Warez

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Juni 2016 um 19:31 Uhr durch Jamiri (Diskussion | Beiträge) (Linkfix). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Warez (dt. Aussprache [weɐs], [wɛɐs], auch Webwarez) bezeichnet im Computerjargon illegal beschaffte oder verbreitete Software (Schwarzkopie). Das Wort stammt vom Begriff Software ab, wobei das Plural-s im Zuge des Leetspeak durch ein z ersetzt wurde. Entstanden ist die Wortschöpfung in der BBS-Szene Mitte bis Ende der 1980er Jahre.

Geschichte

Bekannt wurde der Begriff der Öffentlichkeit Ende der 1990er Jahre, als es durch das Internet zahlreiche Möglichkeiten gab, Anwendungsprogramme (Appz), Videodateien (Moviez) und Spiele (Gamez) von Webseiten illegal herunterzuladen. Durch die große Popularität des Internets vermehrten sich auch die Warez-Seiten, allerdings kam es zu einer deutlichen Kommerzialisierung. Das äußerte sich darin, dass auf Warez-Seiten vermehrt über Werbebanner und Pop-ups für pornografische Webseiten geworben wurde. Außerdem nahmen zahlreiche Pornoseiten den Begriff „Warez“ in die von Internet-Suchmaschinen ausgelesenen Meta-Tags auf, was das Auffinden von „echten“ Warez-Seiten erschwerte.

Die Hauptverbreitungswege von Warez haben sich in der Vergangenheit immer wieder verändert und an die technischen Entwicklungen angepasst. Bis Anfang der 1990er Jahre wurden Warez hauptsächlich über BBS-Systeme, größere Datenmengen auch über postalische Sendungen mit Disketten, ausgetauscht. Mit der Verbreitung des Internets wechselte Anfang/Mitte der 90er Jahre der Hauptdistributionsweg auf FTP-Server. Auch der Austausch über IRC-Netzwerke nahm spürbar zu. Ende der 90er tauchten vermehrt Webseiten auf, die Warez zum Download anboten und auch über Usenet-Gruppen (Newsgroups) wurde getauscht. Aufkommend mit der Verbreitung von Peer-to-Peer Netzwerken wie eDonkey2000, BitTorrent, Kazaa oder WinMX verlagerte sich die Verbreitung von schwarz kopierter Software etwa ab dem Jahr 2000 immer mehr auf die Internet-Tauschbörsen, die ab ca. 2010 nach und nach von Sharehostern abgelöst werden. Diese „neuen“ Verbreitungswege sind von jedem nutzbar und befinden sich am unteren Ende der Verteilungshierarchie. Die Release Groups verwenden zum Verteilen ihrer Releases seit Anfang der 90er Jahre bis heute FTP-Server. Dabei werden die Server, die in der Verteilungshierarchie sehr weit oben stehen, als „Site“ bzw. in der Steigerungsform als „Topsite“ bezeichnet.

FTP-Server werden auch auf schlecht gewarteten oder frisch aufgesetzten und noch nicht gepatchten, aber schon mit dem Internet verbundenen, Servern Dritter mit bekannten Sicherheitslücken installiert, die eine ausreichend schnelle Anbindung und hinreichend Plattenplatz haben.[1] Eine oft weit verästelte und mit Sonderzeichen versehene Verzeichnisstruktur erschwert das Löschen mit der Standard-Oberfläche Windows-Explorer, nicht jedoch über den DOS-Kompatibilitätsmodus mit 8.3-Dateinamen.

Begriffe aus der Warez-Szene

  • ISOs – komplette CD/DVD-Kopien (Anwendungen, Spiele), bei denen anders als bei Rips keine Dateien entfernt wurden
  • Rips – abgespeckte Versionen von Programmen, Spielen (z. B. um Zwischensequenzen gekürzt, oder Hintergrundmusik herausgenommen, überflüssig erscheinende Optionen oder Hilfestellungen gelöscht), vor allem früher oft anzutreffen, um Bandbreite zu sparen. Auch ein Musikalbum kann gemeint sein, das mit Hilfe von „Rip“-Programmen (z. B. Audiograbber, EAC) in MP3, Ogg Vorbis oder in andere Formate gerippt wurde. Die zunehmende Verbreitung von Hochgeschwindigkeitsanschlüssen in Privathaushalten (DSL) führte jedoch zu einem starken Rückgang dieser Art von Releases.
  • Appz – (Applikationen) Anwendungssoftware
  • GamezSpiele
  • MoviezFilme
  • ScriptsDesigns und so weiter
  • Release – Eine Veröffentlichung einer Schwarzkopie oder ähnlichem, meist stammt es von einer organisierten Release Group oder sind iND (independent, von einer Einzelperson, die keiner Group angehört) veröffentlicht worden. Letzteres ist jedoch eher selten.
  • 0-day – an dem jeweiligen Tag veröffentlichte Warez (z. B. Programme, die nicht älter als 24 Stunden sind)
  • 0-sec – erst kürzlich veröffentlichte Warez
  • nuked – ein von der Weiterverbreitung in der Szene ausgeschlossenes Release, das zum Beispiel grobe Fehler oder qualitative Mängel aufweist, also nicht den „Scene Rules“ entspricht. Nukes werden durch die sog. Nuker oder die Releasegruppe selbst initiiert und werden bei besonders schweren Mängeln eines Releases auch global anerkannt. Heute dienen Nukes lediglich zur Kennzeichnung minderqualitativer Releases, da das Weiterverbreitungsverbot generell ignoriert wird.
  • (to) pre – Veröffentlichung eines Releases durch eine Release Group
  • FXP – Direkt-Transfermodus, um von einer FTP-Site zur anderen Dateien zu übertragen, ohne dabei die eigene Bandbreite zu beanspruchen.
  • NFO – .nfo-Dateien werden von der Releasergroup (oder im Auftrag dieser durch Artgroups) geschrieben, um die Downloader der Releases zu informieren, sie enthalten meist das Datum des Releases, von welcher Gruppe er stammt, den Kopierschutz, die Anzahl und Größe der Dateipakete sowie einen kurzen Überblick über den Inhalt der kopierten Software. Für das Layout werden oft Bilder und Schriftzüge aus ASCII-Zeichen verwendet, wobei jede Gruppe ihren eigenen Stil besitzt, ähnlich beim Taggen der Graffiti-Szene. Des Weiteren werden hier befreundete (Release-/Demo-) Gruppen gegrüßt sowie, falls von der Release-Group erwünscht, neue Mitglieder angeworben (z. B.: Suppliers – Mitarbeiter in einem Presswerk oder einem Softwareladen oder Couriers – Verteiler der neuesten Releases). Oft steht dort auch der CD-Key oder die Installations- und Crack-Anleitung.
  • Dump, Distro oder SiteFTP-Server, der der Verbreitung der von den Release-Groups bereitgestellten Dateien dient. Ein solcher Server hat viel Speicherplatz und eine sehr schnelle Anbindung (typisch z. B. 1 Gigabit-Anbindung und 600 GB Speicherplatz). Ein Benutzerkonto für einen derartigen Server bekommt man nur über sehr einschlägige Verbindungen. Im Regelfall handelt es sich dabei nicht um gehackte (vgl. Stro) sondern um gekaufte Server („Legits“). Manche Dumpadmins vergeben auch Accounts gegen Bezahlung, was in der Szene überhaupt nicht gerne gesehen wird.
  • Topsite, Affil oder auch HQ – Bezeichnung für größere FTP-Sites, auf die „gepret“ wird. Hier beginnt die Verteilung von Releases in das weltweite FTP-Netz.
  • Fake – Dateien, die etwas anderes sind als das, als was sie angekündigt sind, manchmal auch unabsichtlich fehlerhafte Dateien.
  • Bad Link – Links, die ins Leere oder auf eine zugriffsgesperrte Website (403-Fehler) führen.
  • Crack oder Crackz – Kleine Programme, die Schutzmechanismen von kommerzieller Software aushebeln. Meist sind es EXE-Dateien, die nach der Installation die Original-EXE ersetzen sollen.
  • Keygen – Kleine Programme, die eine gültige Seriennummer generieren sollen
  • E-BookzE-Books (elektronische Bücher, meist PDF-, ePUB- oder MOBI-Format.).
  • No-CD – veränderte Programmdateien, bei denen der Kopierschutz entfernt wurde
  • Serialz – gültige Seriennummern
  • Patch – meist modifizierte EXE-Dateien, um einen Schutzmechanismus zu umgehen
  • Portable Tools – Portable Tools sind eine relativ neue Erscheinung. Dabei handelt es sich um Programme oder Spiele, die nicht installiert werden müssen und keinen Crack oder eine Serial mehr benötigen, außerdem werden bei den Portables auch weitestgehend alle redundanten Daten entfernt, so dass sie sich bereits oft schon von kleineren USB-Sticks direkt starten lassen, daher der Name „Portable“. Mit der verkleinerten Größe kann oft auch noch eine Geschwindigkeitssteigerung erzielt werden.

An Beliebtheit in der Warez-Szene haben auch Musikvideos (Mvids), TV-Dokumentation sowie TV-Shows (Tvrip, series) gewonnen.

Verbreitung von Warez

Die sogenannte „Supply“ ist eine Person, die einer Release Group Software/Filme/Musik (meist vor dem offiziellen Verkaufs- oder Kinostart) zur Verfügung stellt. Meist handelt es sich um Mitarbeiter in der Produktion beteiligter Unternehmen oder von Presswerken. Hat eine Release Group von ihrer „Supply“ das gewünschte Material erhalten, wird es sofort auf den Computer gespielt, entsprechend bearbeitet (encodiert, gecrackt o. ä.) und auf den eigenen FTP-Server übertragen. Nun erfolgt die eigentliche Veröffentlichung des „Release“, der „Pre“: Das Release wird auf einen anderen FTP-Server übertragen („Topsite“). Durch entsprechende Weiterverteilung von diesen „Topsites“ aus erspannt sich so ein weltweites Netz dieser Server, über welches die „Releases“ schon innerhalb weniger Minuten überall in der Welt verfügbar sind.

Nach einiger Zeit, teilweise bis zu zwei Tagen, aber immer häufiger auch schon Stunden nach dem Release, findet das Release dann seinen Weg auf FXP-Boards oder in P2P-Netzwerke. Das wird von der Szene nicht gern gesehen und die Releasegroups versuchen alles, um FXP & P2P zu unterbinden bzw. alle Publikationen der Releases zu verhindern. Warez sind in den Augen der Releasegroups nur für die Szenemitglieder bestimmt. Allerdings gibt es auch Releasegroups, die sich darauf spezialisiert haben, Releases nur für P2P-Netzwerke herzustellen, da das weniger Arbeit für die Groups macht (man braucht z. B. keinen Server, nur Anschluss an das P2P-Netzwerk und eine Website, die Links dafür verteilt).

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. KUCKUCKSEIER, no-copy.org