Ungleichung von Carathéodory

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Die Ungleichung von Carathéodory ist eines aus einer ganzen Reihe von Resultaten, die auf dem mathematischen Gebiet der Funktionentheorie von dem Mathematiker Constantin Carathéodory beigesteuert wurden. Die Ungleichung geht zurück auf eine Arbeit, die Carathéodory im Jahre 1912 vorgelegt hat. Sie beruht auf dem Lemma von Schwarz und liefert eine obere Schranke für den Betrag einer holomorphen Funktion auf einer in der komplexen Zahlenebene um dem Nullpunkt gelegenen abgeschlossenen Kreisscheibe. Die Carathéodory'sche Ungleichung gab Anlass zu einer Anzahl von Verallgemeinerungen und weitergehenden Untersuchungen.[1][2][3]

Darstellung der Ungleichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ungleichung lässt sich folgendermaßen darstellen:[4]

Gegeben seien in der komplexen Zahlenebene eine den Nullpunkt enthaltende offene Teilmenge sowie eine holomorphe Funktion .
Weiter gegeben seien eine reelle Zahl und dazu die um den Nullpunkt gelegene abgeschlossene Kreisscheibe vom Radius , wobei gelten soll.[A 1]
Dann gilt für und mit stets die Ungleichung
.[A 2][A 3]

Andere Version[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ungleichung von Carathéodory wird in der Fachliteratur oft in einer anderen Version angegeben, die in englischsprachigen Quellen als Borel-Carathéodory inequality bzw. als Hadamard-Borel-Carathéodory inequality und in französischsprachigen Quellen als Inégalité de Borel-Carathéodory bezeichnet wird.[A 4] Diese Version lässt sich angeben wie folgt:[5][3]

Unter den oben angegebenen allgemeinen Voraussetzungen gilt für und mit stets die Ungleichung
.

Korollar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der Ungleichung von Hadamard-Borel-Carathéodory (s. o.) gewinnt man als Korollar den folgenden Satz, der auf eine Arbeit von Jacques Hadamard aus dem Jahre 1892 zurückgeht:[6]

Ist eine ganze Funktion und sind dazu drei reelle Zahlen vorhanden, für die ein jedes mit stets die Ungleichung
erfüllt, so ist eine Polynomfunktion von einem Grad kleiner oder gleich .

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fritz Rühs: Funktionentheorie. 1976, S. 121–122
  2. Robert B. Burckel: An Introduction to Classical Complex Analysis. Vol. 1. 1979, S. 210–217
  3. a b Chen, Yin: Inégalité de Borel-Carathéodory et lemme de Schwarz pour les multifonctions analytiques. In: Complex Var. Theory Appl., 49, S. 747–757
  4. Rühs, op. cit., S. 121
  5. Burckel, op. cit., S. 210
  6. Burckel, op. cit., S. 211

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ist die komplexe Betragsfunktion.
  2. Für eine komplexe Zahl wird mit deren Realteil bezeichnet.
  3. Die Kreislinie ist ein Kompaktum und da die verkettete Funktion eine stetige reellwertige Funktion ist, wird deren Maximum nach dem allgemeinen Satz vom Maximum dort angenommen.
  4. Hier sind die beiden Mathematiker Émile Borel und Jacques Hadamard gemeint.