Kernkraftwerk Ringhals

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Kernkraftwerk Ringhals
Kernkraftwerk Ringhals, Block 3 und 4
Kernkraftwerk Ringhals, Block 3 und 4
Kernkraftwerk Ringhals, Block 3 und 4
Lage
Kernkraftwerk Ringhals (Schweden)
Kernkraftwerk Ringhals (Schweden)
Koordinaten 57° 15′ 40″ N, 12° 6′ 30″ OKoordinaten: 57° 15′ 40″ N, 12° 6′ 30″ O
Land Schweden
Daten
Eigentümer Ringhals AB
Betreiber Ringhals AB
Projektbeginn 1968
Kommerzieller Betrieb 1. Jan. 1976

Aktive Reaktoren

4
Eingespeiste Energie im Jahr 2006 27.021 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 609.769 GWh
Stand 25. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Ringhals mit vier Reaktorblöcken, einer davon ein Siedewasserreaktor und drei Druckwasserreaktoren, liegt in der Gemeinde Varberg, in der südschwedischen Provinz Hallands län.

Das Kernkraftwerk liegt auf der Värö-Halbinsel (schwedisch: Väröhalvön) ca. 60 km südlich von Göteborg. Mit einer installierten Gesamtleistung von 3560 MW ist es das leistungsstärkste schwedische Kernkraftwerk und erzeugt ca. 24 TWh Strom im Jahr, was 20 % des schwedischen Stromverbrauchs entspricht.

Im Kernkraftwerk Ringhals sind über 1000 Personen beschäftigt. Betreiber des Kraftwerks ist die Ringhals AB, die zu 70,4 % zu Vattenfall und zu 29,6 % zu Uniper gehört. Der Betreiber gab bekannt, Block 1 2019[veraltet] und Block 2 vorzeitig 2020[veraltet] stillzulegen (zuvor war 2025 geplant).[1]

Zwischenfälle

Störfall 2006

Kurz nach Mitternacht am 14. November 2006 kam es zu einem Störfall in Block 3 des Kernkraftwerks, als in einem der zwei Haupttransformatoren ein Feuer ausbrach und er danach explodierte. Der Reaktor wurde schnell heruntergefahren und laut Behördenangaben wurde keine Radioaktivität freigesetzt.[2] Block 3 wurde ab 1972 gebaut, ging 1981 in Betrieb und hat eine Leistung von 915 MW.

Kernkraftwerk Ringhals, Block 1 (Siedewasserreaktor, im Hintergrund) und 2 (Druckwasserreaktor)

Betrieb unter Auflagen und behördlicher Aufsicht

Am 8. Juli 2009 meldete die schwedische Atomaufsichtsbehörde SSM, dass im ersten Halbjahr bereits 60 Zwischenfälle in dem Kraftwerk gemeldet wurden. Zwei seien in der höchsten von drei Gefahrenkategorien eingestuft worden. Sicherheitsmängel, die von der Behörde seit 2005 beanstandet wurden, seien von dem Betreiber bis diesem Zeitpunkt nicht behoben worden. Die Behörde äußerte grundsätzliche Bedenken an dem notwendigen Sicherheitsbewusstsein in Teilen des Konzerns. SSM stellt das Kraftwerk unter verschärfte Aufsicht. Vattenfall muss besondere Auflagen erfüllen, unter anderem besteht eine regelmäßig Berichtspflicht. Der Reaktorblock 1, der zu diesem Zeitpunkt gewartet wurde, darf vorerst nicht wieder angefahren werden.[3][4]

Außerbetriebnahme wegen gravierender Sicherheitsmängel

Am 19. September 2011 meldeten Medien, dass im August 2011 im Rahmen von Sanierungsarbeiten von Reaktor 2 nach dem letzten Brand (Frühjahr 2011) Reste von Arbeitsmaterial in den Rohrleitungen des Notkühlsystems gefunden wurden. Arbeiter hatten diese dort in den 80er Jahren bei Schweißarbeiten zurückgelassen. Dem Kraftwerksbetreiber war dieser Mangel 30 Jahre lang nicht aufgefallen. Aufgrund dessen wurden alle 4 Reaktoren des Kraftwerks mit sofortiger Wirkung stillgelegt. Auch in Reaktor 4 fand man daraufhin bei der Inspektion einen Dichtungsring innerhalb des Notkühlsystems. Die Stilllegung gilt, bis der Betreiber die Mängel abgestellt hat und erklären kann, wie es zu diesem langjährigen Sicherheitsrisiko kommen konnte.[5] Am 13. November 2011 meldeten Medien, dass bei Servicearbeiten im Frühjahr in Reaktor 2 ein Staubsauger vergessen wurde. Ein Kurzschluss in diesem verursachte beim Testanlauf des Reaktors einen Brand. Die Reinigungsarbeiten werden voraussichtlich im Dezember 2011 abgeschlossen sein.[6]

Sprengstoff-Fund bei Routinekontrolle

Bei einer Routinekontrolle wurde am 20. Juni 2012 auf einem Gabelstapler, der in den innersten Sicherheitsbereich fahren sollte, "ziviler Sprengstoff" (ein faustgroßes Stück Sprengteig) gefunden. Daraufhin wurde eine Suche gestartet und die Alarmbereitschaft in diesem und den anderen beiden schwedischen Atomkraftwerken um eine Stufe erhöht.[7][8]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Ringhals hat insgesamt vier Blöcke:

Reaktorblock[9] Reaktortyp Nettoleistung Bruttoleistung Baubeginn Netzsynchronisation Kommerzieller Betrieb Abschaltung[10]
Ringhals - 1 Siedewasserreaktor 855 MW 887 MW 01.02.1969 14.10.1974 01.01.1976 2020 geplant[11] [veraltet]
Ringhals - 2 Druckwasserreaktor 867 MW 917 MW 01.10.1970 17.08.1974 01.05.1975 2019 geplant[12] [veraltet]
Ringhals - 3 Druckwasserreaktor 985 MW 1037 MW 01.09.1972 07.09.1980 09.09.1981 (ca. 2040)
Ringhals - 4 Druckwasserreaktor 953 MW 979 MW 01.11.1973 23.06.1982 21.11.1983 (ca. 2040)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Decommissioning dates set for Ringhals 1 und 2 16. Oktober 2015
  2. Meldung auf DN.se (schwedisch)
  3. Spiegel Online: Behörde stellt Vattenfall-Atomkraftwerk unter schärfere Kontrolle
  4. Financial Times Deutschland: Ohrfeige aus Stockholm für Vattenfall (Memento vom 4. August 2012 im Webarchiv archive.today)
  5. TAZ online, 19. September 2011
  6. SVT
  7. Sprengstoff auf AKW-Gelände entdeckt Süddeutsche (20. Juni 2012)
  8. Sprengstoff im Gabelstapler taz (22. Juni 2012)
  9. Power Reactor Information System der IAEA: „Sweden, Kingdom of Power Reactors“ (englisch)
  10. Vattenfall ändert die Direktiven für die Betriebszeiten von Ringhals 1 und 2 Vattenfall Homepage (englisch; 28. April 2015)
  11. Avveckling av Ringhals 1 och 2 Vattenfall Homepage (schwedisch)
  12. Avveckling av Ringhals 1 och 2 Vattenfall Homepage (schwedisch)