„Trichinellose“ – Versionsunterschied

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Die '''Trichinellose''' ist eine durch [[Trichinen]] hervorgerufene parasitäre Infektionskrankheit. Sie unterliegt in der Europäischen Union der Meldepflicht.
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== Verbreitung ==
Die Trichinen sind durch mehrere Arten weltweit verbreitet. Vor Einführung des „Reichsfleischbeschaugesetzes“ unter der Federführung von [[Rudolf Virchow]] um 1900 gab es in Deutschland nach Schätzungen etwa 15.000 Erkrankungen jährlich. Durch die [[Fleischbeschau]] sank diese Zahl in 50 Jahren auf nahezu Null. Zur Infektion von Menschen kommt es vor allem in Ländern ohne Fleischbeschau. Vereinzelte Infektionen in Deutschland werden durch individuell gezogene Schweine verursacht, die keiner Fleischbeschau unterzogen werden. Allerdings ist es im Frühjahr 2006 auch nach dem Verzehr von Schweinen aus nicht individueller Haltung im [[Landkreis Uecker-Randow]] zu einer Erkrankung von zwei Personen trotz der [[EU]]-vorgeschriebenen Fleischbeschaumethode gekommen. Zur Infektion kann es außerdem durch den Genuss von nicht ausreichend erhitztem [[Perlfleisch]] kommen.

== Schadwirkung beim Menschen ==
[[Bild:TrichinellaZysten.jpg|thumb|Trichinella spiralis Muskelzysten]]
Bei einer [[Inkubationszeit]] von 8 bis 15 Tagen entwickeln sich aus den zunächst im Dünndarm befindlichen Larven adulte Würmer, die sich später im Muskelgewebe einnisten und sich dort verkapseln. Dabei treten neben oft asymptomatischen Krankheitsverläufen auch allgemeine Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf; nach 1 bis 3 Wochen dann Fieber, Muskelschmerzen und [[Ödem]]e im Augenbereich. Diese Symptome halten meist bis zu einem Jahr an und verschwinden danach ohne bleibende Folgen. Als [[Komplikation]] kann der [[Herz|Herzmuskel]] befallen werden, wodurch die [[Wurminfektion]] einen tödlichen Verlauf nehmen kann. Die Infektionen sind nach dem [[Infektionsschutzgesetz]] in Deutschland [[meldepflicht]]ig.

== Vorbeugung ==
Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die [[Lebensmittelgesetz|gesetzlich]] vorgeschriebene [[Trichinenschau]], bei der die Kapseln der Larven gezielt erkannt werden. Die Trichinen werden bei Einzelschlachtungen mit einem [[Trichinoskop]] nachgewiesen. In Schlachthöfen wird im Regelfall die [[Verdauungsmethode]] durchgeführt, bei der Proben verschiedener Tiere enzymatisch aufgelöst werden und der Überstand untersucht wird. Nur bei einem positivem Befund müssen anschließend alle Einzelproben der Charge untersucht werden.

Man kann eine Abtötung der Larven mit Kochen erreichen, dabei muss das Fleisch auf mindestens 65 °C erhitzt werden. Des Weiteren gilt das Gefrieren als Abtötungsmaßnahme. Jedoch kann die im hohen Norden verbreitete Art ''T. nativa'' selbst tiefen Temperaturen lange widerstehen. Räuchern, [[Pökeln]], Salzen und Trocknen sind laut Angaben des [[Robert Koch-Institut|Robert Koch-Instituts]] keine ausreichend wirksamen Maßnahmen zur Larvenabtötung. Vorsicht ist bei Import von Fleisch aus dem Nicht-EU-Ausland geboten, da in manchen Ländern bei Wild, Haus- und Einzelschlachtungen keine obligatorische Fleischbeschau stattfindet. Gegebenenfalls ist eine Beschau durch das Veterinäramt bei der jeweiligen Verwaltungsbehörde nachzuholen und auch zu empfehlen.

In letzter Zeit sind bei Wildschweinen jedoch eine weitere Form von Trichinen (''Trichinella pseudospiralis'') aufgetaucht. Diese ist durch herkömmliche Vorbeugemaßnahmen nicht zu erkennen. Sie sind im Gegensatz zu den gewöhnlichen Trichinen im Larvenstadium nicht eingekapselt und deshalb bei der Fleischbeschau, die sich auf das Aufspüren eben dieser Kapseln stützt, nicht zu erkennen.<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,402109,00.html Trichinella pseudospiralis]</ref>

== Forschungsgeschichte ==
[[Bild:Joseph Leidy (1823-1891).jpg|thumb|120px|Joseph Leidy (1823–1891)]]
Die Verursacher der Trichinose ist seit 1835 bekannt, doch blieb der Übertragungsweg unklar. Erst 1846 wies der bedeutende amerikanische Wissenschaftler [[Joseph Leidy]], der sowohl als der Begründer der amerikanischen [[Parasitologie]] wie auch der amerikanischen [[Paläontologie|Wirbeltierpaläontologie]] gilt, zweifelsfrei nach, dass jener Parasit über den Verzehr von nicht ausreichend gegartem Fleisch aufgenommen wird. Doch erst zwei Jahrzehnte später wurden seine Erkenntnisse von der Forschung allgemein akzeptiert.

== Einzelnachweise ==
<references/>

== Weblinks ==
* [http://www.medizin.de/gesundheit/deutsch/931.htm Trichinellose: Lebensmittelhygiene mit Lücken?]
* [http://www.ansp.org/museum/leidy/other/parasitology.php Joseph Leidy: Founder of American Parasitology] (engl.)

{{Gesundheitshinweis}}
[[Kategorie:Parasitäre Infektion]]

[[ca:Triquinosi]]
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Version vom 4. Oktober 2007, 11:43 Uhr

Die Trichinellose ist eine durch Trichinen hervorgerufene parasitäre Infektionskrankheit. Sie unterliegt in der Europäischen Union der Meldepflicht.

Verbreitung

Die Trichinen sind durch mehrere Arten weltweit verbreitet. Vor Einführung des „Reichsfleischbeschaugesetzes“ unter der Federführung von Rudolf Virchow um 1900 gab es in Deutschland nach Schätzungen etwa 15.000 Erkrankungen jährlich. Durch die Fleischbeschau sank diese Zahl in 50 Jahren auf nahezu Null. Zur Infektion von Menschen kommt es vor allem in Ländern ohne Fleischbeschau. Vereinzelte Infektionen in Deutschland werden durch individuell gezogene Schweine verursacht, die keiner Fleischbeschau unterzogen werden. Allerdings ist es im Frühjahr 2006 auch nach dem Verzehr von Schweinen aus nicht individueller Haltung im Landkreis Uecker-Randow zu einer Erkrankung von zwei Personen trotz der EU-vorgeschriebenen Fleischbeschaumethode gekommen. Zur Infektion kann es außerdem durch den Genuss von nicht ausreichend erhitztem Perlfleisch kommen.

Schadwirkung beim Menschen

Trichinella spiralis Muskelzysten

Bei einer Inkubationszeit von 8 bis 15 Tagen entwickeln sich aus den zunächst im Dünndarm befindlichen Larven adulte Würmer, die sich später im Muskelgewebe einnisten und sich dort verkapseln. Dabei treten neben oft asymptomatischen Krankheitsverläufen auch allgemeine Schwäche, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf; nach 1 bis 3 Wochen dann Fieber, Muskelschmerzen und Ödeme im Augenbereich. Diese Symptome halten meist bis zu einem Jahr an und verschwinden danach ohne bleibende Folgen. Als Komplikation kann der Herzmuskel befallen werden, wodurch die Wurminfektion einen tödlichen Verlauf nehmen kann. Die Infektionen sind nach dem Infektionsschutzgesetz in Deutschland meldepflichtig.

Vorbeugung

Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die gesetzlich vorgeschriebene Trichinenschau, bei der die Kapseln der Larven gezielt erkannt werden. Die Trichinen werden bei Einzelschlachtungen mit einem Trichinoskop nachgewiesen. In Schlachthöfen wird im Regelfall die Verdauungsmethode durchgeführt, bei der Proben verschiedener Tiere enzymatisch aufgelöst werden und der Überstand untersucht wird. Nur bei einem positivem Befund müssen anschließend alle Einzelproben der Charge untersucht werden.

Man kann eine Abtötung der Larven mit Kochen erreichen, dabei muss das Fleisch auf mindestens 65 °C erhitzt werden. Des Weiteren gilt das Gefrieren als Abtötungsmaßnahme. Jedoch kann die im hohen Norden verbreitete Art T. nativa selbst tiefen Temperaturen lange widerstehen. Räuchern, Pökeln, Salzen und Trocknen sind laut Angaben des Robert Koch-Instituts keine ausreichend wirksamen Maßnahmen zur Larvenabtötung. Vorsicht ist bei Import von Fleisch aus dem Nicht-EU-Ausland geboten, da in manchen Ländern bei Wild, Haus- und Einzelschlachtungen keine obligatorische Fleischbeschau stattfindet. Gegebenenfalls ist eine Beschau durch das Veterinäramt bei der jeweiligen Verwaltungsbehörde nachzuholen und auch zu empfehlen.

In letzter Zeit sind bei Wildschweinen jedoch eine weitere Form von Trichinen (Trichinella pseudospiralis) aufgetaucht. Diese ist durch herkömmliche Vorbeugemaßnahmen nicht zu erkennen. Sie sind im Gegensatz zu den gewöhnlichen Trichinen im Larvenstadium nicht eingekapselt und deshalb bei der Fleischbeschau, die sich auf das Aufspüren eben dieser Kapseln stützt, nicht zu erkennen.[1]

Forschungsgeschichte

Joseph Leidy (1823–1891)

Die Verursacher der Trichinose ist seit 1835 bekannt, doch blieb der Übertragungsweg unklar. Erst 1846 wies der bedeutende amerikanische Wissenschaftler Joseph Leidy, der sowohl als der Begründer der amerikanischen Parasitologie wie auch der amerikanischen Wirbeltierpaläontologie gilt, zweifelsfrei nach, dass jener Parasit über den Verzehr von nicht ausreichend gegartem Fleisch aufgenommen wird. Doch erst zwei Jahrzehnte später wurden seine Erkenntnisse von der Forschung allgemein akzeptiert.

Einzelnachweise

  1. Trichinella pseudospiralis

Weblinks