Wasserionisator

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Ein Wasserionisator (auch Wasserionisierer) ist ein Haushaltsgerät zur Veränderung des pH-Wertes von Trinkwasser. Durch Elektrolyse wird das durchströmende Wasser in saure und alkalische Komponenten getrennt.[1][2] Laut Herstellerangaben können pH-Werte zwischen 2,5 (stark sauer) und 11,5 (stark alkalisch) erzielt werden.[3]

Befürwortern zufolge führe der Konsum von alkalischem Wasser zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Vorteilen. Diese Behauptungen sind der alternativmedizinischen Lehre der basischen Ernährung zuzuordnen und verletzen grundlegende Prinzipien der Chemie und Physiologie. Es gibt keine medizinischen Belege für gesundheitliche Vorteile basischen Wassers; umfangreiche wissenschaftliche Studien haben viele der Behauptungen mittlerweile sogar widerlegt.[4][5]

Die Verbreitung der Apparate begann ursprünglich in Japan und anderen ostasiatischen Ländern, mittlerweile werden sie auch in den USA und Europa vertrieben. Dabei setzen die Hersteller meist auf Network Marketing als Vertriebsmodell.

Gesundheitsversprechen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insbesondere auf dem amerikanischen und japanischen Markt werden Wasserionisierer häufig auf der Grundlage von gesundheitsbezogenen Versprechen beworben, die sich auf den Konsum des durch sie erzeugten alkalischen Wassers konzentrieren. Dabei wird mitunter behauptet, das Wasser habe die Fähigkeit, das Altern zu verlangsamen,[6] Krankheiten vorzubeugen, dem Körper mehr Energie zu geben und angeblich schädliche Auswirkungen von sauren Lebensmitteln auszugleichen.[7][8] Einige Befürworter stellen gar einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von alkalischem Wasser und der Krebsprävention her.[5] Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Beweise für einen solchen Zusammenhang.[5][9][10] Mitunter wird auch behauptet, dass der Prozess der Elektrolyse die Struktur des Wassers von großen nicht bioverfügbaren Wasserclustern zu kleinen bioverfügbaren Wasserclustern, sogenannten „Mikroclustern“, verändere. Auch dies entbehrt jeglicher Evidenz.[11]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt keine empirischen Beweise dafür, dass der Konsum alkalischen Wassers eine spürbar positive Auswirkung auf die Gesundheit hat.[12] Mehrere Krebsgesellschaften, darunter die Canadian Cancer Society und das American Institute for Cancer Research, kritisieren die unbelegten Behauptungen im Bezug auf Krebsheilung scharf.[13][14][15][16] Das Trinken ionisierten oder alkalischen Wassers verändert den pH-Wert des Körpers aufgrund der Säure-Basen-Homöostase nicht[6], somit fehlt die Grundlage für einen Wirkmechanismus.

Vermarktung in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekanntester Hersteller ist das japanische Unternehmen Enagic, welches das mit seinen Apparaten hergestellte alkalische Wasser als Kangen-Wasser bezeichnet. Als Vertriebsmodell wird dabei Network Marketing eingesetzt, wobei meist fachliche Laien als sogenannte Berater agieren. Dieses Modell ermöglicht es, durch fehlende Vergleichsmöglichkeiten deutlich höhere Preise durchzusetzen. Zudem können durch Provisionsversprechen immer neue Berater, meist als nebenberuflich Selbständige, angeworben werden. Das in Deutschland geltende Verbot für Heilversprechen wird während der Vorführungen meist dadurch umgangen, dass positive gesundheitliche Effekte anhand von behaupteten Erfahrungsberichten vorausgewählter Protagonisten gezeigt werden. Auch hierbei fehlt in der Regel jegliche wissenschaftliche Evidenz für die behaupteten Zusammenhänge. Einige Berater treten in sozialen Medien als Influencer auf, um mit ihren subjektiven Erfahrungsberichten über Instagram und YouTube neue Kunden und weitere Berater zu gewinnen. Durch ihre Provisionsabhängigkeit ist jedoch keinerlei Neutralität gegeben.[17]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Marc Henry, Jacques Chambron: Physico-Chemical, Biological and Therapeutic Characteristics of Electrolyzed Reduced Alkaline Water (ERAW). In: Water. 5. Jahrgang, Nr. 4, Dezember 2013, S. 2094–115, doi:10.3390/w5042094.
  2. Robert O. Young, Shelley Redford Young: The pH Miracle: Balance Your Diet, Reclaim Your Health. Grand Central Publishing, 2008, ISBN 978-0-446-54885-4 (google.com).
  3. Was ist Kangen Wasser? Enagic Europe, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  4. Robert P. Heaney, Donald K. Layman: Amount and type of protein influences bone health. In: The American Journal of Clinical Nutrition. 87. Jahrgang, Nr. 5, Mai 2008, S. 1567S–1570S, doi:10.1093/ajcn/87.5.1567s, PMID 18469289.
  5. a b c Tanis R. Fenton, Tian Huang: Systematic review of the association between dietary acid load, alkaline water and cancer. In: BMJ Open. 6. Jahrgang, Nr. 6, Juni 2016, S. e010438, doi:10.1136/bmjopen-2015-010438, PMID 27297008, PMC 4916623 (freier Volltext).
  6. a b C. Woolston: The Healthy Skeptic; It'll quench your thirst, of course; But whether ionized water can slow aging and fight disease is another matter. In: Los Angeles Times, 22. Januar 2007. Abgerufen am 30. Oktober 2008 
  7. Laura Johannes: The Positives and Negatives of Ionized Water In: The Wall Street Journal, 9. April 2012. Abgerufen am 17. Mai 2016 
  8. Kerry Torrens: What is the alkaline diet? BBC Good Food, abgerufen am 26. Mai 2022.
  9. Suzanna Maria Zick, Detrick Snyder, Donald I. Abrams: Pros and Cons of Dietary Strategies Popular Among Cancer Patients. In: Oncology. 32. Jahrgang, Nr. 11, November 2018, S. 542–547, PMID 30474102.
  10. Cancer Diets: Myths and More. British Dietetic Association, 29. September 2021, abgerufen am 26. Mai 2022.
  11. Justinas Ceponkus, Anders Engdahl, Per Uvdal, Bengt Nelander: Structure and dynamics of small water clusters, trapped in inert matrices. In: Chemical Physics Letters. 581. Jahrgang, August 2013, S. 1–9, doi:10.1016/j.cplett.2013.06.046.
  12. Brian Dunning: Alternative cancer diets. skeptoid.com, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  13. Is an alkaline diet better for me? Canadian Cancer Society, abgerufen am 24. Mai 2022.
  14. The Alkaline Diet: Another Cancer and Diet Claim. American Institute for Cancer Research, 8. Juli 2010, abgerufen am 24. Mai 2022.
  15. Alexandra Axelrod: Friday Fix: The Alkaline Diet. Pancreatic Cancer Action Network, 26. Januar 2018, abgerufen am 24. Mai 2022.
  16. Alternative cancer diets. Cancer Research UK, abgerufen am 24. Mai 2022.
  17. Anna's Analysis: Is Kangen Water a Scam? - Deep Dive. Abgerufen am 18. Oktober 2022.