„Wertheim-Konzern“ – Versionsunterschied

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Über mehrere Jahre wurden Rechtsstreite um Rückgabeansprüche durch und zwischen der Familie Wertheim, der damaligen Firma KarstadtQuelle AG und dem Land Berlin über die wertvollen Grundstücke, die im Ostteil der Stadt Berlin gelegen sind und nicht unter die alte Entschädigungsregelung der Nachkriegszeit gefallen waren. Am 13. Oktober 2005 scheiterte der Versuch von KarstadtQuelle, vom Land Berlin die Rückübertragung der Grundstücke zu erreichen, endgültig, als das [[Bundesverwaltungsgericht]] die [[Revision]] gegen ein ablehnendes Urteil des [[Verwaltungsgericht Berlin|Verwaltungsgerichts Berlin]] nicht zuließ. Am 24. Oktober 2005 wurde die Klage der Familie beim Berufungsgericht in [[Pennsylvania]] abgelehnt. Dadurch wurde die Verhandlung in den [[USA]] nicht zugelassen.
Über mehrere Jahre wurden Rechtsstreite um Rückgabeansprüche durch und zwischen der Familie Wertheim, der damaligen Firma KarstadtQuelle AG und dem Land Berlin über die wertvollen Grundstücke, die im Ostteil der Stadt Berlin gelegen sind und nicht unter die alte Entschädigungsregelung der Nachkriegszeit gefallen waren. Am 13. Oktober 2005 scheiterte der Versuch von KarstadtQuelle, vom Land Berlin die Rückübertragung der Grundstücke zu erreichen, endgültig, als das [[Bundesverwaltungsgericht]] die [[Revision]] gegen ein ablehnendes Urteil des [[Verwaltungsgericht Berlin|Verwaltungsgerichts Berlin]] nicht zuließ. Am 24. Oktober 2005 wurde die Klage der Familie beim Berufungsgericht in [[Pennsylvania]] abgelehnt. Dadurch wurde die Verhandlung in den [[USA]] nicht zugelassen.


Am 30. März 2007 gab der KarstadtQuelle-Konzern (jetzt [[Arcandor]]) bekannt, die Erben der von den Nazis enteigneten jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim zu entschädigen. Der Konzern teilte mit, dass mit der [[Jewish Claims Conference]] eine außergerichtliche Einigung erzielt worden ist.
Am 30.&nbsp;März 2007 gab der KarstadtQuelle-Konzern (jetzt [[Arcandor]]) bekannt, die Erben der von den Nazis enteigneten jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim mit 88 Mio. Euro zu entschädigen. Der Konzern teilte mit, dass mit der [[Jewish Claims Conference]] eine außergerichtliche Einigung erzielt worden ist.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/;art271,2282175 „Karstadt-Quelle entschädigt Wertheim-Erben“], [[Tagesspiegel]], 31. März 2007</ref> Man beabsichtige, damit auch Überlebende des Holocausts in aller Welt zu unterstützen.
[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,474836,00.html KarstadtQuelle entschädigt Wertheim-Erben]


== Wertheim-Warenhäuser ==
== Wertheim-Warenhäuser ==
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Im Laufe der Sanierung des [[Arcandor]]-Konzerns soll dieses, wie auch weitere Karstadt-Häuser in Düsseldorf, Essen, München, etc. (unter anderem auch [[Hertie]] in München und das [[Alsterhaus]] in Hamburg), in eine neuere, gehobene Kategorie eingestuft werden, mit Orientierung auf das KaDeWe.
Im Laufe der Sanierung des [[Arcandor]]-Konzerns soll dieses, wie auch weitere Karstadt-Häuser in Düsseldorf, Essen, München, etc. (unter anderem auch [[Hertie]] in München und das [[Alsterhaus]] in Hamburg), in eine neuere, gehobene Kategorie eingestuft werden, mit Orientierung auf das KaDeWe.

== Siehe auch ==

* Zum Thema [[Enteignung]]en: Familien [[Neckermann]], [[Schickedanz]]


== Literatur ==
== Literatur ==


* Erica Fischer und Simone Ladwig-Winters: ''Die Wertheims. Geschichte einer Familie'', Reinbek, Rowohlt 2004, 384&nbsp;S., 72&nbsp;Abb., ISBN 3-87134-443-5
* Erica Fischer und Simone Ladwig-Winters: ''Die Wertheims. Geschichte einer Familie'', Reinbek, Rowohlt 2004, 384&nbsp;S., 72&nbsp;Abb., ISBN 3-87134-443-5
*Simone Ladwig-Winters, ''Wertheim – ein Warenhausunternehmen und seine Eigentümer: Beispiel der Entwicklung der Berliner Warenhäuser bis zur „Arisierung“'', Münster: Lit, 1997
*Simone Ladwig-Winters: ''Wertheim – ein Warenhausunternehmen und seine Eigentümer. Beispiel der Entwicklung der Berliner Warenhäuser bis zur „Arisierung“.'' [[Freie Universität Berlin]], [[Dissertation]], 1996; LIT, Münster 1997, 496 S., ISBN 978-3-8258-3062-5

== Quellen ==
<references/>

== Siehe auch ==

* Zum Thema [[Enteignung]]en: Familien [[Neckermann]], [[Schickedanz]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 3. September 2007, 19:47 Uhr

Detail im Wertheim-Kaufhaus Stralsund

Der Wertheim-Konzern ist ein Kaufhaus-Konzern der Familie Wertheim, der seine Ursprünge in der Hansestadt Stralsund hat. Der expandierende, bedeutende Konzern wurde von den Nationalsozialisten enteignet und nach dem Zweiten Weltkrieg wiedergegründet. Heute existieren noch zwei Kaufhäuser mit dem Namen Wertheim.

Geschichte

Stammhaus Abraham Wertheim Berlin, Oranienstraße Nr. 53/54
Illumination zur Großjährigkeitserklärung des Kronprinzen am 6. Mai 1900
Innenansicht des Kaufhauses Wertheim in Berlin im Jahre 1900

Im Jahre 1852 eröffnete dort das „Manufaktur & Modewarengeschäft der Gebrüder Abraham und Theodor Wertheim“. 1875 gründeten Abraham und Ida Wertheim ein kleines Kurzwarengeschäft in Form eines Eckladens (Mönchstraße/Mühlenstraße) ebenfalls in Stralsund. 1884 wurde die erste Filiale in Rostock eröffnet. 1885 eröffnete Sohn Georg zusammen mit seinen Brüdern Franz, Wilhelm und Wolf die erste Filiale des Manufakturwarengeschäfts in Berlin. 1894 wurde das erste Warenhaus mit frei ausgelegter Ware und festen Preisen in der Kreuzberger Oranienstraße eröffnet. Es zählt als Stammhaus des Warenhauskonzerns Wertheim. Bald folgten Warenhäuser am Moritzplatz, an der Königstraße sowie an der Rosenthaler Straße 27 in Berlin. 1897 folgte der bekannte Gebäudekomplex des Warenhaus Wertheim in der Leipziger Straße, entworfen vom Berliner Architekten Alfred Messel (1896), es wurde im Laufe der Jahre bis zum Leipziger Platz ausgebaut und war mit einer Nutzfläche von 106.000 m² seinerzeit das größte Warenhaus Europas.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgte ein Boykott gegen jüdische Geschäfte. 1934 übertrug Georg Wertheim per Schenkung sein gesamtes Vermögen seiner nichtjüdischen Frau Ursula. Dennoch wurde die Firma Wertheim 1935 als „rein jüdisch“ eingestuft. 1937 kam die Enteignung durch die Nationalsozialisten. Alle jüdischen Geschäftsführer wurden entlassen. Aus den Kaufhäusern von Hermann Tietz wurde „Hertie“, aus denen seines Cousins Leonhard TietzKaufhof“, und aus Wertheim die „AWAG“ (Allgemeine Warenhaus Gesellschaft AG). 1944 wurde das Haus an der Leipziger Straße durch alliierte Bomber zerstört. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, mit der Teilung Deutschlands, wurden die Häuser durch die Sowjets übernommen und später Volkseigentum, mit Ausnahme des Hauses am Moritzplatz.

Mit einem kleinen Geschäft in der Wilmersdorfer Straße (heute Karstadt) startete die Wertheim AG 1952 einen Neuanfang. Im gleichen Jahr folgte der Neubau in der Schloßstraße und 1971 das Haus am Kurfürstendamm. Mitte der 1980er Jahre wurde Wertheim dann vom Hertie-Konzern übernommen. Seit 1994 gehört auch Hertie zur Karstadt Warenhaus GmbH, einer Tochter der Arcandor AG (ehemals KarstadtQuelle AG). In Berlin führen heute noch zwei Warenhäuser den Namen Wertheim.

Rechtsstreit

Über mehrere Jahre wurden Rechtsstreite um Rückgabeansprüche durch und zwischen der Familie Wertheim, der damaligen Firma KarstadtQuelle AG und dem Land Berlin über die wertvollen Grundstücke, die im Ostteil der Stadt Berlin gelegen sind und nicht unter die alte Entschädigungsregelung der Nachkriegszeit gefallen waren. Am 13. Oktober 2005 scheiterte der Versuch von KarstadtQuelle, vom Land Berlin die Rückübertragung der Grundstücke zu erreichen, endgültig, als das Bundesverwaltungsgericht die Revision gegen ein ablehnendes Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin nicht zuließ. Am 24. Oktober 2005 wurde die Klage der Familie beim Berufungsgericht in Pennsylvania abgelehnt. Dadurch wurde die Verhandlung in den USA nicht zugelassen.

Am 30. März 2007 gab der KarstadtQuelle-Konzern (jetzt Arcandor) bekannt, die Erben der von den Nazis enteigneten jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim mit 88 Mio. Euro zu entschädigen. Der Konzern teilte mit, dass mit der Jewish Claims Conference eine außergerichtliche Einigung erzielt worden ist.[1] Man beabsichtige, damit auch Überlebende des Holocausts in aller Welt zu unterstützen.

Wertheim-Warenhäuser

Alt-Wertheim in Stralsund

Wertheim am Kurfürstendamm und Wertheim in der Schloßstraße sind die beiden letzten noch bestehenden Wertheim-Warenhäuser.

Wertheim Leipziger Straße (Berlin)

Alfred Messel: Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz

Wertheim Leipziger Straße, später auch Wertheim Leipziger Platz genannt, wurde als das schönste Kaufhaus Deutschlands gerühmt, ein Konsumtempel, der mit dem späteren KaDeWe (Kaufhaus des Westens) am Wittenbergplatz wetteiferte. Wertheim spielte in der gleichen Liga wie das Bon Marché in Paris. Die Kaufhausgründer Rudolph Karstadt, Adolf Jandorf, Hermann Tietz und Georg Wertheim hatten die französisch-amerikanische Erfindung des großen Warenhauses der 1850er Jahre nach Deutschland geholt. Das Haus am Leipziger Platz übertraf alle bisherigen deutschen Kaufhäuser. Der Kaiser lieferte mit seiner Cadinener Kachelmanufaktur an Wertheim. Die Kacheln schmückten die Wände und Brunnen des Sommergartens, der Kaiser war zur Einweihung des Warenhauses gekommen. Gebaut hatte das Haus Alfred Messel, in den Jahren 1896 bis 1912 (I. bis IV. Bauabschnitt), 1925 bis 1926 folgte der fünfte Bauabschnitt. Die Hauptfront Leipziger Straße hatte 240 Meter, zusätzlich weitere 90 Meter am Leipziger Platz mit dem weltbekannten Eckgebäude. Das Kaufhaus reichte in der Tiefe bis hin zur Voßstraße auf einer Grundstückfläche von 27.000 m². Es war mit 112.000 m² Nutzfläche und 70.000 m² Verkaufsfläche das größte Kaufhaus Europas. Bis zum heutigen Tage war es in Europa nur vom Kaufhaus Harrods in London übertroffen. Durch einen alliierten Bombenangriff Ende November 1943 wurde es getroffen und zum Teil zerstört. Es hätte von der Bausubstanz her nach dem Zweiten Weltkrieg wieder hergestellt werden können, aber die im Ostsektor Berlins stehenden Wertheim-Häuser wurden enteignet. Der Abriss der Ruine erfolgte 1955/1956.

Wertheim Schloßstraße (Berlin)

Bereits in den 1920er Jahren erwarb G. Wertheim an der Schloßstraße /Ecke Treitschkestraße in Berlin-Steglitz ein großes Grundstück mit 30.000 m² Fläche. Es reichte in der Tiefe bis hin zur Lepsiusstraße.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Warenhaus, das gleichzeitig das erste in Berlin neugebaute Warenhaus nach dem Krieg darstellt, an der Steglitzer Schloßstraße /Ecke Treitschkestraße gelegen, in der Zeit von 1950 bis 1952 als viergeschossiger Neubau errichtet.

1969 erfolgte ein fünfgeschossiger Erweiterungsbau Schloßstraße /Ecke Schildhornstraße in einem modernen Baustil (Lamellenfassade). Mit dieser Fassadenverkleidung wurde auch das bestehende Haus umgestaltet.

An der Schildhornstraße, im Anschluss an den Erweiterungsbau, wurde ein Parkhaus errichtet. Auf dem großen Wertheim-Grundstück hinter dem Warenhaus befindet sich der öffentlich zugängliche Treitschkepark.

Seit 2007 ist das nebenstehende Karstadt-Warenhaus geschlossen und wird komplett saniert und umgebaut. Das Wertheim-Warenhaus bleibt während der rund zweijährigen Bauzeit des Karstadt-Hauses in Betrieb. Mit Eröffnung des neuen Karstadt-Hauses im Jahr 2009 wird das Wertheim-Warenhaus geschlossen. Auf dem Areal des Wertheim-Hauses (Schloßstraße /Schildornstraße /Treitschkestraße) soll ein neues Einkaufszentrum entstehen. In dieses Einkaufszentrum wird ebenfalls ein Karstadt-Sporthaus einziehen. Die Gesamtfertigstellung des Einkaufszentrums ist unter dem Namen Boulevard Berlin für Herbst 2011 geplant.

Wertheim Kurfürstendamm (Berlin)

Wertheim am Kurfürstendamm wurde 1969 bis 1971 erbaut. In den achtziger Jahren wurde das Warenhaus mit einer Erweiterung der Fassade neugestaltet. Das Haus ist (nach dem KaDeWe und Karstadt am Hermannplatz) das drittgrößte Warenhaus der Karstadt Warenhaus GmbH in Berlin. Es liegt am zentralen Punkt des Kurfürstendamms nahe am Breitscheidplatz und an der Gedächtniskirche. Das Grundstück erstreckt sich über eine Fläche eingeschlossen durch die Straßen Kurfürstendamm, Augsburger Straße und Rankestraße. Dieses Wertheim-Haus hat eine Nutzfläche von 33.000 m² und eine Verkaufsfläche von 28.500 m² auf acht Etagen.

Im Laufe der Sanierung des Arcandor-Konzerns soll dieses, wie auch weitere Karstadt-Häuser in Düsseldorf, Essen, München, etc. (unter anderem auch Hertie in München und das Alsterhaus in Hamburg), in eine neuere, gehobene Kategorie eingestuft werden, mit Orientierung auf das KaDeWe.

Literatur

  • Erica Fischer und Simone Ladwig-Winters: Die Wertheims. Geschichte einer Familie, Reinbek, Rowohlt 2004, 384 S., 72 Abb., ISBN 3-87134-443-5
  • Simone Ladwig-Winters: Wertheim – ein Warenhausunternehmen und seine Eigentümer. Beispiel der Entwicklung der Berliner Warenhäuser bis zur „Arisierung“. Freie Universität Berlin, Dissertation, 1996; LIT, Münster 1997, 496 S., ISBN 978-3-8258-3062-5

Quellen

  1. „Karstadt-Quelle entschädigt Wertheim-Erben“, Tagesspiegel, 31. März 2007

Siehe auch

Weblinks