ω-Chloracetophenon

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Oktober 2016 um 08:39 Uhr durch Rjh (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Struktur von Chloracetophenon
Allgemeines
Name ω-Chloracetophenon
Andere Namen
  • 2-Chlor-1-phenylethanon
  • Phenacylchlorid
  • Phenylchlormethylketon
  • CN-Reizstoff
Summenformel C8H7ClO
Kurzbeschreibung

farbloser bis gelblicher Feststoff mit unangenehmem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 532-27-4
PubChem 10757
Wikidata Q284209
Eigenschaften
Molare Masse 154,59 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,32 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

56,5 °C[2]

Siedepunkt

247 °C[2]

Dampfdruck

0,53 Pa (20 °C)[1]

Löslichkeit

wenig löslich in Wasser (1,64 g·l−1 bei 25 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300​‐​311​‐​331​‐​315​‐​318​‐​334​‐​335
P: 261​‐​264​‐​280​‐​301+310​‐​305+351+338​‐​311[1]
MAK

Schweiz: 0,05 ml·m−3 bzw. 0,3 mg·m−3[3]

Toxikologische Daten

20 mg·m−3 (TCLoMenschinh.)[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

ω-Chloracetophenon (CN) ist ein gelblicher kristalliner Feststoff mit unangenehmem Geruch[1]. Es wurde erstmals 1871 vom deutschen Chemiker Carl Graebe durch Chlorierung von Acetophenon hergestellt.

Verwendung

ω-Chloracetophenon wird in Form von Aerosolen als Reizstoff verwendet, sogenanntes Tränengas. Es wurde während des Ersten und Zweiten Weltkrieges untersucht, kam da jedoch nicht zum Einsatz. Von den Vereinigten Staaten von Amerika wurde ω-Chloracetophenon in Vietnam eingesetzt. Seine Giftigkeit ist anscheinend größer als die von CS und es wurde daher weitgehend durch dieses ersetzt. Es wurde lange Zeit in Deutschland in Reizgaspatronen für Selbstschutzwaffen verwendet.

CN steht Paramilitärs und Polizeikräften immer noch in kleinen, unter Gasdruck stehenden Aerosol-Behältern zur Verfügung, bekannt als „Chemical Mace“ (Chemische Keule) oder Tränengas. Die Dosenfüllung setzt sich hierbei zusammen aus 1,2 % Chloracetophenon und als Lösungs- und Sprühmittel ein Gemisch aus 1,1,1-Trichlorethan und Trichlortrifluorethan sowie Kohlenwasserstoffen. Es ist im Gebrauch weitgehend dem Pfefferspray gewichen, da dieses schneller wirkt und sich schneller verteilt. Weiterhin wird es jedoch zur Beimischung in Wasserwerfern verwendet.

Als chemischer Kampfstoff ist Chloracetophenon völkerrechtlich im Sinne des Genfer Protokolls geächtet, was 1969 von der UN-Vollversammlung als Folge des Einsatzes in Vietnam erneut bestätigt wurde.[4]

Wirkungen

Wie das CS-Gas wirkt diese Verbindung insbesondere als Augenreizstoff und reizend auf Schleimhäute (im Mund- und Nasenbereich, dem Bereich des Bronchialsystems und der Luftröhre sowie auf Bindehäute). Manchmal kann es zu allgemeineren Reaktionen wie Ohnmacht und vorübergehenden Gleichgewichts- und Orientierungsverlusten führen. Bei unsachgemäßem Einsatz können Schäden wie Augenverletzungen und Hautschäden auftreten. Hierbei wurden Hautausschläge und Atopische Ekzeme als allergische Reaktion auf Kontakt beobachtet. In seltenen Fällen wurden auch Todesfälle durch Lungenschädigung gemeldet. Ebenfalls wurde über Fälle von Hautkrebs berichtet.[5]

Literatur

  • Alfred Schrempf: Chemical Mace – Wie gefährlich ist Chloracetophenon? Chemie in unserer Zeit, 12. Jahrg. 1978, Nr. 5, S. 146-152, ISSN 0009-2851
  • R. Klimmek, L. Szinicz, N. Weger: Chemische Gifte und Kampfstoffe, Hippokrates Verlag 1983, S. 27 ff., ISBN 3-7773-0608-8

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Eintrag zu Chloracetophenon in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich).
  2. a b c d Eintrag in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar).
  3. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte
  4. International geächtet. Artikel in Der Spiegel, Ausgabe 28/1981, S. 51-52.
  5. Eintrag zu ω-Chloracetophenon. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag