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Synchronsprecher

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Der Synchronsprecher Joachim Kerzel bei der Arbeit

Synchronsprecher sind Schauspieler, die als Sprecher ihre Stimme meist freiberuflich einsetzen, um fremdsprachige Filme in die Zielsprache zu übertragen oder Filme, die naturgemäß keine Stimmen enthalten, wie zum Beispiel Zeichentrickfilme mit Sprache zu versehen. Gelegentlich ist es auch in der Originalsprache nötig, einzelne Szenen nachzusynchronisieren, wenn beispielsweise in einer Supertotalen keine Möglichkeit besteht, die Tontechnik optimal zu postieren (siehe Automatic Dialogue Recording (ADR) oder Additional Dialogue Recording). Auch nicht-fremdsprachige Werbespots werden zumeist synchronisiert.

In einem Interview mit Arnold Marquis, der in den Medien gerne als König der Synchronsprecher bezeichnet wurde – unter anderem für John Wayne, Robert Mitchum, Lino Ventura oder Kirk Douglas – stellte dieser fest, dass es den „reinen Synchronsprecher“ nicht gebe. Diese eigentlich irreführende Berufsbezeichnung sei ihm einmal vom Finanzamt verpasst worden, es müsse vielmehr richtiger „Synchronschauspieler“ heißen.[1]

In Einzelfällen wurde es für notwendig erachtet, Schauspieler auch in ihrer Muttersprache durch Kollegen nachsynchronisieren zu lassen. Udo Kier beispielsweise wurde seines starken rheinischen Dialektes wegen in zahlreichen deutschen wie ausländischen Filmproduktionen synchronisiert. Andere Schauspieler – etwa Christopher Lee oder Herbert Lom – nahmen mitunter große Mühen auf sich, um fremdsprachliche Barrieren zu überbrücken und ihre Rollen auch in ihnen fremden Sprachen zu synchronisieren.

Bei Übersetzungen ist die Zuordnung von Schauspielern und Synchronsprechern häufig fest und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Die Synchronsprecher selbst sind dagegen meistens unbekannt (und werden auch im Abspann von Serien und Filmen nur selten genannt).

Im Gegensatz dazu genießen etwa in Japan viele Seiyū von Anime (japanischer Zeichentrick) Kultstatus.

Fremdsprachige Filme

Durch die Synchronisation in einer anderen Sprache können Menschen, denen das Verständnis der jeweiligen Originalsprache fehlt, auf natürliche Weise dem Geschehen folgen. Für Leseschwache, die der Originalsprache nicht mächtig sind, ist die Synchronfassung unumgänglich.

Bei der Arbeit haben die Synchronsprecher sowohl auf Lippensynchronität als auch auf den wirkungsvollen Ausdruck zu achten. Das Dialogbuch, das als Grundlage der Synchronfassung dient, orientiert sich in aller Regel an der Originalfassung, kann aber auch davon abweichen. Die Synchronsprecher haben dann die Aufgabe, die untergeschobene Aussage mit der filmischen Vorlage zu verbinden. Seltene Beispiele für eine (absichtlich) stark vom Original abweichende Synchronisation sind die Serie Die Zwei mit Roger Moore und Tony Curtis oder zahlreiche Filme des Schauspielerduos Bud Spencer und Terence Hill, die erst in der deutschen Fassung durch den Sprachwitz zu großen Erfolgen wurden – aus diesem Grund allerdings auch nur im deutschsprachigen Raum. Verantwortlich für die Synchronisation der eben genannten Beispiele ist Rainer Brandt.

Die Arbeit der Synchronsprecher ist kaum vergleichbar mit der Arbeit am Set. Die Sprecher müssen die Authentizität des stimmlichen Ausdrucks bewahren, ohne ihren Körper einsetzen zu können. Starke Bewegungen sind vor dem Mikrofon zum Beispiel kaum möglich, weil sie zu Tonproblemen und Nebengeräuschen führen können. Schauspielerisches Können ist jedoch eine Grundvoraussetzung, deswegen sind auch viele deutschsprachige Schauspieler gleichzeitig vielbeschäftigte Synchronsprecher.

In bestimmten Fällen, zum Beispiel bei Dokumentarfilmen, ist eine Synchronfassung zu teuer oder führt zu nicht authentischen Ergebnissen. Bei Filmen mit einem kleineren Zielpublikum lohnt sich eine Synchronisation oft finanziell nicht. In diesen Fällen wird mit Untertiteln in der Zielsprache gearbeitet, die eine verkürzte Textfassung am unteren Rand einblendet (OmU – Originalfassung mit Untertiteln). Mitunter werden auch beide Varianten gemischt, so dass synchronisierte Szenen sich mit Untertiteln abwechseln.

Synchronsprecher und -studios sind in Deutschland überwiegend in Berlin und München ansässig, in geringerer Zahl auch in Hamburg, Köln oder Offenbach am Main.

In Hong Kong, Japan und anderen asiatischen Ländern gibt es auch englische Synchronsprecher, die meistens für die internationale Vermarktung eines Filmes genutzt werden. Auch in den Vereinigten Staaten, Frankreich, Italien, Spanien und anderen Ländern gibt es Synchronsprecher, in den Vereinigten Staaten jedoch meistens für Anime und Cartoons.

Synchronisierung von Werbespots

Auch Werbespots für Kino und Fernsehen werden meistens synchronisiert, selbst wenn sie nicht fremdsprachig sind. Häufig haben die Darsteller keine Sprechausbildung oder eine Stimme, die aus Sicht der Produzenten nicht zur Person oder zum beworbenen Produkt passt. Aber selbst professionelle Schauspieler und Prominente synchronisieren sich für Werbespots häufig selbst, weil eine später separat aufgenommene Stimme häufig direkter und klangvoller wirkt. Zudem kann man sich bei den Filmaufnahmen ausschließlich auf das Bild und bei der Synchronisierung voll und ganz auf die Stimme konzentrieren und gelangt schneller zu akzeptablen Ergebnissen. Gelegentlich steht auch zum Zeitpunkt der Filmaufnahme der endgültige Text noch nicht fest bzw. werden Textänderungen erst im Synchronstudio erarbeitet.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X
  • Uwe Herzog: Das Sprecherhandbuch – Ausbildung und Praxis bei Film, TV, Funk und Werbung. E-Book (Format pdf), kirsten herzog verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-938604-10-6.

Weblinks

Commons: Voice actors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. WDR3/WDR5 – Zeitzeichen, Beitrag zum 6. April 1921, dem Geburtstag von Arnold Marquis (da auch als Podcast verfügbar)