Thomas Nathan Krüger

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Thomas Nathan Krüger (* 28. Oktober 1986 in Sangerhausen) ist ein deutscher Komponist.

Schulzeit und Studium

Krüger erhielt bereits mit sieben Jahren seinen ersten instrumentalen Unterricht im Fach Akkordeon. Eine grundlegende fünfjährige Gesangs- und Klavierausbildung erfuhr er als Schüler im Musikzweig der Landesschule Pforta von 2001 bis 2006. Dort sammelte er zudem erste Erfahrungen als Dirigent und schloss mit seinem Abitur 2006 auch eine Ausbildung zum Chorleiter ab. Während seiner Schulzeit begann er für die Chöre und Ensembles der Landesschule Pforta zu komponieren. So entstand neben einem chorsinfonischen Zyklus und einer Bühnenmusik zu Klaus Pohls Selbstmord in Madrid auch das einstündige Melodram John Maynard, das im November 2005 von 50 Schülern der Landesschule in Eigenregie uraufgeführt wurde.[1] Bis zur Aufnahme des Kompositionsstudiums im April 2007 erhielt er Unterricht bei Uwe Krause als Schüler der Komponistenklasse Halle am Konservatorium Halle/Saale. Zu den ersten kompositorischen Gehversuchen Krügers zählt die Vertonung des Gedichts Verfall von Georg Trakl. Die Komposition für Bariton und Klavier wurde 2005 beim Jugend-Kompositions-Wettbewerb Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Auch in den Folgejahren sind seine Werke prämiert und aufgeführt worden. So erhielt er frühzeitig Gelegenheit, sowohl mit dem Kammerensemble Neue Musik Berlin als auch mit Musikern des Kammerorchesters Sinfonietta Dresden zu arbeiten.

Während seines Kompositionsstudiums bei Michael Obst an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar von 2007 bis 2012 entstanden neben solistischen und kammermusikalischen Werken auch Orchesterstücke, die von Klangkörpern wie der Staatskapelle Halle und der Jenaer Philharmonie aufgeführt wurden[2]. Sein erstes Streichquartett mit dem Titel Positionen gelang 2009 durch die Musiker des Minguet Quartetts zur Uraufführung[3]. Diese 9 Miniaturen sind von Max Nyffeler als "überraschend vielseitige und musikalisch präzise ausformulierte Charakterstücke" beschrieben worden[4]. Nachdem Thomas Nathan Krüger 2010 der Franz-Liszt-Preis durch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar e. V. verliehen wurde, absolvierte er ein Auslandssemester an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Dort erhielt er Unterricht bei Beat Furrer und besuchte die Analyse-Kurse von Georg Friedrich Haas. Im Lauf seines Studiums erfuhr Krüger auf diversen internationalen Meisterkursen verschiedene impulsgebende Einschätzungen seiner künstlerischen Arbeit. Neben einem einwöchigen Kurs für zeitgenössische Improvisation bei Friedrich Schenker erhielt er Unterricht bei Annette Schlünz, Nigel Osborne, Clarence Barlow u.a. Seit 2008 gibt er seine Erfahrungen als Dozent für Komposition auf den Kursen der Komponistenklasse Sachsen-Anhalt an Kinder und Jugendliche weiter[5]. 2012 leitete er den Kompositionskurs des mu:v-Camps[6] - einer Initiative der Jeunesses Musicales - auf Schloss Weikersheim. Einhergehend mit seiner pädagogischen Erfahrung als Kompositionslehrer war er bereits bei Vermittlungsprojekten an Grundschulen und Gymnasien in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden-Württemberg gefragt und ist seit 2013 Mitglied im Netzwerk Neue Musik Baden-Württemberg. Bereits während seines Studiums an der Weimarer Musikhochschule komponierte er Musik für Kinder und Jugendliche. So entstand 2011 das Werk gestolpert, gestürzt - Suite, Fantasie und Appendix für Gitarre solo im Auftrag des Weimarer Gitarre-Verein e.V. als Pflichtstück für den Anna-Amalia-Gitarrenwettbewerb[7]. Im Rahmen der Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik wurden mehrfach Werke von ihm uraufgeführt, u. a. durch das Landesjugendensemble Neue Musik Thüringen und durch das Gitarrenensemble der Weimarer Musikschule.

Nach erfolgreichem Abschluss seines Diplomstudiums wechselte er im Jahr 2012 an die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Parallel zur Beschäftigung als Assistent der Studioleitung im Studio Neue Musik nahm er ein Master-Studium in der Kompositionsklasse von Caspar Johannes Walter auf, das er voraussichtlich im Frühjahr 2015 beenden wird. Neben seinem Studium ist er für die Initiative für Neue Musik SUONO MOBILE tätig und organisiert gemeinsam mit Christof M Löser, Malte Giesen, Christian Kemper u.a. Veranstaltungen mit zeitgenössischer Musik. 2013 begann der kontinuierliche Aufbau einer eigenen Konzertreihe unter dem Titel FEUERBACH global sowie die Gründung des Ensembles SUONO MOBILE global. Das Kollektiv – bestehend aus jungen Komponisten und erfahrenen Instrumentalisten – besticht durch den virtuosen Umgang mit unkonventionellem Instrumentarium und konnte sich durch Konzerte in Hamburg, Berlin und Stuttgart einen Namen machen. Künstlerisch verbunden fühlt sich das Ensemble u. a. dem Komponisten Michael Maierhof, über dessen Schaffen Krüger bereits eine Diplomarbeit anfertigte.

Musik

Krügers Musik klingt schroff und kantig, reduziert und doch stets sinnlich. Sie ist geprägt vom Interesse des Komponisten an einer starken Bindung des Interpreten an sein Instrument und damit an die Frage, welche Bedeutung der Musiker und sein Instrument im 21. Jahrhundert haben können. Das versteckte Detail, die körperliche Erfahrung der Tonerzeugung, die Anstrengung des Zusammenspiels sind nur einige wenige Potentiale, die den Komponisten dazu bewegen, genaueste Anweisungen zu Bewegungsabläufen oder Spielgesten aufzuschreiben und damit die Musik um eine Choreografie zwischen Interpret und Instrument zu bereichern. Dem visuellen Aspekt seiner Musik stellt Thomas Nathan Krüger vermehrt klangliche Fremdkörper entgegen. Die Aufführungssituation wird zum surrealen Wahrnehmungsspiel konventioneller Aufführungstraditionen, in dem sich auch Bezüge zu fremder Musik wieder finden lassen. Neben selten aufscheinenden Bezügen zur Musik der vergangenen Jahrhunderte sind es vermehrt vage Ahnungen eines kürzlich formulierten musikalischen Gedankens, dessen Potential weiter ausgelotet wird, formale Entsprechungen findet oder als Fremdkörper quasi kommentierend neben dem eigentlichen musikalischen Kontext erscheint. Krügers Interesse an der engen Zusammenarbeit von Komponist und Interpret lässt immer wieder Werke entstehen, die an bestimmte Interpreten gerichtet sind und deren instrumentale sowie persönliche Qualitäten berücksichtigen.

Werke (Auswahl)

  • getrübtes blühen (2008) für vier Orchestergruppen
  • Positionen (2008) für Streichquartett mit Kassettenrekorder
  • Trio für zwei oder der einarmige Bandit (2009) für Klarinette mit TamTam und Klavier mit Woodblocks[8][9]
  • Spieltrieb 1 – Wikipedia-Kadenzen (2010) für Schlagzeug solo, Ensemble und Video
  • Kind und Kagel - Spiel (in Bildern) für Ensemble und Projektionsflächen (2010) für 5 Instrumentalisten, Sängerin, Zuspiel und Video[10]
  • gestolpert, gestürzt (2011) für Gitarre solo
  • FLECKEN (2011) für 5 Instrumente [11]
  • anlagern, ablegen (2012) für 6 Instrumente
  • Tre pezzi del Principe (nach Gesualdo) (2013) für Streichorchester
  • Air [beinah .....] (2014) für Viola, Violoncello und Kontrabass

Preise und Stipendien

  • Preisträger beim Jugend-Kompositions-Wettbewerb Sachsen-Anhalt 2005, 2006[12][13], 2007[14]
  • Franz-Liszt-Preis 2010[15]
  • Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes (2010–2015)

Publikationen

  • Zwischen den Tönen: Der internationale Kongress "Mikrotonalität - Praxis und Utopie" an der Musikhochschule Stuttgart[16] in Musik-Texte : Zeitschrift für neue Musik - Band 130, S. 85-86

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mut und Leistung wurden belohnt – Steffi Rohlands Kritik zur Uraufführung von John Maynard, Mitteldeutsche Zeitung vom 30. November 2005
  2. nmz-Kritik der Weimarer Frühjahrstage für zeitgenössische Musik 2012 von Florian Kehrmann
  3. nmz-Ankündigung der Uraufführung von Positionen durch das Minguet Quartett
  4. Kritik zur Komposition Positionen durch die Zeitschrift ensemble sowie durch Max Nyffeler
  5. Dozenten der Komponistenklasse Sachsen-Anhalt
  6. Link zu den Werken des mu:v-Camp-Kompositionskurses – zum Nachhören
  7. Weimar Serie – herausgegeben durch die Edition Chanterelle im Allegria Musikverlag
  8. Kritik der Aufführung im Rahmen der Weimarer Frühjahrstage 2013 - von Anna Schürmer
  9. Max Nyffeler schreibt über die Komposition Trio für zwei oder der einarmige Bandit
  10. Ankündigung der Uraufführung von Kind und Kagel bei den 55. Hallischen Musiktagen
  11. Die Komposition FLECKEN in der Programmschau von WDR3.open Studio Neue Musik vom 20. Oktober 2013
  12. 13. Jugend-Kompositions-Wettbewerb des DTKV Sachsen-Anhalt
  13. Treff der jüngsten Tonsetzer Deutschlands – Mitteldeutsche Zeitung vom 10. November 2006
  14. HfM Weimar – Preise im Fach Komposition
  15. Pressemitteilung – Franz-Liszt-Preis 2010 für Kompositionsstudenten Thomas Krüger
  16. Zur Website von Musik-Texte : Zeitschrift für neue Musik – Band 130