Ste-Geneviève (Héricy)

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Kirche Sainte-Geneviève
Glockenturm

Die katholische Pfarrkirche Sainte-Geneviève in Héricy, einer Gemeinde im Département Seine-et-Marne in der französischen Region Île-de-France, wurde ab dem späten 12. Jahrhundert in mehreren Bauphasen errichtet. In der Kirche sind noch Bleiglasfenster aus der Renaissance erhalten. Im Jahr 1908 wurde die der heiligen Genoveva von Paris geweihte Kirche als Monument historique in die Liste der Baudenkmäler in Frankreich aufgenommen.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Chor ist der älteste Teil der Kirche. Er wurde vermutlich Ende des 12. Jahrhunderts begonnen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts folgten die beiden östlichen Joche des südlichen Seitenschiffs, dessen westlichen Abschluss ursprünglich der Glockenturm bildete. In der nächsten Bauphase, Ende des 15. oder zu Beginn des 16. Jahrhunderts, wurde die Kirche nach Westen erweitert. An den Chor wurden die vier Joche des Hauptschiffs und an den Turm die drei westlichen Joche des südlichen Seitenschiffs angefügt. An der Westfassade des Hauptschiffs wurde das große Portal geschaffen, dessen Skulpturenschmuck während der Hugenottenkriege zerstört wurde. Ende des 16. Jahrhunderts, während der letzten Bauphase, wurde das nördliche Seitenschiff mit seinem Renaissanceportal errichtet.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der wuchtige Glockenturm besitzt vier Giebel, die wie das Glockengeschoss auf allen vier Seiten von gekuppelten, leicht zugespitzten Klangarkaden durchbrochen sind. Die beiden unteren Geschosse des Turms werden an den Ecken von mehrfach abgetreppten Strebepfeilern gestützt. Auch die Außenmauern der Seitenschiffe gliedern weit vorstehende, abgetreppte Strebepfeiler. Das spitzbogige Hauptportal des leicht über die Westfassade herausragenden Mittelschiffs wird von Archivolten und einem schmucklosen Tympanon gerahmt. Über dem Hauptportal ist ein Spitzbogenfenster eingeschnitten. Über dem rundbogigen Renaissanceportal des nördlichen Seitenschiffs öffnet sich eine zierliche Rosette.

Innenraum

Innenraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Mittelschiff öffnen sich hohe, spitzbogige Arkaden, die auf mächtigen Säulen aufliegen, zu den beiden Seitenschiffen. Der zweijochige, gerade geschlossene Chor wird von drei Rundbogenfenstern mit moderner Bleiverglasung durchbrochen. Der gesamte Innenraum ist mit Kreuzrippengewölben gedeckt, die zahlreiche skulptierte Schlusssteine aufweisen. Im nördlichen Seitenschiff sind sie zum Teil als Abhänglinge gestaltet. Im Untergeschoss des Turmes sind noch zwei Konsolen, die mit männlichen Köpfen verziert sind, aus romanischer Zeit erhalten.

Bleiglasfenster[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fenster der Geburt Christi

Im nördlichen Seitenschiff ist ein Bleiglasfenster aus dem 16. Jahrhundert mit Szenen der Geburt Christi erhalten.[2] Es besteht aus drei Lanzetten, auf denen rechts die Verkündigung, in der Mitte die Anbetung der Hirten und links die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt sind. Im Maßwerk sind auf der rechten Scheibe die Begegnung Annas und Joachims, der Eltern Marias, an der Goldenen Pforte und auf der oberen Scheibe die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten zu sehen. Auf der linken Scheibe sind Engel dargestellt. In anderen Fenstern sind nur noch einige Fragmente der ursprünglichen Bleiverglasung erhalten.[3]

Grabsteine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grabstein aus dem 13. Jahrhundert

An der Wand des südlichen Seitenschiffs ist der Grabstein von Isabeau, der Gemahlin von Guillaume Grisart, aus dem 13. Jahrhundert angebracht. Auf dem Grabstein ist ein Dreipassbogen eingeritzt, unter dem die Verstorbene mit gefalteten Händen steht. Sie ist in einen Umhang mit elegantem Faltenwurf gehüllt. Am Rand des Grabsteins ist eine Inschrift eingemeißelt.[4]

Eine Marmortafel aus dem 16. Jahrhundert erinnert an den 1553 gestorbenen Nicolas Dieusit und seine Gemahlin Nicole Barbin. Die Tafel ist mit einer Inschrift versehen. Oben sind die Verstorbenen mit ihren Kindern vor dem Gekreuzigten kniend dargestellt, unten sieht man die Wappen der beiden Familien.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Louis Grodecki, Françoise Perrot, Jean Taralon (Hrsg.): Les vitraux de Paris, de la région parisienne, de la Picardie et du Nord-Pas-de-Calais. (= Corpus Vitrearum Medii Aevi). Recensement des vitraux anciens de la France. Band 1, Éditions du Centre National de la Recherche Scientifique, Paris 1978, ISBN 2-222-02263-0, S. 100.
  • Jean-Marie Pérouse de Montclos (Hrsg.): Le Guide du Patrimoine. Île-de-France. Hachette, 2. Auflage, Paris 1994, ISBN 2-01-016811-9, S. 334–335.
  • Georges Poisson (Hrsg.): Dictionnaire des Monuments d’Île-de-France. Éditions Hervas, Paris 2001, ISBN 2-84334-002-0, S. 395.
  • Le Patrimoine des Communes de la Seine-et-Marne. Flohic Éditions, Band 1, Paris 2001, ISBN 2-84234-100-7, S. 594–595.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sainte-Geneviève (Héricy) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Église Sainte-Geneviève in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  2. L’Annonciation, L’Adoration des bergers, L’Adoration des Mages in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  3. La Présentation au Temple in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  4. Dalle funéraire d’Isabeau, femme de Guillaume Grisart in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  5. Plaque funéraire de Nicolas Dieusit, mort en 1553 in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)

Koordinaten: 48° 26′ 56,8″ N, 2° 45′ 58,3″ O