Wilhelm Blume (Pädagoge)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. November 2014 um 20:59 Uhr durch Göte (Diskussion | Beiträge) (wkll –). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelm Blume (* 8. Februar 1884 in Wolfenbüttel; † 17. November 1970 in Berlin) war ein deutscher Pädagoge. Er zählte zur Spitze der Reformpädagogik in der Weimarer Republik. Er war Begründer der Schulfarm Insel Scharfenberg in Berlin und Gründungsdirektor der Pädagogischen Hochschule Berlin.

Leben

Berliner Gedenktafel am Haus Speerweg 36, in Berlin-Frohnau

Er studierte Germanistik und Geschichte in Heidelberg und Berlin, wurde danach Oberlehrer.

Er wurde Lehrer am Humboldtgymnasium in Berlin und gründete 1922 auf der Insel Scharfenberg eine Schulfarm, die er bis 1933 und erneut nach dem Zweiten Weltkrieg leitete. Dieses Jungeninternat war neben der von Fritz Karsen geleiteten Karl-Marx-Schule in Berlin-Neukölln – dem ersten Versuch einer Gesamtschule (Einheitsschule) – und den Lebensgemeinschaftsschulen, die Wilhelm Paulsen seit 1921 in Berlin propagierte, die bedeutendste reformpädagogische Schule im Berlin der Weimarer Republik.

Im Wintersemester 1946/1947 wurde Blume vom Berliner Magistrat „zum Leiter der neu zu errichtenden Pädagogischen Hochschule“ von Groß-Berlin berufen. Er begann seine engagierte Tätigkeit als erster Direktor dieser Hochschule zu einem Zeitpunkt, als sich die politische Spaltung Berlins bereits abzeichnete.[1] In seinem Gesamtansatz des Hochschulbetriebes suchte und fand Blume in allen vier Sektoren Berlins Ausbildungsstätten. Seinem Bestreben „in der äußeren Lokalität den Viermächte-Status der Hochschule zu dokumentieren“ arbeiteten die Vertreter zweier Besatzungsmächte als Kontrahenten entgegen. Die 1948 einsetzende Spaltung der Stadtverwaltung zerteilte auch die Administration der Hochschule „in eine westliche und östliche Institution“. In expliziter Formulierung lehnte er es ab, die „Sezession an weithin sichtbarer Stelle“ mitzumachen. In den „ersten Dezembertagen 1948“ reichte Blume den Politikern seinen Rücktritt ein und erklärte ihn auch den Studenten „in einer überfüllten Aula“.[2]

Werke

Ehrungen

1953 wurde Blume mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Nach ihm wurde die Wilhelm-Blume-Allee im Berliner Bezirk Reinickendorf benannt. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem landeseigenen Friedhof Tegel Am Nordgraben. Das Ehrengrab befindet sich in der Abt. J-1a-3.

Monographien (in Auswahl)

  • Blume, Wilhelm: Goethe. Lebensbild (=Schwalbenbuch, 20), Berlin [u. a.] 1949.
  • Blume, Wilhelm / Frühbrodt, Gerhard: Das dreizehnte Schuljahr. 7 Kapitel zu seiner Problematik und praktischen Gestaltung (=Vergleichende Erziehung. Schriftenreihe der Pädagogischen Arbeitsstelle, 4), Wiesbaden 1955.

Aufsätze (in Auswahl)

  • Blume, Wilhelm: Die Schulfarm auf der städtischen Insel Scharfenberg bei Berlin. In: Deutsche Schulversuche. Hrsg. von Franz Hilker, Berlin 1924, S. 312-330.
  • Blume, Wilhelm: Die Schulfarm Insel Scharfenberg. In: Das Berliner Schulwesen. Hrsg. von Jens Nydahl. Bearb. unter Mitwirkung Berliner Schulmänner von Erwin Kalischer, Berlin 1928, S. 135-186 und S. 568f.; kurzer Auszug wieder in: Die deutsche Jugendbewegung 1920 bis 1933. Die bündische Zeit. Hrsg. von Werner Kindt (=Dokumentation der Jugendbewegung, 3), Düsseldorf [u. a.] 1974, S. 1462-1466.
  • Aus dem Leben der Schulfarm Insel Scharfenberg. Bilder, Dokumente, Selbstzeugnisse von Eltern, Lehrern, Schülern. Red. von Wilhelm Blume. In: Das Werdende Zeitalter. Eine Monatsschrift für Erneuerung der Erziehung, Jg. 7 (1928), S. 329–404. (Digitalisat der UB Paderborn)

Literatur

  • Heinrich, Gerd (Hrsg. im Auftrag des Rektors): Beiträge zur Geschichte der Pädagogischen Hochschule Berlin (=Abhandlungen aus der Pädagogischen Hochschule Berlin VI), Berlin 1980, Kapitel : Wilhelm Blume (1884-1970) von Wolfgang Pewesin, S. 71-76.
  • Richter, Wilhelm: Die Schulfarm Insel Scharfenberg – Wilhelm Blume. In: Ders.: Berliner Schulgeschichte. Von den mittelalterlichen Anfängen bis zum Ende der Weimarer Republik. Unter Mitwirkung von Maina Richter hrsg. und bearb. von Marion Klewitz und Hans Christoph Berg. Mit einer Zeittafel von Gerd Radde (=Historische und Pädagogische Studien, 13), Berlin 1981, S. 135-148; in Teilen wieder in: 60 Jahre Schulfarm Insel Scharfenberg 1922-1982. Jubiläums-Festschrift anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Schulfarm Insel Scharfenberg (=Sonderheft der Fähre), Berlin 1982, S. 13-18; um den Schluß gekürzt wieder in: Steige hoch, du roter Adler. Katalog zur Ausstellung im Heimatmuseum Reinickendorf aus Anlass der 750-Jahres-Feier Berlins vom 8. Mai – 30. November 1987. Hrsg. vom Bezirk Reinickendorf, Abt. Volksbildung. Heimatmuseum, Berlin 1987, o. S.
  • Schuppan, Michael-Sören: Wilhelm Blume. In: Pädagogen in Berlin. Auswahl von Biographien zwischen Aufklärung und Gegenwart. Hrsg. von Benno Schmoldt (=Materialien und Studien zur Geschichte der Berliner Schule, 9), Baltmannsweiler 1991, S. 299-312, ISBN 3-87116-692-8.

Einzelnachweise

  1. Beiträge zur ..., hrsg. von G. Heinrich, Berlin 1980, S. 5 ff., 34 (Fußnote 5), 57 und 169.
  2. Beiträge zur ..., hrsg. von G. Heinrich, Berlin 1980, S. 10, 20 und 74.

Weblinks