Werner Hartenstein (Politiker)

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Werner Hartenstein (* 6. Mai 1879 in Saarburg (Lothringen); † 11. Februar 1947 im sowjetischen Speziallager Jamlitz) war ein deutscher Jurist und Oberbürgermeister der Stadt Freiberg. Im Mai 1945 veranlasste er entgegen den Befehlen die Kapitulation der Stadt und bewahrte so Freiberg vor sinnloser Zerstörung.

Leben und Wirken

Ausbildung und Kriegsdienst

Hartenstein besuchte das Königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt. Danach studierte er Jura und Volkswirtschaft an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Leipzig. Nach seiner Promotion im Jahr 1904 war er an den Amtsgerichten in Radeberg und Pirna tätig. Er wurde Regierungsassessor und Polizeirat. Im Ersten Weltkrieg diente Hartenstein als Hauptmann im Stab des Feldmarschalls von Mackensen.

Amtslaufbahn

Nach dem Krieg wurde Hartenstein stellvertretender Kreishauptmann von Bautzen. Am 13. Februar 1924 wurde er als konservativer Kandidat mit 25 von 40 Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung zum Oberbürgermeister der Stadt Freiberg gewählt.[1] Das Amt trat er am 5. März 1924 an. Am 1. Mai 1933 trat Hartenstein in die NSDAP ein.[2]

Ende des Zweiten Weltkrieges

Als Anfang Mai 1945 die Rote Armee vor den Toren Freibergs stand, widersetzte sich Hartenstein dem Verteidigungsbefehl und verweigerte den Einsatz des Volkssturms. Am 7. Mai 1945 ließ er auf dem Petriturm eine weiße Fahne hissen. Hartenstein blieb zunächst im Amt. Am 2. Juni 1945 wurde er als ehemaliges NSDAP-Mitglied aus seiner Funktion entlassen. Anfang August 1945 verhaftete ihn die Geheimpolizei des NKWD und inhaftierte ihn im Gefängnis in Freiberg. Mitte September 1945 wurde er mit etwa 30 weiteren Gefangenen in das Speziallager Nr. 4 Bautzen transportiert. Ein Jahr später kam Hartenstein schließlich in das Speziallager Jamlitz wo er am 11. Februar 1947 verstarb.

Ein ähnliches Schicksal ereilte den Wurzener Oberbürgermeister Armin Graebert, der seine Stadt ebenfalls kampflos übergab und wie Hartenstein im Februar 1947 im Speziallager Jamlitz starb.[3]

Ehrungen

Gedenktafel für Werner Hartenstein

Am 7. Februar 1995 brachte die Stadt Freiberg an seiner Dienstwohnung in der Beethovenstraße eine ehrende Gedenktafel an. Im September 2009 hielt Freibergs Baubürgermeister Holger Reuter in der Gedenkstätte Jamlitz eine Gedenkrede zu Ehren Hartensteins.[4]

Werke

  • Die Haftung für Tiere nach § 833 des Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs, Promotionsschrift, 1904
  • Die Bewahrung der Stadt Freiberg vor der Zerstörung beim Einmarsch der Russen am 7. Mai 1945. Niederschrift 1945, abgedruckt in: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins (1992), 72, S. 108–117

Literatur

  • Werner Hartenstein. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins (2003), 92, S. 45–48 (Online als PDF; 2,8 MB)
  • Volker Bannies, Dorothee Sippel: Dr. jur. Werner Hartenstein (1879–1947) – ein Leben für Freiberg. Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins, 1992, 72, S. 100–117
  • Klaus Rümmler: Ehrung für Freibergs Retter Dr. Werner Hartenstein. In: Das Jahrbuch: Region Freiberg, 2004, 14, S. 160–161
  • Annette Kaminsky (Hrsg): Orte des Erinnerns: Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR. Ch. Links Verlag, 2007, S. 341, ISBN 978-3-86153443-3

Einzelnachweise

  1. Hanns-Heinz Kasper, Eberhard Wächtler: Geschichte der Bergstadt Freiberg. Hermann Böhlaus Nachf., 1986, S. 271, ISBN 3740000511
  2. Karrierist und Freibergs Retter. In: Blick vom 26. Februar 2014. Online abgerufen am 26. April 2014
  3. Torsten Richter: Jamlitzer Totenbuch wird erarbeitet. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Lübben. 28. Februar 2007, abgerufen am 12. August 2015.
  4. Gedenken an Opfer von Jamlitz. In: Märkische Oderzeitung. 13. September 2009, abgerufen am 12. August 2015.