Wauwilermoos

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Die Moorebene des Wauwilermoos (der ehemalige Wauwilersee) liegt auf dem Gebiet der Schweizer Gemeinden Wauwil, Egolzwil und Schötz.

Geschichte

Torfabbau

Im Gebiet wurde seit den 1820er Jahren Torf abgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der See endgültig trockengelegt, wobei erste steinzeitliche Siedlungen gefunden wurden. Inzwischen sind über 100 steinzeitliche Fundstellen bekannt.

Interniertenstraflager Wauwilermoos

Im Zweiten Weltkrieg wurde in dieser Gegend ein Straflager für Internierte geführt, in dem internierte alliierte Soldaten Strafen wegen Fluchtversuchen oder anderer Vergehen zu verbüssen hatten. Das Interniertenstraflager Wauwilermoos war neben Hünenberg und Les Diablerets eines von drei Internierungsstraflagern, die in der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges bestanden. Daneben bestanden die regulären Internierungslager.

Die unhaltbaren Zustände wurden später von zahlreichen damaligen Insassen geschildert (siehe Weblinks und Literatur), verschiedene zeitgenössische Berichte und Untersuchungen führten jedoch kaum zu Verbesserungen.

Nachdem der Kommandant des Internierten-Straflagers, Hauptmann André Béguin, in einem ersten Verfahren wegen Spionageverdachts 1942 freigesprochen wurde, wurde er 1946 wegen verschiedener Vergehen wie Betrug, Veruntreuung, Fälschung dienstlicher Akten oder Nichtbefolgens von Dienstvorschriften zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Strafanstalt Wauwilermoos

Seit 1947 befindet sich im Wauwilermoos wieder eine Strafanstalt. In der 1979–1983 neu gebauten halboffenen Anstalt werden Freiheitsstrafen vollzogen. Seit 2010 dient die Strafanstalt Wauwilermoos zudem als Ausschaffungsgefängnis.[1]

Raffinerieprojekt

Eine in den 1960er Jahren als Mittelland-Raffinerie geplante Erdölraffinerie wurde aus politischen, insbesondere aber aus ökonomischen Gründen nicht realisiert. Das Projekt wurde in den 1980er-Jahren endgültig eingestellt.

Pfahlbauten

Bei Ausgrabungen im Wauwilermoos entdeckten Archäologen Reste bedeutender Pfahlbauten. 17'000 v. Chr. existierten in diesem Gebiet drei Seen, die im Laufe der Zeit bis auf den noch existierenden Mauensee verlandeten.

Literatur

  • Ein Überblick über die archäologischen Forschungen mit zahlreicher Literatur:
    • Jakob Bill: Die Wauwiler Ebene als Siedlungsraum von der Jungsteinzeit bis zu den Römern. In: Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft Luzern, 36, 1999, S. 49-66
  • Zum Lager:
    • Erich Aschwanden: Straflager des Grauens. In: Neue Zürcher Zeitung, 2. November 2015.
    • Hilmar Gernet: Die Hölle des Straflagers Wauwilermoos. In: Luzerner Zeitung, 20. Mai 1995, S. 50-51.
    • Peter Kamber: Schüsse auf die Befreier. Die „Luftguerilla“ der Schweiz gegen die Alliierten 1943-1945. Rotpunktverlag, Zürich 1993 (unter anderem mit ausführlichen Angaben zu Kommandant André Béguin, speziell S. 196-228)
  • Berichte von Internierten:
    • Charles Bergmann: Wauwilermoos. Wahrheitsgetreue Aufzeichnungen über meine Internierung. Basel 1947.
    • Daniel L. Culler: Black hole of Wauwilermoos: an airman's story. Circle of Thorns Press, Green Valley 1995 – ISBN 188777601X
    • Straflager Wauwilermoos, auf der Website der US-amerikanischen „Swiss Internees Association“
    • Wauwilermoos (Memento vom 1. Mai 2002 im Internet Archive), auf der Website des Enkels eines ehemaligen Internierten
  • Zur Erdölraffinerie und weiteren Projekten:
    • Martin Merki: Die raffinierte Natur war stärker als die Raffinerie. In: Luzerner Kalender 2001, S. 69-73

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.wauwilermoos.lu.ch/index/geschichte.htm

Koordinaten: 47° 10′ 18″ N, 8° 1′ 5″ O; CH1903: 643924 / 224677