Haus zum Löwen

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Haus zum Löwen
Daten
Ort Neu-Isenburg Welt-IconKoordinaten: 50° 3′ 24,3″ N, 8° 41′ 43,6″ O
Art
Eröffnung 1958
Betreiber
Stadt Neu-Isenburg
Leitung
Christian Kunz
Website

Das Haus zum Löwen ist das Stadtmuseum von Neu-Isenburg. Es dokumentiert die Geschichte, die Kultur und die Wirtschaft der 1699 gegründeten hugenottischen Exulantenstadt.

Lage, Bauwerk und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Haus zum Löwen befindet sich an der nördlich-westlichen Ecke des quadratischen Stadtgrundrisses von 1699, an der auch die Straße zur Messestadt Frankfurt am Main führte. Das Gebäude wurde als Gasthaus geplant – ebenso wie ein Pendant an der südwestlichen Ecke der Stadt –, in der Gründungsphase gebaut und 1702 erstmals als Au Lion d’Or (Zum goldenen Löwen) als erstes Gasthaus der hugenottischen Siedler erwähnt. Bis 1918 wurde das Haus in dieser Funktion genutzt.

Anschließend wurde das Gebäude zeitweise als Notquartier und für eine Volksküche genutzt.

Im Jahr 1958 wurde ein kleines Heimatmuseum als Vorläufer des heutigen Stadtmuseums in dem Gebäude eingerichtet. Wegen Baufälligkeit musste das Haus 1976 abgerissen werden. Es wurde originalgetreu wieder aufgebaut.

Von 2009 bis 2011 wurde das Museum umgebaut und dabei der Eingang barrierefrei gestaltet sowie die Ausstellung neu konzipiert und erweitert.[1]

Durch die Freigabe des Eintrittspreises („Zahle was du willst!“) und das museumspädagogische Angebot konnte die Zahl der Besucher im Zeitraum 2015 bis 2019 um 75 Prozent gesteigert werden.[2] Im Jahr 2023 hatte das Haus zum Löwen 5140 Besucher.[3]

In den noch aus dem Jahr 1702 stammenden Kellerräumen des Gebäudes befand sich von 1981 bis 2023 auch das Deutsche Äppelwoitheater, das ursprünglich als Spottlicht-Theater eröffnet worden war.[4]

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ausstellung erstreckt sich über drei Etagen vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss. Im Eingangsbereich befinden sich neben einem kleinen Museumsshop der Nachbau einer Apfelweinstube, die zur Verkostung der südhessischen Spezialität einlädt und die auch für Vorträge und Treffen zur Oral History genutzt wird.[5] Der Musiksaal präsentiert die musikalische Tradition der Stadt mit ihren zahlreichen Musikvereinen und international erfolgreichen Sängern wie dem Tenor Franz Völker und der Sopranistin Anny Schlemm.[6][7]

Im ersten Obergeschoss zeichnet die Ausstellung markante Eckpfeiler der Neu-Isenburger Geschichte nach: Vom Treueeid der 34 hugenottischen Familien auf den Grafen Johann Philipp von Isenburg und Büdingen, der den Flüchtlingen 1699 Land gegeben hatte, über die Anlage der Planstadt sowie die theologische und das religiöse Leben der Neuankömmlinge.[8] Anhand verschiedener Handwerks- und Gewerbezweige wie die Hasenhaarschneidereien, Portefeuiller, Schreinereien, Wäschereien bis zur Geschichte der Frankfurter Würstchen wird das Leben der Isenburger Bürger sowie die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt präsentiert.[9][10]

Im darüberliegenden Dachgeschoss richtet sich die Ausstellung mit dem Thema Weltraum und Raumfahrt an Kinder. Über Mitmach-Stationen und pädagogische Angebote können sie den Werdegang des Neu-Isenburger Astronauten Thomas Reiter verfolgen oder den Weltraum für sich entdecken.[11] Abgerundet wird das Museumsangebot durch Museumsführer für unterschiedliche Zielgruppen sowie den Vertrieb von Veröffentlichungen, unter anderem des Neu-Isenburger Vereins für Geschichte, Heimatpflege und Kultur Neu-Isenburg e. V. (GHK).

Im Rahmen des Senioren- und Demenzprojekts „Museum vor Ort“ arbeitet das Haus zum Löwen mit örtlichen Pflegeheimen zusammen. Ausgewählte Sammlungsobjekte werden in die Heime gebracht und dort präsentiert, so dass bei den Heimbewohnern Erinnerungen wach werden.[3]

Sonderausstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2023/2024: 1848: Für Demokratie und Menschenrechte

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Museum Haus zum Löwen. Museumsführer, herausgegeben vom Magistrat der Stadt Neu-Isenburg/Kulturbüro, Neu-Isenburg 2018 (auch auf Englisch und Französisch verfügbar;[13] daneben gibt es seit 2020 auch einen Museumsführer für Kinder).[14]
  • Bettina von Andrian: Museen in Hessen. Ein Führer zu 370 hessischen Museen, Verlag Winfried Jenior, Kassel 2008, ISBN 978-3-934377-50-9, S. 219 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Museumsführer, S. 3
  2. Seit fünf Jahren Leiter der beiden Neu-Isenburger Museen. In: Offenbach Post. 22. Juli 2021, abgerufen am 1. April 2023.
  3. a b Holger Klemm: Zeppelin-Museum: Abstecher zu den Riesen der Lüfte. In: Offenbach Post Online. 13. April 2024, abgerufen am 13. April 2024.
  4. Nicole Jost: Aus für Kellertheater in Neu-Isenburg. In: Offenbach Post. 20. Juni 2023, abgerufen am 21. Juni 2023.
  5. Museumsführer, S. 4
  6. Museumsführer, S. 6
  7. Heinz Schickedanz: Franz Völker – Anny Schlemm Gesellschaft e. V. Neu Isenburg: Hier haben zwei Neu-Isenburger Künstler eine Heimat. In: Isenburger. 1. Juni 2013, S. 30 (wort-kunst-werk.de [PDF; abgerufen am 1. April 2023]).
  8. Museumsführer, S. 10
  9. Museumsführer, S. 12–16
  10. von Andrian, S. 219 f.
  11. Museumsführer, S. 18
  12. Stadtmuseum „Haus zum Löwen“ ist „Museum des Monats“. Haus erreicht mit guten Ideen Menschen, die sonst wenig ins Museum gehen. Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, 7. Juni 2023, abgerufen am 8. Juni 2023 (Pressemitteilung): „Das „Haus zum Löwen“ in Neu-Isenburg ist nicht nur ein Stadtmuseum – es ist Treffpunkt, Werkstatt und Ort der Begegnung. Mit multimedialen Stationen, Workshops und einem vollen Veranstaltungskalender lockt das Museumsteam um Leiter Christian Kunz Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Region an und knüpft gleichzeitig feste Bande mit den Menschen in der Stadt.“
  13. Museumsführer jetzt auch in Französisch. In: Frankfurter Neue Presse. 23. März 2023, S. 13.
  14. Holger Klemm: Ein Löwe führt durch die Historie. Beide Museen mit einigen Vorhaben wieder am Start – Neue Broschüre für Kinder. In: Frankfurter Neue Presse. 30. Juni 2020, S. 13.