„Gelegenheitsprostitution“ – Versionsunterschied

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Beruf wäre Prostituierte/r und was hat bitte mit Feminismus zu tun?!?
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==Literatur==
==Literatur==
* ''[[Martin Mosebach]]: Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind''. Erweiterte Neuausgabe. Hanser, München 2007. ISBN 978-3-446-20869-8
* ''[[Martin Mosebach]]: Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind''. Erweiterte Neuausgabe. Hanser, München 2007. ISBN 978-3-446-20869-8
* [http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,531622,00.html Birger Menke: ''Studentenjob Hure - Auf der Uni dank Liebeslohn'', SPON, 29. Januar 2008]



[[Kategorie:Prostitution|!]]
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Version vom 8. Februar 2008, 23:54 Uhr

Berliner Prostiuierte, 2001

Unter Gelegenheitsprostitution wird die nicht gewerbsmäßige, sondern die nebenerwerbliche bzw. spontan aus bestimmten Situationen entstehende weibliche oder männliche Prostitution verstanden.

Die Anbahnung von Gelegenheitsprostitution findet häufig abends oder nachts beim oder nach Besuch von Diskotheken, Bars oder Saunen oder in deren Umgebung statt. Einige Freier gehen bewusst auf die Suche nach Menschen, die ihren sexuellen Präferenzen entsprechen und bieten diesen nicht mit den Gepflogenheiten der Szene vertrauten Menschen beträchtliche Summen für sexuelle Kontakte an. Mangelnde Erfahrung vieler Gelegenheitsprostituierten kann dabei zum Problem werden: seien es überzogene finanzielle Forderungen der Gelegenheitsprostituierten, seien es ungewöhnliche Sexualpraktiken, die der Freier im Sinn hatte, und die Gelegenheitsprostituierte überfordern oder gar schockieren.

Sogenannte Hobbyhuren (auch Hobbynutten oder Hobbyprostituierte genannt) sind Frauen, welche eigentlich anderen Berufszweigen nachgehen und sich nur nebenerwerblich prostituieren. Sie erlangen dabei ein Nebeneinkommen (Materielle Gruppe) oder leben sexuelle Phantasien aus, welche sie in einer Partnerschaft nicht ausleben können (Sexuelle Gruppe). Die nebenerwerblich Tätigen machen das Gros der in Deutschland arbeitenden Prostituierten aus. Meist verstehen sich diese Männer oder Frauen weder als Stricher noch als Callboys/-girls oder gar professionelle Prostituierte.

Ausübende Personenkreise

Materielle Gruppe

Unter diesem Personenkreis finden sich hauptsächlich Studierende, Auszubildende, aber auch Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger, welche die Prostitution (oft nur eine fest begrenzte Zeit lang) ausüben, um sich wirtschaftlich abzusichern, bis sich ihre persönliche und/oder finanzielle Situation wieder erholt bzw. stabilisiert hat. Dieser Personenkreis hat zur Prostitution selbst meistens ein neutrales bis distanziertes Verhältnis. Diese Gruppe steht in der Hierarchie unter der Ersteren, ist aber dennoch sehr beliebt, da sich die Nutzer nicht als „ausbeuterische Freier“ sehen, sondern als „Unterstützer“ und „Helfer“. Manche Frauen und Männer nutzen ihre Sexualität bewusst oder unbewusst für die eigene Vorteilsgewinnung. Ein bekanntes Beispiel ist die Sekretärin, die mit ihrem Chef ein Verhältnis hat, um dadurch eine bessere Position in der Firma und ein höheres Einkommen zu erzielen. Das Thema ist aber komplizierter.

Sich balgende Prostituierte im "Backstagebereich", Berlin 2001

Sex gegen Vorteile wird sowohl von Männern als auch von Frauen angewendet und kommt in vielen Situationen vor: In der Ehe, in der Geschäftswelt oder auch in Sportvereinen etc. Manche Menschen aus der Dritten Welt täuschen eine Liebesbeziehung vor und bieten Sex mit dem oder der Partnerin, damit sie eine Heirat in Betracht ziehen können, obwohl sie den oder die Auserwählte gar nicht wirklich lieben. Später können sie im Falle einer erfolgreichen Heirat in das Zielland übersiedeln und im besten Fall einer geregelten Arbeit nachgehen. Diese Ehen funktionieren oftmals erstaunlich gut und es kann nicht in jedem Fall von einem Betrug gesprochen werden. Dies war ebenso der Fall, wenn ein potentieller Partner (meist die Frau) in den vergangenen Jahrzehnten nicht berufstätig gewesen ist und nach einer Trennung ihre Versorgung bzw. die der Kinder gefährdet war. Viele solcher "Zweckehen" werden heute noch nicht primär aus Liebe geschlossen, sondern um einen sozialen Tauschvorgang zu institutionalisieren, ein Vermögen zu sichern oder die eigene Attraktivität auch ohne tiefe emotionale Beziehung über das Angebot sexueller Dienstleistungen für das wirtschaftliche Überleben zu nutzen. In wie weit soziale Tauschvorgänge über einen längeren Zeitraum auch mit Gegenleistung durch Wohnraum, Ausbildung oder andere Güter ohne tiefe emotionale Beziehung als Prostitution gelten können, ist auf wissenschaftlicher Basis derzeit noch nicht geklärt.

Sexuelle Gruppe

Hier finden sich zumeist partnerschaftlich und familiär gebundene Personen (Filmbeispiel: "Belle de jour" von Luis Buñuel 1967, mit Catherine Deneuve), welche die Prostitution für sich als Spielfeld für persönliche erotische Abenteuer nutzen und betreiben. Diese Gruppe steht in der Verbrauchergunst am höchsten, da der vorausgesetzte „Spaßeffekt für beide Seiten“ das schlechte Gewissen vieler Kunden und Kundinnen, diese Dienstleistung in Anspruch nehmen zu müssen, beruhigt. Der finanzielle Aspekt ist hier eher nebensächlich und wird als großmütige Spende für gemeinsamen Spaß verstanden (siehe hierzu auch Swingerclub) oder auch Cruising. Viele Prostituierte welche in diesen Bereich fallen, arbeiten nicht selten auch im Pornofilmbereich als Darsteller/-innen.

Soziale Gruppe

In dieser Gruppe sind Männer oder Frauen, die sich prostituieren, weil sie der festen Überzeugung sind, dadurch der Gemeinschaft einen großen Dienst zu erweisen. Oft sehen sie sich in einer sexuellen "Missionars-" oder "Aufklärungstätigkeit". Diese Gruppe wird oft belächelt, da es dort nicht selten von Selbstdarstellern wimmelt, welche dadurch versuchen, persönliche Defizite zu kompensieren, indem sie gegen alle Widerstände um eine gute Sache zu kämpfen versuchen. Dennoch wurde auch von einigen Personen aus dieser Gruppe etwas erreicht, wie z.B. durch Felicitas Weigmann, die erstmals gerichtlich durchsetzen konnte, dass Prostitution nicht mehr als sittenwidrig gilt, oder Stephanie Klee, die die gerichtliche Einklagbarkeit von Prostitutionslohn zu Wege brachte.

Pathologische Gruppe

Dieser Personenkreis gilt als äußerst problematisch und ist in der „Szene“ auch nicht gerne gesehen, weil die Angehörigen dieser Gruppe meistens eine massive Vorschädigung (Missbrauch, Vergewaltigung o. ä.) in den Berufsstand mitbringen, den sie durch die Ausübung des Berufes irgendwie zu verarbeiten bzw. zu kompensieren versuchen. Oftmals sind sie gar nicht in der Lage, eine normale Beziehung zu führen, haben weder Schulabschluss, noch Ausbildung und sind massiv gefährdet, in die Zwangsprostitution abzurutschen, weil sie weder die emotionale noch die soziale Stabilität besitzen, die für diesen Beruf erforderlich ist.


Literatur