Stift Sankt Andrä an der Traisen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. März 2015 um 22:26 Uhr durch Bwag (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ehemaliges Stift mit Stiftskirche und Mariensäule.
Georg Matthäus Vischer (1672): Stift St. Andrä (von NW) - vor der Zerstörung durch die 2. Türkenbelagerung
Die dreizonige Hauptfassade der ehemaligen Stiftskirche hl. Andreas.

Das Stift Sankt Andrä an der Traisen war ein Augustiner-Chorherrenstift nordöstlich der niederösterreichischen Stadt Herzogenburg in St. Andrä an der Traisen, heute eine Katastralgemeinde von Herzogenburg.

Geschichte

Bereits im 12. Jahrhundert standen an der Stelle des späteren Klosters zwei Kapellen, die dem Apostel Andreas und dem heiligen Nikolaus geweiht waren. Erstmals erwähnt wird St. Andrä in einer Urkunde des Stifts Göttweig bereits vor dem Jahr 1091. Es dürfte an diesem Ort auch eine Burg gestanden haben.

Im Nekrolog des ehemaligen Stiftes findet sich unter dem Datum 4. November 1203 die Eintragung "ruedegerus marchio" (Rüdiger von Bechelaren), der ganz offensichtlich das historische Vorbild für den Haupthelden des Nibelungenliedes war und in St. Andrä an der Traisen begraben ist, was der Nekrolog des Stiftes eindeutig beweist.

In Herzogenburg weist der Name der Nibelungenapotheke auf diesen historischen Bezug hin, der von dem deutschen Germanisten Jochim Splett 1967 erstmals dargelegt wurde. Somit ist Herzogenburg auch Zentrum einer mittelalterlichen Hochkultur, die von Geistlichen, die damals als einzige schreiben konnten, getragen wurde.

Die Adelsfamilie Traisma starb mit Walther von Traisma aus. In seinem Testament bestimmte er, dass an diesem Ort von den Augustiner-Chorherren ein Kloster errichtet werden soll. So gründete Propst Gottschalk Mitte des 12. Jahrhunderts als erster Propst eine Klostergemeinschaft.

Im 13. und 14. Jahrhundert erlebt das Kloster einen Aufschwung, in den folgenden Jahrhunderten wurde das Kloster jedoch durch verschiedene Einflüsse, wie die beiden Türkenbelagerungen 1529 und 1683 sowie die Reformation stark in Mitleidenschaft gezogen.

Ende des 17. Jahrhunderts begann Propst Augustin Erath das Kloster wieder aufzubauen. So wurde 1726 der Grundstein für eine neue Kirche gelegt.

Durch die hohe Verschuldung wurde vorerst ein Administrator installiert und 1783 der Propst von Stift Herzogenburg als Vorsteher eingesetzt. 1787 wurde das Kloster auf Grund des Josephinischen Erlässe endgültig geschlossen. In der Folge wurde das Klostergebäude verschieden genutzt, zum Beispiel als Kaserne.

Im Jahr 1828 wurde es dem Armenfonds der Stadt Wien überantwortet und darin ein Versorgungshaus für verarmte Wiener jeden Alters und Geschlechtes eingerichtet. 1918–1922 diente das Stift als Heim für verwahrloste Buben von 12 bis 14 Jahren unter der Leitung von August Aichhorn, des Wiener Fürsorgedirektors, der hier seine modernen, sozialdemokratischen pädagogischen Konzepte nach dem Ende der Monarchie erstmals erproben konnte. Danach diente es wieder als Versorgungshaus[1]. Heute wird es als Geriatriezentrum der Gemeinde Wien genutzt. Infolge der großen Entfernung zu Wien ist diese Verwendung nicht unproblematisch.

Ein Brand zerstört am 16. April 1853 den barocken Kirchturm, der seitdem eine Notbedachung hat.

Die ehemalige Stiftskirche ist dem Apostel Andreas geweiht und heute Pfarrkirche der Pfarre St. Andrä an der Traisen, der Stiftspfarre von Herzogenburg. Die barocke Kirche dürfte auf Joseph Munggenast zurückgehen. Zwei Altarbilder stammen von Paul Troger, andere vom Wiener Schmidt.

Sowohl die Kirche und der Pfarrhof, als auch das Geriatriezentrum stehen heute unter Denkmalschutz. Die Kirche selbst und deren Ausstattung bedarf einer dringenden Renovierung bzw. Restaurierung.

Innenausstattung (Altäre)

Literatur

  • NÖ Pressehaus (hrsg.): St. Andrä/Traisen, 1973
  • Wahl, Egon: Das Augustiner-Chorherrenstift St. Andrä an der Traisen, Diss. Wien, 1945
  • Splett, Joachim: Rüdigerstudien, Diss. (gedruckt), Münster 1964.
  • Straka, Ambrosius Roland / Oppitz, Christine / Weiss, Petra: Ehemalige Stiftskirche St. Andrä an der Traisen, Regensburg 2008.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.wienkav.at/kav/gza/texte_anzeigen.asp?id=227

Koordinaten: 48° 17′ 56,4″ N, 15° 42′ 57,7″ O