Sühnekreuz

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Steinkreuz in Kleinwolmsdorf bei Dresden, mit Schwert

Sühnekreuz oder Mordkreuz ist die Bezeichnung für ein steinernes Flurkreuz, das zur Sühne für einen begangenen Mord oder Totschlag errichtet wurde. Sühnekreuze standen meist an Wegen und Wegkreuzungen.

Auf einigen Steinkreuzen sind Waffen (Armbrust, Axt u. a.) eingeritzt, möglicherweise die Tatwaffen.

Hintergrund

Die Vorübergehenden sollten angehalten werden, Fürbittgebete für den Getöteten zu leisten, da dieser ohne Sterbesakramente gestorben war.

Wurde jemand im Streit oder anderweitig ohne Absicht getötet, musste der Schuldige mit der Familie des Opfers einig werden. Es wurden zwischen beiden privatrechtliche Sühneverträge abgeschlossen. Ab 1300 soll es üblich gewesen sein, am Tatort oder dort, wo es die Angehörigen wünschten, ein steinernes „Sühnekreuz“ aufzustellen. Es sind oberpfälzische und sächsische Sühneverträge erhalten geblieben, in denen ausdrücklich die Setzung eines Sühnekreuzes vereinbart wird.

Aus dem Jahr 1463 ist in Weikersheim ein vollständiger Sühnevertrag erhalten. Für die Ermordung eines Sohnes handelten die Angehörigen und der Täter durch zwei Schiedsleute als (übliche) Wiedergutmachung aus: ein Steinkreuz, eine Heilige Messe mit zwei Priestern, zehn Pfund Wachs für Kerzen, 45 Gulden als Spesen und Schadensersatz, je ein Paar Hosen an die Schiedsleute, den Amtmann und den Vogt, sowie zwei Eimer Wein an die Gefolgschaft beider Parteien.[1]

Seit 1530 wurden in protestantischen Gegenden keine Sühnekreuze mehr errichtet.

Verbreitung

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Sühnekreuz von Föra, Öland

Etwa 7000 Steinkreuze sind heute in ganz Europa bekannt, die als Sühnekreuze vermutet werden. In Deutschland gibt es ungefähr 4000. Sie sind besonders verbreitet in der Oberpfalz, in Thüringen und Sachsen. In Mecklenburg wurden Sühnesteine errichtet. In Niederschlesien, Polen, sind 300 Sühnekreuze bekannt.

In Berlin ist ein Sühnekreuz von 1325 erhalten. Es musste für den von den Bewohnern erschlagenen Propst von Bernau aufgestellt werden und steht heute vor der St.-Marien-Kirche.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Sühnekreuze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Bernhard Losch: Steinkreuze in Baden- Württemberg. Kommissionsverlag Konrad Theiss, Stuttgart 1981, ISBN 978-3806207545