Powwowleute Mitglieder einer Kriegergesellschaft sind, von welchem Volk sie stammen, aus welchem Naturraum oder aus welchem Erdteil sie kommen. Entscheidend ist nur noch die Zugehörigkeit oder Anerkennung irgendeiner Stammeskultur. Die Nachfolger der Mitglieder der Kriegergesellschaften sind seit dem Ersten Weltkrieg die Kriegsveteranen. Dadurch lebten viele alte Traditionen in den 20er Jahren wieder auf. Die Aspekte Sport und Spiel kamen hinzu.

Im 20. Jahrhundert verbreitete sich die Powwowkultur über ganz Nordamerika und fand auch in Europa ihre Anhänger. Unter anderem in England, Deutschland, Dänemark, Polen und Tschechien finden diese Feste seit mehreren Jahrzehnten statt.[2] Europäische Powwows werden auch von hier lebenden Natives besucht, aber die große Mehrheit der Teilnehmer sind Europäer. In Deutschland finden auch regelmäßig Powwows der hier stationierten amerikanisch-indianischen Soldaten statt. Die Teilnahme von nicht-indianischen Living-History-Darstellern, die in ihrer Freizeit das Leben der früheren Indianer nachspielen („Hobbyisten“ genannt), wird bei diesen Powwows nicht gern gesehen.[3]

Zweck und Bedeutung

Powwows sind heute der in der Öffentlichkeit deutlichste Ausdruck der nordamerikanischen Indianerkulturen. Die Teilnehmer präsentieren hier stolz ihre Stammeszugehörigkeit und erneuern bei jeder dieser Veranstaltungen ihr Selbstverständnis als „Native Americans“. Demnach sind Powwows soziologisch betrachtet weit mehr als nur indianische Volksfeste. Der Zweck eines Powwows besteht darin, den gemeinschaftlichen Geist zu stärken und die Zugehörigkeit zu einer indianischen Kultur aktiv zu leben. Das geschieht durch Stärkung von Körper, Seele und Geist. Für ein gutes Leben ist es den Powwowleuten wichtig, bewusst die Traditionen zu pflegen. Auf den Powwows geschieht das beispielsweise durch Trachten, Abzeichen, Regalia, Symbole, Tänze, Rituale, Rechtsakte, Zeremonien, Ehrungen, Speisen, Sprache(n), Lieder, Gebete, Geschichten, Anekdoten, Witze, Kunst, Spiele, Sport usw. Außerdem wurde geraucht um den Mächten ein Opfer zu bringen oder diese einzuladen. Powwows sind heute in erster Linie ein komprimiertes Abbild der traditionellen Lebensweise der Ureinwohner der nordamerikanischen Plains und Prärien. Die gemeinsame Teilnahme von Angehörigen sehr unterschiedlicher Stammeskulturen führt trotz der Pflege der jeweiligen Eigenheiten zu einer Vermischung der unterschiedlichen kulturellen Elemente und fördert so das Entstehen einer gemeinsamen indianischen Kultur mit einem Schwerpunkt auf den Plainskulturen. Auch die Tatsache, dass sich bei Powwows häufig „multikulturelle“ Liebespaare finden, bestätigt diesen Trend. Ein anderer Grund für Powwows war das Finden eines Kompromisses für ein Problem, auch für ein Friedensangebot zwischen verschiedenen Parteien.

Bestandteile

Powwow-Vorführung im Naturkundemuseum Münster

Ein Powwow kann wenige Stunden bis mehrere Tage dauern. Ein Powwowtag beginnt mit dem offiziellen Weckruf eines Ausrufers bei Sonnenaufgang und endet häufig mit den inoffiziellen nächtlichen Privatparties am Morgen nach dem letzten Veranstaltungstag. Dazwischen kann eine Vielzahl von Einzelevents stattfinden. Dabei unterscheidet man zwischen Veranstaltung in der Tanzarena, Veranstaltungen außerhalb der Tanzarena und Veranstaltungen die inner- und außerhalb der Tanzarena stattfinden. Jede Veranstaltung folgt dabei einem bestimmten Ablauf. Ein Bestandteil eines Powwows ist in der Regel eine Musik- und Tanzveranstaltung. Da sich bei Powwows oftmals mehrere tausend Teilnehmer treffen, muss es rechtzeitig geplant werden. Dies organisiert das Powwow Committee, indem es u. a. Sponsoren sucht, Werbung macht, Künstler bucht und zahlreiche Helfer wirbt. Beim Termin spielen der Arena Direktor und der Master of Cermonies wichtige Rollen. Die Zeremonie des Einzuges, mit der jedes authentische Powwow beginnt, gilt vielen Indianern als heilig, so dass es oft nicht gestattet ist, dabei zu filmen. Bei diesem Einzug laufen ein Geistlicher, die Flaggenträger (meist Kriegsveteranen) und die Tänzer bei der Musik der Trommelgruppe in die Arena ein. Anschließend erfolgt die Ehrung der Veteranen, gefolgt von den verschiedenen Tänzen.[1]

Kategorien

Es gibt verschiedene Arten von Tänzen mit verschiedenen Trachten und Regalia. Jeder Tanz hat seine eigenen festen Regeln, eigene Schrittfolgen, Tempi, Takte und seine eigene Entstehungsgeschichte. Allen gemeinsam ist ein 5er Rhythmus mit der Betonung auf der Eins, der „Takt des Herzens“.[1] Diese verschiedenen Tanzarten können vom Veranstalter zu Kategorien zusammengefasst werden. Diese Einteilung kann von Tradition zu Tradition unterschiedlich sein. Hier eine einfache Einteilung der Kategorien als Beispiel:

  • Traditioneller Tanz der Männer (Men’s Traditional)
  • Traditioneller Tanz der Frauen (Women’s Traditional)
  • Grastanz der Männer (Men’s Grass Dance)
  • Glöckchenkleidtanz der Frauen (Women’s Jingle Dress Dance)
  • Fancy-Federtanz der Männer (Men’s Fancy Feather Dance)
  • Fancy-Schaltanz der Frauen (Women’s Fancy Shawl Dance)
  • Hoop-Tanz (Reifentanz mit bis zu 30 Reifen je Akteur)

Musik

Die Musik wird live von Gruppen vorgetragen. Die Mitglieder einer Gruppe von vier bis zu zehn Personen schlagen gemeinsam auf eine spezielle große Trommel, die flach über der Erde aufgehängt ist und singen dazu traditionelle Lieder. Viele Trommelgruppen bestehen aus Verwandten. Die Trommel selbst hat bei traditionellen Powwows den Status einer geehrten Person und befindet sich im Zentrum der Veranstaltung. Der „Keeper of the drum“ oder auch „Lead Singer“ gibt durch Gesten und Gesang das Tempo und die Lautstärke vor. Während der Zeremonien und Tänze dürfen die Trommler die Trommel nicht verlassen. Es gibt sehr viele verschiedene Powwowlieder mit speziellen Texten und Rhythmen für unterschiedliche Gelegenheiten. Jeden Tag werden neue Lieder komponiert. Innerhalb einer Musik- und Tanzveranstaltung auf einem Powwow kann es Wettbewerbe geben. Sowohl die besten Musiker als auch Tänzer werden prämiert. Etliche Indianer leben ausschließlich von solchen Powwow-Prämien. Manche Trommelgruppen erlangen in der Szene große Berühmtheit, wie z. B. die „Blacklodge Singers“, „Lakota Thunder“ oder „Black Bear Singers“. Sie wurden bereits mit verschiedenen Preisen geehrt (u. a. dem „Native American Music Grammy“) und haben etliche CDs verkauft.[1] Die meisten indianischen Musiker verstehen sich als Hüter der Stammesmusik, die mit ihrer Musik das Andenken an die großen Stammesmitglieder und an die alten Traditionen bewahren möchten (siehe z. B. Jerry Alfred).

Men’s Traditional in Last Chance Community beim Pow Wow 2007, Helena, Montana

Einzelnachweise

  1. a b c d Artikel "Die Trommeln der Powwows", in Coyote Nr. 84 / Winter 2009. Zeitschrift der AGIM
  2. Informationen und Termine über Powwows in Deutschland
  3. Stellungnahme der Native American Association of Germany e.V.

Weblinks

Commons: Pow Wows – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien