Solidarity Action Day Movement in Europe

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Solidarity Action Day Movement in Europe
Website www.same-network.org

Solidarity Action Day Movement in Europe (kurz SAME) ist der Zusammenschluss von verschiedenen jugendlich geführten Hilfsorganisationen in Europa zu einem Netzwerk und Dachverband. Diese Organisationen sind Operasjon Dagsverk (Norwegen), Operation Dagsværk (Dänemark), Operation Daywork (Italien), Progetto Zattera Blu (Italien), Schüler Helfen Leben (Deutschland), Unija Srednjoškolaca Srbije (Serbien) und Zuiddag (Belgien).[1] Ihre größte Gemeinsamkeit besteht in der Durchführung eines Aktionstages, oft auch Sozialer Tag genannt, in den jeweiligen Ländern.[2] An einem solchen Tag arbeiten Schüler anstatt in die Schule zu gehen und spenden ihren verdienten Lohn an die Organisationen.[3] Von europaweit 1600 Schulen beteiligen sich über 226.000 Schüler an den Aktionstagen. Die Gelder, die dabei zusammenkommen, - jährlich insgesamt mehr als 5,5 Mio. Euro[4] - werden für Projekte genutzt, die sich an Kinder und Jugendliche auf der ganzen Welt richten. Die Grundsätze des Netzwerkes wurden in den Basic Common Principles (gemeinsame Grundprinzipien) zusammengefasst und in Quality Guidelines (qualitative Richtlinien) ausgearbeitet. So fungiert SAME als Lernnetzwerk und ermöglicht gleichzeitig den Austausch zwischen allen beteiligten Organisationen.[5]

Mitgliedsorganisationen

Belgien

Unter dem Motto "Work for Change" motiviert Zuiddag jährlich etwa 12.700 Schüler dazu, für einen guten Zweck arbeiten zu gehen. Sie verdienen gemeinsam jedes Jahr ungefähr 330.000 , womit 2015 ein Projekt in Nicaragua unterstützt werden soll.[6][7] Durch Bildungs- und Arbeitsangebote soll Jugendlichen durch Kakaoanbau die Chance gegeben werden, ein sicheres Einkommen zu garantieren und sich eine nachhaltige Zukunft aufzubauen. Die ursprünglich nur lokal umgesetzte Idee entstand durch die Zusammenarbeit dreier Belgier in der brasilianischen Hilfsorganisation Daconia. Sie ließen sich 2005 durch die norwegische Operasjon Dagsverk dazu inspirieren und setzten das Konzept mit der Hilfe des Sozialunternehmers Ewoud Monbaliu 2006 auch in Belgien um.[8]

Dänemark

Inspiriert durch eine schwedische Initiative formten Schüler des Danske Gymnasieelevers Sammenslutning (Dänische Schülerbewegung) und des Landssammenslutningen af Kursusstuderende (Dänische Landesschülervertretung) 1985 Operation Dagsværk. Die inzwischen unabhängige Organisation sammelte durch den jährlichen Sozialen Tag insgesamt Spendengelder in Höhe von über 162 Millionen DKK (ca. 21 Millionen €).[9] Jährlich nehmen ungefähr 17.000 Schüler teil.[10] Das Geld wurde zum Beispiel für Projekte in Kenia, im Irak oder in Zimbabwe genutzt. 2014 ermöglichte eines dieser Projekte in Kenia verschiedenen Jugendlichen, die homosexuell oder transgender sind, ein sogenannter Change Agent zu werden. Sie können so für mehr Rechte und mehr Ansehen von Jugendlichen mit dieser sexuellen Orientierung zu kämpfen. 2015 gingen die Gelder des Aktionstages an ein Projekt in Somaliland, das Jugendlichen, zu deren Alltag Korruption, Unterdrückung und Zwangsheirat gehören, mehr Chancen für ihre Zukunft ermöglichen soll.[11]

Deutschland

Schüler Helfen Leben ist eine Jugendhilfsorganisation, die aus der Entrüstung einzelner Schüler über die Jugoslawienkriege 1992 hervorging. Diese entschlossen sich, selbst in die Hand zu nehmen, wo Hilfsgüter und Spendengelder ausgegeben werden.[12] So entstand 1998 der Verein Schüler Helfen Leben e. V. sowie vier Jahre später die zugehörige Stiftung.[13] Inzwischen spenden jedes Jahr etwa 80.000 Schüler gemeinsam 1,5 Millionen Euro am Sozialen Tag. Die Gelder werden spezifisch für Jugend- und Bildungsprojekte in Südosteuropa und seit 2013 auch in der syrisch-jordanischen Grenzregion genutzt.[14]

Italien

Unter der Hand von Progetto Zaterra Blu wird in der Provinz Vicenza der Soziale Tag durchgeführt. Dort nehmen inzwischen jährlich etwa 8.000 Schüler teil, die zusammen 63.000 Euro verdienen.[15] Obwohl es die Organisation in ihrer Form bereits seit 2003 gibt, entstand erst durch den Kontakt zu Schüler Helfen Leben 2006 der Wunsch, eine Aktion wie den Sozialen Tag durchzuführen. Inzwischen gibt es auch in weiteren Provinzen und Regionen dafür Initiativen.[16]

Außerdem gibt es in Südtirol die Organisation Operation Daywork. Den Anstoß gab in diesem Fall die dänische Organisation Operation Dagsværk. Der Aktionstag ist hier lokal auf 16-28 Schulen begrenzt, von denen zwischen 400 und 600 Schüler im Durchschnitt 18.500 Euro erarbeiten.[17] 2015 erhielt ein Projekt in Albanien das Geld. Dort wird Frauen, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind, eine Auffangstelle geboten, in der sie neue Kraft schöpfen und später auch mitwirken können. Außerdem soll eine Aufklärungskampagne auf die verbreitete Toleranz im Land gegenüber dieser Form von Gewalt aufmerksam machen.[18]

Norwegen

Seit 1964 veranstaltet Operasjon Dagsverk einen Sozialen Tag in Norwegen.[19] Die Organisation entstand bereits 1963 auf der Generalversammlung der School Student Union of Norway. Der Aktionstag ist inzwischen etabliert, es nehmen jährlich ungefähr 90.000 Schüler teil, die gemeinsam insgesamt Summen von bis zu 29 Millionen NOK (ca. 3,3 Millionen €) erarbeiten. Im Laufe der Jahre wurden bereits 49 Projekte auf der ganzen Welt unterstützt, beispielsweise in Brasilien, Peru oder Bangladesch. 2015 realisiert Operasjon Dagsverk ein Projekt in Kooperation mit Amnesty International.[20]

Serbien

Unija Srednjoškolaca Srbije ist eine Union serbischer Schülervertretungen, die die Rechte und Entscheidungsfähigkeit der Schüler in der Politik des Landes stärken will. Sie wurde 2003 gegründet und hat sich seitdem verschiedenen internationalen Netzwerken angeschlossen wie zum Beispiel NAPOR, ein serbisches überparteiliches Netzwerk von Bürgervereinigungen, die die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fördern, oder OBESSU. Es werden etwa 80.000 serbische Schüler durch die Organisation repräsentiert. Seit 2010 wird der Soziale Tag auch in Serbien praktiziert, 2012 nahmen bereits 2.000 Schüler teil, die 9.000 € verdienten. Das Geld unterstützt verschiedene schulbezogene und kulturelle Projekte.[21]

Entstehung

Das Konzept des Sozialen Tages wurde bereits 1963 von schwedischen Schülern umgesetzt, in Gedenken an den 1961 auf einer Friedensmission verstorbenen UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld. Daher auch der damalige Titel 'Day for Dag'.[22] In Skandinavien verbreitete sich das Konzept schnell, wodurch bereits 1964 auch in Norwegen durch Operasjon Dagsverk ein Sozialer Tag veranstaltet wurde. In den vergangenen Jahren folgte eine wiederholte Kooperation der Organisationen in Form eines Sommer Camps in Dänemark unter dem Titel Operasjon Gränsløs.[23] Die Ausweitung auf eine europäische Kooperation erfolgte 2011. Das Sommer Camp des damals noch namenlosen SAME Netzwerkes fand erstmals in Oslo statt. Im folgenden Jahr erhielt das Netzwerk in Berlin seinen Namen und es wurden erste Broschüren und andere Materialien der Öffentlichkeitsarbeit fertiggestellt. Es war außerdem der Beginn der Arbeit an den Basic Common Principles und Quality Guidelines, deren Vollendung ein weiteres Jahr an Arbeit brauchte. Für die Initiative, die verschiedenen europäischen Organisationen zusammenzubringen und auf einen europaweiten Sozialen Tag hinzuarbeiten, wurde einer der Gründer des Netzwerkes, Lukas David Meyer, also Europapreisträger des Jahres 2013 ausgezeichnet.[24][25] In der folgenden Arbeitsphase wurde der Bedarf an klareren Arbeitsstrukturen und -gruppen deutlich. Daher wurde neben der Absegnung der Quality Guidelines durch alle Organisationen auf dem Sommer Camp 2013 in Italien auch die Gründung von zwei Arbeitsgruppen erreicht. Es handelt sich dabei zum einen um eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Öffentlichkeitsarbeit befasst und zum anderen um eine strategisch arbeitende Gruppe. 2014 wurden in Belgien zudem eine Arbeitsgruppe ergänzt, die an einer adäquaten Unterstützung für neue Sozialer Tag-Akteure arbeitet.[26] Das Netzwerk entwickelt und wandelt sich fortlaufend. Das nächste Sommer Camp fand 2015 in Norwegen statt, auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im November 2015 in Brüssel unterzeichneten Delegierte der sieben Mitgliedsorganisationen die Vereinssatzung.[27] Die Finanzierung erfolgt größtenteils durch Drittmittel wie dem Erasmus+ Programm der Europäischen Union.[28]

Basic Common Principles und Quality Guidelines

Durch die Basic Common Principles wurden die gemeinsamen Grundsätze der im Netzwerk beteiligten Organisationen in einem Dokument in Schriftform festgehalten. Es wird sich dabei auf die universell geltenden Menschenrechte bezogen sowie die Freiheit und Gleichheit aller Menschen. In acht Paragraphen werden des Weiteren zum Beispiel die Wichtigkeit der Jugend, der Solidarität, das Recht der Partizipation und die Nachhaltigkeit der Projekte hervorgehoben. Durch das Bekenntnis zu diesen Grundsätzen verpflichtet sich das Netzwerk, sie zu befolgen und umzusetzen, also in seiner Arbeit Wert darauf zu legen, angemessene und nachhaltige Hilfsprojekte und Projektpartner zu finden und auszuwählen.

Diese Prinzipien wurden in den SAME Quality Guidelines umgesetzt, also Richtlinien, die den Mitgliedern und neuen Sozialer-Tag-Initiativen als Orientierung dienen. Diese Richtlinien umfassen insgesamt 20 Punkte. Mehrere Punkte befassen sich dabei mit der Jugendpartizipation rund um und innerhalb der einzelnen Organisation. Darunter fällt auch, dass sich die Projekte an Jugendliche richten und Bildung fördern und unterstützen sollen. Darüber hinaus stimmen alle Organisationen überein, die gesammelten Gelder des Sozialen Tages transparenten Projekten zukommen zu lassen, die sich langfristig selbst finanzieren können. Dieser Gedanke der Nachhaltigkeit ist auch im ökologischen und sozialen Aspekt der Projekte anzustreben. Die jeweilige Partnerorganisation selbst soll unter anderem klar strukturiert sein und durch kontinuierliche Dokumentation und Evaluation Wissen sichern. Auch sollen die Ansichten und Werte innerhalb der Organisation immer wieder aktiv diskutiert werden.

Ziele

Generell ist es das Ziel von SAME, den Sozialen Tag in Europa zu verbreiten und ihn bekannter zu machen. Der Grund dafür ist die gemeinsame Ansicht, dass Jugendliche Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen sollten. Sie sollen gemeinsam auf eine faire und demokratische Welt hinarbeiten. Durch die Teilnahme am Sozialen Tag und den dadurch finanzierten Projekten, aber auch die aktive Mitarbeit in den einzelnen Organisationen wird das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen gestärkt und gefördert.[29]

Action Day Initiatives

Das Netzwerk bietet Jugendlichen und anderen Jugendorganisationen Hilfe bei der Initiierung neuer Sozialer Tage an. Alle Organisationen stellen ihre Erfahrungen zur Verfügung und bieten sowohl Besuche als auch Workshops an, um die Action Day Initiatives zu unterstützen. Diese Hilfe ist an die Quality Guidelines angelehnt, damit auch eine hohe Qualität neuer Sozialer Tage garantiert werden kann. Aktuell wird die bosnienweite Schülervertretung Asocijacija srednjoškolaca u Bosni i Hercegovini (ASuBiH) bei der Umsetzung eines ersten Aktionstages unterstützt[30], in diesem Rahmen nahmen Vertreter der Organisation am SAME-Sommercamp 2015 teil.[31] Zudem besteht Kontakt mit einer interessierten Organisation aus Montenegro.[32]

Lernnetzwerk

Durch den Austausch von Erfahrungen, gegenseitige Besuche und die gemeinsame Arbeit der Organisationen im Netzwerk wird außerdem ein "best practice" Austausch ermöglicht.[33] Das bedeutet, dass mögliche beste Verfahren bezüglich verschiedener Bereiche des Sozialen Tages und dessen Organisation kommuniziert werden sollen. Somit können die Mitglieder voneinander profitieren und sich gegenseitig inspirieren und stärken.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. edukacija.rs-Artikel über SAME
  2. HNA.de-Artikel über die Entstehung von SAME
  3. Osservatorio balcani e caucaso-Artikel über SAME
  4. Pressemitteilung
  5. suedtirolnews.it-Artikel über ein SAME-Sommer Camp
  6. hln.be-Artikel
  7. Editiepajot-Artikel über den Aktionstag 2015
  8. hln.be-Artikel zur Entstehung von Zuiddag
  9. dr.dk-Artikel zum 30-jährigen Jubiläum
  10. dr.dk-Artikel über Operation Dagsværk
  11. Projektbeschreibung vom dänischen Ministerium für Kinder, Bildung und Gleichstellung der Geschlechter
  12. RP Online-Artikel über Schüler Helfen Leben
  13. welt.de-Artikel zur Gründung der Stiftung
  14. welt.de-Artikel zum Engagement Schüler Helfen Lebens in Syrien
  15. ilgazzettino.it-Artikel
  16. Padovaoggi-Artikel
  17. suedtirolnews.it-Artikel: 450 Schüler im Jahr 2015
  18. suedtirolnews.it-Artikel zum Aktionstag 2015 und dem unterstützten Projekt
  19. aftenposten.no-Artikel zum 50-jährigen Jubiläum
  20. Amnesty International informiert über Zusammenarbeit mit Operasjon Dagsverk
  21. Profil Unija Srednjoškolaca Srbije auf der OBESSU-Homepage
  22. En dag för Dag
  23. Entstehungsgeschichte
  24. Europapreisträger 2013
  25. HNA.de-Artikel zur Auszeichnung "Junger Europäer des Jahres"
  26. suedtirolnews.it-Artikel über ein SAME-Sommer Camp
  27. Radio1-Interview, ab 54:20
  28. suedtirolnews.it-Artikel
  29. Begründung der Schwarzkopf-Stiftung für die Auszeichnung "Junger Europäer des Jahres"
  30. Stiftungsbericht SHL, S. 15
  31. News
  32. Artikel im Magazin 5/2015 der Bethmann Bank
  33. Stiftungsbericht SHL, S. 42