„Utopie“ – Versionsunterschied

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*[http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/vvv/1999/zentral/4/4.pdf Karlsruher Gespräche 1999: Utopia]
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*[http://www.freitag.de/debatte-utopie-konkret.htm Freitag-Debatte: Utopie konkret - Was tun, wenn nichts mehr geht]
*[http://www.stadtbaukunst.com/uploads//2_2_F%C3%BCr_eine_andere_Utopie_der_Stadt.pdf Für eine andere Utopie der Stadt] [http://www.stadtbaukunst.com/index.php Institut der Stadtbaukunst] Hochschule Bremen
*[http://www.stadtbaukunst.com/uploads//2_2_F%C3%BCr_eine_andere_Utopie_der_Stadt.pdf Für eine andere Utopie der Stadt] [http://www.stadtbaukunst.com/index.php Institut der Stadtbaukunst] Hochschule Bremen
*[http://www.herrschaftsfrei.de.vu Herrschaftskritik und Utopie]
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Version vom 8. Oktober 2007, 00:45 Uhr

Eine Utopie (altgriechisch Vorlage:Polytonisch utopía „der Nicht-Ort“; aus Vorlage:Polytonisch u- „nicht-“ und τόπος tópos „Ort“; vergleiche auch Ektopie und Atopie) ist eine Wunschvorstellung, die sich dadurch auszeichnet, dass sie zwar denkbar und in vielen Fällen wünschenswert, vor dem jeweiligen historisch-kulturellen Hintergrund jedoch in vielen Fällen (noch) nicht oder nicht mehr realisierbar ist. Sie ist die Beschreibung einer Welt, eines Ortes, an dem derartige Vorstellungen verwirklicht sind. Im Sprachgebrauch wird Utopie auch als Synonym für einen von der jeweils vorherrschenden Gesellschaft vorwiegend als unausführbar betrachteten Plan, Konzept und Vision, benutzt. Ein ähnlicher, in diesem Kontext oft verwendeter Begriff: Wunschtraum. Es handelt sich um eine Welt, die bisher keinen Ort hat und nur als Gedanke und Idee existiert.

Herkunft und Inhalt des Begriffes

Der Begriff entstammt dem Titel Utopia des 1516 erschienenen Romans des englischen Staatsmanns Thomas Morus, der darin eine ideale Gesellschaft beschreibt, mit deren Hilfe er seinen Zeitgenossen einen kritischen Spiegel vorhält. Thomas Morus' Utopia liegt (noch) nicht in der Zukunft, sondern in einer fernen Weltgegend.

Dagegen liegt eine Utopie nach heutigem Sprachgebrauch fast immer in der Zukunft und eher selten in einer vermeintlichen Vergangenheit oder in einer fernen Gegend. In der Gegenwart bereits vorhandene Ansätze werden weitergedacht oder hinterfragt, somit haben Utopien meist einen gesellschaftskritischen Charakter,

In diesem Sinne ist Hauptinhalt einer Utopie häufig eine Gesellschaftsvision, in der Menschen ein alternatives Gesellschaftssystem praktisch leben (Beispiel: New Harmony). In ihrer Präsentation bezeichnet der Begriff Utopie auch literarische oder filmische Werke, die eine solche utopisch-bessere oder -schlechtere Gesellschaft vorstellen.

Obgleich man den Begriff Utopie herkömmlich als Synonym für optimistisch-fantastische Ideale benutzt, kann eine Utopie in ihrem gesellschaftskritischen Aspekt durchaus gegenwärtig-praktisch ausgelegt werden und erlangt somit neben ihrer fantastischen Perspektive eine gegenwartsbezogen-kritische. Die Dichotomie möglich − unmöglich ist dabei Gegenstand von Diskussionen: Befürworter sehen neue Möglichkeiten am Horizont heraufziehen. Gegner verneinen diese und warnen vor unerwünschten oder unbedachten möglichen Folgen.

Realisierbarkeit

Dennoch zeichnet sich eine Utopie im engeren Sinne dadurch aus, dass sie zur Zeit ihrer Entstehung als nicht sofort realisierbar gilt. Diese Unmöglichkeit der schnellen Realisierung gründet sich stets in einem (oder mehreren) der folgenden Gründe:

  • Die Utopie ist technisch nicht ausführbar, d. h., die technischen Möglichkeiten sind noch lange nicht soweit, bzw. die Behauptung, diese würden auch in ferner Zukunft niemals ausreichend fortgeschritten sein, als dass sie den in der Utopie dargestellten Umständen gerecht werden könnten (siehe George Orwell, „1984“ − [wobei es sich hierbei allerdings um eine Anti-Utopie oder Dystopie handelt] und auch Werner von Siemens, Über das naturwissenschaftliche Zeitalter).
  • Die Utopie ist aufgrund menschlichen Versagens nicht ausführbar, d. h., sie stellt so hohe Anforderungen an den Menschen, dass der beschriebene Idealzustand nicht erreicht werden kann, oder die dystopische Vorstellung setzt sich nicht durch, weil der Mensch es verhindert (siehe Stephen Hawking).
  • Die Verwirklichung ist von einer Mehrheit oder Machtelite nicht gewollt, oder wird von der Mehrheit der Bevölkerung als nicht wünschenswert abgelehnt.
  • Bei einem (überzeichneten) Gegenbild zur gesellschaftlichen Realität der Gegenwart muss auch erwogen werden, dass eine Realisierung der Utopie vom Autor gar nicht gewollt ist. Der Versuch einer Realisierung wäre dann eine tragische Fehlinterpretation seiner − möglicherweise ironischen − Absicht.

Die Tragik der Unrealisierbarkeit utopischer Vorstellungen ist ein elementarer Aspekt der Utopie. Tragisch ist dabei, dass sich − sowohl innerhalb von literarischen Erzählungen, als auch bei Versuchen der politischen Umsetzung einer Utopie − die Absicht der gesellschaftlichen Verbesserung leicht in ihr Gegenteil verwandeln kann. Vor allem Versuche, utopische Entwürfe mit Gewalt umzusetzen, führen fast zwangsläufig zu einer Verschlechterung der gesellschaftlichen Situation (Unfreiheit, Krieg, Hass). Da viele utopische Entwürfe aber ihrem Wesen nach auf einer totalitären Regierungsform basieren, können diese kaum Abweichungen dulden und neigen deshalb zur Gewalt.

Weil die Utopien jedoch nur aus ihrem jeweiligen historischen Kontext als unrealistisch zu verstehen sind, gleichen schon manche Aspekte des Alltagslebens am Beginn des 21. Jahrhunderts technischen und sozialen Utopien aus den 50er Jahren (Internet, Raumfahrt) oder übertreffen diese noch (Gentechnik). Auch Elemente von Dystopien (Big Brother) finden sich (Überwachung).

Verschiedene Arten von Utopien

Es existieren utopische Vorstellungen auf technischem, gesellschaftlichem, und religiösem Gebiet. In der Praxis stellen sie aber auch Mischformen dar (z. B. Technokratie).

Gesellschaftliche Utopien

Sozialistische und kommunistische Utopien behandeln bevorzugt die gerechte Verteilung von Gütern, oft bei gleichzeitiger Abschaffung des Geldes („jedem nach seinen Bedürfnissen“). Es existieren sogar Vorstellungen, die ökonomisch bestimmte Erwerbsarbeit abzuschaffen (Muße, Paul Lafargue, „Recht auf Faulheit“, Situationismus). Die Bürger gehen danach nur noch solchen Arbeiten nach, in denen sie sich selbstverwirklichen können.

Es bleibt viel Zeit, die Künste und Wissenschaften zu pflegen (s. auch utopischer Sozialismus, Freizeit).

Ob das von Francis Fukuyama behauptete Ende der Geschichte auch eine Utopie darstellt ist fraglich, da diese in der bereits vorhandenen Welt bestände.

Religiöse Utopien

Christliche und islamische Vorstellungen vom Himmel sind utopischer Natur, speziell in volkstümlichen Vorstellungen, die ein Leben ohne Sorgen und Leid enthalten. Es existieren auch utopische Vorstellungen, das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen.

Die christlichen Zukunftsvorstellungen vom Paradies bzw. Garten Eden auf der Erde, dem durchgesetzten Reich Gottes also, sind nach christlicher Ansicht jedoch nicht als Utopie zu bezeichnen. Zwar bezeichnen sie eine ideale Wunschvorstellung für die Zukunft, jedoch werden sie durch Gottes Gnade und die Mitwirkung des Menschen erreicht. Des Weiteren lässt die christliche Theologie in ihrem Glauben, dass mit der Deszendenz Jesu Christi, der Menschwerdung Jesu also, das Reich Gottes schon begonnen habe. Die christliche Zukunftsvorstellung ist also keine rein futuristische, sondern bezeichnet ein gleichzeitiges schon und noch nicht: Das Reich Gottes hat mit Jesus Christus schon begonnen, wird in der Kirche fortgesetzt und ist im Himmel bereits durchgesetzt. In der gesamten Welt jedoch ist diese Vorstellung noch nicht akzeptiert und wartet somit noch auf Vollendung. Es wird dementsprechend keine neue Welt gepredigt, sondern die Erneuerung der alten Welt. Diese Vorstellung bezeichnet man in deutlicher Abgrenzung zu der Utopie als Eschatologie.

Utopische Strömungen sind jedoch im Christentum der Millenarismus oder die Dominionisten, und vor allem auch im Islam gibt es vergleichbare Strömungen, die einen ganz realen Gottesstaat (Theokratie) errichten wollen, der stark utopische Züge trägt (s. auch: Iran, Islamische Revolution).

Wissenschaftlich-technische Utopien

In wissenschaftlich-technischen Utopien werden dank technischem Fortschritt nicht nur die menschlichen Lebensbedingungen sondern auch die Menschen selbst manipulierbar. So sollen Krankheit, Hunger und Tod durch technische Mittel besiegt und das Wesen des Menschen gezielt verändert werden. Sie sind ideologische Überhöhungen der realen wissenschaftlichen und technischen Entwicklung, die gesellschaftliche Zusammenhänge bewusst ausblenden oder auch übersteigert darstellen. In ihrer übersteigerten Darstellung technischer Möglichkeiten stehen sie unfreiwillig auch neueren apokalyptischen Szenarien nahe, in denen die Menschheit den Weltuntergang selbst herbeiführt. Diese werden auch als Antiutopie oder Dystopie bezeichnet.

In der wissenschaftlichen Welt erhofft man sich aus den Utopien oft auch eine „Theorie für Alles“ sowie die Möglichkeit, metaphysische Entitäten wie Leben oder Bewusstsein zu verstehen, zu beschreiben und nachzubilden. In den letzten Jahren werden diese Vorstellungen aber zunehmend kritisch gesehen (vgl. künstliche Intelligenz).

Hilmar Schmundt gibt in seinem Buch „Hightechmärchen“ unter anderem folgende Beispiele für wissenschaftlich-technische Utopien:

Siehe auch

und


Literatur

  • Albertz, Jörg (Hrsg.): Utopien zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Schriftenreihe der Freien Akademie Band 26. Mit Beiträgen von Volker Müller, Falko Schmieder, Eckhart Pilick, Martin koch, Niels Barmeyer, Thomas Marxhausen, Frank Engster, Dieter Fauth, Jan Bretschneider. Bernau 2006. ISBN 3-923834-24-1
  • Biesterfeld, Wolfgang: Die literarische Utopie, Metzler, Stuttgart 1982.
  • Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt a. M. 1959
  • Chlada, Marvin: Der Wille zur Utopie, Aschaffenburg, Alibri-Verlag
  • Drücke, Bernd (Hrsg.): ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche, Karin Kramer Verlag, Berlin 2006. ISBN 3-87956-307-1
  • Greschonig, Steffen: Utopie – Literarische Matrix der Lüge? Eine Diskursanalyse fiktionalen und nicht-fiktionalen Möglich- und Machbarkeitsdenkens, Peter Lang Verlag, Frankfurt a. M. 2005. ISBN 3-631-53815-4
  • Heinisch, Klaus J. (Hrsg.): Der utopische Staat, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Juni 1960. ISBN 3-499-45068-2
  • Minois, Georges: Geschichte der Zukunft. Orakel − Prophezeiungen − Utopien − Prognosen, Sonderausgabe, Artemis & Winkler, 1998. ISBN 3-538-07072-5
  • Neugebauer-Wölk, Monika & Saage, Richard (Hrsg.): Die Politisierung des Utopischen im 18. Jahrhundert, Niemeyer, Tübingen 1996. ISBN 3-484-81004-1
  • Saage, Richard: Politische Utopien der Neuzeit, WBG, Darmstadt 1991.
  • Schmundt, Hilmar: Hightechmärchen. Die schönsten Mythen aus dem Morgen-Land, Berlin, 2002.
  • Schwendter, Rolf: Utopie. Überlegungen zu einem zeitlosen Begriff, Berlin / Amsterdam 1994 Volltext online
  • Seibt, Ferdinand: Utopica. Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit, Orbis Verlag München, aktualisierte Neuausgabe München 2001. ISBN 3-572-01238-4
  • Waschkuhn, Arno: Politische Utopien. Ein politiktheoretischer Überblick von der Antike bis heute, Oldenbourg Verlag, 2003. ISBN 3-486-27448-1
  • Zirnstein, Chloé: Zwischen Fakt und Fiktion. Die politische Utopie im Film. Herbert Utz Verlag, München 2006, ISBN 3-8316-0635-8
Wiktionary: Utopie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

ru-sib:Утоппя