Wildgehege Moritzburg

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Wildgehege Moritzburg
Datei:Logo-wildgehege2.jpg
Ort Radeburger Straße 2

01468 Moritzburg

Fläche 40 Hektar
Eröffnung 1693/1958
Tierarten > 30
Individuen > 200
Artenschwerpunkte heimische Tierarten
Besucherzahlen 155.000 (2012)
Organisation
Leitung Rüdiger Juffa
Trägerschaft Staatsbetrieb Sachsenforst
www.wildgehege-moritzburg.sachsen.de
Positionskarte
Wildgehege Moritzburg (Sachsen)
Wildgehege Moritzburg (Sachsen)

Koordinaten: 51° 10′ 23,8″ N, 13° 41′ 53,4″ O

Wildschwein-Jungtiere im Wildgehege Moritzburg

Das Wildgehege Moritzburg ist ein circa 40 ha großer Wildpark in der sächsischen Gemeinde Moritzburg, etwa zehn Kilometer von der Landeshauptstadt Dresden entfernt. Die Einrichtung gehört zum sächsischen Staatsbetrieb Sachsenforst.

Geschichte

Bereits im albertinischen Sachsen des 16. Jahrhunderts errichtete der sächsische Herzog Moritz im später nach ihm benannten Moritzburg ein herrschaftliches Jagdhaus. Er erklärte den Friedewald, einen etwa um 1500 durch Georg den Bärtigen umfriedeten Wald, zum ausschließlichen Jagdgebiet für die Herrscher Sachsens. Fortan war die Jagd im Friedewald den Adligen vorbehalten. Moritz’ Nachfolger, Kurfürst August von Sachsen, ließ Ende des 16. Jahrhunderts erste Gehege anlegen, um den Wildbestand für die zahlreichen Treib- und Parforcejagden zu sichern. Das Jagdhaus wurde von 1656 bis 1672 zum Jagdschloss Moritzburg ausgebaut. Der sächsische Kurfürst Johann Georg IV. ließ 1693 die ursprünglichen Wildgatter zu einem Thiergarten erweitern, um die Wildbestände für die zunehmenden herrschaftlichen Jagden weiter zu garantieren. Teile der originalen Bruchsteinmauern sind erhalten geblieben und dienen noch immer als Gehegebegrenzung. Aus der Zeit August des Starken, Kurfürst von Sachsen ab 1694, ist die Bezeichnung Menagerie aller seltenen Arten von Hochwild für das Wildgehege überliefert. Dieser Name deutet darauf hin, dass hier auch seltenere Tiere, wie zum Beispiel Wölfe und Bären, gefangen gehalten wurden. Sie dienten zum einen der Vorführung und der Demonstration des kurfürstlichen Reichtums, zum anderen kamen sie im Rahmen von Festlichkeiten am sächsischen Hof bei Tierkämpfen oder -hetzen zum Einsatz.[1]

Im 19. Jahrhundert wurden im Tiergarten Gastjagden für Diplomaten und Staatsgäste durchgeführt. Im Jahr 1893 durften erstmals interessierte Besucher den Tiergarten gegen ein Entgelt besuchen und Schaufütterungen besichtigen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sämtliches Wild von den sowjetischen Besatzungstruppen erlegt und die Anlage weitestgehend demontiert. Das Wildgehege Moritzburg wurde in den folgenden Jahren neu aufgebaut und 1958 auf einem Teilstück des alten Tiergartens wiedereröffnet. In den Jahren nach der politischen Wende 1989 wurde das Wildgehege vor allem unter ökologischen und Artenschutz-Aspekten erweitert und ausgebaut. 2009 eröffnete ein neues Großgehege für Wölfe.[2]

2012 besuchten 155.000 Gäste das Wildgehege. Dies waren etwa 16 Prozent weniger als im Jahr 2011, in welchem mit 181.000 Gästen ein Nachwende-Besucherrekord erreicht werden konnte.[3]

Das Wildgehege Moritzburg ist Partner bei verschiedenen europäischen Auswilderungsprojekten, zum Beispiel für Luchse, Wildkatzen und Fischotter.

Tierarten

Im Wildgehege Moritzburg werden mehr als 30 überwiegend einheimische Tierarten gehalten. Im Fokus der Haltung steht dabei die Unterbringung in naturgemäßen, artgerechten Quartieren. Gezeigt werden unter anderem Rot- und Damwild, Wölfe, Luchse, Elche, Mufflons, Wildschweine, Rehe und verschiedene Fuchsarten; außerdem Waschbären, Marderhunde, Nutrias, Fischotter, Feldhasen und Wildkaninchen.

Neben geführten Rundgängen werden je nach Jahreszeit „Wolfsnächte“, Exkursionen zur Hirschbrunft und andere Spezialführungen angeboten.

Besondere Einrichtungen

Hochseilgarten Moritzburg

Hochseilgarten und Abenteuerpark

Auf dem Gelände des Wildgeheges befindet sich ein Abenteuerpark und Waldhochseilgarten. Der sogenannte Kletterwald weist acht verschiedene Parcours in verschiedenen Schwierigkeitsstufen zwischen einem und dreizehn Metern Höhe auf. Die hoch gelegenen Strecken verlaufen dabei durch die Baumkronen in unmittelbarer Nähe zu den Tiergehegen.

Ameisenlehrpfad

2009 wurde im Wildgehege Moritzburg ein Ameisenlehrpfad eröffnet. Vier große Nester hügelbauender Waldameisen können beobachtet werden. Die Ameisenstaaten wurden dafür vom Johannesfriedhof Meißen umgesiedelt. Neben den Ameisenhügeln werden Fakten über das Leben der Tiere auf verschiedenen Informationstafeln vermittelt. Diese Tafeln sind zum Teil speziell für Kinder angelegt, ebenso wurde ein Kontaktlehrspiel eingerichtet. Um interessierten Besuchern das Leben im Inneren eines Ameisenhügels zu visualisieren, wurde ein überlebensgroßes, begehbares Modell errichtet.[4]

Falknerei

Im April 2011 wurde ein Jagdfalkenhof im Wildgehege Moritzburg eröffnet. Gezüchtet und gehalten werden unter anderem Riesen- und Weißkopfseeadler, Steinadler, Falken und verschiedene Eulen, zum Beispiel Uhus und Bartkäuze. Vorträge, Workshops und Greifvogelvorführungen werden für Interessenten angeboten.[5]

Sonstiges

Seit 2005 ist das Wildgehege Moritzburg durch den Landestourismusverband Sachsen mit dem Qualitätssiegel ServiceQualität Deutschland in Sachsen ausgezeichnet.[6] Die letzte Bestätigung des Siegels erfolgte 2011 und gilt bis zum 31. Dezember 2014[veraltet].[7] Das Qualitätssiegel wird Einrichtungen verliehen, die besonderen Wert auf eine hohe Qualität bei Besucherservice, Umweltbildung und Waldpädagogik legen.[8]

Weblinks

Commons: Wildgehege Moritzburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Reiseführer Moritzburg und Umgebung. Abgerufen am 11. März 2013.
  2. Porträt des Wildgeheges auf www.zoo-infos.de. Abgerufen am 26. Februar 2013.
  3. Sven Görner: Wildgehege will wieder Elche züchten. sz-online.de, 11. Januar 2013, abgerufen am 5. März 2013 (kostenpflichtig).
  4. Ameisenlehrpfad im Wildgehege Moritzburg. Bericht auf Dresden Fernsehen vom 23. September 2009. Abgerufen am 26. Februar 2013.
  5. In Moritzburg fliegen die Falken. (Artikel in der Freien Presse vom 21. April 2011). (PDF; 184 kB) Abgerufen am 26. Februar 2013.
  6. Datenbank der mit dem Qualitätssiegel ServiceQualität Deutschland in Sachsen ausgezeichneten Unternehmen durch den Landestourismusverband Sachsen. Abgerufen am 26. Februar 2013.
  7. Stand: Februar 2013
  8. Wildgehege Moritzburg erhält Qualitätssiegel - Bericht von Coswig TV, abrufbar auf YouTube. Abgerufen am 26. Februar 2013.