Wienux

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Logo des Projekts

Wienux (WIENUX) war eine Linux-Distribution für die Mitarbeiter der Wiener Stadtverwaltung. Ziel war die Migration von Proprietärer Software zu Open-Source-Software.[1] Das Kofferwort Wienux setzt sich aus Wien und Linux zusammen. Wienux wurde auf Basis der Open-Source-Distribution Debian, dem Unix/Linux-Desktop KDE und einer überarbeiteten Hardwareerkennung von Knoppix entwickelt. Begonnen 2005, wurde das Migrations-Projekt um das Jahr 2009 herum abgebrochen, auch die dazugehörige Distribution wird nicht mehr weiterentwickelt.

Ziele und Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf etwa 4.800 von insgesamt 18.000 PC-Arbeitsplätzen der Wiener Stadtverwaltung konnte ab Ende Januar 2005 wahlweise Wienux oder Windows 2000 / Office 2000 eingesetzt werden. Wien stellte damit nach München die zweite Großstadt im deutschsprachigen Raum dar, die ihren Mitarbeitern das Arbeiten mit Open-Source-Software ermöglichte.[2]

Das Projekt fußte auf der Studie „Open Source Software am Arbeitsplatz im Magistrat Wien“[1]. Die Studie stellte einen weiteren Beitrag zur Machbarkeit und den Kosten bei der Umstellung von proprietärer Software auf Open-Source-Software dar.

Ab 4. Oktober 2005 stand die Wienux-Distribution in Form eines 1 Gigabyte großen Zip-Archives zum Download bereit oder konnte auf DVD angefordert werden.[3] Seit etwa November 2008 ist Wienux nicht mehr zum Download erhältlich.[4]

2008 waren erst 1000 Rechner, davon 200 in der eigentlichen Stadtverwaltung, auf Wienux umgestellt.[5] Gerüchte, dass die Entwicklung eingestellt werde, erhärteten sich durch die Meldung, dass Arbeitsplätze in den Kindergärten wieder mit Windows Vista ausgerüstet werden.[6] Aufgrund von Kompatibilitätsproblemen mit einer Sprachförderlösung, die nur unter Windows lief, wurden 2008 720 Rechner in den Kindergärten auf Windows XP umgerüstet, so dass nur noch 280 Rechner mit Wienux als Betriebssystem arbeiteten.[7] Aufgrund eines Missverständnisses der IT-Abteilung lief die in Auftrag gegebene Software nur in Microsofts Internet Explorer.[8]

Im Juni 2009 wurde wiederum beschlossen, dass die Stadt Wien wieder verstärkt Open Source Software einsetzt, obwohl nicht explizit darauf hingewiesen wurde, ob die Entwicklung von Wienux wiederaufgenommen wird.[9][10][11] Gleichzeitig wurde 2009 beschlossen, bis 2012 für 1 Million Euro Windows-Lizenzen zu beschaffen und Open-Source-Software nur noch auf Mitarbeiterwunsch zu installieren. Begründet wurde das von Vera Layr, Pressesprecherin der IT-Magistratsabteilung 14, damit, dass „es für einige Arbeitsbereiche keine Open-Source-Alternative am Markt gibt“.[12]

2012 wurde das System de facto nicht mehr genutzt, mittlerweile ist auch die Webseite zu Wienux offline.[13] Kritisiert wurde, dass mangelnde Ressourcen und starkes Lobbying von Microsoft wesentlich zum Scheitern des Projekts beigetragen haben.[14]

Installation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Distribution kommt ohne eigenständiges Partitionierungstool aus. Die erste Festplatte wird komplett gelöscht.[3] Bei Parallelinstallationen mit anderen Systemen sollte Wienux, wie viele ältere Windowsversionen, zuerst installiert werden.

Verwandte Projekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Jahren 2003 und 2004 wurde das Projekt LiMux in München gestartet und teilweise umgesetzt, das eine Umstellung aller ungefähr 14.000 Computer der Stadtverwaltung München auf Open-Source-Software bis 2008 zum Ziel hat. Bis Mai 2013 wurden 14.000 Arbeitsplätze auf den LiMux-Client migriert, was „deutlich über 80 % der Arbeitsplätze“ entspricht.

Ende November 2017 wurde vom Stadtrat beschlossen, das Projekt zu beenden und alle Rechner bis zum Jahr 2020 auf Windows umzustellen.[15]

Eingesetzte Software[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leonhard Dobusch: Windows versus Linux: Markt - Organisation - Pfad, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008, ISBN 978-3-531-16242-3

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Open-Source-Software am Arbeitsplatz im Magistrat Wien. Stadt Wien, 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juni 2007; abgerufen am 16. Oktober 2010.
  2. Wienux, das Linux für Wien. In: heise online. 22. Januar 2005, abgerufen am 16. Oktober 2010.
  3. a b Wienux zum kostenlosen Download: Linux-Distribution der Stadt Wien für jedermann. In: Golem.de. 4. Oktober 2005, abgerufen am 16. Oktober 2010.
  4. Professioneller Behörden-Desktop WIENUX. www.wien.gv.at, 2008, archiviert vom Original am 8. Dezember 2008; abgerufen am 18. Oktober 2011.
  5. Hans-Joachim Baader: Zwischenbilanz bei Wienux. In: Pro-Linux. 5. Februar 2008, abgerufen am 16. Oktober 2010.
  6. Wie steht es um Wienux? In: derStandard.at. 18. Dezember 2008, abgerufen am 16. Oktober 2010.
  7. Rückschlag: Linux in Wien kämft mit Kompatibilitätsproblemen (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  8. Kindergarten-Sprachsoftware kann nicht mit Wienux. In: derStandard.at. 15. Juni 2008, abgerufen am 25. Dezember 2019.
  9. Wien will Open Source in den eigenen Behörden stärken. In: ikhaya.ubuntuusers.de/. 27. Juni 2009, abgerufen am 18. Oktober 2010.
  10. Wien bekennt sich zu Open Source. In: Golem.de. 26. Juni 2009, abgerufen am 18. Oktober 2010.
  11. Linux - jetzt geht endlich was weiter! (Memento vom 30. Juni 2009 im Internet Archive), Die Grünen Wien, 25. Juni 2009
  12. Wien verabschiedet sich einmal mehr von Wienux und Openoffice. Der Standard, 2. Dezember 2009, abgerufen am 18. Oktober 2010.
  13. Linux-Experiment "Wienux": Nur mehr eine Website. Der Standard, 1. Februar 2012, abgerufen am 12. November 2016.
  14. „Die Luft für Linux am Desktop ist draußen“. Futurezone, 27. Februar 2014, abgerufen am 12. November 2016.
  15. Stefan Krempl: Endgültiges Aus für LiMux: Münchener Stadtrat setzt den Pinguin vor die Tür. Heise online, 23. November 2017, abgerufen am 21. Februar 2018.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]