VEB Seifama

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Seifama
Rechtsform Volkseigener Betrieb
Gründung 20. April 1972
Auflösung 1990
Auflösungsgrund Weiterführung als Seifama GmbH
Sitz Magdeburg, Deutschland
Branche Seifen- und Waschmittelindustrie

Der VEB Seifama war eine Seifen- und Waschmittelfabrik in Magdeburg. Das Unternehmen entstand 1972 durch die Enteignung der Firma Müller & Kalkow KG. Seifama ist ein Silbenwort aus Seifenfabrik und Magdeburg. Die Treuhandanstalt übereignete 1991 den Betrieb, der seit 1990 als Seifama GmbH firmierte, der Firma Rabbasol in Solingen. Die Produktion in Magdeburg wurde bald eingestellt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1972 bis 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fabrikgebäude an der Großen Diesdorfer Straße ca. 1975
Fabrikgebäude mit Schriftzug VEB Seifama 1990

In der DDR erfolgte 1972 aufgrund der Grundlage des Beschluss des Politbüros vom 8. Februar 1972 und des Beschluss des Präsidiums des Ministerrats der DDR vom 9. Februar 1972 die letzte Verstaatlichungswelle.[1] Es betraf insbesondere die Kommanditgesellschaften, an denen eine staatliche Beteiligung nach dem Beschluss des 25. Plenums des Zentralkomitees der SED aus dem Jahre 1956 bestand. Es wurden zwangsweise die verbliebenen privaten Geschäftsanteile aufgekauft.[2] Über die mit hohen Steuern belegten Geschäftseinlagen konnten die Eigentümer, die DDR-Bürger waren, in jährlichen Raten verfügen. Die Einlagen der Bürger der BRD wurden auf Sperrkonten verwaltet.

Die Müller & Kalkow KG wurde in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt und als VEB Seifama weitergeführt. Betriebsdirektor wurde der bisherige Komplementär Hans-Jürgen Hallmann. Die Warenzeichen der Firma Müller & Kalkow KG Mühle und die Produkte u. a. das Spülmittel Mühli wurden weiter verwendet.

Der VEB Seifama gehörte zum Kombinat VEB Härtol Magdeburg.[3] Mit der Kombinatsbildung wurde 1984 der VEB Cito Hand- und Körperwaschmittel Calbe ein Betriebsteil des VEB Seifama Magdeburg. 1990 erfolgte dann wieder die Trennung.[4][5]

In den 1970er und 1980er Jahren wurden in dem Betrieb auch Jugendliche beschäftigt, denen keine weitere berufliche Qualifikation angeboten wurde. Sie waren in Jugendhilfeeinrichtungen wie Jugendwerkhöfen und Durchgangsheimen eingewiesen worden.[6] Beschäftigt wurden sie in der Produktion mit der Abfüllung von Mühli und u. a. auch mit Bau – und Reparaturarbeiten.[7][8]

Bis zur Wende wurden u. a. Mühli, Cito liquid Waschtropfenkonzentrat, Handwaschpasten mit und ohne Sand, Neuro 80 Laborglasreinigungsmittel hergestellt.

Für Mühli waren in den 1980er Jahren bis zur Wende als Verpackungen eine runde gelbe 500 ml Plastikflasche mit einem roten Schraubverschluss und eine 1000 ml gelbe Plastikflasche mit weißem Schraubverschluss in Gebrauch.[9]

Paketlabel Spülmittel Mühli 1990
Werbebanner Mühli Stadtautobahnbrücke Magdeburg Damaschkeplatz 1990

Nach 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der VEB Seifama wurde nach dem Treuhandgesetz zum 1. Juli 1990 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung im Aufbau (GmbH i. A.) umgewandelt. Die Flasche und das Etikett von Müli wurden einschließlich des Logos 1990 neu gestaltet. Auf den Markt kamen eine 450 g gelbe Plastikflasche mit weißem Schraubverschluss zum Verkaufspreis von 1,29 DM und eine 1000 ml durchsichtige Flasche mit Griff und rotem Schraubverschluss. 1991 wurde die Seifenfabrik Magdeburg aufgekauft und in die Organisation der Firma Rabbasol eingegliedert.[10]

In einem Artikel der Zeitung Neues Deutschland wird Seifama am 23. November 1991 noch als einer der bedeutendsten Produzenten von Haushaltsreinigern in den neuen Bundesländern mit dem Produkt Müli genannt.[11]

Im Betrieb waren 1995 noch sechs Mitarbeiter beschäftigt, statt 80 zum Zeitpunkt der Wende. An Produkten wurden noch das Geschirrspülmittel Müli, Handwaschpaste und Universalreiniger vertrieben.[12]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.bundestag.de/resource/blob/407096/479def0449bcb8cf0e0d3a38bb5b5098/WD-7-183-07-pdf-data.pdf
  2. https://www.bundestag.de/resource/blob/407096/479def0449bcb8cf0e0d3a38bb5b5098/WD-7-183-07-pdf-data.pdf
  3. https://www.mil-airfields.de/ddr/orte/magdeburg.html
  4. https://www.cito-chemie.de/firmenportrait.htm
  5. https://cunodruck.de/calbenser-blatt/downloads/calb2018_12.pdf Seite 19
  6. Angelika Censebrunn-Benz: Geraubte Kindheit – Jugendhilfe in der DDR | Deutschland Archiv. In: bpb.de. 30. Mai 2023, abgerufen am 13. Februar 2024.
  7. Zwangsarbeit – Über die Rolle der Arbeit in der DDR-Heimerziehung von Anke Dreier-Horning, Karsten Laudien, Berliner Wissenschaftsverlag, 2018 Seite 100
  8. Ich nenne es Kindergefängnis Spezialheime in Sachsen-Anhalt von Ralf Marten Studienreihe der Landesbeauftragten Mitteldeutscher Verlag 2015 Seite 126 – 128
  9. https://www.ddr-museum.de/de/objects/1003241
  10. http://www.rabbasol.de/firmenprofil/
  11. Seifama, Magdeburg: Fettlösend | nd-aktuell.de. In: neues-deutschland.de. 23. November 1991, abgerufen am 26. Februar 2024.
  12. Volksstimme Magdeburg 27. Januar 1995 Seite 6