Valtellina (Wein)

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Weinberge im Valtellina

Das Valtellina (schweizerisch: Veltlin) ist ein Jahrhunderte altes Weinbaugebiet in Norditalien in der Provinz Lombardei im Grenzgebiet zur Schweiz und zu Südtirol. Der Wein des Valtellina wird gelegentlich auch als Veltliner bezeichnet, der aber in keinerlei Verbindung zur gleichnamigen österreichischen weißen Rebsorte steht.

Geschichte

Die Ursprünge des Weinbaus im Valtellina liegen bereits in vorchristlicher Zeit. Der entscheidende Impuls für den Rebanbau erfolgte jedoch, als die Region von 1550 bis 1797 zum Herrschaftsgebiet der Graubündener wurde. Der Valtellina-Wein gelangte zu einem gewissen internationalen Ruf und die Handelsbeziehungen der Graubündener ebneten ihm den Weg an die Höfe Mittel- und Nord- Europas. Der Weinexport in die Schweiz spielt bis heute eine große Rolle.

Die gesamte Anbaufläche erstreckt sich heute über 995 ha. Im 19. Jahrhundert erreichte die mit Reben bestockte Fläche mit zeitweise über 6000 ha ihre größte Ausdehnung.[1]

Weine

Der Valtellina wird überwiegend aus der Nebbiolo-Rebe gekeltert, die hier auch Chiavennasca genannt wird. Am bekanntesten sind der Sforzato (oder Sfursat) di Valtellina – ein Strohwein, der durch Antrocknung der Trauben gewonnen wird – und der Valtellina Superiore, ein trockener Rotwein. Beide Weine besitzen DOCG-Status. Weiterhin werden in der Region der Rosso di Valtellina DOC und der Terrazze Retiche IGT produziert.

Geografische und klimatische Bedingungen für den Weinbau

Das Valtellina ist ein Gebirgstal im Wesentlichen in Ost-West-Richtung entlang des Flusses Adda, von der Südseite des Stilfser Jochs bis zum Comer See im Westen. Für den Weinbau besonders geeignet sind die südexponierten Hänge nördlich der Adda im Talabschnitt zwischen Tirano und Ardenno.

Das Tal wird sowohl im Süden als auch im Norden von Gebirgszügen eingefasst, die dieses gegen kalte Winde aus dem Norden sowie feucht-warme Luftströmungen aus dem Süden abschirmen. Auch der Comer See wirkt sich temperaturregulierend aus. Während der Vegetationsphase (April-Oktober) bewegt sich die Temperatur zwischen 5 und 35 Grad. Die steile Hanglage der Weingärten (bis zu 70 %) und ihre perfekte Südausrichtung bewirken eine starke Sonneneinstrahlung von ca. 1.900 Sonnenstunden pro Jahr[2] (zum Vergleich: Freiburg i. Br. 1795 Sonnenstunden/Jahr).[3] Außerdem haben die Trockenmauern (man schätzt ihre Länge auf über 2.500 km), welche die Terrassen einfassen, einen wärmespeichernden und ausgleichenden Effekt.[2] Die spät reifenden Nebbiolo-Reben werden so weitgehend vor Winterfrösten geschützt und ihre optimale Ausreifung ist möglich. Die Anbauzone befindet sich überwiegend auf einer Höhe zwischen 300 und 700 Metern ü.d.M.

Trotz seiner alpinen Lage herrscht im Valtellina also ein gemäßigtes und für den Weinbau geeignetes Klima.

Wie im Barolo- und Barbaresco-Gebiet bringt die Nebbiolo-Traube auch hier langlebige, ausdrucksstarke und tanninreiche Weine hervor, aber die besonderen Gegebenheiten des Valtellina, vor allem aber die vergleichsweise hohen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, lassen einen ausgesprochen eleganten und duftigen Wein entstehen.

Anbaubedingungen

Von den 995 ha Rebflächen gelten für 915 ha besondere Strukturschwierigkeiten:

  • Starkes Gefälle (400 ha mit einer Neigung > 30 %)
  • Terrassierungen durch aufwändige Trockenmauern
  • sehr kleinteilige Rebanlagen, Terrassen mit manchmal nur wenigen Quadratmetern Nutzfläche
  • fehlender Humus, sodass in vielen Fällen der benötigte Boden aus dem Tal in die Rebberge verbracht werden muss.

Hinzu kommt als besondere Schwierigkeit eine extreme Fragmentierung der Parzellen, hervorgerufen durch die naturgegebene Kleinteiligkeit und das Erbrecht. 96 % aller Weinbaubetriebe im Valtellina bewirtschaften weniger als 1 ha Anbaufläche, die häufig nicht als zusammenhängende Fläche bestehen. Diese Bedingungen verhindern weitestgehend eine Mechanisierung der Arbeit.[1]

Das Italienische hat für diese Form des Weinbaus den Ausdruck „Viticultura eroica“ (heroischer Weinbau) gefunden.

Der Valtellina Superiore

Das Produktionsgebiet für den Valtellina Superiore DOCG befindet sich in den besten Lagen zwischen den Orten Buglio in Monte und Tirano. In dieser Anbaufläche sind auch die fünf besonders geschätzten Unterzonen (ital. Sottozone) Grumello (78 ha), Inferno (55 ha), Maroggia (25 ha), Sassella (14 ha) und Valgella (137 ha) enthalten. Das Produktionsreglement wird vom Consorzio di tutela vini Valtellina überwacht.

Produktionsrichtlinien

Valtellina Superiore DOCG

(seit 1998 als DOCG klassifiziert)

  • Zugelassenes Anbaugebiet: Talabschnitt zwischen Buglio in Monte und Tirano in der Provinz Sondrio
  • Verwendete Traubensorten Minimum 90 % Nebbiolo, weiterhin zugelassen sind 10 % nicht näher bestimmte rote Rebsorten
  • Mindestalkoholgehalt 12 %
  • Höchstertrag 8000 kg/ha
  • obligatorische Lagerzeit: 2 Jahre, davon 1 Jahr im Holzfass. (Riserva insgesamt 3 Jahre Lagerzeit)

Um die Bezeichnung einer der fünf Unterzonen tragen zu dürfen, müssen die Trauben ein höheres Mostgewicht aufweisen.

Sforzato di Valtellina DOCG

(seit 2003 als DOCG klassifiziert)

Produktionsregeln wie beim Valtellina Superiore DOCG, aber durch Trocknung des Traubengutes erfolgt eine Konzentration des Mostes, Mindestalkoholgehalt 14 %

Rosso di Valtellina DOC

Die Zone, die für den Rosso di Valtellina DOC und den Terrazze Retiche IGT freigegeben ist, erstreckt sich um die Kern-Anbaufläche der DOCG-Weine herum und bis in die nördlichen Seitentäler der Adda.

  • Verwendete Traubensorten Minimum 90 % Nebbiolo, weiterhin zugelassen sind 10 % nicht näher bestimmte rote Rebsorten
  • Mindestalkoholgehalt 11 %
  • Höchstertrag 10.000 kg/ha

Terrazze Retiche IGT

Die Bezeichnung Terrazze Retiche bietet ein Sammelbecken für verschiedene Weinstile: Rot-/Rose-/Weißweine, Perlwein, Süßwein, Novello.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b [1] Homepage Cervim
  2. a b Produktionsreglement ital. (PDF)
  3. http://www.weatheronline.de/