„Köpi“ – Versionsunterschied

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Die '''Köpi''' (oft auch in der Schreibung '''Køpi''') ist ein 1990 [[Hausbesetzung|besetztes]] und 1991 legalisiertes Haus in der Köpenicker Straße 137 in [[Berlin-Mitte]], heute als autonomes [[Wohnprojekt]] und [[Kulturzentrum]] bezeichnet. Das Köpi ist eine Heimstätte für Asoziale und eine Brutstätte der Kriminalität. Dieser Dreckshaufen wird bald planiert.
Die '''Köpi''' (oft auch in der Schreibung '''Køpi''') ist ein 1990 [[Hausbesetzung|besetztes]] und 1991 legalisiertes Haus in der Köpenicker Straße 137 in [[Berlin-Mitte]], heute als autonomes [[Wohnprojekt]] und [[Kulturzentrum]] bezeichnet. Nachdem es in Eigenarbeit renoviert und umgebaut wurde, bietet es Wohn- und Lebensraum für zirka 60 Personen, sowie diverse Veranstaltungsräume. Hof und Garten werden als [[Bauwagenplatz|Wagenplatz]] genutzt.

== Allgemein ==
Das heute noch bestehende Gebäude ist ein fünfgeschossiges, ehemaliges Hinterhaus mit Resten von zwei Seitenflügeln. Die Grundstücksfläche des Hauses beträgt 1.904 m².<ref>http://www.zwangsversteigerung.de/detail/Q17138</ref> Das Gebäude ist nicht denkmalgeschützt, somit kann es abgerissen werden. Da das Gebiet vom Stadtplanungsamt Mitte als „Mischgebiet“ ausgewiesen ist, sind bis zu 50 Prozent gewerbliche Nutzung möglich.<ref>http://www.scheinschlag.de/archiv/1999/01_1999/texte/news04.html</ref>

Auf dem Gebäude war die Aufschrift „Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten“ in metergroßer Schrift auf Höhe der obersten Etage angebracht. Aufgrund eines benachbarten Neubaus ist die Wand verdeckt und die Aufschrift nicht mehr zu lesen.

Auf den Grundstücken Köpenicker Straße 133 bis 136 befinden sich Wagenplätze, unter anderem der ''Köpiwagenplatz''.

Das Köpi ist international ähnlich bekannt wie das im März 2007 abgerissene [[Ungdomshuset]].<ref>http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/koepi-versteigerung-raeumung-demo/101655.asp</ref>

In der Köpi wohnen zirka 60, nach anderen Angaben 90 Personen.<ref>http://www.jungewelt.de/2007/05-05/030.php</ref> Laut Polizeiangaben sind lediglich 29 Bewohner gemeldet.<ref name="Morgenpost 24. April 2007">http://www.morgenpost.de/content/2007/04/24/bezirke/896152.html</ref>

== Geschichte ==
=== Bis zur Wiedervereinigung ===
1905 wurde das Gebäude der Köpenicker Straße 137 als typisches Haus der [[Gründerzeit]] von einem jüdischen Bauherrn errichtet. 1934 wechselt das Haus den Eigentümer, vermutlich in Zusammenhang mit der [[Machtübernahme]] der Nationalsozialisten. Die ehemaligen Besitzer [[Emigration|emigrieren]] oder werden in der [[Holocaust|Shoa]] ermordet. In der DDR ist das Gebäude Volkseigentum, nach der [[Wende (DDR)|Wende]] wird das Grundstück dem ehemaligen Eigentümer rückübereignet.

=== Besetzung und Legalisierung ===
Die Wende in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] eröffnete viele Freiräume auf Grund des passiven Verhaltens der Ost-Berliner [[Volkspolizei]]. Kurze Zeit nach der Maueröffnung wurde eine Vielzahl der leerstehenden Häuser in [[Ost-Berlin]] besetzt. Ende November 1989 entschlossen sich auch einige [[West-Berlin]]er/-innen ein Haus im Ost-Teil der Stadt zu besetzen. Obwohl es zu einigen Spannungen zwischen der West- und Ost-Berliner [[Autonome|autonomen]] Bewegung kam, schafften sie es, Anschluss zu finden und schlossen sich mit einer Gruppe zusammen, die kurz zuvor ein Haus in der Kreutziger Straße besetzt hatte. Am 23. Februar 1990 besetzten sie schließlich das Haus in der Köpenicker Straße 137, welches kurz zuvor entmietet wurde und abgerissen werden sollte. Weder [[Kommunale Wohnungsverwaltung]] ([[KWV]]) als Verwalter des Hauses, noch die Ost-Berliner Polizei ging gegen die Besetzung vor. Allerdings kristallisierte sich der Ost-West-Konflikt innerhalb der autonomen Bewegung an der Köpi, da sie das erste hauptsächlich von West-Berlinern bewohnte, besetzte Haus in Ost-Berlin war. Bis zur endgültigen [[Deutsche Wiedervereinigung|Wiedervereinigung]] der beiden deutschen Staaten wurde eine Vielzahl von Häusern in Ost-Berlin - auch durch West-Berliner - besetzt.

Nach der endgültigen Vereinigung kam es zu den ersten Räumungen in Ost-Berlin. Als Reaktion auf die heftigen [[Straßenschlacht]]en bei der [[Räumung der Mainzer Straße]] rief der Bezirk Mitte einen [[Runder Tisch|runden Tisch]] ein, der eine Legalisierung der Besetzungen erreichen sollte. Im Sommer 1991 wurde auch die Köpi durch den Abschluss eines Vorvertrages zwischen Bewohner/-innen beziehungsweise Nutzer/-innen und der ''Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte mbH'' (WBM), als Nachfolger der KMV, legalisiert. Dieser umfasste alle gemeinschaftlich bzw. [[Gewerbe|gewerblich]] genutzten Räume der Köpenicker Straße 137 und beinhaltete die [[bauliche Selbsthilfe]] und Einzelmietverträge.

Am 1. Mai 1993 übernahm schließlich die ''Gesellschaft für Stadtentwicklung'' (GSE) im Auftrag der WBM die Verwaltung der Köpenicker Straße 137. Die Einzelmietverträge wurden mit der GSE abgeschlossen.

=== Die Rückübertragung ===
1995 wurde das Gebäude an Volquard Petersen rückübertragen. Ab dem 1. Oktober 1995 übernahm die ''Petersen und Partner KG'' die Verwaltung im Auftrag des neuen Besitzers. Ein Jahr darauf wurde der Köpi fristlos gekündigt und sie wurden aufgefordert das Haus innerhalb einer Woche zu verlassen. Nachdem die Bewohner/-innen auch auf eine zweite Kündigung zum November 1996 nicht reagierten, reichte die ''Petersen und Partner KG'' im Dezember 1996 Räumungsklage beim [[Amtsgericht]] Tempelhof ein. Dieses erklärte sich allerdings zunächst für nicht zuständig und schließlich wurde die Klage abgewiesen.

Der Grund für die fristlose Kündigung waren die Baupläne der ''Petersen und Partner KG'': Sie wollten auf dem jetzigen Garten ein Bürogebäude mit Tiefgarage errichten und das von der Köpi genutzte Hinterhaus modernisieren und als luxuriösen Gewerbe-, Büro- und Wohnkomplex umbauen. Obwohl die [[Baugenehmigung]]en vom [[Bezirk (Berlin)|Bezirk]] bereits vorlagen, kam es zu keiner Umsetzung, da Petersen [[Insolvenz|Konkurs]] anmelden musste.

=== Zwangsversteigerung ===
[[Bild:Schwarzer_kanal.jpg|250px|thumb|Schwarzer Kanal]]
Eine Zwangsverwaltung des Objektes im April 1998 scheiterte. Diverse Banken sind Gläubigerinnen der ''Petersen und Partner KG.'' Auf Antrag der beteiligten Banken sollte die Köpenicker Straße 137 und die umliegenden Gelände am 16. Februar 1999 [[Zwangsversteigerung|zwangsversteigert]] werden. Bei der Versteigerung im Amtsgericht Mitte fand sich jedoch kein Interessent.<ref>http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1999/0217/lokales/0200/index.html</ref> Eine weitere Versteigerung am 2. November 1999 wurde wegen Mangel an Interessenten abgesagt.<ref>http://www.scheinschlag.de/archiv/1999/11_1999/texte/news1.html</ref>

Im Jahr 2006 hat die Commerzbank einen erneuten Antrag auf Zwangsversteigerung beim Amtsgericht Berlin gestellt. Entgegen den Empfehlungen der Berliner Polizei wurde der Termin für die Zwangsversteigerung auf den 8. Mai 2007 gelegt.

Um diese Zustände zu vermeiden, wurde die Versteigerung weder in Zeitungen noch im Internet bekannt gemacht, lediglich im Amtsblatt wurde sie angekündigt.<ref name="Tagesspiegel 4. Mai">http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/04.05.2007/3241214.asp</ref> Selbst auf der Internetseite des Amtsgerichts fehlt ein Hinweis auf die Versteigerung, ein kommerzieller Anbieter behauptet sogar fälschlich auf seiner Seite: „Dieses Objekt steht nicht mehr zur Versteigerung. Der Termin wurde aufgehoben.“<ref>http://www.zv-information.de/php/oa_detail.php?herk=starts&ID=3108</ref> Trotzdem berichten die [[Morgenpost]]<ref name="Morgenpost 24. April 2007"/> am 24. April 2007, der [[Tagesspiegel]]<ref name="Tagesspiegel 4. Mai"/> und das [[Neues Deutschland]]<ref>http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=109168&IDC=5</ref> am 4. Mai 2007 von der anstehenden Versteigerung.

Das Grundstück gilt dank seiner Lage an der Spree in der Nähe des [[Berlin Ostbahnhof|Ostbahnhof]]s als äußerst attraktiv. Als Umlaufwert wurden 1.670.000 Euro für das Hauptgrundstück und insgesamt 1.815.000 Euro für das in drei Versteigerungsposten aufgeteilte [[Bauwagenplatz|Wagenplatz]]-Gelände festgelegt.
In der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 2007 fand eine Hausdurchsuchung in der Köpi statt. Ziel war die Schließung einer „illegalen Diskothek“. Nach einer halben Stunde wurde die Hausdurchsuchung abgebrochen, da eingetroffene Sympathisanten begannen, Widerstand zu leisten.<ref>http://de.indymedia.org/2007/01/166082.shtml</ref>

Am 5. Mai 2007 fand eine Demonstration gegen die Versteigerung der Köpi statt. Sie begann um 15 Uhr am [[Breitscheidplatz]] und endete vor der Zentrale der Commerzbank am Bülowplatz. Laut Angaben der Veranstalter nahmen über 2.000 Personen an der Demonstration teil, die Polizei sprach von 1.200 Teilnehmern.<ref>http://de.indymedia.org/2007/05/175642.shtml</ref><ref>http://www.welt.de/berlin/article853601/Demonstration_gegen_Koepi-Versteigerung.html</ref><ref>http://www.jungewelt.de/2007/05-07/045.php</ref> Am 7. Mai 2007 wurden an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet mit Transparenten für den Erhalt der Köpi demonstriert. Gegen die damit einhergehenden [[Hausfriedensbruch|Hausfriedensbrüche]] ging die Berliner Polizei noch am gleichen Tag vor<ref>http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/77408/index.html</ref>. Am Vormittag des 7. Mai baute die Polizei an Straßen in der Nähe des Amtsgerichts Absperrungen auf und führte Kontrollen durch, die angekündigte Kundgebung um 18:00 Uhr konnte jedoch ungehindert stattfinden.

Am 8. Mai 2007 gegen 9 Uhr wurde die Köpenicker Straße 137 für das [[Geringstes Gebot|geringste Gebot]] von rund 835.000 Euro <!-- an die ''VKB GmbH & Co. KG'' vertreten durch Herrn Fichter --> verkauft. Die Versteigerung wurde neben dem weiträumig abgesperrten Amtsgericht von rund 300 Demonstranten begleitet.<ref>http://www.welt.de/berlin/article858583/Koepi_fuer_834.000_Euro_zwangsversteigert.html</ref>

Am 16. Juni 2007 gab es erneut eine Demonstration mit Bezug zur Köpi. Bis ca. 15 Uhr versammelten sich rund 2.000 Teilnehmer auf dem Adenauerplatz, um über den Kurfürstendamm zur Berliner Zentrale der Commerzbank zu ziehen. Die Polizei verbot die Route über den Kurfürstendamm und führte die Demonstration über eine alternative, von Wasserwerfern und Räumpanzern bewachte, Route.

Die Demonstration blieb trotz oder wegen des massiven Polizeiaufgebots friedlich und es wurden mehrere Zwischenstopps mit Redebeiträgen veranstaltet.
Während der Auflösung vor der Commerzbank Zentrale kam es dann doch zu Konflikten mit der Polizei und es kam zu elf Festnahmen.

Am 8. Dezember 2007 wurde das Thema "Köpi" in einer Demonstration "Für autonome Freiräume und selbstbestimmtes Leben" erneut aufgegriffen. Etwa 2000 Demonstranten beteiligten sich, von denen schließlich 49 von der Polizei festgenommen wurden. In der Nacht kam es zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Neun Autos wurden in Brand gesetzt, mehrere Partys wurden von der Polizei gestürmt. Die Berliner Polizei spricht auch von mehreren spontanen Hausbesetzungen durch Mitglieder der autonomen Szene.

== Quellen ==
<references />

== Weblinks ==
* {{Commons|Köpi}}
* {{Wikinews|Alternatives Kulturzentrum Köpi wird zwangsversteigert|Artikel zur Zwangsversteigerung}}
* [http://www.koepi137.net/ Webseite der Köpi]
* [http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=16694 Radiobeitrag vom 6. Mai 2007] von ''radiokampagne.de Berlin''

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[[Kategorie:Bauwerk in Berlin]]
[[Kategorie:Autonome Bewegung]]
[[Kategorie:Kultur (Berlin)]]

[[sr:Kepi]]

Version vom 31. Dezember 2007, 18:12 Uhr

Köpenicker Straße 137
Hofeinfahrt der Köpi

Die Köpi (oft auch in der Schreibung Køpi) ist ein 1990 besetztes und 1991 legalisiertes Haus in der Köpenicker Straße 137 in Berlin-Mitte, heute als autonomes Wohnprojekt und Kulturzentrum bezeichnet. Nachdem es in Eigenarbeit renoviert und umgebaut wurde, bietet es Wohn- und Lebensraum für zirka 60 Personen, sowie diverse Veranstaltungsräume. Hof und Garten werden als Wagenplatz genutzt.

Allgemein

Das heute noch bestehende Gebäude ist ein fünfgeschossiges, ehemaliges Hinterhaus mit Resten von zwei Seitenflügeln. Die Grundstücksfläche des Hauses beträgt 1.904 m².[1] Das Gebäude ist nicht denkmalgeschützt, somit kann es abgerissen werden. Da das Gebiet vom Stadtplanungsamt Mitte als „Mischgebiet“ ausgewiesen ist, sind bis zu 50 Prozent gewerbliche Nutzung möglich.[2]

Auf dem Gebäude war die Aufschrift „Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten“ in metergroßer Schrift auf Höhe der obersten Etage angebracht. Aufgrund eines benachbarten Neubaus ist die Wand verdeckt und die Aufschrift nicht mehr zu lesen.

Auf den Grundstücken Köpenicker Straße 133 bis 136 befinden sich Wagenplätze, unter anderem der Köpiwagenplatz.

Das Köpi ist international ähnlich bekannt wie das im März 2007 abgerissene Ungdomshuset.[3]

In der Köpi wohnen zirka 60, nach anderen Angaben 90 Personen.[4] Laut Polizeiangaben sind lediglich 29 Bewohner gemeldet.[5]

Geschichte

Bis zur Wiedervereinigung

1905 wurde das Gebäude der Köpenicker Straße 137 als typisches Haus der Gründerzeit von einem jüdischen Bauherrn errichtet. 1934 wechselt das Haus den Eigentümer, vermutlich in Zusammenhang mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die ehemaligen Besitzer emigrieren oder werden in der Shoa ermordet. In der DDR ist das Gebäude Volkseigentum, nach der Wende wird das Grundstück dem ehemaligen Eigentümer rückübereignet.

Besetzung und Legalisierung

Die Wende in der DDR eröffnete viele Freiräume auf Grund des passiven Verhaltens der Ost-Berliner Volkspolizei. Kurze Zeit nach der Maueröffnung wurde eine Vielzahl der leerstehenden Häuser in Ost-Berlin besetzt. Ende November 1989 entschlossen sich auch einige West-Berliner/-innen ein Haus im Ost-Teil der Stadt zu besetzen. Obwohl es zu einigen Spannungen zwischen der West- und Ost-Berliner autonomen Bewegung kam, schafften sie es, Anschluss zu finden und schlossen sich mit einer Gruppe zusammen, die kurz zuvor ein Haus in der Kreutziger Straße besetzt hatte. Am 23. Februar 1990 besetzten sie schließlich das Haus in der Köpenicker Straße 137, welches kurz zuvor entmietet wurde und abgerissen werden sollte. Weder Kommunale Wohnungsverwaltung (KWV) als Verwalter des Hauses, noch die Ost-Berliner Polizei ging gegen die Besetzung vor. Allerdings kristallisierte sich der Ost-West-Konflikt innerhalb der autonomen Bewegung an der Köpi, da sie das erste hauptsächlich von West-Berlinern bewohnte, besetzte Haus in Ost-Berlin war. Bis zur endgültigen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde eine Vielzahl von Häusern in Ost-Berlin - auch durch West-Berliner - besetzt.

Nach der endgültigen Vereinigung kam es zu den ersten Räumungen in Ost-Berlin. Als Reaktion auf die heftigen Straßenschlachten bei der Räumung der Mainzer Straße rief der Bezirk Mitte einen runden Tisch ein, der eine Legalisierung der Besetzungen erreichen sollte. Im Sommer 1991 wurde auch die Köpi durch den Abschluss eines Vorvertrages zwischen Bewohner/-innen beziehungsweise Nutzer/-innen und der Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte mbH (WBM), als Nachfolger der KMV, legalisiert. Dieser umfasste alle gemeinschaftlich bzw. gewerblich genutzten Räume der Köpenicker Straße 137 und beinhaltete die bauliche Selbsthilfe und Einzelmietverträge.

Am 1. Mai 1993 übernahm schließlich die Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) im Auftrag der WBM die Verwaltung der Köpenicker Straße 137. Die Einzelmietverträge wurden mit der GSE abgeschlossen.

Die Rückübertragung

1995 wurde das Gebäude an Volquard Petersen rückübertragen. Ab dem 1. Oktober 1995 übernahm die Petersen und Partner KG die Verwaltung im Auftrag des neuen Besitzers. Ein Jahr darauf wurde der Köpi fristlos gekündigt und sie wurden aufgefordert das Haus innerhalb einer Woche zu verlassen. Nachdem die Bewohner/-innen auch auf eine zweite Kündigung zum November 1996 nicht reagierten, reichte die Petersen und Partner KG im Dezember 1996 Räumungsklage beim Amtsgericht Tempelhof ein. Dieses erklärte sich allerdings zunächst für nicht zuständig und schließlich wurde die Klage abgewiesen.

Der Grund für die fristlose Kündigung waren die Baupläne der Petersen und Partner KG: Sie wollten auf dem jetzigen Garten ein Bürogebäude mit Tiefgarage errichten und das von der Köpi genutzte Hinterhaus modernisieren und als luxuriösen Gewerbe-, Büro- und Wohnkomplex umbauen. Obwohl die Baugenehmigungen vom Bezirk bereits vorlagen, kam es zu keiner Umsetzung, da Petersen Konkurs anmelden musste.

Zwangsversteigerung

Schwarzer Kanal

Eine Zwangsverwaltung des Objektes im April 1998 scheiterte. Diverse Banken sind Gläubigerinnen der Petersen und Partner KG. Auf Antrag der beteiligten Banken sollte die Köpenicker Straße 137 und die umliegenden Gelände am 16. Februar 1999 zwangsversteigert werden. Bei der Versteigerung im Amtsgericht Mitte fand sich jedoch kein Interessent.[6] Eine weitere Versteigerung am 2. November 1999 wurde wegen Mangel an Interessenten abgesagt.[7]

Im Jahr 2006 hat die Commerzbank einen erneuten Antrag auf Zwangsversteigerung beim Amtsgericht Berlin gestellt. Entgegen den Empfehlungen der Berliner Polizei wurde der Termin für die Zwangsversteigerung auf den 8. Mai 2007 gelegt.

Um diese Zustände zu vermeiden, wurde die Versteigerung weder in Zeitungen noch im Internet bekannt gemacht, lediglich im Amtsblatt wurde sie angekündigt.[8] Selbst auf der Internetseite des Amtsgerichts fehlt ein Hinweis auf die Versteigerung, ein kommerzieller Anbieter behauptet sogar fälschlich auf seiner Seite: „Dieses Objekt steht nicht mehr zur Versteigerung. Der Termin wurde aufgehoben.“[9] Trotzdem berichten die Morgenpost[5] am 24. April 2007, der Tagesspiegel[8] und das Neues Deutschland[10] am 4. Mai 2007 von der anstehenden Versteigerung.

Das Grundstück gilt dank seiner Lage an der Spree in der Nähe des Ostbahnhofs als äußerst attraktiv. Als Umlaufwert wurden 1.670.000 Euro für das Hauptgrundstück und insgesamt 1.815.000 Euro für das in drei Versteigerungsposten aufgeteilte Wagenplatz-Gelände festgelegt. In der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 2007 fand eine Hausdurchsuchung in der Köpi statt. Ziel war die Schließung einer „illegalen Diskothek“. Nach einer halben Stunde wurde die Hausdurchsuchung abgebrochen, da eingetroffene Sympathisanten begannen, Widerstand zu leisten.[11]

Am 5. Mai 2007 fand eine Demonstration gegen die Versteigerung der Köpi statt. Sie begann um 15 Uhr am Breitscheidplatz und endete vor der Zentrale der Commerzbank am Bülowplatz. Laut Angaben der Veranstalter nahmen über 2.000 Personen an der Demonstration teil, die Polizei sprach von 1.200 Teilnehmern.[12][13][14] Am 7. Mai 2007 wurden an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet mit Transparenten für den Erhalt der Köpi demonstriert. Gegen die damit einhergehenden Hausfriedensbrüche ging die Berliner Polizei noch am gleichen Tag vor[15]. Am Vormittag des 7. Mai baute die Polizei an Straßen in der Nähe des Amtsgerichts Absperrungen auf und führte Kontrollen durch, die angekündigte Kundgebung um 18:00 Uhr konnte jedoch ungehindert stattfinden.

Am 8. Mai 2007 gegen 9 Uhr wurde die Köpenicker Straße 137 für das geringste Gebot von rund 835.000 Euro verkauft. Die Versteigerung wurde neben dem weiträumig abgesperrten Amtsgericht von rund 300 Demonstranten begleitet.[16]

Am 16. Juni 2007 gab es erneut eine Demonstration mit Bezug zur Köpi. Bis ca. 15 Uhr versammelten sich rund 2.000 Teilnehmer auf dem Adenauerplatz, um über den Kurfürstendamm zur Berliner Zentrale der Commerzbank zu ziehen. Die Polizei verbot die Route über den Kurfürstendamm und führte die Demonstration über eine alternative, von Wasserwerfern und Räumpanzern bewachte, Route.

Die Demonstration blieb trotz oder wegen des massiven Polizeiaufgebots friedlich und es wurden mehrere Zwischenstopps mit Redebeiträgen veranstaltet. Während der Auflösung vor der Commerzbank Zentrale kam es dann doch zu Konflikten mit der Polizei und es kam zu elf Festnahmen.

Am 8. Dezember 2007 wurde das Thema "Köpi" in einer Demonstration "Für autonome Freiräume und selbstbestimmtes Leben" erneut aufgegriffen. Etwa 2000 Demonstranten beteiligten sich, von denen schließlich 49 von der Polizei festgenommen wurden. In der Nacht kam es zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Neun Autos wurden in Brand gesetzt, mehrere Partys wurden von der Polizei gestürmt. Die Berliner Polizei spricht auch von mehreren spontanen Hausbesetzungen durch Mitglieder der autonomen Szene.

Quellen

  1. http://www.zwangsversteigerung.de/detail/Q17138
  2. http://www.scheinschlag.de/archiv/1999/01_1999/texte/news04.html
  3. http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/koepi-versteigerung-raeumung-demo/101655.asp
  4. http://www.jungewelt.de/2007/05-05/030.php
  5. a b http://www.morgenpost.de/content/2007/04/24/bezirke/896152.html
  6. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/1999/0217/lokales/0200/index.html
  7. http://www.scheinschlag.de/archiv/1999/11_1999/texte/news1.html
  8. a b http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/04.05.2007/3241214.asp
  9. http://www.zv-information.de/php/oa_detail.php?herk=starts&ID=3108
  10. http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=109168&IDC=5
  11. http://de.indymedia.org/2007/01/166082.shtml
  12. http://de.indymedia.org/2007/05/175642.shtml
  13. http://www.welt.de/berlin/article853601/Demonstration_gegen_Koepi-Versteigerung.html
  14. http://www.jungewelt.de/2007/05-07/045.php
  15. http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/77408/index.html
  16. http://www.welt.de/berlin/article858583/Koepi_fuer_834.000_Euro_zwangsversteigert.html

Weblinks

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