„Seide“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
google
zurück auf Dundak 12:35, 3. Sep. 2007 36273880
Zeile 1: Zeile 1:
¢‰«≤≥³»[[Bild:Hui Tsung 001.jpg|thumb|200px|Frauen „schlagen“ Seide ([[Song Huizong|Huizong]], China, 12. Jh.)]]
[[Bild:Hui Tsung 001.jpg|thumb|200px|Frauen „schlagen“ Seide ([[Song Huizong|Huizong]], China, 12. Jh.)]]
[[Bild:Khotan-fabrica-seda-d02.jpg|thumb|Seidenraupenkokons in [[Khotan]]]]
[[Bild:Khotan-fabrica-seda-d02.jpg|thumb|Seidenraupenkokons in [[Khotan]]]]
[[Bild:Khotan-fabrica-seda-d06.jpg|thumb|Kokons]]
[[Bild:Khotan-fabrica-seda-d06.jpg|thumb|Kokons]]
[[Bild:Seidentuch.jpg|thumb|Seidentuch/ Foulard im klassischen Équipagestil]]
[[Bild:Seidentuch.jpg|thumb|Seidentuch/ Foulard im klassischen Équipagestil]]
[[Bild:Meyers b14 s0826a.jpg|thumb|Die einst vier wichtigsten Schmetterlinge für die Seidenerzeugung, aus [[Meyers Konversations-Lexikon]] (1885-1892)]]
[[Bild:Meyers b14 s0826a.jpg|thumb|Die einst vier wichtigsten Schmetterlinge für die Seidenerzeugung, aus [[Meyers Konversations-Lexikon]] (1885-1892)]]
'''Seide''' ist eine feine [[Textil]]faser, die aus den [[Kokon (Verpuppung)|Kokon]]s der [[Seidenraupe]], der [[Larve]] des [[Seidenspinner]]s, gewonnen wird. Sie ist die einzige in der Natur vorkommende textile [[Endlos-Faser]]. Sie kommt ursprünglich wohl aus [[Kaiserreich China|China]] und war eine wichtige Handelsware, die über die [[Seidenstraße]] nach [[Europa]] transportiert wurde; auch heute wird der Hauptanteil in China produziert, [[Japan]] und [[Indien]] sind weitere wicht76owho mkjgqwi iustgef < tiwqgdige Erzeugerländer.
'''Seide''' ist eine feine [[Textil]]faser, die aus den [[Kokon (Verpuppung)|Kokon]]s der [[Seidenraupe]], der [[Larve]] des [[Seidenspinner]]s, gewonnen wird. Sie ist die einzige in der Natur vorkommende textile [[Endlos-Faser]]. Sie kommt ursprünglich wohl aus [[Kaiserreich China|China]] und war eine wichtige Handelsware, die über die [[Seidenstraße]] nach [[Europa]] transportiert wurde; auch heute wird der Hauptanteil in China produziert, [[Japan]] und [[Indien]] sind weitere wichtige Erzeugerländer.


Das zugehörige [[Adjektiv]] ist '''seiden'''.
Das zugehörige [[Adjektiv]] ist '''seiden'''.
Zeile 116: Zeile 116:
{{Wiktionary|Seide}}
{{Wiktionary|Seide}}
{{Commons|Category:Silk|Seide}}
{{Commons|Category:Silk|Seide}}

* [http://zbtms1.ew.tu-dresden.de/seminare/internet/webs/a2000a/scheller/DIE%20SEIDE1.html Frühgeschichte der Seide]
* [http://www.fashionfreak.de/vol03/editorials/editorial_10.html Geschichte und Pflegehinweise]
* [http://www.seide.info Informationsportal für Seide]
* [http://www.home.pages.at/zierilei/server/lexikon/ Kleines Seidenlexikon]
* [http://www.fao.org/docrep/x2099e/x2099e14.htm Fotografien aus einer Seidenfabrik]
* [http://stern.de/wissenschaft/natur/590257.html?cp=1 Bilder der Seidenproduktion]


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 3. September 2007, 13:17 Uhr

Frauen „schlagen“ Seide (Huizong, China, 12. Jh.)
Seidenraupenkokons in Khotan
Kokons
Seidentuch/ Foulard im klassischen Équipagestil
Die einst vier wichtigsten Schmetterlinge für die Seidenerzeugung, aus Meyers Konversations-Lexikon (1885-1892)

Seide ist eine feine Textilfaser, die aus den Kokons der Seidenraupe, der Larve des Seidenspinners, gewonnen wird. Sie ist die einzige in der Natur vorkommende textile Endlos-Faser. Sie kommt ursprünglich wohl aus China und war eine wichtige Handelsware, die über die Seidenstraße nach Europa transportiert wurde; auch heute wird der Hauptanteil in China produziert, Japan und Indien sind weitere wichtige Erzeugerländer.

Das zugehörige Adjektiv ist seiden.

Geschichte

Schon das alte China kannte die Seide. Ihr Ursprung liegt etwa im 3. Jahrtausend v. Chr. und ist eher von Legenden umrankt, als dass es genaue Jahreszahlen gäbe. Der Sage nach soll der legendäre Kaiser Fu Xi als erster auf den Gedanken gekommen sein, Seidenraupen zur Herstellung von Gewändern zu nutzen. Fu Xi gilt auch als Erfinder eines mit Seidenfäden bespannten Saiteninstruments. Die Sage nennt noch einen weiteren berühmten Kaiser: Shennong, den „Gott des Ackerbaus“, der das Volk gelehrt haben soll, Maulbeerbäume und Hanf anzubauen, um Seide und Hanfleinen zu gewinnen. Xiling, die Gattin des Gelben Kaisers Huáng Dì, hat angeblich im 3. Jahrtausend v. Chr. dem Volk die Nutzung von Kokons und Seide zur Herstellung von Kleidungsstücken beigebracht.

Es war bei Todesstrafe verboten, die Raupen oder ihre Eier außer Landes zu bringen. Im Jahre 555 gelang es jedoch zwei persischen Mönchen, einige Eier zum Kaiser Justinian I. nach Konstantinopel zu schmuggeln. Mit diesen Eiern und dem Wissen, welches sie bei ihrem Aufenthalt in China über die Aufzucht von Seidenspinnern erworben hatten, war jetzt auch außerhalb Chinas eine Produktion von Seide möglich. Sämtliche Seidenspinnerraupen in Europa stammen noch heute von diesen geschmuggelten Eiern ab.

Im 17. bis 19. Jahrhundert war die deutsche Stadt Krefeld am Niederrhein die bedeutendste Seidenmetropole der Welt. Zu den berühmtesten Kunden der kostbaren Textilprodukte aus der so getauften „Samt- und Seidenstadt“ gehörten der französische Kaiser Napoleon und der preußische König Friedrich II. 1828 kam es im Rahmen der wachsenden Unzufriedenheit der deutschen Weber auch in Krefeld zu Aufständen der Seidenweber. Sie protestierten gegen die Lohnkürzungen der Firma von der Leyen.

Herstellung

Maulbeerseide kommt daher, weil sich Seidenraupen von den Blättern des Maulbeerbaumes ernähren. Es gibt aber auch Seidenraupen wie die des Japanischen Eichenseidenspinners (Antheraea yamamai), die sich von anderen Bäumen z.B. Eichenblättern ernähren. Die Raupen verpuppen sich, wobei sie die Seide in speziellen Drüsen im Maul produzieren und in großen Schlaufen in bis zu 300.000 Windungen um sich herum legen. Sie werden in ihren Kokons mithilfe von Heißwasser oder Wasserdampf vor dem Schlüpfen abgetötet, um zu verhindern, dass diese zerrissen werden. Danach wird der Seidenfaden des Kokons in einem Stück abgewickelt. Weber nennen dies Abhaspeln. Der Faden ist sehr lang und lässt sich zu glatten Textiloberflächen verarbeiten. Um 250 g Seidenfaden zu erhalten, werden um die 3000 Kokons, das entspricht etwa 1 kg, benötigt. Um die Seide vom Seidenleim (Sericin) zu befreien, der auch Träger der gelben und anderen Färbungen ist, wird sie in Seifenwasser gekocht und erscheint rein weiß. Diesen Vorgang nennt man Entschälen oder Degummieren. Die Seidenfäden werden durch das Kochen dünner, geschmeidiger und glänzender. Anschließend wird die Seide häufig noch chemisch weiter veredelt. Durch das Entfernen des Seidenleims (auch Seidenbast genannt) wird der Faden leichter, das wird teilweise durch das Hinzufügen von Metallsalzen (meist Zinnverbindungen) ausgeglichen. Durch Schwefeldampf wird die Seide gebleicht. Mehrere Seidenfäden werden miteinander verzwirnt. Durch unterschiedliches Verzwirnen entstehen Schuss- und Kettfäden.

Wildseide, wie z.B. die Tussahseide, wird aus den Kokons bereits geschlüpfter Schmetterlinge gewonnen. Bei Schlüpfung hinterlassen sie ein Loch, was den Faden zu mehreren aufreißt. Bei Verwebung werden die Fäden verdickt, wodurch die charakteristischen unregelmäßig-noppigen Textiloberflächen entstehen.

Um Qualitätsseide zu erhalten, müssen Seidenraupen unter besonderen Bedingungen aufgezogen werden.

Verschiedene Seide-Qualitäten

Die Qualität der Seide hängt unter anderem von ihrem Gewicht ab. Ein Momme (altasiatische Maßeinheit) beträgt ca. 4.306 g pro qm. Die Seide wird häufig mit der Bezeichnung Pongé angeboten. Ein Momme entspricht ein Pongé.

Unter Chappe versteht man alle bei der Zubereitung der Seide abfallenden, geringwertigen Seiden, die wieder unter sich verschiedenen Wert haben (Abfälle der Filanda vom Abhaspeln der Seide von den Kokons: Struse, Strusini, Abfälle der Zwirnerei). Die gereinigten Abfälle werden in der Chappespinnerei zu Chappegarn versponnen. Von den eigentlichen Seidengarnen unterscheidet sich dieses durch etwas rauhe, faserige Oberfläche. Sie wird zuweilen auch Strazza genannt. [1]

Aufbau und Eigenschaften

Da Seide aus dem Eiweiß Fibroin besteht, kann sie als natürliche Polyamid-Faser bezeichnet werden. Die sich wiederholende Folge der Aminosäuren lautet Gly-Ser-Gly-Ala-Gly-Ala, so dass sich folgende Strukturformel ergibt:

Datei:Seidenpolymer.png
Chemische Struktur der Seide

Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung und des besonderen, nahezu dreieckigen Querschnitts der Faser unterscheiden sich ihre Eigenschaften etwas von denen synthetischer Polyamidfasern.

Seide zeichnet sich durch ihren Glanz und ihre hohe Festigkeit aus und wirkt isolierend gegen Kälte und Wärme. Sie kann bis zu einem Drittel ihres Gewichtes an Wasser einlagern. Seide neigt wenig zum Knittern. Auf Seidenstoffen werden besonders brillante Farben erzielt. Empfindlich ist Seide gegenüber hohen Temperaturen, Abrieb und Wasserflecken.


Zusammensetzung von Seide

Bestandteil Anteil
Seidenfilamente (schwefelfreies, hochpolymerisches Eiweiß) 70 - 80%
Seidenbast 20 - 30%
Wachsbestandteile 0,4 - 0,8%
Kohlenhydrate 1,2 - 1,6 %
organische Bestandteile 0,7 %
Naturfarbstoffe 0,2 %

[2]

Physikalische Daten entbasteter Seide

Eigenschaft
Dichte 1,25 g/cm³
Faserdicke 12-25 µm
Reißlänge 50 km
Zugfestigkeit 350 MPa
Dehnung 24 %
Elastizitätsmodul (Steifigkeit) die höchste aller Naturfaserstoffe
Feuchtigkeitsaufnahme <30 % des Eigengewichts
Naßfestigkeit ca 85 % der Trockenfestigkeit

[3]

Pflege

Aufgrund der Wasserempfindlichkeit müssen Seidenstoffe vorsichtig mit der Hand gewaschen werden (spezielles Seidenshampoo oder milde Seife verwenden); wohl können sie aber chemisch gereinigt werden. Wichtig ist es, alle Seifenrückstände zu entfernen. Dazu kann ein Teelöffel Weinessig dem Wasser zugefügt werden. Seide darf nicht ausgewrungen werden, da sie gerade im nassen Zustand formempfindlich ist. Gebügelt wird von links bei mittlerer Temperatur (Stufe 2). Die Seide sollte beim Bügeln noch leicht feucht sein. Eine Chlorbleiche und eine Tumblertrocknung ist nicht möglich. Seide ist sonnenempflindlich, die Farben verblassen und die Seide vergilbt. Daher ist direkte und starke Sonneneinwirkung bei Seide zu vermeiden.

Redensarten

  • Samt und Seide“ (von Menschen: soviel wie „sanftmütig und kostbar“)
    • (ironisch:) „Ein Kerl wie Samt und Seide, nur schade, dass er suff.
  • Oben Seide, unten meide!“ (Warnspruch vor losen Mädchen)

Sprachgebrauch

Da Seide ein teurer und nur in höheren Ständen gebräuchlicher Kleidungsstoff war, bezeichnete das Adjektiv halbseiden eine Frau, die sich, ohne dazu zu gehören, zum Beispiel als Kokotte in diesen Kreisen bewegte.

Erwähnenswertes

Einer der Gründe für den militärischen Erfolg der Mongolen war das Tragen von Seidenkleidung als Schutz. Diese konnte im Zusammenspiel mit Leder und leichten Eisenelementen von Pfeilen nur schwer durchdrungen werden und bildete somit eine leichte und funktionelle Rüstung.

Nicht nur Seidenraupen produzieren Seide, sondern auch Muscheln. Die sogenannte Muschelseide wird ebenfalls zu Textilien verarbeitet und galt früher als ausgesprochenes Statussymbol.

Siehe auch

Wiktionary: Seide – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Seide – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Quelle: Rothenschild's Taschenbuch für Kaufleute, Verlag G.A. Gloeckner, Leipzig, 1902.
  2. Quelle: http://www.spinnhuette.de/spinnhuette/cp/redaktion_l.html
  3. Quelle: www.fashion-base.de/Seide-Stichwortuebersicht.htm