Schloss Broock

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Schloss Broock - Gebäudefront mit dem Marstall zur linken
Gesamtanlage
Parkfassade von Schloss Broock
Marstall des Gutes Broock
Pferdekopf am Marstall

Das Schloss Broock genannte Herrenhaus im gleichnamigen Ortsteil Broock der Gemeinde Alt Tellin im Landkreis Vorpommern-Greifswald befindet sich am südlichen Rand der Niederung des Tollensetals.

Das seit 1980 leerstehende Gebäude ist sanierungsbedürftig. Für den Erhalt der Anlage hat sich 2014 ein lokales Bündnis zusammengeschlossen.[1][2]

Geschichte

Der Ort Broock war ursprünglich ein ritterschaftliches Lehen. Er geht zurück auf eine ehemalige Burganlage unmittelbar an der Tollense, die als „Schlossberg“ bezeichnet wird und noch als Bodendenkmal erkennbar ist. Hier befand sich der zweite neben dem bei der Burg Osten heute noch existierende Flussübergang zwischen Demmin und Klempenow.

Vom 15. Jahrhundert bis 1652 war das Haus zum Broock (Bruch) zusammen mit weiteren Dörfern ein Lehen der adligen Familie Buggenhagen, die zu den schlossgesessenen Geschlechtern Pommerns gehörte. Nach einer Aufstellung von 1613 bestand das Gut Broock aus Schloss und Ackerhof Broock selbst sowie den Vorwerken in Siedenbüssow und Buchholz nebst 28 Bauernhöfen und 22 Katenstellen in den Dörfern Tellin, Siedenbüssow, Hohenbüssow und Buchholz.[3] Mit Andreas Buggenhagen starb die Familie am 4. Mai 1652[4] im Mannesstamm aus und die Güter, zu denen auch Nehringen mit zahlreichen Orten in der Umgebung und Pustow mit einigen Orten gehörten, kamen in andere Hände. Um 1705 wurde Christian von Linden, ein Stettiner Getreidegroßhändler, den der schwedische König Karl XII. geadelt hatte, mit den Broocker Gütern belehnt. Sein Enkel Christian Bogislaw von Linden, preußischer Generalmajor, ließ bis 1770 das aufwändige Herrenhaus in „holländischem Stil“ errichten. Ab 1785 war dessen Witwe Anna Catharina Tugendreich, geboren von Heyden, Besitzerin der Güter. Ihr folgte 1808 durch gesetzliche Erbfolge ihr Stiefneffe Carl Wilhelm von Gentzkow. Dieser gründete 1810 in Broock ein Gestüt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die Familie von Seckendorff in den Besitz Broocks. Hans von Seckendorff ließ zwischen 1840 und 1850 das Herrenhaus nach Entwürfen des Berliner Architekten Friedrich August Stüler[5] im neogotischen Stil umbauen. Gleichzeitig entwarf Peter Joseph Lenné für Broock einen englischen Landschaftspark. Die Seckendorffs führten das Gestüt erfolgreich weiter und veranstalteten in Broock eine der traditionsreichsten Parforcejagden Vorpommerns.[6][7]

Während der Weltwirtschaftskrise geriet das Gut in finanzielle Schwierigkeiten. 1934 musste der letzte Gutsbesitzer Hans (II.) Freiherr von Seckendorff, der durch einen aufwändigen Lebensstil daran seinen Anteil hatte, den größten Teil der Broocker Güter an die Deutsche Siedlungsgesellschaft verkaufen. Er starb im selben Jahr, worauf das Restgut Broock von der Seckendorffschen Erbengemeinschaft verpachtet wurde. [6]

1944 beschlagnahmte der Demminer Landrat das Herrenhaus, um hier für zwei Institute der Universität Greifswald eine Ausweichstelle einzurichten. Im Winter 1944/1945 brachte man den Inhalt eines Eisenbahnwaggons mit Teilen der Prussia-Sammlung im Haus unter, darunter das gesamte Fundarchiv, die Ausgrabungspläne und die Negativsammlung. Der Kaufmann Lothar Diemer, der 1946 davon erfuhr, sicherte die Sammlung zunächst in seinem Depot und konnte sie schließlich 1949 nach Ost-Berlin überführen.[8]

Im Herrenhaus, dessen wertvolle Einrichtung nach der endgültigen Enteignung 1945 geplündert worden war, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge untergebracht, später Wohnungen eingerichtet. Ein Konsum, eine Schule und das Büro der Gemeindeverwaltung wurden darin eingerichtet. In den 1970er Jahren wurde das Gebäude leergezogen und an den VEB Kranbau Eberswalde verkauft. Dieser plante die Einrichtung eines Ferienzentrums und begann mit Sanierungsarbeiten, die jedoch nach wenigen Jahren aufgegeben wurde. Ab 1980 stand das Gebäude leer. In der Folgezeit wurde das Gebäude ausgeplündert, Türen, Fenster und Wandverkleidungen wurden ausgebaut und entwendet. Um 1990 war das Herrenhaus größtenteils entkernt.[6] Noch 1993 sollen Angehörige der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Deckenbalken im Erd- und Obergeschoss entfernt haben, um mit dem Erlös die Leukämiebehandlung eines Kameraden zu finanzieren. [9]

1998 wurde das Herrenhaus mit den verbliebenen Wirtschaftsgebäuden und dem Park von der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (Treuhand) für 140.000 DM verkauft. Dem Privatbesitzer, der nach eigenen Angaben 900.000 DM in die Sicherung der Anlage investiert haben soll, gelang es nicht, die für die Sanierung erforderlichen Mittel aufzubringen. Das Dach, das bereits 1999 schwere Schäden aufwies, ist inzwischen im Bereich des Mittelrisalits eingestürzt.[9]

Im Schlosspark fand zwischen 2004 und 2007 jährlich der Freilandlausch statt, eine Veranstaltung mit freiem Eintritt, bei der Hörspiele unter freiem Himmel gehört werden können. [10]

Die Gutsanlage steht seit Mitte der 2000er Jahre zum Verkauf. 2014 verliefen zwei Zwangsversteigerungstermine ohne Ergebnis.[6]

Anlage

Das siebzehnachsige, zweieinhalbgeschossige, ungewöhnlich groß dimensionierte Herrenhaus mit Walmdach besitzt einen umlaufenden Zinnenkranz. Am dreigeschossigen Mittelrisalit wie auch an den Ecken des Gebäudes sind schlanke fialartige Backsteintürmchen angesetzt.

Vom Wirtschaftshof sind sechs Gebäude erhalten, darunter der Marstall mit Reithalle.

Literatur

  • Wolfgang Fuhrmann: Das Haus zum Broock im Tollensetal. Aus der wechselvollen Geschichte eines uralten Rittersitzes. In: Geschichte und Geschichten aus dem Demminer Land. Spica, 2012, ISBN 978-3-943168-11-2, S. 38–39.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schloss Broock - Facebook-Seite, abgerufen am 7. Januar 2015
  2. Rettung für das Herrenhaus in Broock? NDR Nordmagazin, 11. Mai 2014
  3. Dirk Schleinert: Die Gutswirtschaft im Herzogtum Pommern-Wolgast im 16. und frühen 17. Jahrhundert. Böhlau, Köln u.a. 2001, ISBN 3-412-10401-9, S. 134.
  4. Des heiligen Apostels Pauli Guter Kampf / Vollendeter Lauf / Gehaltener Glaube / Sampt der darauf erlangten Krone der Gerechtigkeit / Zum Trost und Ehrengedächtniß Uber den tödlichen doch seligen Hintritt / Des ... Andreas von Buggenhagen / (des letzteren dieses Geschlechtes) ... Welcher Anno 1652. den 4. Maii ... zu Neeringen auf seinem Rittersitz im Herrn seliglich entschlaffen / und hernach daselbst ... in sein Ruh-kämmerlein versetzet worden. Aus dem siebenden und achten Vers des vierdten Capitels der andern Epistel an den Timotheum / ... erkläret und zum Druck befördert / durch M. Joachimum Mencelium, Berlin 1653
  5. Dietrich Müller-Stüler, Eva Börsch-Supan: Friedrich August Stüler (1800–1865). Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2000, ISBN 3-42206-161-4, S. 812 f.
  6. a b c d Schloss Broock, Alt Tellin. Abgerufen am 11. September 2016.
  7. Carl Bräuer: Die Gestüte des In- und Auslandes.G. Schönfelds Verlagsbuchhandlung, Dresden 1901, S. 8–9.
  8. Prussia-Sammlung bei ostpreussen.net
  9. a b Kai Horstmann: Warten auf den Einsturz. In: Nordkurier. 6. Juli 2016, S. 14.
  10. Demminer Zeitung, Regionalbeilage zum Nordkurier, vom 26. Juni 2007, S. 18.

Koordinaten: 53° 50′ 17,94″ N, 13° 13′ 48,1″ O