Wikipedia:Namenskonventionen/Tibetisch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Abkürzung: WP:NK/Tibt, WP:NK/T

Die Wiedergaben der tibetischen Schriftsprache lassen sich grundsätzlich in vier Gruppen einteilen:

1. Schreibung in einer der tibetischen Schriften, die alle gleichsam phonetisch orientierte Schreibweisen einer Aussprache des Tibetischen vor etwa 1300 Jahren sind.
2. Transliterationen der tibetischen Schriftsprache.
3. Transkriptionen, die sich an der Aussprache eines tibetischen Dialekts orientieren.
4. Mischformen der beiden zuletzt genannten Methoden.

Tibetische Schriftsprache[Quelltext bearbeiten]

Die eindeutigste Art tibetische Wörter wiederzugeben ist die Wiedergabe in einer tibetischen Schrift. Dies ist auch in der Volksrepublik China eine offiziell anerkannte Schreibweise tibetischer Orts- und Personennamen. Die gebräuchlichste tibetische Schrift ist die dbu can-Schrift.

Die tibetische Schriftsprache bildet tibetische Sprache im Wesentlichen so ab, wie sie vor etwa 1300 Jahren gesprochen wurde. Bedingt durch den natürlichen Sprachwandel haben sich zahlreiche tibetische Dialekte mit teilweise sehr unterschiedlichem Wortschatz und unterschiedlicher Aussprache entwickelt. Lautlich artikuliert, beziehungsweise vorgelesen, werden die Wörter der tibetischen Schriftsprache von den einzelnen Dialektsprechern in der Regel analog zur Aussprache ihres jeweiligen Dialekts. Die Entwicklung der gesprochenen tibetischen Sprachen ist so weit fortgeschritten, dass sich die Sprecher unterschiedlicher tibetischer Dialekte in vielen Fällen wechselseitig nicht verstehen können. In tibetischer Schriftsprache ist es allerdings allen Sprechern der verschiedenen modernen tibetischen Sprachen möglich, schriftlich miteinander zu kommunizieren.

Transliteration der tibetischen Schriftsprache[Quelltext bearbeiten]

Eine Transliteration der tibetischen Schrift gibt die Schriftzeichen so wieder, dass ihre ursprüngliche Form eindeutig wiederhergestellt werden kann. In der Tibetologie werden deshalb ausschließlich Transliterationen schrifttibetischer Wörter verwendet. Die Transkription eines tibetischsprachigen literarischen Werkes hätte eine derartige Mehrdeutigkeit zur Folge, dass der Text unverständlich wäre.

Für die Transliteration der tibetischen Schriftsprache hat sich die Umschrift nach Wylie international durchgesetzt. Diese Umschrift wird auch meist in chinesischen akademischen Zeitschriften, die sich mit Tibet befassen, benutzt, wobei der Apostroph für a chung durch den Buchstaben "v" ersetzt wird.

Transkriptionen des Tibetischen[Quelltext bearbeiten]

Verschiedene Transkriptionen des Tibetischen in lateinischer Umschrift werden hauptsächlich für tibetische Personen- und Ortsnamen verwendet. Die Transkriptionen stellen zumeist den Versuch dar, die Aussprache der Namen im Lhasa-Dialekt wiederzugeben, teilweise aber auch im Dialekt anderer Regionen des Hochlands von Tibet. Die Aussprache der verwendeten lateinischen Schriftzeichen in der jeweiligen Zielsprache (Muttersprache) der Leserschaft ist hierbei zu berücksichtigen.

Für den deutschen Sprachraum bedeutet dies, dass ein „stimmhafter dentaler Plosiv“ aus dem Lhasa-Dialekt als 'd' wiedergegeben werden kann und ein „stimmloser velarer Plosiv“ als 'k'. Die vor allem im Lhasa-Dialekt vorkommenden Umlaute können im Deutschen mit 'ü', 'ö' oder 'ä' umschrieben werden, was im englischen Sprachraum nicht möglich ist. Bei der Übernahme von Transkriptionen tibetischer Orts- und Personennamen aus dem Englischen in die deutsche Sprache wurden diakritische Zeichen allerdings häufig weggelassen: Beispiele hierfür sind Titel wie Tulku oder Lopon statt Tülku oder Lopön. Auch Silben, die in der Umschrift nach Wylie auf '-ad', '-as' oder '-al' enden, werden häufig mit '-e' oder '-el' geschrieben, obwohl im Deutschen auch '-ä' oder '-äl' verwendet werden könnte. Endungen wie '-ad', '-as' oder '-ed' (wylie) werden im Englischen teilweise mit '-ey' transkribiert, im Deutschen häufig mit '-e' oder '-é', obwohl auch '-ä' geschrieben werden könnte. Die Schreibung des Lautes ɕ mit 'sh' hat sich bei Transkriptionen tibetischer Namen weitgehend etabliert.

Ein Hauptgrund für die Verwendung von Transkriptionen tibetischer Namen ergibt sich aus der Struktur der tibetischen Schriftsprache, die durch ungewöhnlich große Konsonantenhäufungen gekennzeichnet ist. Namen wie bskal bzang rgya mtsho oder gzhis ka rtse sind im Vergleich zu Kelsang Gyatsho oder Shigatse schwerer les- und erinnerbar.

Offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische[Quelltext bearbeiten]

Die Offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische ist eine Transkription, deren Ausspracheregelungen chinesischsprachigen Lesern entgegenkommt. Die Aussprache der verwendeten lateinischen Schriftzeichen ist für eine deutschsprachige Leserschaft nicht offensichtlich. Namen wie Pudoin Rinqênzhub (für wylie bu ston rin chen grub) statt Butön Rinchen Drub oder Zhaxilhünbo (für wylie bkra shis lhun po) statt Trashilhünpo sind deshalb für eine deutschsprachige Leserschaft auch schwer les- und erinnerbar.

Gründe für die Entstehung von Mischformen[Quelltext bearbeiten]

Mischformen sind Schreibweisen, die vorwiegend auf der Aussprache beruhen, aber auch Unterscheidungsmöglichkeiten der tibetischen Schriftsprache enthalten. Ein Beispiel für eine Mischform ist die von David Germano und Nicolas Tournadre entwickelte THDL-Transkription.

Zahlreiche Wörter der schrifttibetischen Sprache mit unterschiedlichen Schreibweisen und Bedeutungen werden allein im Lhasa-Dialekt gleich ausgesprochen. Ein Beispiel hierfür ist das tibetische Wort für 'Feind', das in der Umschrift nach Wylie mit dgra wiedergegeben wird, und das tibetische Wort für 'Klang', das mit sgra wiedergegeben wird. Beide Wörter werden im Lhasa Dialekt nach IPA ɖà ausgesprochen. Ähnliches gilt für 'Schwein' wylie: phag pa und 'Erhabener' wylie: 'phags-pa, die auch gleich ausgesprochen werden.

Zusätzliche Mehrdeutigkeiten bei Transkriptionen tibetischer Sprache in lateinischer Schrift ergeben sich, wenn Laute oder Lautmerkmale, die Unterschiede in der Bedeutung eines Wortes hervorrufen (s. Phoneme), in der Zielsprache überhaupt nicht vorkommen und somit auch nicht berücksichtigt werden. Dies führt in Umschriften solcher Phoneme im Lhasa-Dialekt im deutschen Sprachraum oftmals zu zusätzlichen Mehrdeutigkeiten.

Bei anderen Lauten die es im Deutschen nicht gibt, wird versucht sie durch die Umschrift kenntlich zu machen. So wird auf die „retroflexen Plosive“ oftmals mit 'tr', 'dr' oder 'thr' hingedeutet. Andernfalls wird eine zusätzliche Mehrdeutigkeit durch die Schreibung von (IPA) ʈ als 't' in Kauf genommen. Ein Beispiel hierfür ist die Schreibung Tashilhünpo statt Trashilhünpo für wylie bkra shis lhun po.

Vergleichbares gilt für aspirierte und unaspirierte Plosive, die durch das Anfügen des Buchstabens 'h' unterschieden werden können.

Umschrift nach Wylie THDL offizielle Transkription der VRCh andere Schreibweisen
gzhis ka rtse Zhikatsé Xigazê Shigatse, Shikatse, Zhigatsey, Schigatse,[1] Schigatze,[2] Digardschi,[3] Dschigatzi[4], u.a.
bkra shis lhun po Trashilhünpo Zhaxilhünbo Trashilhünpo, Tashilhunpo, Tashilhumpo, Taschilumpo, Taschilunpo, Trashi Lhünpo, Taschi Lhumpo, Taschi Lhunpo, u.a.
’bras spung Drepung Zhaibung Drepung, Drebung, Dräpung, u.a.

Vorschläge für Wikipedia (Überblick)[Quelltext bearbeiten]

Infobox[Quelltext bearbeiten]

Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
བཀྲ་ཤིས་ལྷུན་པོ་
Wylie-Transliteration:
bkra shis lhun po
Offizielle Transkription der VRCh:
Zhaxilhünbo
THDL-Transkription:
Trashilhünpo
Andere Schreibweisen:
Tashilhunpo, Tashilhümpo
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
扎什倫布寺
Vereinfacht:
扎什伦布寺
Pinyin:
Zhāshílúnbù Sì

Für tibetische und chinesische Begriffe soll die Infobox Vorlage:Tibetischer chinesischer Begriff verwendet werden. Nebenstehend ein Beispiel:

Ortsnamen (Lemma)[Quelltext bearbeiten]

  1. Ortsnamen sollen in einer im deutschen Sprachraum 'sinnvollen' Schreibweise angegeben werden, bzw. die Aussprache der verwendeten lateinischen Schriftzeichen soll für deutschsprachige Leser ersichtlich sein. Siehe Portal:Tibet/Liste tibetischer Toponyme.
  2. Die Namen von Orten, die innerhalb des heutigen Gebietes der Volksrepublik China liegen, können als Weiterleitung auf den Hauptartikel mit der „Offiziellen Transkription der VRCh für das Tibetische“ angelegt und kategorisiert werden (hiermit sind tibetische Ortsnamen im Autonomen Gebiet Tibet sowie in den Provinzen Sichuan, Gansu, Qinghai und Yunnan gemeint). Dies gilt nicht für Orte, die außerhalb des heutigen Gebietes der Volksrepublik China liegen, aber tibetische Namen haben. Siehe hierzu auch Umschrift der Tibet-Encyclopaedia.

Ortsnamen innerhalb eines Artikels[Quelltext bearbeiten]

Artikel über Orte sollen mit der Nennung des Ortsnamens nach einer im deutschen Sprachraum 'sinnvollen' Schreibweise in Fettschrift beginnen. Als Zusatz soll bei Orten die innerhalb des heutigen Gebietes der Volksrepublik China liegen die „Offizielle Transkription der Volksrepublik China für das Tibetische“ angegeben werden. Die Transliteration in der Umschrift nach Wylie soll in allen Fällen angegeben werden. Innerhalb des Artikels soll die Schreibung des Ortsnamens nach der im Artikel angegebenen im deutschen Sprachraum 'sinnvollen' Schreibweise erfolgen.

Personennamen (Lemma)[Quelltext bearbeiten]

Bei Personennamen soll der Name/Titel der Person in einer im deutschen Sprachraum 'sinnvollen' Schreibweise angegeben werden.

Personennamen innerhalb eines Artikels[Quelltext bearbeiten]

Für Personennamen innerhalb eines Artikels gilt gleiches wie für Ortsnamen innerhalb eines Artikels. Die chinesische Transkription des Namens macht hier aber keinen Sinn.

Sonstige tibetische Fachausdrücke[Quelltext bearbeiten]

Für die erläuternde Nennung tibetischer Fachausdrücke (z. B. nag-rtsis, tshes-zhag, khyim-zhag, u.a.) soll ausschließlich die Umschrift nach Wylie verwendet werden.

  1. z.B. in Sven Hedin: Transhimalaya 1909.
  2. z.B. in H. F. Hackmann: Der Buddhismus 1906.
  3. z.B. in Meyers Konversations-Lexikon‎ 1897.
  4. z.B. in Pierer’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart 1857.