Schott AG

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Koordinaten: 50° 0′ 50,7″ N, 8° 14′ 47,3″ O

Schott AG

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1884, Jena, Deutschland
Sitz Mainz, Deutschland
Leitung Frank Heinricht
(Vorsitzender des Vorstandes)
Mitarbeiterzahl 15.000 in 35 Ländern, davon 5.200 in Deutschland (2014/2015)
Umsatz 1,93 Mrd. Euro (2014/2015)
Branche Glasproduktion
Website www.schott.com

Die Schott AG mit Firmensitz in Mainz (Deutschland) ist ein internationaler Technologiekonzern mit Gründungsort in Jena und einer der weltgrößten Produzenten von technischen Gläsern und Glasartikeln. Bis Juni 2004 hieß das Hauptunternehmen Schott Glaswerke.

Geschichte

Unternehmensgründer und Namensgeber Otto Schott

Im Jahr 1884 schuf Otto Schott in Jena die Grundlage für die moderne Glaswissenschaft und -technik. Mit Ernst Abbe sowie Carl Zeiss und dessen Sohn Roderich Zeiss gründete er das Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen, das spätere Jenaer Glaswerk Schott & Gen. Sie stellten Mikroskope und Fernrohre für die Forschung her. Mit der Produktion von hitze- und temperaturbeständigem Borsilikatglas erweiterte das Unternehmen das Angebot an technischen Gläsern, u. a. für Teegläser und Babymilchflaschen. Dies führte zu einem raschen Aufstieg des gründerzeitlichen Unternehmens. Später produzierte das Unternehmen Fernsehkolben und stieg in die Fotovoltaik ein.

Seit 1927 leitete Erich Schott, der Sohn des Firmengründers, das Werk. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs musste das Unternehmen einen tiefen Einschnitt verkraften. Amerikanische Truppen nahmen 1945 die Geschäftsleitung und ausgewählte Spezialisten mit in den Westen Deutschlands. Der so genannte „Zug der 41 Glasmacher“ endete schließlich in Mainz. Nach der Enteignung des Stammwerkes in Jena errichtete Erich Schott 1952 in Mainz ein neues Hauptwerk, den heutigen Firmensitz.[1]

Während der deutschen Teilung gab es zwei Firmen, den VEB Jenaer Glaswerk am historischen Standort, später in das Kombinat VEB Carl Zeiss Jena integriert, und das Glaswerk in Mainz-Neustadt unter dem Namen Jenaer Glaswerk Schott & Gen. Die intensive Zusammenarbeit zwischen den ost- und westdeutschen Werken in den ersten Nachkriegsjahren wurde 1953 durch die DDR beendet. Danach gab es einen jahrelangen Streit über die Firmennamen und das Firmenzeichen, ein Quadrat mit dem Kreis und dem Schriftzug Jenaer Glas mit einem kleinen hochgestellten „er“. Die Einigung sah folgendermaßen aus: Das Quadrat mit dem Kreis durfte die westdeutsche Firma benutzen, während der Schriftzug „Jenaer Glas“ von der ostdeutschen Firma benutzt werden durfte. Hier wurde der Kreis zu einer stilisierten Flamme. Nach der Wende übernahm das Mainzer Unternehmen die Geschäftsanteile des Unternehmens in Jena. Inzwischen ist der Haushaltsgläserbereich in der Zwiesel Kristallglas AG wiedervereinigt.

Der volkseigene Betrieb in Jena war in die sozialistische Planwirtschaft der DDR eingebunden und einer der wichtigsten Spezialglaslieferanten Osteuropas. Im Westen baute Schott von Mainz aus eine internationale Firmengruppe mit Produktions- und Vertriebsstätten in Europa, Amerika und Asien auf. Mit neuen Produkten wie z. B. Glaskomponenten für Fernsehgeräte, Glasfasern für Licht- und Bildleiter, Spiegelträger für Großteleskope aus Zerodur, Kochflächen aus Ceran und Glasröhren für Parabolrinnenkraftwerke wurde das Unternehmen ein führender Spezialglashersteller. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurden auch die Unternehmen in Ost und West wieder zusammengeführt.[1]

Unternehmensprofil

Im Geschäftsjahr 2014/15 betrug der Umsatz 1,93 Milliarden Euro. Der EBIT betrug 178 Millionen Euro. Schott beschäftigt in Produktions- und Vertriebsstätten in 35 Ländern 15.000 Mitarbeiter, davon 5.200 in Deutschland.[2] Vorstandsvorsitzender war zwischen 2004 und 2013 Udo Ungeheuer. Seit Juni 2013 ist es Frank Heinricht.[3][4][5]

Produktportfolio

Das Produktportfolio umfasst neben den klassischen Bereichen Glas, Spezialglas wie optisches Glas, Glasgerät, Glaskeramik und Optik, auch Optoelektronik, Glasfasertechnik, Feinmechanik und Solarenergie (Photovoltaikanlagen).

Die Hauptmärkte der Schott AG sind die Branchen Hausgeräteindustrie, Pharmazie, Solarenergie, Elektronik, Optik und Automotive. Bekannte Marken der Firma sind Ceran, Zerodur, Foturan (fotosensitives Glas), Pyran (Brandschutzgläser), Robax oder Fiolax (Pharmaverpackungen) sowie Xensation.[6] Letztere bündelt Deckgläser für berührungsempfindliche Bildschirme und soll ab 2012 einen dreistelligen Millionenbetrag zum Konzernumsatz beitragen.

Schott hat sich im März 2005 von den Aktivitäten im Bereich Laborglas getrennt. Dazu gehörten insbesondere Reaktions-, Koch- und Reagenzgläser aus Duran, sowie die Marke „Schott Duran“.[7]

Darüber hinaus wurden und werden auch Spezialanfertigungen aus Zerodur Glaskeramik für große Spiegelteleskope wie z. B.

angefertigt.

Besitzverhältnisse

Die alleinige Eigentümerin der Schott AG ist die Carl-Zeiss-Stiftung, die sämtliche Aktien hält und sich aus der Dividende finanzieren soll. Für diesen Schritt wurde ein neues Stiftungsstatut geschaffen, gegen das Mitarbeiter erfolglos vor Gericht zogen (OLG-Urteil von 2003). In der neuen Stiftungsfassung wurde unter anderem der vom Stiftungsgründer Ernst Abbe formulierte Grundsatz gestrichen, dass die Vorstände nicht mehr als das Zehnfache des Durchschnittseinkommens langjähriger Arbeiter verdienen dürfen.

Schott Solar AG

Die Schott Solar AG (bis August 2008 Schott Solar GmbH) ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Schott AG, das Parabolrinnen-Receiver, eine Schlüsselkomponente für Sonnenwärmekraftwerke, produziert. Bis Juni 2012 wurden kristalline- sowie bis Dezember 2013 Dünnschicht-Solarmodule entwickelt, gefertigt und vermarktet.[8] Der Rückzug aus dem Solarmodul-Bereich, begleitet von Werksschließungen in Deutschland und der Tschechischen Republik, wurde von Unternehmensseite mit instabilen politischen Rahmenbedingungen für die Solarbranche in Europa und dem Preisdruck von Seiten chinesischer Konkurrenz begründet.

Im Jahr 2008 wurden die Solarreceiver der Schott AG für den Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten als eine von drei besonders bedeutenden Innovationen nominiert.[9]

Siehe auch

Literatur

Film

  • Ein Glas für alle Fälle – Schott AG in Mainz – Fernsehdokumentation des SWR aus der Reihe made in Südwest, erstmals gesendet am 20. Mai 2015 (kurzer Inhaltsüberblick); Online-HD-Video (840 MB) – pd-ondemand.swr.de (aktuell verfügbar, Stand 25. Juli 2016)

Weblinks

Commons: Schott AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Geschichte: Schott 1884 – 2009. In: Schott AG, aufgerufen am 20. Januar 2016.
  2. Geschäftsbericht 2014/2015. In: Schott AG, abgerufen am 19. Januar 2016.
  3. Ralf Heidenreich: Schott Mainz: Frank Heinricht wird neuer Vorstandschef - Konz verzichtet auf Kandidatur. (Memento vom 3. Januar 2014 im Internet Archive) In: Allgemeine Zeitung, 27. Februar 2013.
  4. cs: Frank Heinricht in: Internationales Biographisches Archiv 08/2014 vom 18. Februar 2014, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Dr. Frank Heinricht. Vorsitzender des Vorstandes der Schott AG. In: Schott AG, abgerufen am 18. November 2014
  6. Schott: Härtestes Multitouch-Glas der Welt vorgestellt. Xensation Cover verträgt bis zu 900 Megapascal. In: netzwelt.de, aufgerufen am 20. Januar 2016.
  7. Pressemitteilung: Adcuram verkauft Duran nach zehn Jahren erfolgreicher Weiterentwicklung an One Equity Partners. In: adcuram.de, 2. Dezember 2014.
  8. Für die Produktion von Dünnschichtzellen besitzt Schott Solar Patente für das EFG-Verfahren (Edge-defined Film-fed Growth), mit dem, ähnlich dem String Ribbon-Verfahren von Evergreen Solar, Wafer mit weniger Silizium hergestellt werden können. Nach der Einstellung der Produktion von Solarmodulen konnten mit der Gebr. Schmid/Schmid Group aus Freudenstadt sowie dem Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE umfangreiche Lizenzabkommen getroffen werden. Der Technologietransfer soll dafür sorgen, dass nach dem Rückzug von Schott Solar aus der Produktion das umfangreiche Photovoltaik-Know-how in Europa verbleibt. In: Schmid erhält Lizenzen für PERC-Solarzellen von Schott Solar, Fraunhofer ISE sichert sich Patente von Schott Solar – pv-magazine.de
  9. Historische Meilensteine | Technologische Meilensteine. In: Schott AG.