Reisquecke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. September 2015 um 16:45 Uhr durch Seysi (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Reisquecke

Reisquecke (Leersia oryzoides) im Botanischen Garten von Frankfurt am Main

Systematik
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Ehrhartoideae
Tribus: Oryzeae
Gattung: Leersia
Art: Reisquecke
Wissenschaftlicher Name
Leersia oryzoides
(L.) Sw.

Die Reisquecke[1] (Leersia oryzoides) ist eine Art aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Weitere deutsche Namen sind Reisgras[2], Europa-Reisquecke[3], Queckenreis[3] und Wilder Reis[2]. Das Verbreitungsgebiet liegt in Europa, Asien, Afrika, Nordamerika und Asien. Es ähnelt der Reispflanze und man findet es häufig als Unkraut in Reisfeldern.

Beschreibung

Illustration[4]

Die Reisquecke ist ein ausdauerndes und lockere Rasen bildendes Süßgras, das 10 bis 20 Zentimeter lange, unterirdische, schuppenblättrige Ausläufer bildet. Die Erneuerungssprosse wachsen außerhalb der untersten Blattscheiden empor. Die Halme sind 30 bis 100 Zentimeter hoch und verzweigt. Die Internodien sind kahl, die Knoten kurz behaart. Die Blattscheiden sind sehr rau. Das Blatthäutchen ist ein 1 bis 1,5 Millimeter langer, häutiger Saum. Die Blattspreite ist hellgrün, flach ausgebreitet, 12 bis 30 Zentimeter lang und 4 bis 8, manchmal bis 10 Millimeter breit. Der Blattrand ist sehr rau und schneidend, im unteren Drittel der Spreite sind die Stachelhaare zur Basis gerichtet, im oberen zur Spitze hin.[2][1]

Der Blütenstand ist eine 12 bis 20 Zentimeter lange und 6 bis 14 Zentimeter breite, locker ausgebreitete Rispe. Sie tritt in Mitteleuropa jedoch nur in den wärmsten Jahren ganz aus der obersten, aufgeblasenen Blattscheide heraus. Die Ährchen sind einblütig, oval, 4 bis 5 Millimeter lang, 1,5 bis 2 Millimeter breit und seitlich etwas zusammengedrückt. Sie blühen meist mit geschlossenen Spelzen und fallen zur Reifezeit meist als ganzes ab. Die Hüllspelzen sind verkümmert. Die Deckspelze ist fünfnervig, 4 bis 5 Millimeter lang, kurz bewimpert und unbegrannt. Die Nerven sind lang steifhaarig. Die Vorspelze ist dreinervig, 4 bis 5 Millimeter lang und über dem Mittelnerv steifhaarig. Je Blüte werden zwei Schwellkörper gebildet. Die drei Staubbeutel der geöffnet blühenden Ährchen sind 1,5 bis 1,8 Millimeter lang, die der geschlossen bleibenden 0,5 bis 0,8 Millimeter. Die Frucht ist 3 Millimeter lang und 1 Millimeter breit und seitlich stark zusammengedrückt. Die Reisquecke blüht von August bis Oktober.[1][2][5]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n=48.[2]

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet reicht von Makaronesien, über Europa, Sibirien und Mittelasien bis nach China (Vorkommen in den Provinzen Fujian, Hainan, Heilongjiang, Hunan und Xinjiang[6]), Ostasien und Indien. Man findet sie in Australien und Neuseeland, und von Kanada über die Vereinigten Staaten bis Mexiko.[5] In Mitteleuropa kommt sie zerstreut vom Tiefland bis in 1000 Metern Höhe vor. Sie wächst in Sumpfgräben und an Ufern meist unter Schilf. Man findet sie häufig entlang der Zugstraßen von Wasservögeln. Sie ist wärme- und stickstoffliebend.[1]

In Österreich ist sie selten bis sehr selten und fehlt in Osttirol gänzlich. Sie gilt als gefährdet, in den westlichen Bundesländern als stark gefährdet.[3]

In Deutschland ist die Art ebenfalls nur sehr zerstreut bis selten zu finden. Die Bestände nehmen durch die Trockenlegung von Sumpfflächen ständig ab. Die nördliche Grenze des Verbreitungsgebiets liegt in Schleswig-Holstein, an der Ostseeküste kommt sie nach Osten bis Stettin vor.[2]

Systematik und Forschungsgeschichte

Die Reisquecke (Leersia oryzoides) ist eine Art aus der Gattung Leersia in der Familie der Süßgräser (Poaceae), dort wird sie der Unterfamilie Ehrhartoideae und Tribus Oryzeae zugeordnet.[7] Die Art wurde 1753 von Carl von Linné im Species Plantarum als Phalaris oryzoides (Basionym) erstbeschrieben und damit den Glanzgräsern (Phalaris) zugeordnet.[8] Olof Peter Swartz stellte sie 1788 in die neu aufgestellte Gattung Leersia.[9] Der Gattungsname Leersia erinnert an den deutschen Apotheker und Botaniker Johann Daniel Leers (1727–1274) aus Herborn. Das Artepitheton oryzoides bedeutet „reisähnlich“ und verweist auf die Ähnlichkeit mit der Reispflanze (Oryza sativa).[1]

Weitere Synonyme der Art sind Asperella oryzoides (L.) Lam., Asprella oryzoides (L.) Schreb, Ehrhartia clandestina Weber, Homalocenchrus oryzoides (L.) Haller, Oryza clandestina (G.H.Weber) A.Braun ex Asch., Oryza oryzoides (L.) Dalla Torre & Sarnth. und Poa paludosa Honck.[10]

Bedeutung

Die Reisquecke ähnelt der Reispflanze und kommt mit dieser zusammen in Reisfeldern aber auch in Maisfeldern vor. Es ist ein unbeliebtes Unkraut, da es beim Jäten die Hände zerschneiden kann. Es wird wegen der scharfen Blätter auch vom Vieh gemieden.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Aichele, Schwegler: Unsere Gräser, S. 100.
  2. a b c d e f Conert: Pareys Gräserbuch, S. 386.
  3. a b c Fischer, Oswald, Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, S. 1148.
  4. Illustration von Jan Kops (1765–1849) aus Flora Batava of Afbeelding en Beschrijving van Nederlandsche Gewassen. 1849.
  5. a b W.D. Clayton, M. Vorontsova, K.T. Harman, H. Williamson: Leersia oryzoides. In: GrassBase - The Online World Grass Flora. Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 7. November 2014 (englisch).
  6. Shou-liang Chen et al.: Leersia oryzoides in Flora of China, Vol 22.
  7. Leersia oryzoides im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.Vorlage:GRIN/Wartung/Keine ID angegeben
  8. Phalaris oryzoides. In: The International Plant Name Index. Abgerufen am 8. November 2014 (englisch).
  9. Leersia oryzoides. In: The International Plant Name Index. Abgerufen am 8. November 2014 (englisch).
  10. Leersia oryzoides. In: The Plant List. Abgerufen am 7. November 2014.

Literatur

  • Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch. Die Gräser Deutschlands erkennen und bestimmen. Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin, Wien 2000, ISBN 3-8263-3327-6, S. 386, 387.
  • Aichele, Schwegler: Unsere Gräser. Über 400 Farbzeichnungen. Aktualisierte 12. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12573-1, S. 100.
  • Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 22: Poaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2006, ISBN 1-930723-50-4, S. 184 (englisch, online).
  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. verbesserte Auflage. Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 1148.

Weblinks

Commons: Reisquecke (Leersia oryzoides) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien