Violet Wand

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Glas-Sonde und Gehäuse mit Tesla-Transformator

Ein Violet Wand (engl. violetter Stab, Violettstab) ist ein auf dem Tesla-Transformator basierendes Gerät zur Verabreichung hochfrequenter Wechselströme mit sehr hoher Spannung und niedriger Stromstärke. Die zum Teil umstrittenen Apparate wurden unter verschiedensten Handelsnamen vertrieben und seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im Rahmen der seinerzeit propagierten Hochfrequenztherapie eingesetzt. Seit den 1990er Jahren finden die Geräte Anwendung in der BDSM-Szene zur erotischen Elektrostimulation. Bei Abstand zur Haut verursacht er bei der „behandelten“ Person leichte Elektroschocks, bei Hautkontakt ein wärmendes Gefühl.

Geschichte

Innenleben des Gerätes mit Wagnerschem Hammer

Violet Wands wurden Anfang des 20. Jahrhunderts ursprünglich von Nikola Tesla entwickelt und verkauft. In Folge begannen mehrere andere Anbieter, das Design zu kopieren und fortzuentwickeln. Tesla ging gegen diese Kopien jedoch nicht vor. Violet Wands werden heute von Sammlern historischer Technik als typische Sammlerstücke und aufgrund ihres ästhetischen Erscheinungsbildes sehr geschätzt.

Aufbau

Verschiedene Elektrodenformen

Ein moderner Violet Wand besteht in der Regel aus einem aus Kunststoff gefertigten Handgriff, der über ein mit ihm verbundenes Kabel mit einer Steckdose verbunden wird. Der Handgriff weist zumeist einen Regler zur Steuerung der Intensität und einen Ein/Aus-Schalter auf. Einige Modelle werden über einen zwischen Steckdose und Handgriff geschalteten Fußschalter gesteuert. Manchmal handelt es sich um einen bloßen Ein/Aus-Schalter, einige Fußschalter bieten auch die Möglichkeit, die Stärke des Signals zu regulieren. Die Tesla-Spule besteht aus zwei elektrischen Spulen, einem Kondensator und einem Regelwiderstand im Inneren des Griffs. Die Spitze des Griffs bildet eine Kontaktdose, in die eine Elektrode eingefügt werden kann.

Glas-Sonde mit violett leuchtendem Argon

Die Wirkung eines Violet Wand ist nur dann spürbar, wenn eine kurze Distanz zwischen der Elektrode und dem menschlichen Körper besteht. Eine Violettstabelektrode besteht bei modernen Geräten zumeist aus gehärtetem Glas. In ihr versiegelt befindet sich Gas, das bei Benutzung des Gerätes leuchtet und in unterschiedlichen Mischungen unterschiedliche Farbtöne erzeugt. Üblich sind Violett, Rot, Gelb, Blau oder Pink. Auch die Glaselektroden haben unterschiedliche Formen und Größen. So existieren neben der verbreiteten Kugelform auch Varianten in Form von Birnen, Pilzen, Schlangen, medizinischen Sonden oder des Buchstaben Ypsilon. Die meisten Glaselektroden haben eine metallische Kontaktstelle, die man direkt in die Kontaktdose des Handgriffs einstecken kann. Bei einigen Wenigen ist es notwendig, zunächst einen Adapter in den Handgriff zu stecken, da sie stattdessen über ein Drehgewinde verfügen.

Die Verwendung rein metallischer Elektroden (zumeist in Form medizinischer Sonden) verstärkt die Wirkung beträchtlich, mitunter werden Konstruktionen auf Basis von Aluminiumfolie in Streifenform verwendet.

Sicherheit

Die Verwendung von Violet Wands an Trägern von Herzschrittmacher, Insulinpumpen oder anderen elektrisch betriebenen Implantaten kann sehr gefährlich sein. Menschen mit Herzstörungen jeglicher Art oder Nervenschäden sollten Violettstäbe auf keinen Fall benutzen. Im Kontext des BDSM-Konzeptes Safe, Sane, Consensual wird eine Nutzung oberhalb des Halses zumeist in der Literatur abgelehnt. Die Nutzung an Schleimhäuten ist potentiell gefährlich und insbesondere an den Augen generell abzulehnen. Bei längerer Verwendung an der gleichen Körperstelle kann es zu Rötungen und Verbrennungen des Gewebes kommen. Die Geräte können bei längerer Benutzung überhitzen, ihre Funken brennbare Flüssigkeiten entzünden. Die Geräte sind häufig nicht verpolungssicher, zur Erhöhung der Sicherheit kann ein Fehlerstromschutzschalter bzw. ein Trenntransformator verwendet werden, aber beide Methoden sind mit massiven Restrisiken behaftet. Daher ist ein netzunabhängiger Betrieb auf Basis von Batterien oder Akkumulatoren dringend zu empfehlen. Bei Anwendung im Körperinnern besteht eine erhebliche Gefahr, dass die verwendete Glas-Sonde zerbricht.

Sonstiges

Violet Wands erzeugen geringe Mengen ultravioletten Lichtes. Sie werden daher auch Ultraviolettstäbe genannt. Die im Inneren erzeugte UV-Strahlung wird weitgehend durch die Glaswand absorbiert und kann so keinen Sonnenbrand auf der Haut verursachen. Durch externe Vorentladungen an den Glaselektroden bilden sich geringe Mengen an Ozon und Stickoxiden, sodass Ozon-Geruch entsteht.

Die Geräte wurden auch als Testgerät verkauft, hier jedoch mit verschiedenen Metallelektroden, die an Stelle der Glaselektroden eingesteckt wurden. Mit diesen Geräten kann über die entstehende Leuchterscheinung ein Vakuum in einem geschlossenen Glaskörper (z. B. einer Glühlampe) überprüft und die Höhe des Vakuums annähernd abgeschätzt werden. Zudem kann mit den Entladungen aus diesem Gerät auch die Porenfreiheit von Pulverbeschichtungen überprüft werden, die Bedruckbarkeit von polaren Kunststoffen (z. B. Polyethylen) deutlich verbessert und elektrostatische Aufladungen abgeleitet werden. Dadurch sind derartige Geräte in kunststoffverarbeitenden Betrieben gelegentlich anzutreffen. Die heute im technischen Bereich verwendeten Lecksuchgeräte sind in der Regel aufgrund konstruktiver Abweichungen nicht ohne erhebliche Gefahren bei der Erotischen Elektrostimulation einsetzbar.

Siehe auch

Literatur

  • N. M. Eberhart: Handbuch der Hochfrequenztherapie. 1912.
  • Hans Leo Stieböck: Praktikum der Hochfrequenztherapie (Diathermie). Springer, 1926.
  • Werner Christian Simonis: Die Hochfrequenz-Therapie von Arsonval bis Zeileis. Gmelin, 1930.
  • Neumann: Hochfrequenz – Für Kranke und Gesunde: ein ärztlicher Ratgeber. Thüringer Verlagsanstalt, 1928.

Weblinks

Commons: Violet Wand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien