„Nanothermit“ – Versionsunterschied

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Eine Thermitreaktion emittiert gefährliches ultraviolettes Licht (UV-Licht), weswegen die Reaktion nicht direkt mit dem ungeschützten Auge betrachtet werden darf.
Eine Thermitreaktion emittiert gefährliches ultraviolettes Licht (UV-Licht), weswegen die Reaktion nicht direkt mit dem ungeschützten Auge betrachtet werden darf.


== Angebliche Verwendung am 11. September 2001 und Zweifel an der Existenz von Nanothermit ==
== Zweifel ==

Mark Loizeaux, Präsident von ''Controlled Demolition, Inc.'', zweifelte in einem BBC-Interview die Existenz von Nanothermit an und bezeichnete es als ''nichtexistente Technologie aus einem Phantasiereich''.<ref>[http://history.zdf.de/ZDFde/inhalt/28/0,1872,7377372,00.html?dr=1 Mike Rudin, Christoph Röckerath: ''Das Geheimnis des dritten Turmes'', ZDF-History, 7. September 2008] @ 34:10</ref>
→ ''Hauptartikel: [[Verschwörungstheorien zum 11. September 2001]]''

Der Phyiker [[Steven Jones]] untersuchte – zusammen mit anderen Wissenschaftlern – Proben des Staubs des [[Terroranschläge vom 11. September 2001|am 11. September 2001 zerstörten World Trade Centers]]. Diese Untersuchungen mündeten in der Veröffentlichung einer Publikation<ref>[http://www.bentham.org/open/tocpj/ Niels H. Harrit et al.: ''Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe'' (April 2009, pdf)] (9,9&nbsp;MB)</ref>, in welcher die Autoren die Behauptung aufstellen, dass sie im Staub des World Trade Centers Rückstände von unreagiertem Nanothermit gefunden haben. Bereits während der Entstehung der Arbeit nahm sich die BBC den Thesen Steven Jones' an und produzierte eine Dokumentation, in deren Verlauf Mark Loizeaux (Präsident von ''Controlled Demolition, Inc.'') während eines Interviews die Thesen von Steven Jones zu entkräften versuchte, indem er die Existenz von Nanothermit anzweifelte und es als ''nichtexistente Technologie aus einem Phantasiereich'' bezeichnete.<ref>[http://history.zdf.de/ZDFde/inhalt/28/0,1872,7377372,00.html?dr=1 Mike Rudin, Christoph Röckerath: ''Das Geheimnis des dritten Turmes'', ZDF-History, 7. September 2008] @ 34:10</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 3. August 2009, 21:51 Uhr

Nanothermit (selten: Superthermit) ist der gebräuchliche Name für metastabile intermolekulare Gemische (engl. metastable intermolecular composites (MICs)), welche sich durch eine äußerst exotherme Reaktion nach ihrer Entzündung auszeichnen. Nanothermite enthalten – analog zu gewöhnlichem Thermit – einen Oxidator und ein Reduktionsmittel, welche auf nanoskaliger Ebene fein vermischt wurden. Nanothermite werden zu den reaktiven Materialien gezählt und auf eine mögliche Verwendung in Militär-, Sprengstoff- und Pyrotechnik, wie auch in Treib- und Explosivstoffen, hin untersucht.

Was Nanothermit von traditionellem Thermit unterscheidet, ist die Partikelgröße von Oxidator und Reduktionsmittel (normalerweise Eisenoxid und Aluminium): Sie liegen nicht bloß als feines Pulver, sondern in Form von Nanopartikeln vor, wodurch sich neue Verbrennungseigenschaften ergeben.[1] So ist zum Beispiel der Einfluss der Massetransportmechanismen auf die Brennrate auf nanoskopischer Ebene nicht so groß wie auf mikroskopischer Ebene, wodurch die Reaktionsfreudigkeit von Nanothermit wesentlich größer ist als die von traditionellem, durch Mischung von mikrometergroßen Komponenten hergestelltem Thermit.[2]

Typen

Es gibt viele thermodynamisch stabile Oxidator-Reduktionsmittel-Kombinationen. Allerdings wurden bisher nur eine Handvoll erforscht. Einige von ihnen sind:

Von Seiten militärischer Forschung wurden den Kombinationen Aluminum/Molybdänoxid, Aluminium/Teflon und Aluminium/Kupferoxid beträchtliche Aufmerksamkeit gewidmet.[2] Andere getestete Verbindungen basierten auf nanoskopischem RDX sowie auf thermoplastischen Elastomeren. PTFE (Teflon) oder andere Fluorpolymere können als Bindemittel des Gemischs verwendet werden. Seine Reaktion mit dem Aluminium fügt der Reaktion Energie hinzu[3], ähnliches lässt sich auch bei einer Magnesium/Teflon/Viton-Kombination beobachten. Von den hier gelisteten Kombinationen ist Al/KMnO4 von der höchsten Reaktivität, gefolgt von den Kombinationen Al/MoO3 und Al/CuO mit einer um ca. zwei Größenordnungen geringeren Reaktivität. Noch deutlicher dahinter folgt Al/Fe2O3.[4]

Ähnliche, aber nicht identische Systeme sind nanolaminierte pyrotechnische Gemische (nano-laminated pyrotechnic compositions), diese werden auch als energetische Nanogemische (energetic nanocomposites) bezeichnet. In solchen Systemen liegen Oxidator und Reduktionsmittel nicht zwangsläufig in Form winziger Partikel vor, sondern bestehen aus dünnen Schichten, die alternierend angeordnet werden. So kann zum Beispiel eine energetische Multischichtstruktur mit einem energetischen Verstärker-Material verkleidet werden.

Durch Auswahl der Materialien (beinahe alle Metalle eignen sich) und Auswahl der Schichtgrößen können die funktionalen Eigenschaften einer solchen Mehrlagenstruktur gezielt eingestellt werden. Das umfasst die Geschwindigkeit der Reaktionsfront, die Entzündungstemperatur und die Energieabgabe der zu erwartenden Reaktion noch unreagierter Schichten.[5]

Produktion

Nanopartikel können mittels Sprühtrocknung aus einer Lösung gewonnen werden, unlösliche Nanopartikel können mittels Pyrolyse aus geeigneten Ausgangsstoffen erzeugt werden. Das Vermischen der Materialien kann sowohl in einem Sol-Gel-Prozess als auch durch konventionelles Nassmischen und Pressen erfolgen.

Des Weiteren ist die dynamische Gasphasenkondensation (dynamic gas-phase condensation) eine Möglichkeit, nanoskaliges (UFG – ultra fine grain) Aluminium herzustellen – eine Hauptkomponente der meisten Nanothermite. Diese Methode wurde von Wayne Danen und Steve Son am Los Alamos National Laboratory entwickelt. Die Indian Head Division des Naval Surface Warfare Center verwendet eine Variante dieser Methode.

Die wesentliche Anforderung an jeden Produktionsprozess ist die Fähigkeit, Partikel in der Größe einiger dutzend Nanometer herstellen zu können, ohne dabei eine zu große Varianz in der Partikelgröße zuzulassen. Im Jahre 2002 erforderte es (noch) einen beträchtlichen Aufwand, nanoskaliges Aluminium herzustellen. Kommerzielle Hersteller waren demnach kaum verfügbar.[2]

Nanolaminierte pyrotechnische Gemische (energetic nanocomposites) variabler Dichte können unter Anwendung des Sol-Gel-Prozesses hergestellt werden - eine Methodik, die auf Randall Simpson, Alexander Gash und andere Forscher am Lawrence Livermore National Laboratory zurückgeht. Die superkritsche Extraktion ermöglicht die Herstellung von hochporösen und sehr gleichförmigen Produkten.[2]

Entzündung

Nanothermit lässt sich leichter entzünden als traditionelles Thermit. In manchen Fällen kann eine Zündung via Nichrome-Bridgewire erfolgen, andere Gemische lassen sich durch Flamme oder Laserpuls entzünden. Die Temperatur im Reaktionsgebiet kann 2700°C übersteigen.[5]

Anwendungen

Metastabile intermolekulare Gemische (MICs) werden hauptsächlich auf eine mögliche militärische Verwendbarkeit hin untersucht (Treibmittel, Explosivstoffe, Pyrotechnik). Aufgrund seiner deutlich erhöhten Reaktionsrate im Vergleich mit herkömmlichen Thermit wird Nanothermit auf seine Verwendung als möglicher Ausgangsstoff zur Herstellung neuer, explosiverer Bombentypen hin erforscht[6], darunter sind auch Aerosolbomben. Die Erforschung nanoskopischer Materialien im Fokus militärischer Anwendungen begann ungefähr 1990.[2]

MICs werden als mögliche Nachfolger bleihaltiger (Bleistyphnat, Bleiazid) Anzündhütchen und elektrischer Zünder gehandelt. Hierbei bieten sich Al/Bi2O3-Gemische an, optional kann PETN (Nitropenta) zugemischt werden.[7][8] Des Weiteren können die Eigenschaften konventioneller Explosivstoffe durch die Zugabe von MICs verändert werden.[9] So wird beispielsweise Aluminiumpulver Explosivstoffen zur Steigerung ihrer Energieausbeute beigemischt, eine Hinzugabe von MICs in das Aluminiumpulver erhöht darüber hinaus die Brennrate des Materials.[10]

Gefahren

Nanothermit ist ein Gefahrenstoff, da seine Reaktion extrem hohe Temperaturen verursacht und zudem eine einmal eingeleitete Reaktion kaum zu stoppen ist. Zudem spielt bei Nanothermit die Zusammensetzung und Formgebung der Substanz eine entscheidende Rolle, da diese die Verbrennungseigenschaften maßgeblich beeinflussen.[5]

Eine Thermitreaktion emittiert gefährliches ultraviolettes Licht (UV-Licht), weswegen die Reaktion nicht direkt mit dem ungeschützten Auge betrachtet werden darf.

Angebliche Verwendung am 11. September 2001 und Zweifel an der Existenz von Nanothermit

Hauptartikel: Verschwörungstheorien zum 11. September 2001

Der Phyiker Steven Jones untersuchte – zusammen mit anderen Wissenschaftlern – Proben des Staubs des am 11. September 2001 zerstörten World Trade Centers. Diese Untersuchungen mündeten in der Veröffentlichung einer Publikation[11], in welcher die Autoren die Behauptung aufstellen, dass sie im Staub des World Trade Centers Rückstände von unreagiertem Nanothermit gefunden haben. Bereits während der Entstehung der Arbeit nahm sich die BBC den Thesen Steven Jones' an und produzierte eine Dokumentation, in deren Verlauf Mark Loizeaux (Präsident von Controlled Demolition, Inc.) während eines Interviews die Thesen von Steven Jones zu entkräften versuchte, indem er die Existenz von Nanothermit anzweifelte und es als nichtexistente Technologie aus einem Phantasiereich bezeichnete.[12]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Effect of Al particle size on the thermal degradation of Al/teflon mixtures.
  2. a b c d e James S. Murday: The Coming Revolution: Science and Technology of Nanoscale Structures. In: AMPTIAC Quarterly. 6. Jahrgang, Nr. 1, 2002 (p2pays.org [PDF; abgerufen am 8. Juli 2009]).
  3. 2002 Assessment of the Office of Naval Research's Air and Surface Weapons Technology Program, Naval Studies Board (NSB)
  4. Reaction Kinetics and Thermodynamics of Nanothermite Propellants
  5. a b c (WO/2005/016850) Nano-laminate-based Ignitors
  6. John Gartner: Military Reloads with Nanotech. In: MIT Technology Review. 21. Januar 2005 (technologyreview.com [abgerufen am 3. Mai 2009]).
  7. Metastable Intermolecular Composites (MIC) for Small Caliber Cartridges and Cartridge Actuated Devices (PDF)
  8. Pyrotechnic Literature Series - Kosanke - Part 7
  9. Los Alamos National Lab -- Chemistry Division Capabilities
  10. Aluminum Burn Rate Modifiers Based on Reactive Nanocomposite Powders (PDF)
  11. Niels H. Harrit et al.: Active Thermitic Material Discovered in Dust from the 9/11 World Trade Center Catastrophe (April 2009, pdf) (9,9 MB)
  12. Mike Rudin, Christoph Röckerath: Das Geheimnis des dritten Turmes, ZDF-History, 7. September 2008 @ 34:10