Lucien Deprijck

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Lucien Deprijck (* 1960 in Köln) ist ein belgischer deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer.

Leben

Lucien Deprijck wurde 1960 in Köln geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Er studierte an der Universität zu Köln Germanistik, Anglistik und Philosophie. Für seine literarische Arbeit wählte er anstatt seines bürgerlichen Namens Depryck dessen ursprüngliche flämische Schreibweise Deprijck. Von 2003 bis 2016 war er Mitglied der Kölner Autorenwerkstatt. Er ist Autor von Romanen und Erzählungen sowie Übersetzer englischer und amerikanischer Literatur. Unter anderem übertrug er Texte von Mark Twain, Stephen Crane, Robert Louis Stevenson und Fanny Stevenson ins Deutsche.

Lucien Deprijck ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitet als Dozent, Autor und Übersetzer. Er lebte lange Zeit in Köln und wohnt derzeit in Bad Aibling.

Die Inseln, auf denen ich strande

Das im Frühjahr 2012 erschienene Die Inseln, auf denen ich strande ist Deprijcks erste literarische Veröffentlichung, die eine breite Rezeption in der Öffentlichkeit erfahren hat. Sie besteht aus achtzehn Geschichten, in denen jeweils ein Ich-Erzähler unter sehr verschiedenen Umständen auf sehr verschiedenen Inseln strandet. Die erste, kürzeste Geschichte umfasst nur wenige Sätze und spielt auf einem blanken Felsenriff, auf dem der Erzähler nach wenigen Tagen verhungert. In anderen, zehn und mehr Seiten langen Geschichten, geht es unter anderem um die Erforschung der jeweiligen Insel, die Nahrungssuche, die Konfrontation mit anderen Gestrandeten oder Möglichkeiten, den Ort zu verlassen. Ein Erzähler strandet auf Mallorca und wird im nahen Hotel zur Touristenattraktion, einem gelingt es, ein ebenfalls gestrandetes kleines Mädchen zu retten. Jede Geschichte bietet eine eigene Variation des Themas und unterscheidet sich von den anderen in der Art der Insel, dem Blickwinkel des Erzählers, der Gefährlichkeit der Situation etc.

Rezeption

In Zeitungen wie im Internet erschienen zahlreiche Rezensionen des Buches:

„Deprijcks Buch enthält Variationen eines literarischen Topos, die es dem Autor erlauben, nicht nur eine Insel und das Erleben des oder der Gestrandeten zu erfinden, sondern das Thema in höchst abwechslungsreicher Form durchzuspielen.“ (Bayern 2, 17. April 2012)[1]

„Die Inseln, die vom tropischen Paradies bis hin zum kargen kleinen Felsen reichen, sind genauso variantenreich wie die Situationen und die Strandenden selbst.“ (Hafencity-Zeitung Hamburg, 16. April 2012)[2]

„Alpträume, Abenteuer, Absurditäten. Schöner stranden kann man nicht.“ (ZDF, Das Blaue Sofa, Sendung vom 30. März 2012)[3]

„Das ganze wunderschön gestaltete Buch ist auch ein Spiel mit Zahlen und Zeiten, eine geheimnisvoll verschachtelte Komposition aus bildmächtigen Texten, die in den ebenso kunstvollen feinen Illustrationen von Christian Schneider kongenial gespiegelt sind.“ (Deutschlandradio Kultur, 25. April 2012)[4]

Ein letzter Tag Unendlichkeit

Der Roman ist im Frühjahr 2015 erschienen und behandelt einen Tag des Aufenthalts Friedrich Gottlieb Klopstocks in Zürich. Am 30. Juli 1750 organisierten einige junge Züricher Gelehrte und Freunde Klopstocks ihm zu Ehren eine Lustfahrt auf dem Zürichsee. Entgegen den strengen Sitten der Zeit wurde dabei zwischen den Damen und Herren ein Partnertausch für die Dauer der Reise inszeniert. Klopstock trug aus seinem Messias vor, der das Publikum in seiner Empfindsamkeit tief bewegte, und verliebte sich in die erst siebzehnjährige Anna Maria Schinz. Klopstock verarbeitete die Erlebnisse später in einer seiner berühmtesten Oden, Der Zürchersee. Die Ereignisse sind durch zahlreiche Briefe der Teilnehmer dokumentiert, worauf Deprijck die Darstellung aufbaut. Vom Autor hinzu erfundene Aspekte sind im Nachwort ausgewiesen. Sprachlich bewegt sich der Roman zwischen einer Annäherung an den Ausdruck der Zeit und einer gemäßigten Modernisierung. Die Handlung ist aus wechselnden Perspektiven dargestellt, unter anderem Klopstocks, Schinz, Bodmers und Hirzels.

Veröffentlichungen

Einzelveröffentlichungen

Artikel und Beiträge

  • Fasziniert vom Dämonischen, Bösen, Obskuren – Zum 100. Todestag von Robert Louis Stevenson in Die Welt, 1994
  • Jahrhundertsommer (Erzählung), in: styx 96, Band 1, Augsburg, 1997
  • Hemingways Vorläufer. Das kurze, aufregende Schriftstellerleben des Stephen Crane, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Beilage Bilder und Zeiten, 1999
  • Futureworld (Erzählung), in der Anthologie Zukunftsangst – Zukunftshoffnung: Preisträger (Prosa) im Literaturwettbewerb des FDB Düsseldorf, 2000
  • Ruth (Gedicht), in: Fliegende Literatur Blätter, Wiesenburg Verlag, Schweinfurt, 2003
  • Nachwort zum Robert Louis Stevenson-Band Meistererzählungen, Diogenes Verlag, Zürich, 2003
  • Lyrik und Prosa in der Anthologie Wortissimo des Literaturkreises ERA, Ratingen, 2006
  • Leitung in die Zukunft (Erzählung), in: Reinschrift Band 2, Kölner Anthologie, Herausgegeben und mit einem Vorwort von Lucien Deprijck, Van Aaken Verlag, Köln, 2007 ISBN 978-3-938244-07-4
  • Lena und das Lesen (Erzählung), in: Luna, Köln, 2008
  • Drei Erzählungen in der Anthologie Salto wortale des Literaturkreises ERA, Ratingen, 2008
  • Gedichte in der Anthologie Liebeslänglich (Liebesgedichte) im Van Aaken Verlag, 2010

Übersetzungen

  • Stephen Crane: Eine Einbildung in Rot und Weiß, in „Der Rabe“ Nr. 65, Zweitausendeins, 2007.
  • Mark Twains Kriegsgebet in: Mark Twain, Kannibalismus im Zug und andere Erzählungen, Zweitausendeins, 2010.
  • Fanny und Robert Louis Stevenson: Südseejahre. Eine ungewöhnliche Ehe in Tagebüchern und Briefen. Mare Verlag, Hamburg, 2011 ISBN 978-3-86648-152-7.
  • Stephen Crane: Das offene Boot und andere Erzählungen. Mare, Hamburg 2016, ISBN 978-3-86648-263-0.
  • Robert Louis Stevenson: Der Pavillon in den Dünen. Mare, Hamburg 2018 ISBN 978-3-86648-295-1.

Radio

  • Campus Radio, Köln: Erzählung Hinter den Bergen, auf der anderen Seite, September 2005
  • Radio Neandertal, Literaturzeit, 18. Januar 2006
  • Radio Köln, J-Box: Texte und Talk zum Thema Zeitreise, 4. Januar 2007
  • SWR2 Feature am Sonntag. Sendung zum Thema Erst das Risiko, dann das Schreiben? Krise und Gefahr als Quelle der literarischen Inspiration. Im Interview (in Sachen Stephen Crane) mit dem Autor der Sendung Michael Reitz. 1. April 2007
  • Radio Köln, Die Funkende Schatulle mit einem Special zur Lesereihe LiteRaten & Gewinnen, 10. Dezember 2008

Einzelnachweise

  1. br.de (Memento vom 11. Mai 2012 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt Seitenaufruf am 2. Mai 2012
  2. http://www.klessmann.net/?p=1931@1@2Vorlage:Toter Link/www.klessmann.net (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Seitenaufruf 2. Mai 2012
  3. Video Das Blaue Sofa: Zwei weitere Titel aus der Sendung (30. März 2012) in der ZDFmediathek, abgerufen am 2. Mai 2012. (offline)
  4. http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1738573/ Seitenaufruf 2. Mai 2012