Kapelle auf dem Alten Friedhof (Springe)
Die Kapelle auf dem Alten Friedhof der Stadt Springe am Deister[1] ist ein denkmalgeschützter Sakralbau[2] aus den 1930er Jahren.[1] An den Außenwänden der Friedhofskapelle an der Völksener Straße wurden – gleichsam als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt – Tafeln mit den Namen von den mehr als 300 Springer Bürgern installiert, die in den 1940er Jahren dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer fielen.[3]
Geschichte und Beschreibung
Die Friedhofskapelle wurde auf einem der Kirchengemeinde der Andreaskirche gehörenden Baugrundstück errichtet. Die für den Bau notwendigen Gelder kamen nicht zuletzt durch eine bedeutende Spende des Pastors Fritz Schmedes zusammen. In der Folge wurde das Gebäude 1937 im Auftrag der Stadt Springe unter Bürgermeister Fritz Jürges nach Plänen des Konsistorialbaumeisters Friedrich Fischer unter der Bauleitung von Otto Dellemann errichtet, ausgeführt durch den Maurermeister Heinrich Borcherding.[1]
In den Eisenstuhl der Kapelle wurde eine von dem Glockengießer Johann Heinrich Christoph Weidemann umgegossene Glocke eingebracht.[1]
Zudem wurde eine Orgel in dem Gebäude untergebracht.[1]
1995 wurden dank der Arbeit des Springer Heimatforschers Heinrich Kalisch die Namen von schließlich 343 Bürgern der alten Stadt Springe ermittelt, deren Leben in Folge des Zweiten Weltkrieges ausgelöscht wurden. Nach eigenen Recherchen, rund 1000 Briefen und Besuchen bei Verwandten und Bekannten der Verstorbenen konnte Kalisch seine 1995 erschienene Zusammenfassung mit den Namen, Geburts- und Sterbedaten und dem letzten Wohnsitz der so ums Leben Gekommenen veröffentlichen. Zudem sorgte Kalisch,[3] der für seine Arbeiten als „Gedächtnis von Springe“ mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde,[4] für eine nachhaltige Mahnung für den Frieden: Durch sein Engagement gingen insgesamt 356 Spenden ein, mit denen die im Jahr 1998 an der Friedhofskapelle angebrachten Namenstafeln mit den in Kriegshandlungen, in Gefangenschaft oder in Konzentrationslagern Umgekommenen finanziert wurden.[3]
Siehe auch
Literatur
- Heinrich Kalisch: Die Kriegstoten. Namen und Schicksale der in den Kriegen 1870/71, 1914/18 und 1939/45 umgekommenen Springer Bürger. Springe: Museumsverein, 1995
- Hans Heinrich Seedorf: 179. Bericht: Zur Einweihung der Namenstafeln von 334 Opfern des 2. Weltkrieges aus der Kernstadt Springe am 1. November 1998… In: Heinrich Kalisch, Hans Heinrich Seedorf: Zeitzeugengeschichte von Springe. 1925 bis 1956. Vorkriegszeit, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit. Ereignisse und Geschichten in und aus der alten Stadt. Springe: Förderverein für die Stadtgeschichte von Springe, 2001, ISBN 978-3-00-008648-9 und ISBN 3-00-008648-X, S. 210f. u.ö.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Eberhard Jäger: Kapelle auf dem alten Friedhof, in ders.: Die Orgeln des ehemaligen Kreises Springe. Ein Beitrag zur Geschichte vom Wandel des Klangideals. Mit einem Anhang: Die Glocken des ehemaligen Kreises Springe ( = Norddeutsche Orgeln, Bd. 9), Berlin: Pape, 1975, ISBN 978-3-921140-13-0 und ISBN 3-921140-13-7, S. 133; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- ↑ Gerd Weiß, Walter Wulf (Red.), Henner Hannig (Bearb.): Bahnhofstraße 50 In: Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen. Band 13.1: Landkreis Hannover. Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1988, ISBN 3-528-06207-X, S. 152 f., 269–272; sowie Eldagsen/Stadt Springe. S. 161, v. a. S. 285, 309; Digitalisat über die Universitätsbibliothek Heidelberg
- ↑ a b c Hans Heinrich Seedorf: 179. Bericht: Zur Einweihung der Namenstafeln von 334 Opfern des 2. Weltkrieges aus der Kernstadt Springe am 1. November 1998 ..., in Heinrich Kalisch, Hans Heinrich Seedorf: Zeitzeugengeschichte von Springe. 1925 bis 1956. Vorkriegszeit, Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit. Ereignisse und Geschichten in und aus der alten Stadt, Springe: Förderverein für die Stadtgeschichte von Springe, 2001, ISBN 978-3-00-008648-9 und ISBN 3-00-008648-X, S. 210f. u.ö.
- ↑ o. V.: Kalisch, Heinrich in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich ( des vom 26. Oktober 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in der Version vom 21. August 2021, zuletzt abgerufen am 28. Juli 2021
Koordinaten: 52° 12′ 40″ N, 9° 33′ 35″ O