Émile Burnouf

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Émile-Louis Burnouf (* 26. August 1821 in Valognes; † Januar 1907 in Paris) war ein französischer Indologe und Altphilologe. Seine Theorien beeinflussten die Entwicklung der Theosophie und der arischen Rassenideologie.

Leben und Werk

Burnouf studierte seit 1841 an der École normale supérieure, anschließend war er Mitglied der École française d’Athènes. Er war Professor an der Universität Nancy und von 1867 bis 1875 Direktor der École française d’Athènes. Er verfasste ein Sanskrit-Französisch-Wörterbuch.

Beeinflusst von seinem Onkel, dem Orientalisten Eugène Burnouf, versuchte Émile Burnouf, die Ideenwelten der Buddhisten und Hindus mit der europäischen Kultur in Einklang zu bringen. Im Gefolge dieser Bemühungen entdeckte er, seiner Behauptung nach, das Glaubenssystem der frühen Arier.

Burnouf war der Auffassung, dass nur arische und semitische Völker von der Anlage her religiös waren. Insbesondere vertrat er die Meinung, der ursprünglich pantheistische Glaube der Arier sei "semitisiert" und dadurch zum monotheistischen Christentum geworden.[1]

Burnouf nahm eine Hierarchie der Rassen an, an deren Spitze die Arier als Herrenrasse stehen. Seine Schriften sind von Vorurteilen geprägt und enthalten zahlreiche zutiefst antisemitische Behauptungen. So glaubte er, "echte Semiten" hätten kleinere Gehirne als Arier, weil das Wachstum des Schädels bei ihnen früher abgeschlossen sei.[2]

Ferner nahm Burnouf an, die frühen Hebräer hätten aus zwei Rassen bestanden. Die eine der Rassen, die semitische, habe Elohim verehrt, die andere Jahwe. Bei der letzteren habe es sich "möglicherweise" um Arier gehandelt, die nördlich von Jerusalem in Galiläa gelebt hätten. Die Galiläer und die mächtigeren Priester der Semiten in Jerusalem hätten sich bekämpft. Jesus sei dementsprechend von den Judäern abgelehnt, von griechisch sprechenden Menschen jedoch anerkannt worden. Damit schuf Burnouf die Grundlage für die nationalsozialistische Behauptung, Jesus sei in Wahrheit ein Arier gewesen.

Von Heinrich Schliemann um Rat bei der Deutung der Swastika-Zeichen in den Ruinen von Troja gebeten, erklärte Burnouf, diese seien stilisierte Darstellungen eines Feueraltars in der Draufsicht. Die Swastika sei das zentrale Symbol der arischen Rasse. Diese Sichtweise wurde im Gefolge der Arbeiten von Schliemann und Burnouf in Westeuropa weitgehend übernommen.

Burnouf war ab 1868/69 Ehrenmitglied der Griechischen philologischen Gesellschaft in Konstantinopel.

Schriften (Auswahl)

  • De Neptuno ejusque cultu, praesertim in Peloponneso, J. Delalain 1850 (Dissertation in lateinischer Sprache, die Burnouf zum Zweck der Erlangung der Doktorwürde an der geisteswissenschaftlichen Fakultät zu Paris vorlegte.)
  • mit L. Leupol, Méthode pour étudier la langue sanskrite, Maisonneuve & Leclerc, Paris 1885 (1859)
  • La Bhagavad-Gîtâ, ou le Chant du Bienheureux, poème indien, Imprimerie Orientale, Nancy 1861 (Text der Bhagavadgita in Sanskrit und Französisch).
  • Essai sur le Veda, Dezobry, Fd Tandou et Cie, Paris 1863 (Digitalisat)
  • Dictionnaire classique sanscrit-français (...) contenant le dêvanâgari, sa transcription européenne, l'interprétation, les racines, Nancy, 1863
  • Histoire de la littérature grecque, 2 Bände, Ch. Delagrave, Paris, 1869
  • La Légende athénienne. Étude de mythologie comparée, Maisonneuve et Cie., Paris 1872
  • La Mythologie japonaise, 1875
  • La Ville et l'Acropole d'Athènes aux diverses époques, Maisonneuve, Paris 1877
  • Le Catholicisme contemporain, Calmann Lévy, Paris 1879
  • Mémoires sur l'Antiquité. L'âge de bronze, Troie, Santorin, Délos, Mycènes, Le Parthénon, Les courbes, Les Propylées, Un faubourg d'Athenes , Maisonneuve et Cie, Paris 1879
  • La science des religions, Maisonneuve, Paris 1876 (1872)
  • La Vie et la pensée. Élements réels de philosophie par Émile Burnouf, C. Reinwald, Paris 1886
  • Émile-Louis Burnouf in der französischen Wikisource

Einzelnachweise

  1. The Science of Religions S. 49.
  2. The Science of Religions, S. 190.