„Wortfuge“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Versuchte Abschaffung: quelle jean paul
Zeile 37: Zeile 37:
In letzter Zeit ist im formalen Sprachgebrauch die Tendenz zur Weglassung eines Fugen-S zu beobachten, etwa im Steuerrecht (''Vermögensteuer'' statt ''Vermögenssteuer''), Recht (''Schadenersatz'' statt ''Schadensersatz'') und bei der Bundeswehr (''Essenmarke'' statt ''Essensmarke'', aber nicht ''Bundwehr'' statt ''Bundeswehr'').
In letzter Zeit ist im formalen Sprachgebrauch die Tendenz zur Weglassung eines Fugen-S zu beobachten, etwa im Steuerrecht (''Vermögensteuer'' statt ''Vermögenssteuer''), Recht (''Schadenersatz'' statt ''Schadensersatz'') und bei der Bundeswehr (''Essenmarke'' statt ''Essensmarke'', aber nicht ''Bundwehr'' statt ''Bundeswehr'').


Zu Beginn des 19. Jahrhunderts regte der Schriftsteller [[Jean Paul]] an, das Fugen-s solle abgeschafft werden, denn er hielt den s-Laut für unschön und erachtete das Fugen-s für unregelmässig und unnötig. Also liess er in den späteren Ausgaben seiner Werke alle Fugen-s eliminieren. Sein Vorhaben stiess auf massiven Widerstand der [[Brüder Grimm]], die das Fugen-s als einen historisch gewachsenen Bestandteil der deutschen Sprache verteidigten.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts regte der Schriftsteller [[Jean Paul]] an, das Fugen-s solle abgeschafft werden,<ref>Jean Paul: [http://gutenberg.spiegel.de/jeanpaul/doppelw/ Über die deutschen Doppelwörter]</ref> denn er hielt den s-Laut für unschön und erachtete das Fugen-s für unregelmässig und unnötig. Also liess er in den späteren Ausgaben seiner Werke alle Fugen-s eliminieren. Sein Vorhaben stiess auf massiven Widerstand der [[Brüder Grimm]], die das Fugen-s als einen historisch gewachsenen Bestandteil der deutschen Sprache verteidigten.

==Quellen==
<references/>


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 15. Januar 2008, 12:40 Uhr

Unter einer Wortfuge — häufig auch einfach nur „Fuge“ genannt, wenn keine Verwechslungsgefahr besteht — versteht man die Stelle, an der in zusammengesetzten Wörtern (Komposita) die einzelnen Bestandteile aneinandergrenzen. In manchen Fällen steht an diesen Stellen ein Fugenelement, zum Beispiel in dem fiktiven Wort Hundekantinenwirtsleute gleich dreimal. Manche Linguisten betrachten diese Fugenelemente als rein lautliche Erscheinung, die der Ausspracheerleichterung dient (Fugenlaut), andere fassen sie als Morpheme und damit als Wortbestandteile mit Bedeutung auf, da sie in manchen Fällen Wörter der Form und der Bedeutung nach unterscheiden (Fugenmorphem): z.B. Land-es-polizei - Länd-er-polizei. Ihre Verwendung folgt im Deutschen (teilweise regionalsprachlichen) Regeln, die bisher nur unvollständig erforscht sind. Sie sind lexikalisch und phonologisch/phonemisch betrachtet Bestandteil des vor der Fuge stehenden Worts oder Wortteils, jedoch nicht als Suffixe zu sehen.

Bei der Komposition sind die Wortbildungsregeln der deutschen Grammatik zu beachten.

In der Schreibung spielen Wortfugen eine wesentliche Rolle, da sie immer auch Fugen für die Silbentrennung darstellen, sowie für die Wortspaltung oder Wortteilabtrennung. So kann man zum Beispiel von Samt- und Seidenstoffen sprechen, keinesfalls aber Arbeitgeber, -samt und -sverwaltung schreiben.

In ähnlicher Weise sind Wortfugen für das Sprechen von Bedeutung. In nahezu allen Fällen erfordern sie vom Sprecher eine minimale Sprechpause oder Rücknahme der Betonung. In keinem Fall dürfen fugenübergreifend Phoneme gebildet werden, weil sonst im ungünstigsten Fall ganz falsche Worte verstanden würden, im günstigsten Fall die Aussprache immer noch sinnentstellend und damit falsch wäre. Ein Beispiel für Sinnentstellung ist Reinkarnation — richtig gesprochen Re_Inkarnation — falsch wäre es, einen Bezug zum Wortstamm Rein-, wie in Reinheit, zu suggerieren. Ein anderes Beispiel für mögliche Sinnentstellung ist das unter Juristen beliebte Sprachspiel mit dem Wort Erblasser (für einen Verstorbenen), das auf der ersten und der zweiten Silbe betont je einen unterschiedlichen und doch zwei einander scheinbar nahe Begriffe bezeichnet. Als Beispiel für eine mögliche Wortverwechslung beim Lesen kann eine Wachstube dienen; dieser Ausdruck ist im heutigen Schriftdeutsch nur noch aus dem Sinnzusammenhang richtig als entweder eine Wach_stube (ein Zimmer) oder eine Wachs_tube (ein Gefäß) zu erkennen, seit dem das ſ fortgefallen ist und überall nur noch das s geschrieben wird. Eine ganze Reihe Eigennamen und geographischer Bezeichnungen werden von den der korrekten Wortfuge Unkundigen gern falsch ausgesprochen, etwa Künzelsau (von Aue), Neckarsulm (am Zusammenfluss von Neckar und Sulm gelegen), Weilerswist (Die Swist fließt hier in die Erft) und viele mehr.

Je nach Situation muss eine Ligatur verwendet werden oder nicht

In der (deutschsprachigen) Typografie ist zu beachten, dass Ligaturen in Wortfugen nicht verwendet werden. Während also 'Kaffee' mit einer ff-Ligatur gesetzt wird, stehen die f in 'auffällig' separat.


Versuchte Abschaffung

In letzter Zeit ist im formalen Sprachgebrauch die Tendenz zur Weglassung eines Fugen-S zu beobachten, etwa im Steuerrecht (Vermögensteuer statt Vermögenssteuer), Recht (Schadenersatz statt Schadensersatz) und bei der Bundeswehr (Essenmarke statt Essensmarke, aber nicht Bundwehr statt Bundeswehr).

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts regte der Schriftsteller Jean Paul an, das Fugen-s solle abgeschafft werden,[1] denn er hielt den s-Laut für unschön und erachtete das Fugen-s für unregelmässig und unnötig. Also liess er in den späteren Ausgaben seiner Werke alle Fugen-s eliminieren. Sein Vorhaben stiess auf massiven Widerstand der Brüder Grimm, die das Fugen-s als einen historisch gewachsenen Bestandteil der deutschen Sprache verteidigten.

Quellen

  1. Jean Paul: Über die deutschen Doppelwörter

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Fuge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Fugenelement – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Fugenlaut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Fugenmorphem – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Kompositionsfuge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wortfuge – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen