„OpenType“ – Versionsunterschied

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* [http://sourceforge.net/projects/silgraphite/ OpenGraphite Linux Porting Project]
* [http://sourceforge.net/projects/silgraphite/ OpenGraphite Linux Porting Project]
* [http://www.pango.org/ Pango Homepage]
* [http://www.pango.org/ Pango Homepage]
* [http://oss.software.ibm.com/icu/ Official ICU home site]
* [http://www.icu-project.org/ ICU home site]
* [http://icu.sourceforge.net ICU Source Forge site]


[[Kategorie:Typografie]]
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Version vom 12. September 2007, 18:37 Uhr

OpenType ist ein, ursprünglich von Microsoft, später gemeinsam mit Adobe entwickeltes Format für Computer-Schriften (Fonts). Es wurde 1996 veröffentlicht und in den Jahren 2000 und 2001 wurden erstmals eine größere Anzahl OpenType-Fonts auf den Markt gebracht.

Vergleich mit TrueType und PostScript

Das OpenType-Format überwindet wesentliche Begrenzungen der weitverbreiteten Font-Formate TrueType und PostScript:

  • plattform-übergreifend: OpenType-Fonts bestehen immer nur aus einer Font-Datei, im Gegensatz zu PostScript, bei dem ein Font aus bis zu fünf Dateien bestehen kann bzw. Fonts für die Apple MacIntosh-Plattform, die in sogenannten Ressource-Dateien untergebracht sein können.
  • zeichenklassen-basiertes Kerning: Gleich zu behandelnde Zeichen (z. B. „a“ und „á“) werden bezüglich Kerning zusammengefasst. Dadurch ergeben sich für Fonts mit vielen ähnlich zu behandelnden Zeichen (Kerning-Paare) unter Umständen starke Einsparungen an Speicherplatzbedarf.
  • typographische Fähigkeiten: In OpenType-Fonts können spezielle typographische Ausdrucksmöglichkeiten für eine Schrift abgebildet werden, wie z. B. sprachspezifische Ligaturen oder dynamische Zeichenkombinationen (engl. contextual features). Dies wird über die sogenannten „OpenType features“ realisiert.
  • digitale Signatur: Durch das verbindliche Aufbringen einer digitalen Signatur kann ein Schriftenhersteller (Foundry) die Authentizität und Integrität einer Fontdatei nachweisbar machen. Dies ist insbesondere im professionellen Umfeld für die legal korrekt gehandhabte Lizenzierung von Schriften wichtig.
  • volle Unicode-Unterstützung: Wie TrueType unterstützt auch OpenType die Adressierung der einzelnen Zeichen eines Fonts über die Unicode-Tabellen; damit wird die für traditionelle PostScript-Fonts geltende Grenze von 256 adressierbaren Zeichen pro Font überwunden.

Ausprägungen

OpenType-Fonts gibt es in zwei Ausprägungen (engl. flavours):

  • TrueType-flavoured OpenType (Datei-Endung .ttf) und
  • PostScript-flavoured OpenType (Datei-Endung .otf).

Die Ausprägung bezieht sich auf die Art der Ablage der Daten für die Schriftkurven (engl. outlines), die entweder im TrueType-Format (quadratische Splines) bzw. im PostScript-CFF-Format (kubische Splines) in das OpenType-Font eingebettet sind. Hierbei erlauben TrueType-flavoured OpenType-Fonts auch die Zuweisung mehrerer Codes zu der selben Glyphe, z. B. als A (U+0041), Alpha (U+0391) und kyrillisches A (U+0491).

Die für OpenType spezifischen Eigenschaften werden generisch über zusätzlich in das Font eingebaute Tabellen realisiert.

Wenn auch bislang eine volle Unterstützung von OpenType-Features auf keiner Plattform zu finden ist, funktionieren die Schriften im Allgemeinen wenigstens als Unicode-Schriften, die einen Zeichensatz von maximal 65536 Glyphen umfassen können, wie schon neuere Versionen von TrueType und Postscript (CFF-Format). Die Verwendung der OpenType-Features wird üblicherweise über dafür geeignete Anwendungsprogramme (z. B. Desktop-Publishing-Programme) ermöglicht.

Im Zuge der Migration des Schriften-Portfolios von den „alten“ Formaten TrueType und PostScript hin zu OpenType haben die wichtigsten Schriftenhersteller nicht nur OpenType-Features implementiert, sondern auch gegebenenfalls früher separat geführte, aber zusammengehörige Fonts (z. B. eine Version mit Kapitälchen, Mediäval-Ziffern oder fremdsprachige Fonts) in das zugehörige OpenType-Font integriert. Um die entstehenden Unterschiede im Zeichenumfang der verschiedenen OpenType-Fonts zu kennzeichnen, haben die Schriftenhersteller Mindest-Zeichensatzumfänge definiert und mit Kürzeln im Namen des Fonts ausgedrückt. Es gibt einen Standard-Zeichensatz-Umfang (OpenType Std), einen für die professionelle (typographische) Anwendung Umfang geeigneten Zeichensatzausbau (OpenType Pro) und den für die internationale Kommunikation konzipierten Zeichensatz (OpenType Com). Diese werden je nach Hersteller unterschiedlich stark vermarktet.

Beispiele

Einige Beispiele für OpenType-Features

Ligaturen

Sonderformen für Großschreibung

Sprachspezifische Varianten

Weitere Varianten

Während es sich bei den Beispielen lediglich um typographische Varianten handelt, gibt es viele Situationen, in denen der Einsatz einer sogenannten „Smartfont“-Technik, wie sie durch das OpenType-Format möglich wird, zur Erstellung von Texten unerlässlich ist. Fast alle von der Brahmi-Schrift abgeleiteten Schriftsysteme wie z. B. Devanagari, Tibetisch, Khmer und Tamilisch kennen komplexe Regeln für den Einsatz stellungsbedingter Buchstabenformen und Ligaturen. Urdu kann mit verbundenen Buchstaben wortweise von rechts oben nach links unten geschrieben werden. Auch die korrekte Platzierung diakritischer Zeichen sowie deren theoretisch unbegrenzte Stapelung über und unter Buchstaben wird mit OpenType ermöglicht. Durch die technischen Möglichkeiten des OpenType-Formats erhält nicht zuletzt der Schriftentwickler einen erheblich erweiterten Gestaltungsspielraum.

Verbreitung

Die meisten namhaften Anbieter haben ihre Schriften schon weitgehend auf das OpenType-Format umgestellt. Die Unterstützung der OpenType-Möglichkeiten aktueller Anwendungsprogramme aber lässt derzeit (Januar 2006) noch viele Wünsche offen. Microsoft Office unterstützt insbesondere die Features für sogenannte komplexe Schriftsysteme, bidirektionales Schreiben, und für die lateinische Schrift immerhin die korrekte Diakritika-Platzierung. Ersetzungen von Zeichen wie in den oben gezeigten Beispielen bieten unter Windows und Mac OS X professionelle Programme von Adobe und das Programm QuarkXPress 7; in Microsoft Word wird jedoch das fi beim Schreiben nicht automatisch durch die fi-Ligatur ersetzt.

Rechtliches

OpenType ist zwar ein eingetragenes Warenzeichen von Microsoft, die Technik aber darf uneingeschränkt auf andere Betriebssysteme übertragen werden. So unterstützt Apples Mac OS X neben PostScript und TrueType auch OpenType-Fonts, und das leicht portierbare Open-Source-Projekt FreeType eröffnet Entwicklern die Möglichkeit, vollen Zugriff auf die OpenType-Features von Schriften zu nehmen und diese in ihre Programme zu integrieren. Hiervon profitieren in zunehmendem Maße Desktop-Publishing-Programme von Adobe und QuarkXPress sowie Linux-Anwendungen. Weiterhin kann OpenType-Unterstützung mit den Programmbibliotheken ICU (International Components for Unicode), Qt und Pango, einem Nebenprodukt von GTK und GNOME in Anwendungen eingebunden werden.

Andere Smartfont-Techniken

Außer OpenType gibt es zwei weitere Schrifttechniken, die für ähnliche erweiterte typographische Möglichkeiten konzipiert sind. Ihnen gemeinsam ist, dass sie außer Tabellen auch regelrechte Programme benutzen, und dass bislang für keine von ihnen komfortable Werkzeuge für Schriftentwickler existieren. Auch ihre Unterstützung durch Anwendungssoftware ist derzeit noch wesentlich dürftiger als die für OpenType.

  • AAT (Apple Advanced Typography), die älteste Smartfont-Technik, ist OpenType bezüglich der typographischen Möglichkeiten überlegen. Hinsichtlich der Vielsprachigkeit aber hat OpenType eindeutig die Nase vorn. Aus urheberrechtlichen Gründen darf AAT nicht ohne weiteres auf andere Plattformen übertragen werden.
  • Graphite, ein Open-Source-Projekt von SIL, wurde entwickelt für die Darstellung von Minderheitensprachen unter Windows. Für noch nicht in Unicode genormte Zeichen ist man nicht selten auf die sogenannte „Private Use Area“ (U+E000 – U+F8FF) als Zwischenlösung angewiesen. Die dort kodierten Zeichen sind in Unicode als Buchstaben klassifiziert (Lo = Letter, other). Anders als OpenType gestattet Graphite (wie auch AAT) eine abweichende Behandlung von PUA-Zeichen, beispielsweise als Diakritika. Für Graphite steht Worldpad, ein einfacher Texteditor zur Verfügung. SILA, ein um Graphite erweiterter Mozilla-Browser ist in Arbeit. Sehr frühe Versionen können getestet werden. Unter Linux steht eine Alpha-Version von OpenOffice.org mit Graphite-Unterstützung zur Verfügung. Eine spätere Portierung nach Windows ist geplant. Graphite wird von der UNESCO unterstützt.