Schleswig-Holsteinische Volkszeitung

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Die Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung (Originaltitel und -schreibweise: Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung - Organ für das arbeitende Volk) war eine sozialdemokratisch orientierte Tageszeitung der Landeshauptstadt Kiel in Schleswig-Holstein von 1877 bis 1968.

Geschichte

Die Volks-Zeitung wurde 1877 in Kiel gegründet, aufgrund der Sozialistengesetze im Jahr darauf verboten. Sie erschien ab 1893 wieder. 1920 hatte sie eine Auflage von etwa 24.000 Exemplaren und bezeichnete sich als "führendes politisches Blatt der Provinz Schleswig-Holstein".

1932 führte die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung einen Prozess gegen Adolf Hitler und die NSDAP, den sie verlor. Die Zeitung hatte in einem Artikel vom 18. März 1932 dem späteren Reichskanzler vorgeworfen, er bereite einen Bürgerkrieg vor. Der bekannte Kieler jüdische Rechtsanwalt und SPD-Stadtrat Wilhelm Spiegel vertrat die Zeitung und wurde am 12. März 1933 ermordet. Er erreichte während des Prozesses, den Adolf Hitler persönlich angestrengt hatte, eine Vorladung des SA-Politikers Ernst Röhm. Am 15. Februar 1933 verbot der Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein das Erscheinen der Zeitung bis zum 1. März 1933. Der Beschwerde der Zeitung gab das Reichsgericht Leipzig statt. Nach der einmaligen Montagsausgabe am 27. Februar 1933 wurde die Zeitung unbefristet verboten.

Nach Kriegsende 1945 bekam sie als parteigebundenes Blatt früher als andere regionale Zeitungen eine Lizenz der britischen Besatzungsmacht. Persönlicher Lizenzträger war der Sozialdemokrat und künftige Verlagsleiter Karl Ratz. Fortan führte die Zeitung, die am 3. April 1946 zum ersten Mal wieder erschien, im Titel die Zeile: "Veröffentlicht unter Zulassungsnummer 24 der Militär-Regierung". Die Chefredaktion übernahm zunächst der Hamburger Verleger Ernst Tessloff. Von 1946 bis 1954 war Karl Rickers wiederum als Lokalredakteur, danach bis zur Einstellung der VZ als deren Chefredakteur tätig.

Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung wurde in erster Linie von sozialdemokratischen Haushalten gelesen und von ihren Lesern kurz VZ (vauzett) genannt. Die Zeitung wurde am 31. Dezember 1968 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.

Seit 1968 ist der Zeitungstitel Kieler Nachrichten die alleinige in Kiel produzierte Tageszeitung.

Bekannte Mitarbeiter

Archiv

Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in Kiel hat die Jahrgänge von 1903 bis 1968 archiviert.

Nachfolge-Versuche

Ein wenig erfolgreiches Nachfolgeblatt unter dem Titel "Nordwoche" existierte bis 1974. Hier war Bernd Plagemann (1939–2003) als Theater- und Filmkritiker tätig gewesen. Von 1980 bis 1988 band einen Teil der Leserschaft die Kieler Rundschau an sich.

Literatur

  • Regine Bigga, Uwe Danker: Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung 1892 bis 1968. Facetten aus ihrer Geschichte. In: Demokratische Geschichte Band 3, S. 427-436. (Online; PDF; 1,6 MB), enthält die Abbildung der Verfügung vom 15. Februar 1933.
  • Karl Rickers: Erinnerungen eines Kieler Journalisten 1920–1970. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1992.
  • Karl Rickers: Die neue Volks-Zeitung von 1946-50. In: Arbeitskreis Demokratische Geschichte (Hrsg.): Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950. Neuer Malik Verlag, Kiel 1985.
  • Karl Rickers: Unterdrückungsmassnahmen kamen in kleinen Schritten. In: Christa Geckeler (Hg.): Erinnerungen an Kiel zwischen den Weltkriegen 1918/1939. Husum Verlag, Husum 2007 (Bd. 58 der Ges. für Kieler Stadtgeschichte), ISBN 978-3-89876-342-4.
  • Hans Wind: Gedanken zur Volks-Zeitung. In: Arbeitskreis Demokratische Geschichte (Hrsg.): Wir sind das Bauvolk. Kiel 1945 bis 1950. Neuer Malik Verlag, Kiel 1985.

Weblinks