Wilibald Nagel

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Wilibald Nagel (* 12. Januar 1863 in Mülheim an der Ruhr; † 17. Oktober 1929 in Stuttgart) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Musikkritiker.

Tätigkeit

Nagel wurde unter anderem durch seine Mitautorschaft des dreibändigen Werkes Allgemeine Geschichte der Musik von Richard Batka bekannt. Seine Forschungen zu Mozart werden auch in Karl Storcks Mozart – Sein Leben und Schaffen (1908) gewürdigt. Seine Abhandlungen über Die Nürnberger Musikgesellschaft (1588–1629) wird in mehreren nachfolgenden musikgeschichtlichen Werken zitiert.

Nagel war 1917 bis 1921 Schriftleiter der Zeitschrift Neue Musik-Zeitung. Seine nationalistisch-reaktionäre Haltung[1] als Journalist zeigt sich unter anderem in seiner Position zur Pfitzner-Bekker-Kontroverse[2] um die „musikalische Impotenz“ und in Artikeln wie Der Futurismus – eine undeutsche Erscheinung,[3] in dem er zu polemischen Ausdrücken wie „hirnverbrannte Lächerlichkeit“ greift und sich gegen die Komponisten der Moderne – u.a. Ferruccio Busoni, Arnold Schönberg, Josef Matthias Hauer – wendet: „Wir sehen nur Tonreihen, bei denen kein normaler Mensch mehr rhythmische Zusammenhänge und Ordnungen erkennen, die Tonarten nicht mehr begreifen und auseinander halten kann, die Dissonanzen in sinnloser Häufung gegeneinander prallen. Kurz, einen chaotischen Wirrwarr. Vorderhand kann es uns niemand verdenken, wenn wir in derlei Gebilden nur pathologisch zu bewertende Auswüchse einer intellektuell hypertrophischen oder blasierten und entarteten Vorstellungswelt oder endlich auch einer spielwütigen Spekulationssucht wahrnehmen können, Erscheinungen, die mit dem gesunden deutschen Musikempfinden nicht die mindeste Berührung haben.“[4]

Schriften

  • Annalen der englischen Hofmusik von der Zeit Heinrichs VIII. bis zum Tode Karls I. (1509–1649). Leipzig 1894.
  • Johannes Brahms als Nachfolger Beethoven's. 1894.
  • Geschichte der Musik in England, I. Strassburg 1894.
  • Goethe und Beethoven. 1902.
  • Beethovens „Heiligenstädter Testament“. 1902.
  • Beethoven und seine Klaviersonaten. 2 Bände. 1903–1905.
  • Zur Lebensgeschichte August Eberhard Müllers. In: Die Musik. 9, H. 4, 1909/10, S. 84–92.
  • Kleine Beethoveniana. 1911.
  • Über den Begriff des Hässlichen in der Musik: Ein Versuch. 1914.
  • Ferruccio Busoni als Ästhetiker. In: Neue Musik-Zeitung. 15, 1917.
  • Paul Hindemith „Mörder, Hoffnung der Frauen – Das Nusch-Nuschi“. Zwei Opern Einakter. Uraufführung im Württ. Landestheater zu Stuttgart am 4. Juni. In: Neue Musik-Zeitung. 19, 1921.
  • Johannes Brahms. Stuttgart 1923.
  • Richard Batka, Wilibald Nagel: Allgemeine Geschichte der Musik.
  • Beethoven Romantiker? 1927.
  • Kleine Mitteilungen zur Musikgeschichte aus Augsburger Akten. Sammelbände der Internationalen Musikgesellschaft IX.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe z.B. den Aufsatz Der Kampf gegen die deutsche Musik, in: Neue Musik-Zeitung. 41. Jg., Heft 21, 1920, S. 325–327.
  2. Hans Pfitzner: Die neue Ästhetik der musikalischen Impotenz. Ein Verwesungssymptom? (1919); Alban Berg: Die musikalische Impotenz der neuen Ästhetik Hans Pfitzners (1920); Paul Bekker: Impotenz oder Potenz? (1920).
  3. Neue Musik-Zeitung. 41. Jg., Heft 1, 1920, S. 1–3.
  4. Neue Musik-Zeitung. 41. Jg., Heft 1, 1920, S. 3. Nagels ästhetische Weltanschauung zeigt sich beispielhaft in der Passage: „Von welcher Seite man die futuristische Musik auch angreifen möge, kaum jemals wird sie unserem Empfinden etwas geben. Wer etwas von ihr haben will, muß sich ihr gegenüber rein intellektuell einstellen. Das ist aber das Gegenteil von dem, was die rein germanische, die deutsche Kunst fordert. Und die echte Kunst überhaupt!“ S. 2–3.