Großsteingrab Nettgau
Großsteingrab Nettgau | ||
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Das Großsteingrab Nettgau | ||
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Koordinaten | 52° 39′ 38,4″ N, 10° 54′ 23,2″ O | |
Ort | Jübar OT Nettgau, Sachsen-Anhalt, Deutschland | |
Entstehung | 3700 bis 3350 v. Chr. |
Das Großsteingrab Nettgau ist eine megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Tiefstichkeramikkultur bei Nettgau, einem Ortsteil von Jübar im Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt.
Lage
Die Anlage befindet sich 2 km nördlich von Nettgau auf einem Feld, direkt an der Gemarkungsgrenze zu Gladdenstedt.
Forschungsgeschichte
Das Grab wurde erstmals 1843 durch Johann Friedrich Danneil beschrieben. In den 1890er Jahren führten Eduard Krause und Otto Schoetensack eine erneute Aufnahme der Großsteingräber der Altmark durch. 2003–04 erfolgte eine weitere Aufnahme und Vermessung aller noch existierenden Großsteingräber der Altmark als Gemeinschaftsprojekt des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, des Johann-Friedrich-Danneil-Museums Salzwedel und des Vereins „Junge Archäologen der Altmark“.[1]
Beschreibung
Das Grab gehört zum Typ der Großdolmen. Der Grabhügel ist unregelmäßig oval. Eine Grabeinfassung konnte bereits Johann Friedrich Danneil bei seinen Untersuchungen im Jahr 1843 nicht mehr ausmachen. Möglicherweise könnten aber zwei südlich der Grabkammer gelegene Steine ursprünglich zu einer Einfassung gehören. Die Grabkammer ist ostnordost-westsüdwestlich orientiert. Sie bestand ursprünglich aus elf Tragsteinen, die alle erhalten sind, sowie aus wahrscheinlich vier Decksteinen, von denen drei erhalten sind. Einer der Decksteine ist in die Grabkammer verstürzt. Dort liegt auch der nur in Fragmenten erhaltene dritte Stein. Ein weiteres Fragment liegt außerhalb der Kammer. Der größte Deckstein misst 2,5 m × 1,9 m × 0,8 m. Die Grabkammer ist rechteckig und besitzt die Innenmaße 5,3 m × 1,5 m, ihre Höhe beträgt 0,8 m.[2]
Das Großsteingrab Nettgau in regionalen Sagen
In der Altmark existiert eine regionale Sage, die auf das Grab Bezug nimmt. Neben dem Grab stand einst ein Stein, der als „Hexenstein“ bekannt war. Die Sage berichtet, dass ein Imker und sein Sohn mit ihrem Gespann am Hexenstein vorbeikamen, als plötzlich das Pferd stehen blieb und nicht mehr weiter wollte. Erstaunt stellten sie fest, dass es ein Fohlen bekam. Plötzlich schlug es jedoch aus und traf den Jungen tödlich am Kopf. Zum Gedenken ließ der Imker daraufhin den Huf eines Pferdes und eines Fohlens sowie ein Kreuz in den Stein meißeln. Dieser Stein scheint allerdings bereits seit langem verschwunden zu sein, denn bereits Danneil fand ihn 1843 nicht mehr vor.[3]
Siehe auch
Literatur
- Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 1). Wilkau-Haßlau 1991, S. 52.
- Wilhelm Blasius: Die megalithischen Grabdenkmäler im westlichen Theile des Kreises Salzwedel in der Altmark. In: 13. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig für die Vereinsjahre 1901/1902 und 1902/1903. 1904, S. 50–51 (Online).
- Wilhelm Blasius: Führer zu den megalithischen Grabdenkmälern im westlichen Teile des Kreises Salzwedel. In: Einunddreißigster Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. Heft 2, 1904, S. 96 (PDF; 8,1 MB).
- Hartmut Bock, Barbara Fritsch, Lothar Mittag: Großsteingräber der Altmark. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2006, ISBN 3-939414-03-4, S. 138–140.
- Johann Friedrich Danneil: Specielle Nachweisung der Hünengräber in der Altmark. In: Sechster Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. 1843, S. 106 (PDF; 5,5 MB).
- Eduard Krause, Otto Schoetensack: Die megalithischen Gräber (Steinkammergräber) Deutschlands. I.: Altmark. In: Zeitschrift für Ethnologie. Bd. 25, 1893, S. 149/Nr. 98, Taf. VI/98, VII/98 (PDF; 39,0 MB).
- Lehrerverband der Altmark (Hrsg.): Altmärkischer Sagenschatz. Leipzig/Berlin 1908, S. 151.
- Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 88–89.
- Britta Schulze-Thulin: Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt • Thüringen • Sachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, ISBN 978-3-89812-428-7, S. 48.
Weblinks
- The Megalithic Portal: Nettgau Steingrab
- grosssteingraeber.de: Das Großsteingrab Nettgau bei Salzwedel
- tw.strahlen.org: Großsteingrab „Nettgau“, Gladdenstedt bei Nettgau, südwestlich von Salzwedel, Altmark