Wohlfahrtsindex
Ein Wohlfahrtsindex ist ein Maß zur Messung der Wohlfahrt einer Gesellschaft. Der Wohlfahrtsindex wird dabei als Alternative zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufgefasst.
Anders als das BIP berücksichtigt ein Wohlfahrtsindex über die bloße Wertschöpfung weitere Werte. Dies sind z.B. ökologische Folgen wie etwa den Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen oder soziale Folgen wie die Verteilung der Einkommen in einer Gesellschaft. Demnach steht hinter einem Wohlfahrtsindex ein Modell mit Annahmen darüber, welche Faktoren in welchem Ausmaße die Wohlfahrt einer Gesellschaft steigern und in welchen Fällen dies nicht der Fall ist.[1]
Geschichte
Die Ersetzung oder Ergänzung des BIP durch ein anderes wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts diskutiert. So sagte Robert Kennedy 1967:[2]
„Wir können unsere nationale Leistung nicht anhand des Bruttosozialprodukts messen. ... Es misst alles, außer diejenigen Dinge, die das Leben lebenswert machen.“
Die Diskussion insbesondere in den USA intensivierte sich in Folge von Ereignissen wie des Hurrikanes Katrina 2005 und der Finanzkrise ab 2007. Berechnungen ergaben, dass der Wirbelsturm gemessen am BIP positive Folgen für die Vereinigten Staaten hätte.[2]
In einigen asiatischen Ländern gab es schon seit den 1970er Jahren ähnliche Überlegungen, die etwa in das Konzept des Bruttonationalglück in Bhutan mündeten.[3]
Situation in Deutschland
In Deutschland wurde seit einiger Zeit intensiver ein „Nationaler Wohlfahrtsindex“ (NWI) diskutiert. Der Vorschlag umfasst nur monetär erfassbare Größe in etwa 20 Einzelkomponenten. Dies sind:[4]
- Index der Einkommensverteilung
- Gewichteter privater Konsum
- Wert der Hausarbeit
- Wert der ehrenamtlichen Arbeit
- Öffentliche Ausgaben für Gesundheits- und Bildungswesen
- Kosten und Nutzen dauerhafter Konsumgüter
- Kosten für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte
- Kosten durch Verkehrsunfälle
- Kosten durch Kriminalität
- Kosten des Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsums
- Gesellschaftliche Ausgaben zur Kompensation von Umweltbelastungen
- Kosten durch Wasserbelastungen
- Kosten durch Bodenbelastungen
- Schäden durch Luftverschmutzung
- Schäden durch Lärm
- Verlust bzw. Gewinn durch Biotopflächenänderungen
- Schäden durch Verlust von landwirtschaftlich nutzbarer Fläche
- Ersatzkosten durch Verbrauch nicht erneuerbarer Energieträger
- Schäden durch Treibhausgase
- Kosten der Atomenergienutzung
Weblinks
- Umweltbundesamt: Aktualisierung und methodische Überarbeitung des Nationalen Wohlfahrtsindex 2.0 für Deutschland 1991 bis 2012 (2016)
- Umweltbundesamt: Wohlfahrtsmessung in Deutschland: Ein Vorschlag für einen nationalen Wohlfahrtsindex (2010)
- NWI 2.0 Weiterentwicklung und Aktualisierung des Nationalen Wohlfahrtsindex
- Wohlfahrtsindex statt BIP, Süddeutsche, Mai 2011
- Wohlfahrtsindex: Pro und Contra Wirtschaftsdienst, 93. Jahrgang, 2013, Heft 2, S. 66-67
Einzelnachweise
- ↑ Wohlfahrtsindex: Pro und Contra Wirtschaftsdienst, 93. Jahrgang, 2013, Heft 2, S. 66-67
- ↑ a b NWI 2.0 – Weiterentwicklung und Aktualisierung des Nationalen Wohlfahrtsindex S. 26
- ↑ NWI 2.0 – Weiterentwicklung und Aktualisierung des Nationalen Wohlfahrtsindex S. 27
- ↑ NWI 2.0 – Weiterentwicklung und Aktualisierung des Nationalen Wohlfahrtsindex S. 43