Zweibrücken-Bitsch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. April 2016 um 21:11 Uhr durch Altkatholik62 (Diskussion | Beiträge) (-BKL). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Territorium im Heiligen Römischen Reich
Zweibrücken-Bitsch
Wappen
Karte
Grafschaften Zweibrücken (dunkelgrün) und Zweibrücken-Bitsch (hellrosa) um 1400
Entstanden aus 1286: Grafschaft Zweibrücken
Herrschaftsform Grafschaft
Herrscher/
Regierung
Graf
Heutige Region/en FR-57/DE-RP/DE-SL
Hauptstädte/
Residenzen
Bitsch
Dynastien 1286: Zweibrücken-Bitsch
Konfession/
Religionen
katholisch
Sprache/n deutsch
Aufgegangen in 1570: Hanau-Lichtenberg
1572: Herzogtum Lothringen

Die Grafschaft Zweibrücken-Bitsch war ein zwischen 1286 und 1302 aus dem östlichen Teil der alten Grafschaft Zweibrücken und der von Lothringen eingetauschten Herrschaft Bitsch hervorgegangenes Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das bis 1570 bestand und nach dem Aussterben der Grafen unter den Erben aufgeteilt wurde.

Geschichte

Bei der Teilung der Zweibrücker Lande unter den Söhnen des Grafen Heinrich II. von Zweibrücken kam nach 1286 das Amt Lemberg mit der gleichnamigen Burg an den älteren Sohn Eberhard I. Zu seinem Teil gehörten auch Morsberg, Linder und Saargemünd. 1297 vertauschte er diese drei Burgen an Herzog Friedrich III. von Lothringen und erhielt von diesem Burg und Herrschaft Bitsch zu Lehen. Der Gebietstausch wurde 1302 noch weiter präzisiert. Eberhard nannte sich fortan Graf von Zweibrücken und Herr zu Bitsch. Da er und seine Nachkommen den Grafentitel führten, wurde das neu gebildete Territorium Grafschaft Zweibrücken-Bitsch genannt.

Weitere Gebietsteile wurden zunächst von Eberhard I. und seinem jüngeren Bruder Walram I., der das Amt Zweibrücken erhalten hatte, gemeinsam verwaltet und erst 1333 endgültig geteilt. An Walrams Erben fielen Burg Stauf, Bergzabern sowie Stadt und Kloster Hornbach. An Eberhards Erben kamen Thaleischweiler, Pirmasens sowie Anteile an den Burgen Landeck und Lindelbronn. In der Folgezeit gelang es den Bitscher Grafen nur in geringem Umfang, weiteren Besitz zu erwerben. Beim Aussterben der Zweibrücker Vettern 1394 fielen ihnen zwar Stücke aus der Erbmasse zu, jedoch nicht die Grafschaft Zweibrücken, weil der letzte Graf von Zweibrücken 1385 seine Grafschaft an die Kurpfalz verkauft hatte.

Im 16. Jahrhundert gelang Graf Jakob ein letztes Mal eine deutliche Machtkonzentration im nördlichen Elsass bzw. in der südlichen Pfalz: 1559 gelangte er in den Besitz der Herrschaft Ochsenstein, weil die seit 1485 bestehende Seitenlinie Zweibrücken-Bitsch-Ochsenstein ausstarb. Da aber sowohl Jakob als auch sein schon 1540 verstorbener Bruder Simon V. Wecker nur jeweils eine Tochter hinterlassen hatten, entspann sich 1570, nach Jakobs Tod, ein Streit zwischen den Ehemännern der beiden Cousinen, Graf Philipp I. von Leiningen-Westerburg und Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg. Zwar konnte Philipp V. von Hanau-Lichtenberg sich gegen Philipp I. durchsetzen, machte sich aber durch die sofortige Einführung der Reformation mit dem lutherischen Bekenntnis das mächtige, streng römisch-katholische Herzogtum Lothringen (unter Herzog Karl III.) zum Feind, welches die Lehnshoheit über Bitsch besaß. Im Juli 1572 besetzten lothringische Truppen die Grafschaft. Da Philipp V. der lothringischen Übermacht nicht gewachsen war, wählte er den Rechtsweg. Beim anschließenden Prozess vor dem Reichskammergericht konnte sich Lothringen aber sowohl auf den Tauschvertrag von 1302 als auch darauf berufen, dass es 1573 die Erbansprüche des Leininger Grafen per Kaufvertrag erworben hatte.

Im Jahre 1604 kam es dann zu einer vertraglichen Regelung zwischen Hanau-Lichtenberg und Lothringen. Dabei kam das Amt Lemberg an die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, das Amt Bitsch an das Herzogtum Lothringen.

Liste der Grafen von Zweibrücken-Bitsch

  • 13. Mai 1297–1321: Eberhard I.
seine Großeltern waren Graf Heinrich I. und dessen Ehefrau Hedwig von Lothringen, eine Tochter Friedrichs von Bitsch.
  • 1321–1355: Simon I. ∞ Agnes von Lichtenberg
  • 1355–1400: Johannes (Hanemann) I.
  • 1400–1418: Johannes (Hanemann) II.
regiert zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Simon III. Wecker († 1407)
  • 1418–1474: Friedrich
sein Bruder Heinrich I. heiratet Kunigunde von Ochsenstein und begründet die Nebenlinie Zweibrücken-Bitsch-Ochsenstein
  • 1474–1499: Simon IV. Wecker ∞ Elisabeth von Lichtenberg: * 1444, † 1495, Erbtochter
  • 1499–1532: Reinhard, Herr von Lichtenberg und Bitsch, Graf von Zweibrücken ∞ Anna von Dhaun, Tochter des Johann VI., Wild-Rheingraf zu Dhaun und Kirburg (* 1470; † 25. Dezember 1499) und der Johanna von Salm; haben vier Kinder:
    • Wilhelm (* 8. Dezember 1507)
    • Elisabeth ∞ Johann Ludwig I. von Sulz
    • Jakob (* 19. Juli 1510) ∞ Katharina von Honstein-Klettenberg
    • Johanna (* 10. Juni 1517) ∞ Konrad V. von Tübingen-Lichteneck
  • 1532–1540: Simon V. Wecker
hat nur eine Tochter, Amalie (* 1537; † 1577, ∞ 1551 Philipp I. von Leiningen-Westerburg); es folgt deswegen sein Bruder
  • 1540–1570: Jakob (* 19. Juli 1510, † 24. März 1570 in Stürzelbronn)
hat ebenfalls nur eine Tochter, Ludovica Margaretha von Zweibrücken-Bitsch (* 1540; † 1569), ∞ Graf Philipp V. von Hanau-Lichtenberg

Wappen

Blasonierung: In Gold ein blaubewehrter und -bezungter roter Löwe.

Literatur

  • Hans-Walter Herrmann: Die Grafschaft Zweibrücken-Bitsch. In: Kurt Hoppstädter, Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Geschichtliche Landeskunde des Saarlandes. Band 2: Von der fränkischen Landnahme bis zum Ausbruch der französischen Revolution. Saarbrücken 1977, S. 323–332. ISBN 3-921870-00-3
  • Johann Georg Lehmann: Urkundliche Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Mannheim 1862.
  • Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln, Bd. XVII – Zwischen Maas und Rhein. Frankfurt 1998, S. 148–149.