Gothaer Synagoge

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Ansichtskarte (1918)
Innenraum (um 1900)

Die Synagoge Gotha war eine Synagoge, die von 1904 bis 1938 an der damaligen Hohenlohestraße 1, heute Moßlerstraße in Gotha stand.

Geschichte

In Gotha wohnten bereits im Mittelalter zeitweise jüdische Mitbürger, eine erste Erwähnung findet sich für das Jahr 1250. Ob zu jener Zeit ein Bethaus oder eine Synagoge existierte, ist derzeit nicht bekannt. Erst ab 1848 wuchs die Zahl jüdischer Mitbürger infolge der gewährten Niederlassungsfreiheit, um 1900 waren es 296, dazu kamen zwischen 40 und 50 weitere aus den umliegenden Orten wie Waltershausen, Friedrichroda, Ohrdruf, Georgenthal und Bad Tennstedt.[1]

Nachdem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Familien zunahm, wurden zunächst Beträume in jüdischen Wohnhäusern benutzt. Zuerst im Eichelschen Haus (Hauptmarkt 36), danach im Liebensteinschen Haus (Schwabhäuser Straße 6) und ab 1877 im Rudolphschen Haus (Siebleber Straße 8).[1]

Ansichtskarte (1920er Jahre)

Die neue Synagoge wurde in den Jahren 1903 und 1904 nach Plänen des Gothaer Architekten Richard Klepzig im neuromanischen Stil als Zentralbau mit einer türmchenbekrönten Kuppel errichtet und am 11. Mai 1904 eingeweiht. Bei der Einweihung waren der Oberbürgermeister Otto Liebetrau, mehrere Ratsmitglieder, Vertreter der Nachbargemeinden sowie der evangelischen und katholischen Kirche und der Staatsminister Otto von Hentig zugegen, der im Namen der Herzoglichen Regierung eine kurze Ansprache hielt. Der Oberbürgermeister versprach in der kurzen Zeremonie bei der Schlüsselübergabe, sich stets für die Interessen der Gemeinde einzusetzen. Die Predigt hielt der Landrabbiner Isaac Prager aus Kassel, die Thorarollen wurden durch die Gemeindeältesten in den Toraschrein gelegt.

In den frühen Morgenstunden des 10. November 1938 wurde das Gebäude während der Novemberpogrome vollständig durch Brandstiftung zerstört, die Feuerwehr durfte lediglich ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbargebäude verhindern. Die Ruinen wurden ab dem 10. März 1939 auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgetragen.

1988 wurde in der Nähe des ehemaligen Synagogengeländes eine Gedenkstätte eingerichtet, wobei eine Plastik des Gothaer Künstlers Hans Klein aufgestellt wurde. Die Plastik hat die Form von zwei abgewinkelten Stahlprofilen und soll KZ-Zaunpfähle bzw. zerbrochene Fenster eines Gotteshauses symbolisieren.

Der Abschnitt der Lenaustraße zwischen der Moßlerstraße und der Gartenstraße, an dem die Synagoge stand, wurde von der Stadt Gotha 1991 in An der Synagoge umbenannt.[2]

Einzelnachweise

  1. a b Synagogen in Thüringen. Abgerufen am 5. Juni 2016.
  2. Gothaer Straßennamen. Archiviert vom Original am 28. April 2005; abgerufen am 5. Juni 2016.

Literatur

  • Germania Judaica II,1 S. 295 f.; III,1 S. 457-460.
  • Jüdische Landesgemeinde Thüringens (Hrsg.): Die Novemberpogrome. Gegen das Vergessen. Spuren jüdischen Lebens, Eisenach / Gotha / Schmalkalden, 1988. (ohne ISBN)
  • Klaus Arlt, Constantin Beyer: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Wichern-Verlag / Tourist-Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-350-00780-5, S. 272-274.

Weblinks

Commons: Synagoge (Gotha) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 57′ 5,2″ N, 10° 42′ 5,6″ O