„Joachim von Sandrart“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Albigdd (Diskussion | Beiträge)
K Der Link zu Arthistoricum.net hat sich geändert.
Zeile 81: Zeile 81:
* [http://www.sandrart.net Sandrart.net: Eine netzbasierte, interdisziplinäre Forschungsplattform zur Kunst- und Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts]
* [http://www.sandrart.net Sandrart.net: Eine netzbasierte, interdisziplinäre Forschungsplattform zur Kunst- und Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts]
* [http://ta.sandrart.net/ Die ''Teutsche Academie'' im Volltext]
* [http://ta.sandrart.net/ Die ''Teutsche Academie'' im Volltext]
* [http://www.arthistoricum.net/themenportale/kunstgeschichte/ressourcen-kunstliteratur-digital/joachim-von-sandrart/ Joachim von Sandrart bei arthistoricum.net] - Wissenschaftshistorischer Kontext und digitalisierte Werke im Themenportal "Geschichte der Kunstgeschichte"
* [http://www.arthistoricum.net/themen/themenportale/geschichte-der-kunstgeschichte/quellen-zur-geschichte-der-kunstgeschichte-digital/joachim-von-sandrart-1606-1688/ Joachim von Sandrart bei arthistoricum.net] - Wissenschaftshistorischer Kontext und digitalisierte Werke im Themenportal "Geschichte der Kunstgeschichte"


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 11. März 2012, 11:32 Uhr

Joachim von Sandrart
(Abb. aus dem Buch Zweihundert deutsche Männer, 1854)
Der November, 1643
Büste Sandrarts in der Ruhmeshalle, München

Joachim von Sandrart d. Ä. (* 12. Mai 1606 in Frankfurt am Main; † 14. Oktober 1688 in Nürnberg) war Maler, Kupferstecher, Kunsthistoriker und Übersetzer.

Familie

Sandrart entstammt einer alten Familie aus Mons (niederländisch: Bergen) in der belgischen Provinz Hennegau, deren direkte Stammreihe mit Jean Sandrat (1449–1509) beginnt, Hauptmann der päpstlichen Garde. Dieser erhielt im Jahr 1500 von Papst Alexander VI. die Lehen Lescaille und Fay bei Mons und wurde in den Adelsstand erhoben. Sandrarts Nachkommen siedelten sich später in Frankfurt am Main als Kaufleute an. Joachim von Sandrart erhielt am 20. Juli 1653 in Regensburg die Reichsadels- und Wappenbestätigung.

Der Nürnberger Kupferstecher und Kunsthändler Jacob von Sandrart war sein Neffe.

Leben

Etwa 1615, mit neun oder zehn Jahren begann Sandrart eine Lehre als Kupferstecher und Maler, in Nürnberg bei Peter Isselburg (1620/21) und in Prag bei Egidius Sadeler d.Ä.. Den ersten künstlerischen Unterricht hatte er allerdings schon früher in der Werkstatt des Daniel Soreau erhalten.[1] Zehn Jahre später (1625) wurde er in Utrecht Schüler bei Gerrit van Honthorst und blieb es bis 1629. In den folgenden sechs Jahren (bis 1635) reiste Sandrart mit seinem Lehrer Honthorst nach England und Italien. Unter anderem malte er dort den Tod Senecas, ein Nachtstück ganz im Stil Honthorsts. Auch lieferte er die Zeichnungen zu der Galleria Giustiniana (Rom, 1631). Durch Papst Urban VIII. bekam Sandrart mehrere Aufträge. Dies waren meist Portraits und biblische Szenen für die Innenausstattung von römischen Kirchen. Einige Zeichnungen, die Sandrart in seinen italienischen Jahren fertigte, dienten später als Vorlagen für Kupferstiche in dem Itinerarium Italiae nov-antiquae von Martin Zeiller und der Archontologia cosmica von Johann Ludwig Gottfried.

1635 kehrte Sandrart nach Frankfurt am Main zurück und wohnte dort zwei Jahre. 1637 ging er nach Amsterdam und ließ sich dort bis 1645 nieder. Er fand Eingang in die wichtigsten Gesellschaftskreise und verkehrte dort als geachteter Kunstkenner, Kaufmann und Maler. Für Maximilian I. von Bayern schuf Sandrart dort die Zwölf Monate und die allegorische Darstellung Tag und Nacht, für dessen Galerie zu Schleißheim. Nach dem Tod seines Schwiegervaters 1645 erbte Sandrart das Schloss Stockau bei Ingolstadt. Er kam aus den Niederlanden zurück und ließ sich auf seinem Erbsitz nieder.

1649 ging Sandrart wieder nach Nürnberg, wo er sich eine bessere Auftragslage versprach. Er malte hauptsächlich die dort anwesenden Gesandten. Sein bedeutendstes Werk aus jener Zeit ist die Darstellung Das große Friedensmahl, welches das am 25. September 1649 stattfindende Essen des Pfalzgraf Karl Gustav mit den kaiserlichen und schwedischen Kommissaren und den Reichsständen im Rahmen des Friedensexekutionskongresses zeigt. 1653 wurde Sandrart mit dem Titel Pfalz-Neuburgischer Rat geadelt. Nachdem er in Wien Kaiser Ferdinand III., dessen Gemahlin, sowie den römischen König Ferdinand IV. und den Erzherzog Leopold porträtiert hatte, wurde er aus Dank in den österreichischen Adelsstand erhoben. Als weitere Ehre wurde er 1676 durch Herzog August von Sachsen-Weißenfels in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Der Herzog verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Gemeinnützige und das Motto ragt weit hervor. Als Emblem wurde ihm die rote Tanne zugedacht. Im Köthener Gesellschaftsbuch findet sich Sandrarts Eintrag unter der Nr. 836.

Sandrart besaß weniger ursprüngliche Kraft als Talent für Nachbildung. In süddeutschen und österreichischen Galerien und Kirchen findet man noch einige Werke von ihm. Größeres Verdienst denn als Künstler hat sich Sandrart durch seine Schriften erworben. Neben Jacob von Sandrart, der 1662 die erste deutsche Kunstakademie in Nürnberg gründete, war er auch als Verleger tätig. Sein Neffe und Erbe Johann Jacob von Sandrart setzte diese Tätigkeit mit akademischen Schriften fort.

Von 1670 bis 1673 war er in Augsburg ansässig. Dort gründete er eine private Kunstakademie, eine Vorgängereinrichtung der heutigen Hochschule Augsburg. 1675 entstand das Gemälde Jakobs Traum an der Südwand in der Barfüßerkirche in Augsburg.

Sein kunsttheoretisches und kunsthistorisches Hauptwerk, die Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste, erschien in mehreren Teilen zwischen 1675 und 1679; es entstand in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Dichter Sigmund von Birken, der die Textvorlagen Sandrarts überarbeitete und mit zahlreichen Gedichten ergänzte und gilt als erste theoretische Schrift zur Kunst in deutscher Sprache. Sie enthält die erste Biografie des Künstlers Matthias Grünewald. Sandrart ließ ihr 1680 mit der Übersetzung von Vincenzo Cartaris Le imagini colla sposizione degli dei degli antichi (Deutscher Titel: Iconologia Deorum oder Abbildung der Götter welche von den Alten verehret wurden) eine weitere epochale Schrift zur Kunstgeschichte folgen.

1681 sorgte Sandrart für die Renovierung von Albrecht Dürers Grab auf dem Johanniskirchhof in Nürnberg, wo schließlich auch er selbst im Jahre 1688 seine letzte Ruhestatt fand (Grab Nr. C 3b).

Werke

Schriften

  • L’Academia Todesca della Architectura Scultura et Pictura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild und Mahlerey-Künste, 1. Teil, Nürnberg (Johann-Philipp Miltenberger) 1675
  • Teutsche Academie zweyter und letzter Haupt-Teil, Nürnberg (Ch. G. Froberger) 1679
  • P. Ovidii Nas. metamorphosis oder des verblümten Sinns der Ovidianischen Wandlungs-Gedichte gründliche Auslegung: … 1.–12.Buch [mit] P. Ovidii Nasonis Lebenslauff/ aus dem Niederländischen Carls von Mander … ins Teutsche übers. und der Sandrartischen Academie einverleibet, Nürnberg [Froberger], 1679
  • Iconologia deorum, oder Abbildung der Götter, welche von den Alten verehret worden, Nürnberg (Christian Siegmund Froberger) 1680
  • Sculpturae veteris admiranda, Nürnberg (Christian Siegmund Froberger) 1680
  • Academia nobilissimae artis pictoriae, Nürnberg (Christian Sigismund Froberger) 1683
  • Romae antiquae et novae theatrum, Nürnberg (Christian Sigismund Froberger) 1684
  • Des alten und neuen Roms grosser Schau-Platz, Nürnberg 1685
  • Insignium Romae templorum prospectus exteriores et inferiores. - Nürnberg: Selbstverl., 1690

Faksimile und Neueditionen

  • Teutsche Academie der Edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste. - Nürnberg: Uhl, 1994 (Bände 1–3, Nachdruck der Ausgabe Nürnberg 1675–79) - ISBN 3-921503-79-5
  • Teutsche Academie der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste, kommentierte Online-Edition, verfügbar unter http://ta.sandrart.net

Übersetzungen

  • Iconologia Deorum oder Abbildung der Götter welche von den Alten verehret wurden. - Nürnberg: Froberger, 1680

Gemälde

Literatur

  • Michael Thimann: Gedächtnis und Bild-Kunst. Die Ordnung des Künstlerwissens in Joachim von Sandrarts Teutscher Academie, Freiburg: Rombach, 2007.
  • Doris Gerstl: „Sandrarts Friedensmahl“, in: Von teutscher Not zu höfischer Pracht: 1648–1701, hrsg. Franziska Buchner u.a. Köln: DuMont, 1998, S. 26-30 et passim.
  • Andrea M. Kluxen: Zu einer Neubewertung von Joachim von Sandrarts "Teutscher Academie", in: Musis et litteris. Festschrift für Bernhard Rupprecht zum 65. Geburtstag, hg. von Silvia Glaser u. Andrea M. Kluxen, München 1993, S. 523-536.
  • Christian Klemm: Joachim von Sandrart: Kunstwerke und Lebenslauf. Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1986.
  • Paul Kutter: Joachim von Sandrart. Straßburg: Heitz, 1907.
  • Sandrart, Joachim von. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 14, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 273.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XII, Band 125 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2001, ISSN 0435-2408.
  • Ludwig Bechstein (Hg.): Zweihundert deutsche Männer, Leipzig 1854.
  • Wilhelm Stricker: Sandrart. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 358 f. (Familienartikel)
  • Christian Klemm: Sandrart, Joachim von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 425–427 (Digitalisat).
  • Peter Kränzle: Sandrart, Joachim von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1314–1321.
  • Anna Schreurs / Thorsten Wübbena: „‚Das gnädige Schicksel erbarmete sich dieser Finsternis und ließe der Teutschen Kunst-Welt eine neue Sonne aufgehen‘ | Joachim von Sandrart (1606–1688) – Künstler und Weltenbürger aus Frankfurt”, in: Forschung Frankfurt, April 2008, S. 57-61, (urn:nbn:de:hebis:30-55090)
Commons: Joachim von Sandrart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Anne-Dore Ketelsen-Volkhardt: Georg Flegel. 1566–1638.. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2003, ISBN 3-422-06378-1, S. 28
  2. Josef H. Biller, Hans-Peter Rasp: München Kunst & Kultur. Ludwig, München 2003, ISBN 3-7787-5125-5, S. 354.
  3. Biller/Rasp, München 2003, S. 140.
  4. Biller/Rasp, München 2003, S. 423.