„Priestermangel“ – Versionsunterschied

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Liberale Katholiken wie [[Hans Küng]] sehen im Reformstau, den sie in der römisch-katholischen Kirche diagnostizieren, eine Ursache, welche die Motivation zum Priesteramt bremse und dadurch zum Priestermangel führe. Die Frage des Zölibats, der [[Frauenordination]] und des gemeinsamen [[Abendmahl]]s werden als Felder genannt, in denen Reformen nötig seien, aber durch Rom blockiert würden.<ref>[http://www.apd.info/index.cgi?j=2004&m=06&r=5&a=0 Kommentar zu einem Streitgespräch zwischen Karl Kardinal Lehmann und Hans Küng]</ref>
Liberale Katholiken wie [[Hans Küng]] sehen im Reformstau, den sie in der römisch-katholischen Kirche diagnostizieren, eine Ursache, welche die Motivation zum Priesteramt bremse und dadurch zum Priestermangel führe. Die Frage des Zölibats, der [[Frauenordination]] und des gemeinsamen [[Abendmahl]]s werden als Felder genannt, in denen Reformen nötig seien, aber durch Rom blockiert würden.<ref>[http://www.apd.info/index.cgi?j=2004&m=06&r=5&a=0 Kommentar zu einem Streitgespräch zwischen Karl Kardinal Lehmann und Hans Küng]</ref>


=== Homosexuelle Priester ===

Innerhalb der katholischen Kirche finden sich in der Vergangenheit bis in die Gegenwart viele katholische Priester, deren [[sexuelle Orientierung]] [[Homosexualität|homosexuell]] ist. <ref>[http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,193261,00.html Spiegel:Der Vatikan - ein frauenloses Terrarium mit vielen Homosexuellen"] </ref> Aufgrund der gesellschaftlichen [[Liberalisierung]] in westlichen Industriestaaten bezüglich des Themas [[Homosexualität]] (siehe beispielsweise [[Eingetragene Partnerschaft]]), nimmt die Attraktivität des zölibatären Priesteramts für homosexuelle Männer ab: homosexuelle, studierte Männer wählen zunehmend in den letzten Jahren einen anderen Lebensweg, da ein "Versteckspiel" nicht mehr notwendig erscheint.


== Auswirkungen ==
== Auswirkungen ==

Version vom 17. Januar 2008, 03:28 Uhr

Als Priestermangel wird die Situation einer für die geistlichen und seelsorgerlichen Bedürfnissen eines bestimmten Bereichs nicht ausreichenden Anzahl von Priestern in der römisch-katholischen Kirche bezeichnet.[1][2]

Absolut sinkt die Priesterzahl in der römisch-katholischen Kirche. 2001 gab es nach Angaben der Kongregation für den Klerus weltweit 405.067 Priester und Ordensgeistliche in der katholischen Kirche, 1978 waren es noch 416.329 Priester. Gleichzeitig stieg die Zahl der ständigen Diakone von 5.562 auf 29.204.[3] In Deutschland sank im gleichen Zeitraum die Zahl der Priester von 24.659 auf 19.263, in Österreich von 6.238 auf 4.478 und in der Schweiz von 4.492 auf 3.091.[4]

Eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Pastoralversorgung ist die Anzahl der von einem Priester betreuten Gemeindemitglieder. Weltweit stieg die Zahl der Katholiken pro Priester im Zeitraum 1969 bis 2001 von 1.428 auf 2.619, in Deutschland von 992 auf 1.422, in Österreich von 980 (1961) auf 1.343 und in der Schweiz von 519 (1961) auf 1.017. Die Zahl der Gemeindemitglieder pro Priester schwankt stark zwischen den einzelnen Ländern, die Spanne reichte 2001 von 160.000 Katholiken pro Priester in Saudi-Arabien zu 886 im Vereinigtem Königreich.[5]

Papst Benedikt XVI. hat den Zustand des Priestermangels in einer Rede am 11. September 2006 bedauert.[6]

Ursachen

Die Ursachen für den Priestermangel in der römisch-katholischen Kirche variieren nach den Umständen der betroffenen Gebiete und über Lösungswege wird innerhalb der Kirche diskutiert.[7][8]

Säkularisierung

Die zunehmende Säkularisierung in westlichen Industriestaaten führt zu einer geringeren Zahl an bekennenden Gläubigen. Sofern die Zahl derer, die sich für das Priestertum entscheiden, noch schneller abnimmt, als die geistigen Bedürfnisse der Laien, entsteht somit ein Priestermangel.[9]

Der Jesuitenpater und Soziologe Jan Kerkhof nennt als wichtige Ursache die geringe Kinderzahl in römisch-katholischen Familien, die Eltern davon abhält, einen ihrer Söhne in einer Entscheidung für den Priesterberuf zu bestärken.[10]

Zölibat

Zum anderen führe das zölibatäre, ehelose Leben, zu einer geringeren Zahl der katholischen Priesterberufungen; dies ist vor allem in Afrika der Fall. Eine gesellschaftliche Ablehnung der Ehelosigkeit führt zwangsläufig zu einer geringeren Zahl, da die Akzeptanz des zölibatären Lebens abnimmt.[11] In den Jahren 2000 bis 2004 haben nach Angaben einer Jesuitenzeitschrift 5.380 Priester ihr Amt wegen einer Partnerschaft niedergelegt. Diese Zahl, die keinen Anspruch an Genauigkeit erhebt, ist deutlich weniger als ein Prozent aller Priester. Von 69.000 Priestern, die in den letzten 40 Jahren geheiratet haben, haben 11.200 den Schritt später bereut und sind nach einer Trennung oder nach dem Tod des Partners wieder Priester geworden.[12]

Reformstau

Liberale Katholiken wie Hans Küng sehen im Reformstau, den sie in der römisch-katholischen Kirche diagnostizieren, eine Ursache, welche die Motivation zum Priesteramt bremse und dadurch zum Priestermangel führe. Die Frage des Zölibats, der Frauenordination und des gemeinsamen Abendmahls werden als Felder genannt, in denen Reformen nötig seien, aber durch Rom blockiert würden.[13]

Homosexuelle Priester

Innerhalb der katholischen Kirche finden sich in der Vergangenheit bis in die Gegenwart viele katholische Priester, deren sexuelle Orientierung homosexuell ist. [14] Aufgrund der gesellschaftlichen Liberalisierung in westlichen Industriestaaten bezüglich des Themas Homosexualität (siehe beispielsweise Eingetragene Partnerschaft), nimmt die Attraktivität des zölibatären Priesteramts für homosexuelle Männer ab: homosexuelle, studierte Männer wählen zunehmend in den letzten Jahren einen anderen Lebensweg, da ein "Versteckspiel" nicht mehr notwendig erscheint.

Auswirkungen

Der Priestermangel führt in westlichen Industriestaaten zu einer sakramentalen und seelsorglichen Unterversorgung der Gläubigen in einem bestimmten Gebiet. Die Strecken, welche zum Besuch einer Heiligen Messe oder Taufe zurückgelegt werden müssen, werden insbesondere in ländlichen Regionen immer länger, da die geringe Anzahl der Priester verständlicherweise auch die Anzahl der Gottesdienste verringert. Umgekehrt bedeutet dies für die Priester, dass die Wegstrecken für sie immer länger werden und sie damit auch weniger Zeit für die einzelnen Gläubigen haben, da sie sich nun um eine größere Zahl von ihnen kümmern müssen.

In Deutschland und vielen anderen westeuropäischen Ländern hat die Anzahl der Priester in den vergangenen beiden Jahrzehnten massiv abgenommen. So entstehen mittlerweile aufgrund des Priestermangels in den deutschen Bistümern Seelsorgeeinheiten. Zudem werden verstärkt polnische Priester sowie Priester aus Drittweltstaaten in Deutschland eingestellt.

In Drittweltstaaten, insbesondere in Lateinamerika, hingegen wird die Missionierung aufgrund des Priestermangels geschwächt. Schon Mitte der 80er Jahre hatten die protestantischen Seelsorger, insbesondere Pfingstler in Brasilien, die katholischen Priester zahlenmäßig überholt; gegenwärtig haben Protestanten doppelt so viele Seelsorger in Brasilien. [9]

Gegenläufige Entwicklungen

Entgegen dem allgemeinen Trend zu immer weniger Priestern gibt es im deutschen Sprachraum noch immer Pfarrgemeinden mit starkem Priesternachwuchs. Der Politikwissenschaftler Andreas Maislinger hat im ganzen deutschen Sprachraum etwa 60 solcher Gemeinden gefunden und zu diesem Thema zum 2. Georg Rendl Symposion 2004 nach St. Georgen bei Salzburg eingeladen.[15]

Lösungsvorschläge

Die Pastoraltheologen Paul Zulehner und Bischof Fritz Lobinger beschreiben drei üblicherweise vorgeschlagene Lösungswege zur Verringerung des Priestermangels. Als „traditionellen“ Lösungsvorschlag bezeichnen sie die Aufforderung zu verstärktem Gebet um geistliche Berufungen, die Intensivierung von Berufungspastoral und Werbung für kirchliche Berufe und die Entsendung von Priestern aus gut versorgten Gebieten in Mangelgebiete. In „pragmatischen“ Lösungsmodellen übernehmen Laien und Diakone Aufgaben der Priester; unterstützend wird die Größe der Seelsorgeeinheiten an die Zahl der Priester angepasst. „Reformistische“ Ansätze schlagen die Vergrößerung der für den Priesterberuf verfügbaren Personengruppe durch veränderte Rahmenbedingungen vor; übliche Empfehlung dazu sind die Veränderung der Priesterausbildung, die Zulassung der Priesterweihe von Frauen und die Aufhebung der Zölibatsverpflichtung für Kleriker. Zulehner und Lobinger ergänzen diese drei Lösungswege durch einen vierten Weg, indem sie neben den zölibatär lebenden, akademisch gebildeten „Pauluspriester“ mit missionarisch-seelsorgerlichem Auftrag den „Korinthpriester“ stellen, dessen Aufgaben vor allem in der Gemeindeleitung liegen und der verheiratet sein darf.[7]

Reformorientierte Zusammenschlüsse innerhalb der römisch-katholischen Kirche wie die Synode der Luzerner Kantonalkirche[16], kirchliche Laieninitiativen wie die Initiative Kirche von unten[17] das Kirchenvolksbegehren von 1995 [18], kirchenkritische Journalisten[19] und Politiker wie Doris Leuthard[20] schlagen vor allem zwei Lösungswege zur Behebung des Priestermangels vor: die Aufhebung des Zölibats und die Weihe von Frauen zu Priesterinnen.

Weltweit betrachtet gibt es keinen Priestermangel. Es gibt nur regionale Schwankungen in der Anzahl der Berufungen. Vor etwa hundert Jahren hatte Afrika noch keinen einzigen eigenen Priester. Dort hat sich die Situation in den letzten Jahrzehnten vollkommen umgekehrt. In Nigeria zum Beispiel gibt es so viele Priester, dass die dortigen Bischöfe beschlossen haben, diesen Reichtum mit anderen afrikanischen Ländern zu teilen. Priester werden unter anderem nach Südafrika und in den Tschad entsandt, um die dortige Kirche zu unterstützen. Weiter ist sogar eine eigene Missionsgesellschaft gegründet worden, deren Mitglieder in den USA lebende schwarze Katholiken seelsorglich betreuen.[21]

Quellen

  1. WDR 5: Priestermangel und Klosterschließungen. Interview mit Dr. Joachim Wanke, 17. Februar 2005
  2. Die Tagespost: Deutschland: Einbruch bei Priesterzahlen, 3. April 2004
  3. Kongregation für den Klerus: Klerus – Gesamtzahl (frz.), aufgerufen am 13. April 2007
  4. Kongregation für den Klerus: Priester – Zahlen für die einzelnen Kontinente und Nationen (frz.), aufgerufen am 13. April 2007
  5. Kongregation für den Klerus: Priester – Zahl der Gläubigen, die ihrer Hirtensorge anvertraut sind (frz.), aufgerufen am 13. April 2007
  6. Benedikt XVI.: Predigt bei der Marianischen Vesper mit den Ordensleuten und Seminaristen Bayerns in Altötting, 11. September 2006
  7. a b Christ in der Gegenwart: Priestermangel weitergedacht, Nr. 42/2002, aufgerufen am 13. April 2007
  8. Leo Auf der Maur: Seelsorgenotstand in der Schweiz – Viri probati und "Priestermangel": ein zukunfsweisendes Denkmodel, 30. August 2005
  9. a b Philip Jenkins: Demographische Entwicklung der Christen weltweit: Auswirkungen auf die neue Evangelisierung (Vortrag beim Missionskongress 2006), 2. Mai 2006
  10. Baby Johannessen: In Europa nimmt der Priestermangel zu, St. Olav, katholische Zeitschrift für Religion und Kultur, Nr. 1-2/1998. "Früher hatten die meisten katholischen Familien viele Kinder und immer jemanden, den sie für eine Berufung "entbehren" konnten. Der Priesterberuf wurde auch als ein Lebensweg für viele junge Männer angesehen. Katholische Eheleute ... haben seit langem nur ein oder zwei Kinder. Da braucht es viel, um für eine Berufung Raum zu schaffen."
  11. DPA: Vatikanspitze berät über Zölibat und "Fall Milingo", 16. November 2006
  12. NZZ: 69.000 katholische Priester haben geheiratet, 20. April 2007
  13. Kommentar zu einem Streitgespräch zwischen Karl Kardinal Lehmann und Hans Küng
  14. Spiegel:Der Vatikan - ein frauenloses Terrarium mit vielen Homosexuellen"
  15. 2. Georg Rendl Symposion "Priester-Mistbeete" - Priesterberufungen im deutschen Sprachraum, Oktober 2004
  16. kirche heute: Für Frauenordination und Aufhebung des Zölibates, 11. Januar 2004
  17. IKVU: Weltfrauentag
  18. Spiegel:Der Vatikan - ein frauenloses Terrarium mit vielen Homosexuellen"
  19. Bettina Gabbe: Eine lange Liste dringender Aufgaben, Wiesbadener Kurier, 5. April 2005
  20. 20min: Interview mit schweizerischen Bundesrätin Leuthard, 8. April 2007
  21. Kath.net: Afrika möchte Not an Priestern in Europa lindern 28. April 2007

Weblinks