Wolf Kaiser
Wolf Kaiser (* 26. Oktober 1916 in Frankfurt am Main; † 22. Oktober 1992 in Berlin) war ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.
Leben
Kaiser wuchs in der Schweiz auf, wo er zunächst Chemie und Physiologie studierte. Nachdem er 1937 als dienstunfähig aus der Wehrmacht entlassen wurde, ging er nach Berlin und nahm dort Schauspielunterricht. Sein Bühnendebüt gab er 1941 am Stadttheater Iglau, worauf von 1942 bis 1945 ein Engagement an der Volksbühne Berlin unter Eugen Klöpfer folgte. Nach Engagements in Frankfurt am Main, München und am Schauspielhaus in Leipzig kehrte Kaiser 1950 nach Berlin zurück, wo Bertolt Brecht ihn am Deutschen Theater entdeckte und für das Berliner Ensemble verpflichtete.
Bis 1967 blieb Kaiser am Berliner Ensemble und zählte aufgrund seiner künstlerischen Leistungen bald zu den bedeutenden Schauspielern der deutschen Theaterlandschaft. Mit Auslandsgastspielen gelang es ihm, auch bei internationalem Publikum Anerkennung zu erlangen. Seine Darstellung des Mackie Messer in der Dreigroschenoper war legendär. 1965 erhielt Kaiser den Nationalpreis der DDR und wurde zwei Jahre später an der Volksbühne engagiert. Ab 1969 konzentrierte er sich hauptsächlich auf die Tätigkeit vor der Kamera und gehörte bis 1990 dem Schauspieler-Ensemble beim Fernsehen der DDR an. Doch auch vorher schon, zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges und danach, war Kaiser im Film tätig.
Bekannt wurde er durch die Mitwirkung in Filmen wie Das tapfere Schneiderlein (1956), Kabale und Liebe (1959), Das Stacheltier – Das blaue Zimmer (1965), Kleiner Mann – was nun? (1973) und Ursula (1978). Die erste Hauptrolle verkörperte er 1956 als Heiratsschwindler Maurice Daurignac in den Millionen der Yvette. Für die Darstellung des Meister Falk in Benito Wogatzkis Fernsehspielen Die Geduld der Kühnen (1967), Zeit ist Glück (1968) und Die Zeichen der Ersten (1969) wurde Kaiser mit zwei Nationalpreisen der DDR ausgezeichnet. Nachdem er sich Mitte der 1970er Jahre in die Schweiz zurückzog und dort sowohl im Fernsehen als auch auf der Bühne gastierte, spielte er seine letzte große Rolle 1981 als Casanova in Casanova auf Schloß Dux. Kaiser war im Fernsehen der DDR stets präsent. Kurz vor seinem Geburtstag im Jahre 1992 beendete er sein Leben durch Suizid.
Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[1]
Filmografie (Auswahl)
- 1944: Das Leben ruft
- 1952: Das verurteilte Dorf
- 1953: Die Geschichte vom kleinen Muck
- 1954: Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse
- 1954: Der Fall Dr. Wagner
- 1955: Der Ochse von Kulm
- 1956: Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte
- 1956: Das tapfere Schneiderlein
- 1956: Die Millionen der Yvette
- 1957: Katzgraben (Theateraufzeichnung)
- 1959: Kabale und Liebe
- 1961: Mutter Courage und ihre Kinder (Theateraufzeichnung)
- 1961: Das Kleid
- 1963: Jetzt und in der Stunde meines Todes
- 1965: Die Abenteuer des Werner Holt
- 1966: Die Tage der Commune (Theateraufzeichnung)
- 1966: Die Ermittlung (Theateraufzeichnung)
- 1967: Kleiner Mann – was nun? (TV)
- 1968–1970: Ich – Axel Cäsar Springer (TV-Mehrteiler)
- 1976: Der Stumme
- 1978: Ursula (TV)
- 1981: Die Leidenschaftlichen
- 1981: Casanova auf Schloß Dux
- 1992: Wolf Kaiser – Schauspieler. Berlin Friedrichstraße. Ein Film von Roland Steiner und Walther Petri
Theater
- 1950: Bertolt Brecht: Die Mutter – Regie: Bertolt Brecht (Berliner Ensemble im Deutschen Theater Berlin)
- 1950: Ernst Fischer: Der große Verrat – Regie: Wolfgang Langhoff (Deutsches Theater Berlin)
- 1951: Alfred Kantorowicz: Die Verbündeten – Regie: Wolfgang Heinz (Deutsches Theater Berlin – Kammerspiele)
- 1951: Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder (Feldhauptmann) – Regie: Erich Engel (Berliner Ensemble im Deutschen Theater Berlin)
- 1955: Johannes R. Becher Winterschlacht (Deutscher Major) – Regie: Bertolt Brecht/Manfred Wekwerth (Berliner Ensemble)
- 1959: Bertolt Brecht: Leben des Galilei – Regie: Erich Engel (Berliner Ensemble)
- 1960: Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper (Mackie Messer) – Regie: Erich Engel (Berliner Ensemble)
- 1961: Helmut Baierl: Frau Flinz (Polizeirat Kalusa) – Regie: Manfred Wekwerth/Peter Palitzsch (Berliner Ensemble)
- 1962: Bertolt Brecht: Die Tage der Commune (Papa) – Regie: Manfred Wekwerth/Joachim Tenschert (Berliner Ensemble)
- 1967: George Bernard Shaw: Cäsar und Cleopatra (Cäsar) – Regie: Ottofritz Gaillard (Volksbühne Berlin)
- 1967: Helmut Baierl: Mysterium Buffo - Variante für Deutschland (Meister Falk) – Regie: Wolfgang Pintzka (Volksbühne Berlin)
- 1968: Friedrich Schiller: Don Carlos (Philipp) – Regie: Hannes Fischer (Volksbühne Berlin)
Hörspiele
- 1953: Konstantin Trenjow: Ljubow Jarowaja – Regie: Günther Rücker (Berliner Rundfunk)
- 1956: Nâzım Hikmet: Legende von der Liebe (Wesir) – Regie: Otto Dierichs (Rundfunk der DDR)
- 1956: Rolf Schneider: Das Gefängnis von Pont L'Eveque (Goguenard) – Regie: Helmut Hellstorff (Rundfunk der DDR)
- 1957: Jean-Paul Sartre: Nekrassow (Valera-Nekrassow) – Regie: Erich-Alexander Winds (Rundfunk der DDR)
- 1957: Gerhard Rentzsch (nach Wsewolod Wischnewski): Die Straße des Soldaten (weißgardistischer Rittmeister) – Regie: Wolfgang Schonendorf (Rundfunk der DDR)
- 1961: Anton Tschechow: Das schwedische Zündholz – Regie: Peter Brang (Hörspiel - Rundfunk der DDR)
- 1961: Klaus Glowalla: Mordprozeß Consolini – Regie: Fritz-Ernst Fechner (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1962: Anton Tschechow: Perpetuum Mobile (Jeschow) – Regie: Peter Brang (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1964: Jacques Constant: General Frédéric (Gigant) – Regie: Hans Knötzsch (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1966: Lothar Kleine: Gott auf Hiwa Oa (Gauguin) – Regie: Wolfgang Brunecker (Biographie – Rundfunk der DDR)
- 1968: Ernst Ottwalt: Kalifornische Ballade – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel - Rundfunk der DDR)
- 1971: Günter Kunert: Mit der Zeit ein Feuer (Pirkheimer) – Regie: Wolfgang Schonendorf (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1971: Bertolt Brecht: Die Tage der Commune („Papa“) – Regie: Manfred Wekwerth/Joachim Tenschert (Hörspiel – Litera)
- 1973: Bertolt Brecht: Leben des Galilei (Kardinal Inquisitor) – Regie: Fritz Göhler (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 2002: Marianne Weil/Stefan Dutt: Legionäre, Guerilleros, Saboteure – Regie: Marianne Weil/Stefan Dutt (Ein sozialistisches Gesamthörspiel (Zusammenschnitt) – DLR)
Auszeichnungen
- 1961: Kunstpreis der DDR
- 1965: Nationalpreis der DDR II. Klasse
- 1967: Nationalpreis der DDR III. Klasse für Geduld der Kühnen im Kollektiv
- 1968: Nationalpreis der DDR I. Klasse für Zeit ist Glück im Kollektiv
- 1977: Vaterländischer Verdienstorden in Silber
- 1981: Vaterländischer Verdienstorden in Gold
- 1986: Ehrenspange zum Vaterländischen Verdienstorden in Gold[2]
Literatur
- Werner Wüthrich: Wolf Kaiser. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 957.
- Kurzbiografie zu: Kaiser, Wolf. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Einzelnachweise
- ↑ Wolf-Kaiser-Archiv Bestandsübersicht auf den Webseiten der Akademie der Künste in Berlin.
- ↑ Neues Deutschland, 4./5. Oktober 1986, S. 5
Weblinks
- Literatur von und über Wolf Kaiser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Wolf Kaiser bei IMDb
- Biografie auf film-zeit.de
- Feature: "Der Unbelehrbare". - Transitraum: Warum Mackie Messer aus dem Fenster sprang. Eine Wendegeschichte erzählt von Helmut Kopetzky, NDR, 2010
- Wolf-Kaiser-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Personendaten | |
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NAME | Kaiser, Wolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 26. Oktober 1916 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 22. Oktober 1992 |
STERBEORT | Berlin |