Rotflossen-Antennenwels

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Rotflossen-Antennenwels

Rotflossen-Antennenwels (Phractocephalus hemioliopterus)

Systematik
Kohorte: Otomorpha
Unterkohorte: Ostariophysi
Ordnung: Welsartige (Siluriformes)
Familie: Antennenwelse (Pimelodidae)
Gattung: Phractocephalus
Art: Rotflossen-Antennenwels
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Phractocephalus
Agassiz, 1829
Wissenschaftlicher Name der Art
Phractocephalus hemioliopterus
(Bloch & Schneider, 1801)

Der Rotflossen-Antennenwels (Phractocephalus hemioliopterus) ist ein bis 1,30 Meter großer Vertreter der Antennenwelse (Pimelodidae). Sie sind die einzige Art der Gattung Phractocephalus.

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Phractocephalus hemioliopterus ist die einzige rezente Art der Gattung Phractocephalus. Im Jahr 2003 wurde die ausgestorbene Art P. nassi in der Urumaco-Formation in Venezuela entdeckt. Sie lebte vor 13 Millionen Jahren im Miozän. Im brasilianischen Bundesstaat Acre wurde eine weitere ausgestorbene Art entdeckt, die noch nicht näher beschrieben wurde.[1]

Morphologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Typisch für den Wels sind seine langen Barteln und seine rote Schwanzflosse.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rotflossen-Antennenwels (englisch redtail catfish oder banana catfish, portugiesisch pirarara, spanisch cajaro, guacamayo bagre, pejije torre oder pez torre[2]) kommt im nördlichen Südamerika im Amazonasbecken[2], in der Region Araguaia-Tocantins und im Stromgebiet des Orinoko und Essequibo vor. Außerdem ist die Spezies in Kolumbien, Peru und Bolivien verbreitet. Im Jahr 1979 wurde er aus Brasilien und Venezuela in südliche Bundesstaaten der USA (Florida[3]) eingeführt, wo er sich jedoch nicht durchsetzen konnte[2]. Der Rotflossen-Antennenwels lebt als Lebensraum-Generalist in einer Vielzahl von Habitaten[4], der sowohl in großen Strömen und Tieflandflüssen (Hauptstrom, Rinnen und tiefere Gewässerabschnitte), kleineren Fließgewässern, v. a. im Bereich von Einmündungen, aber auch in saisonal überfluteten Wäldern (Überschwemmungswälder), Süßwasserlagunen und Sümpfen vorkommt.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rotflossen-Antennenwels toleriert Wassertemperaturen von 24 bis 29 °C und einen pH-Wert von 5 bis 9. Phractocephalus hemioliopterus ist an eine nächtliche Lebensweise angepasst. Ab ca. 80 cm Körperlänge wird der Wels laichreif und laicht zu einer bestimmten Periode des Jahres ab. Im Río Mamoré (Bolivien) beispielsweise sind die Monate Januar bis Februar Laichzeit. Die Welse ernähren sich räuberisch von Krabben, Garnelen und kleineren Fischen, verschmähen aber auch in das Wasser gefallenes Obst nicht. Phractocephalus hemioliopterus ist ein bodenbewohnender Raubwels, der in den trüben und sedimentreichen Wasserschichten seine hochentwickelten chemosensorischen Sinne und Barteln als Tastorgane benutzt, um Beute aufzuspüren. Dazu bewegt er sich langsam suchend in der Nähe des Grundes fort, spürt Beutefische (in der Regel Salmler und kleinere Welsarten) auf und greift diese als Lauerjäger häufig aus dem Hinterhalt an. Unterschlupf sucht er bevorzugt zwischen großen Steinen, Totholz und Unterwasserwurzeln auf. Seine Lebensweise ist an den Zyklus von Regen- und Trockenzeit angepasst. In seinem natürlichen Lebensraum geht die Population aufgrund von Überfischung, Umweltveränderungen und Wasserverschmutzung zurück[5]. Die Wanderbewegungen des Rotflossen-Antennenwels im Rio Xingu[6] sind wissenschaftlich untersucht worden. Dabei stellte sich heraus, dass Staudämme große Barrieren bilden. Der Rotflossen-Antennenwels kann in Gefangenschaft bis zu 15 Jahre alt werden. In Gefahrsituationen können die Tiere klackende Laute von sich geben.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rotflossen-Antennenwels im Aquarium

Rotflossen-Antennenwelse sind auf den lokalen Märkten des Amazonas- und Orinocobeckens lokal Speisefische, obwohl sie von vielen Einheimischen aufgrund ihres schwärzlich gefärbten Fleisches verschmäht werden.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Baensch/Riehl: Aquarien-Atlas. Band 2, Mergus Verlag, Osnabrück, ISBN 3-88244-011-2.
  • Günther Sterba: Süßwasserfische der Welt. Weltbild Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-89350-991-7.
  • Roberto E. Reis, Sven O. Kullander, Carl J. Ferraris: Check list of the freshwater fishes of South and Central America. Pontifícia Universidade Católica do Rio Grande do Sul.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Phractocephalus hemioliopterus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Neotrop. ichthyol. vol.1 no.2 Porto Alegre Oct./Dec. 2003 „The late Miocene Phractocephalus catfish (Siluriformes: Pimelodidae) from Urumaco, Venezuela: additional specimens and reinterpretation as a distinct species.“
  2. a b c Rotflossen-Antennenwels auf Fishbase.org (englisch)
  3. U.S. Fish & Wildlife Service. Redtail Catfish (Phractocephalus hemioliopterus). Ecological Risk Screening Summary
  4. Phractocephalus hemioliopterus (Bloch and Schneider, 1801). USGS. NAS - Nonindigidenous Aquatic Species
  5. Caroline Araújo de Souza, Luiz Henrique Garcia Pereira, Diogo Teruo Hashimoto und Claudio Oliveira: Development and characterization of microsatellite loci in Phractocephalus hemioliopterus (Siluriformes: Pimelodidae) and their cross-species amplification in six related species. Conservation Genetics Resources 4(2). Juni 2011 (en.)
  6. Lisiane Hahn, Eduardo G. Martins, Leonardo D. Nunes, Luís Fernando da Câmara, Leonardo S. Machado und Domingos Garrone-Neto: Biotelemetry reveals migratory behaviour of large catfish in the Xingu River, Eastern Amazon. Scientific Reports. Band 9, Article number: 8464 (2019) (en.)
  7. Herbert R. Axelrod: Exotic Tropical Fishes. T.F.H. Publications, 1996, ISBN 0-87666-543-1