Selma Elloumi Rekik

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Selma Elloumi Rekik (2015)

Selma Elloumi Rekik (arabisch سلمى اللومي الرقيق; geboren am 5. Juni 1956 in Tunis) ist eine tunesische Unternehmerin und Politikerin. Sie ist Vorstandsmitglied der 2012 von ihr mitgegründeten säkularen Sammlungsbewegung Nidaa Tounes und ist für diese Partei seit der Wahl 2014 Mitglied der tunesischen Volksrepräsentantenversammlung. Seit Februar 2015 ist sie als Teil der tunesischen Regierung Ministerin für Tourismus und Kunsthandwerk.

Leben

Elloumi Rekik machte ihren Schulabschluss (vergleichbar dem Abitur) 1975 in Tunis und studierte am Institut für Management der Universität Tunis, wo sie 1979 den Bachelorgrad erhielt.[1] Sie begann sich im Familienunternehmen zu engagieren, das ihr Vater 1946 mit weniger als 20 Beschäftigten gegründet hatte und das vor allem Elektronik-Kabel für Kraftfahrzeuge herstellt.[2] Das Unternehmen expandierte stark; heute ist die Elloumi-Firmengruppe mit verschiedenen Geschäftszweigen und 8.500 Beschäftigten eines der großen Unternehmen des Landes.[3] Innerhalb der Gruppe baute Selma Elloumi Rekik als Geschäftsführerin ab 1994 den Zweig Stifen auf, der landwirtschaftliche Produkte, vor allem Lebensmittel, auf der Kap Bon-Halbinsel im großen Maßstab erzeugt.[4] Im Jahr 2000 eröffnete sie eine Gefrierobstanlage in der Nähe der 224 Hektar firmeneigener Felder, die jährlich 2.500 Tonnen gefrorene Erdbeeren herstellt, 30 Prozent der tunesischen Produktion, 80 Prozent davon für den Export, vor allem für Joghurt. Die meisten der Erdbeeren, die Danone verarbeitet, stammen von Stifen, das als eines der ersten tunesischen Unternehmen die Norm ISO 22000 erfüllte.[5]

Nach der Revolution in Tunesien 2010/2011 entschloss sie sich politisch zu engagieren, weil sie das als Bürgerpflicht empfand, und gründete 2012 mit ihrem Bruder Faouzi Elloumi und anderen säkular ausgerichteten Politikern wie Beji Caid Essebsi und Taieb Baccouche die Sammlungsbewegung Nidaa Tounes („Ruf Tunesiens“).[6]

Wahlkreis Elloumi Rekiks: Nabeul 1 auf der Halbinsel Kap Bon

Elloumi Rekik gewann ein Mandat in der ersten nach der demokratischen Verfassung von 2014 gewählten Volksrepräsentantenversammlung im Wahlkreis Nabeul 1 auf der Kap-Bon-Halbinsel im Norden des Landes.[7] Nachdem der Vorsitzende von Nidaa Tounes, Beji Caid Essebsi, am 31. Dezember 2014 der erste nach der neuen, demokratischen Verfassung gewählte Präsident Tunesiens geworden war, bot Elloumi Rekik ihm an, ihr Mandat aufzugeben und in den Beraterstab des Präsidenten zu wechseln, was dieser ablehnte.[8] Stattdessen sah sie der designierte Ministerpräsident des Landes, Habib Essid, in seiner ersten Kabinettsliste vom 23. Januar 2015 für das wichtige Amt der Ministerin für Ausbildung und Arbeit vor.[9] Weil Essid mit diesem Vorschlag keine Mehrheit im Parlament fand, bezog er die gemäßigt islamistische zweitstärkste Parlamentsfraktion Ennahda ins Kabinett ein und gab den für Elloumi Rekik vorgesehenen Posten an einen derer Politiker. Elloumi Rekik wurde im am 5. Februar 2015 vom Parlament bestätigten Kabinett Essid Ministerin für Tourismus und Kunsthandwerk, löste damit Amel Karboul ab und nahm am 6. Februar ihre Arbeit auf. Am 20. Februar 2015 übernahm ihr Parlamentsmandat die Nachrückerin Lamia Gharbi.[10] Nachdem die Volksrepräsentantenversammlung dem Kabinett Essid am 3. August 2016 das Misstrauen ausgesprochen hatte, übernahm der neue Ministerpräsident Youssef Chahed Elloumi Rekik im gleichen Amt in sein neues Kabinett, dem sie seit seiner Bildung am 27. August 2016 angehört.

Auch international vertritt Elloumi Rekik die für Tunesien wichtige Tourismusbranche, darunter in Deutschland, aus dem nach Frankreich die meisten Besucher Tunesiens kommen. In den kommenden fünf Jahren geht es ihr neben der Rückkehr zur Normalität und Stabilität im tunesischen Tourismus um die Förderung des Alternativtourismus mit Eisenbahnreisen ins Hinterland, dem Ausbau des Festivals Les dunes electroniques auf dem früheren Star-Wars-Drehgelände und Thalasso- sowie Kulturreisen.[11] Ihr politischer Stil wird als diskret und effektiv beschrieben.[12]

Elloumi Rekik ist verheiratet mit einem Augenarzt und hat drei Kinder.[1]

Weblinks

Commons: Selma Elloumi Rekik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. a b Salma Rekik. Leader Party of Nahdtha. In: Tunisia Live, 2014.
  2. L’entreprise | Le Groupe. Modernisation du secteur agricole en Tunisie. In: Stifen.com. Siehe auch das deutsche Tochterunternehmen Coficab: Über uns. In: Coficab.de.
  3. Groupe Elloumi. In: Zawya.com, zuletzt aktualisiert am 27. Oktober 2013.
  4. The company | Presentation and history. In: Stifen.com.
  5. Selma Elloumi Rekik exporte la fraise tunisienne. In: L’Usine Nouvelle Nr. 3108, 3. Juli 2008.
  6. Raouia Kheder: Portrait de Salma Elloumi Rekik, élue députée Nida Tounes. In: Femmes de Tunisie, 2014.
  7. Legislative elections’ final results in constituency of Nabeul I. (Memento vom 24. Mai 2015 im Internet Archive) In: Agence Tunis Afrique Press, 21. November 2014. In einigen Presse-Artikeln wird sie dem Wahlkreis Nabeul 2 zugerechnet, was nicht zutrifft.
  8. Tunisie: Selma Elloumi recadrée par BCE. In: Jeune Afrique, 22. Januar 2015.
  9. Tunisie: La composition du gouvernement Habib Essid (liste complète). In: Direct Info, 23. Januar 2015.
  10. Nawel Bizid: Huit nouveaux députés rejoignent l’Assemblée des Représentants du Peuple. In: Webdo.tn, 20. Februar 2015.
  11. Tunesien will Stabilität und Wachstum. In: ITB Berlin, 4. März 2015.
  12. Qui est Selma Elloumi Rekik, ministre de la Formation professionnelle et de l’Emploi. In: Leaders.com.tn, 23. Januar 2015.