Handley Page Hastings

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Handley Page Hastings
Handley Page Hastings auf Christmas Island 1956
Eine Hastings auf Christmas Island, 1956
Typ Transportflugzeug
Entwurfsland

Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Hersteller Handley Page
Erstflug 7. Mai 1946
Indienststellung 1948
Stückzahl 151

Die Handley Page H.P.67 Hastings war ein viermotoriges Transportflugzeug der britischen Handley Page Aircraft Company. Der Tiefdecker mit einziehbarem Spornradfahrwerk und Druckkabine war zu ihrer Zeit das größte speziell für die Royal Air Force konstruierte Transportflugzeug und löste die Avro York als Standard-Langstreckentransporter ab. Vier der 151 gebauten Maschinen erhielt die Royal New Zealand Air Force.

Geschichte

Prototyp

Nach dem Erstflug des ersten Prototyps am 7. Mai 1946 sowie eines weiteren ein halbes Jahr später wurden in den folgenden Jahren vom RAF Transport Command insgesamt 143 Maschinen übernommen. Die Indienststellung dieser Flugzeuge erfolgte noch rechtzeitig vor Beginn der Berliner Luftbrücke im Juni 1948, die bis Mai 1949 andauern sollte.

Der erste Verband war ab 1948 die 47. Squadron in RAF Dishforth. Hastings waren bei elf Staffeln des Transport Commands und einer im Bereich des RAF Coastal Commands im Einsatz. Sie dienten auch bei der Middle und der Far East Air Force. Neben der 47. Staffel waren die 24., 36., 47., 48., 53., 70., 99., 114., 116., 202., 297. und 511. Squadron mit der Transportversion ausgerüstet. Hinzu kamen diverse Schul- und Umschuleinheiten. Das Royal Aircraft Establishment nutzte Hastings zur Wetterforschung.

Bis zu ihrer Ablösung durch die Lockheed Hercules 1967/68 standen die Hastings beim Transport Command im Einsatz. Einige wenige Flugzeuge standen bei der No. 90 Group des Strike Command noch länger im Dienst.

Die letzte Hastings T.Mk.5 wurde am 30. Juli 1977 bei Radar Flight der 230. Umschuleinheit in RAF Scampton außer Dienst gestellt.[1]

Die vier Maschinen der Royal New Zealand Air Force flogen bei der 41. und später bei der 40. Squadron.

H.P. Hastings, Exponat vor dem AlliiertenMuseum in Berlin
Hastings C2

Versionen

  • Hastings C.Mk.1: Basisversion; 94 Exemplare gebaut
  • Hastings C.Mk.1A: Die C.Mk.1 wurden später auf den C.Mk.2 Standard umgerüstet und als C.Mk.1A bezeichnet
  • Hastings Met.Mk.1: Version zur Wetterbeobachtung durch das Met Office; 16 umgebaute C.Mk.1
  • Hastings C.Mk.2: Die zweite Serie C.Mk.2 wurde ab 1950 in einer Stückzahl von 43 Maschinen mit stärkeren Triebwerken und einigen anderen Änderungen, insbesondere einem etwas tiefer gesetzten Leitwerk für eine verbesserte Aerodynamik, gebaut.
  • Hastings C.Mk.3: Version für die Royal New Zealand Air Force; 4 Exemplare gebaut
  • Hastings C.Mk.4: Vier Maschinen wurden mit einer VIP-Innenausstattung versehen als Typ C.Mk.4 eingesetzt.
  • Hastings T.Mk.5: Acht Hastings C.Mk.1 wurden 1959 durch Einbau von radargesteuerten Bombenzielgeräten und anderer Ausrüstung in Schulungsmaschinen T.Mk.5 umgebaut. Sie dienten zur Ausbildung von Besatzungen der Avro Vulcan.

Militärische Nutzung

Neuseeland Neuseeland
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Zwischenfälle

Von 1948 bis zur Außerdienststellung 1977 kam es mit Handley Page Hastings bei der Royal Air Force zu 33 Totalverlusten mit 114 Toten. Der einzige weitere Betreiber, die Royal New Zealand Air Force, verlor ein Flugzeug, jedoch ohne Todesopfer.[2] Beispiele:

  • Am 22. Juni 1953 stieg eine Handley Page Hastings C.2 der Royal Air Force (WJ335) gleich nach dem Abheben von der Luftwaffenbasis RAF Abingdon (England) sehr steil nach oben. In etwa 90 Metern Höhe kam es zum Strömungsabriss und das Flugzeug stürzte zu Boden. Alle 6 Besatzungsmitglieder wurden getötet. Das Flugzeug wurde zerstört. Bei der Unfalluntersuchung wurde festgestellt, dass die Ruderverriegelung für das Höhenruder nicht entfernt worden war.[5][6][7]
  • Am 9. Oktober 1953 kollidierte eine Handley Page Hastings C.1 der Royal Air Force (TG559) beim nächtlichen Anflug auf den Militärflugplatz RAF Abingdon (England) im Nebel mit dem Gelände. Eine Tragfläche grub sich in den Boden und brach ab. Das Flugzeug wurde irreparabel beschädigt. Alle Insassen überlebten den Unfall.[8][9][10]
  • Am 26. Juli 1955 wurde eine Handley Page Hastings C.2 der Royal Air Force (WJ341) im Anflug auf die Luftwaffenbasis RAF Abingdon (England) in den Boden geflogen. Beim Aufsetzen schwang die Maschine herum, wobei eine Tragfläche abriss. Alle drei Besatzungsmitglieder überlebten den Unfall. Das Flugzeug wurde zerstört.[11][12]
  • Am 9. April 1956 kam es zu einem Unfall einer Handley Page Hastings C.2 der Royal Air Force (WD483), die auf dem Weg von der britischen Militärbasis RAF Khormaksar in Aden (Südjemen) nach ʿAtaq war. Während der Landung auf dem Flughafen ʿAtaq kollabierte das Fahrwerk und das Flugzeug fing Feuer. Es kam nicht zu Personenschäden, das Flugzeug konnte jedoch nicht wieder repariert werden.[13]
  • Am 10. Oktober 1961 geriet eine Hastings C.2 der Royal Air Force (WD498) kurz nach dem Start von der Luftwaffenbasis RAF El Adem (Libyen) in eine sehr steile Steigfluglage, da der Sitz des Kommandanten nach hinten rutschte und dieser sich am Höhensteuer festhielt. Es kam zu Strömungsabriss, Absturz und Explosion. Von den 37 Insassen wurden 17 getötet.[14][15]
  • Am 6. Juli 1965 geriet eine Hastings C.1A der Royal Air Force (TG577) kurz nach dem Start von der Luftwaffenbasis RAF Abingdon in eine sehr steile Steigfluglage. Es kam zum Strömungsabriss und Kontrollverlust; die Maschine stürzte in ein Feld. Anscheinend kam es durch Materialermüdung zweier Höhenruderbolzen zur Überbelastung und zum Bruch der anderen beiden Bolzen. Alle 41 Personen an Bord kamen um, 6 Besatzungsmitglieder und 35 Fallschirmjäger. Es war der Unfall einer Hastings mit den meisten Todesopfern.[16][17][18]

Technische Daten

Kenngröße Daten
Besatzung 5–6
Passagiere 50
Länge 25,2 m
Spannweite 34,44 m
Höhe 6,9 m
Flügelfläche 130,8 m²
Flügelstreckung 9,1
Leermasse 18.910 kg
max. Startmasse 34.010 kg
Reisegeschwindigkeit ? km/h
Höchstgeschwindigkeit 560 km/h in 6.800 m
Dienstgipfelhöhe 8.140 m
Reichweite 5.246 km
Triebwerke 4 × Bristol Hercules Mk. 106 mit je 1.700 PS (1.250 kW)

Erhaltene Exemplare

Die Hastings T.Mk.5 mit der RAF-Seriennummer TG503 blieb erhalten und ist auf dem Freigelände des AlliiertenMuseums in Berlin ausgestellt[19]. Drei weitere Exemplare sind in britischen Museen und Teile eines weiteren Exemplars in Neuseeland ausgestellt.

Siehe auch

Literatur

  • C. H. Barnes: Handley Page Aircraft Since 1907. Putnam & Company Ltd., London 1987.
  • Donald C. Clayton: Handley Page. An Aircraft Album. Ian Allan Ltd., Shepperton 1969, ISBN 0-7110-0094-8.
  • Paul Jackson: The Hastings. Last of a Transport Line. In: Air Enthusiast 40 September/Dezember 1989, Tri-Service Press, Bromley, S. 1–7, 47–52.
  • AlliiertenMuseum (Hrsg.): Gelandet im Museum. Die Biographie der Hastings TG 503 | A Museum Landing. The Biography of the Hastings TG 503 | Atterisage dans un museé. La carrière du Hastings TG 503. (dreisprachig), Berlin 2003.
  • Alan W. Hall: Handley Page Hastings. Warpaint Series no. 62, Warpaint Books, Bletchley 2007.
Commons: Handley Page Hastings – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jackson, Paul. "The Hastings. Last of a Transport Line". In: Air Enthusiast 40, September-December 1989. Bromley, Kent:Tri-Service Press. pp. 1–7,47—52.
  2. Unfallstatistik HP Hastings, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 24. August 2017.
  3. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 87.
  4. Unfallbericht HP Hastings TG534, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 7. März 2019.
  5. Flugunfalldaten und -bericht HP Hastings WJ335 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 18. Dezember 2021.
  6. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 146.
  7. James J. Halley: Royal Air Force Aircraft WA100 to WZ999. Air-Britain (Historians), Tonbridge, 2003, ISBN 0 85130 321 8, S. 64.
  8. Flugunfalldaten und -bericht HP Hastings TG559 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 18. Dezember 2021.
  9. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 151.
  10. James J. Halley: Royal Air Force Aircraft SA100 to VZ999. Air-Britain (Historians), Tonbridge, 1985, ISBN 0 85130 136 3, S. 40.
  11. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 173.
  12. James J. Halley: Royal Air Force Aircraft WA100 to WZ999. Air-Britain (Historians), Tonbridge, 2003, ISBN 0 85130 321 8, S. 64.
  13. Flugunfalldaten und -bericht HP Hastings WD483 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 2. Januar 2022.
  14. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 206.
  15. Unfallbericht HP Hastings WD498, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 10. November 2017.
  16. James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 214.
  17. Unfallbericht HP Hastings TG577, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 10. November 2017.
  18. James J. Halley: Royal Air Force Aircraft SA100 to VZ999. Air-Britain (Historians), Tonbridge, 1985, ISBN 0 85130 136 3, S. 41.
  19. FliegerRevue Nr. 43 S. 6